Der Wandel Medellíns: Vom Drogenbaron zum Kulturzentrum

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Eisbaer
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Der Wandel Medellíns: Vom Drogenbaron zum Kulturzentrum

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Vom Pablo Escobars Museum zur Casa Cultural ‘La Otra Historia’

Am 9. April dieses Jahres, anlässlich des Día de las Víctimas del Conflicto Armado, kündigte die Sociedad de Activos Especiales (SAE) die Schaffung der Casa Cultural de “La Otra Historia” an. Diese kulturelle Einrichtung wird in dem Haus entstehen, in dem bis vor kurzem der ältere Bruder von Pablo Escobar, Roberto Escobar, alias “Osito”, lebte. Die Immobilie, die sich im Stadtteil El Poblado in Medellín befindet, wurde im März 2024 von den Behörden beschlagnahmt, da sie aufgrund von Geldwäsche als beschlagnahmt erklärt wurde.

Neben dem Haus erwarb die SAE auch die Fahrzeuge und einige persönliche Gegenstände des verstorbenen Drogenhändlers, mit denen “Osito” ein Museum eingerichtet hatte. Dieses Museum war zu einem beliebten Touristenziel für ausländische Besucher geworden. Nun soll das Haus zu einem Ort der Würdigung der Opfer werden, in dem ein neuer Diskurs gefördert wird, der auf Respekt und Solidarität basiert. Die SAE beabsichtigt, hier ein museales Zentrum für historisches Gedächtnis zu schaffen, in dem die Stimmen der Opfer gehört und geschätzt werden.

Das Ziel ist es, ein Museum zu schaffen, das sich auf den Kampf des Staates gegen illegale Wirtschaftsaktivitäten mit Schwerpunkt auf den Opfern des bewaffneten Konflikts und des Drogenhandels konzentriert. Dabei sollen Reflexion, Dokumentation und Museografie eine wichtige Rolle spielen. Akademiker und Experten sollen eingebunden werden, um die Erinnerung an die Opfer zu ehren und das historische Gedächtnis zu fördern.

Die Umwandlung des ehemaligen Pablo-Escobar-Museums in die Casa Cultural de “La Otra Historia” ist nicht nur ein Schritt zur Würdigung der Opfer, sondern auch ein Beitrag zur Versöhnung und zum historischen Gedächtnis der Stadt Medellín und des Landes insgesamt. Es ist ein mutiger Schritt, der die Vergangenheit umgestaltet und die Zukunft gestaltet.

Quellen: RCN Radio, El Colombiano und andere
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Eisbaer
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Der Wandel Medellíns: Vom Drogenbaron zum Kulturzentrum

Beitrag von Eisbaer »

Die Geschichte der Narcotours in Medellín, die die dunkle Vergangenheit des berüchtigten Drogenbarons Pablo Escobar ans Licht brachten, ist faszinierend und komplex. Hier sind die entscheidenden Ereignisse, die zu ihrem Ende führen:

1985 ließ Pablo Escobar das beeindruckende Edificio Mónaco errichten. Dieses luxuriöse Gebäude war mit Kunstwerken der größten Maler und Bildhauer wie Alejandro Obregón, Fernando Botero, Enrique Grau, Auguste Rodin und Rodrigo Arenas Berancourt ausgestattet. Das Gebäude verfügte über 12 unabhängige Wohnungen, 2 luxuriöses Penthäuser und einen bombensicheren Bunker. In diesem Gebäude lebte Pablo Escobar mit Familie, engen Vertrauten und Leibwächtern. Es wurde auf einem 5000 qm großem Grundstück errichtet. Auf den Parkplätzen befand sich die berühmte Sammlung von Luxusautos des Drogenhändlers, verteilt auf 34 Parkplätze. Das Gebäude verfügte außerdem über zwei Swimmingpools und einen Tennisplatz.

Am Morgen des 13. Januar 1988 zündete das Cali-Kartell 80 Kilogramm Dynamit in einem grauen Toyota-Geländewagen, der vor dem Eingang des Gebäudes geparkt war, um das Leben Escobars, seiner Frau und seiner Kinder zu beenden. Die Folgen waren die Zerstörung von Kunstwerken, leichte Schäden an einigen Autos der Sammlung und ein Gehörschaden bei Manuela Escobar. Dies war der Auslöser für den Krieg der Drogenkartelle in Kolumbien.

Nach Escobars Tod wurde das Edificio Mónaco zum Symbol seiner Macht und seines Reichtums. Der Bürgermeister von Medellín, Federico Gutiérrez beschloss nach vielen Jahren, das Edificio Mónaco zu sprengen. Diese spektakuläre Aktion dauerte nur 5 Sekunden und war der erste Schritt, um das Image von Medellín als Drogenstadt zu verändern.

Die Narcotours, die Touristen die Geschichte Escobars näher brachten, wurden zu einem umstrittenen Touristenziel. Während sie für einige ein lukratives Geschäft waren, empfanden sie viele Einheimische als störend. Die Stadtverwaltung versuchte, die Erinnerung an Escobar auszulöschen, indem sie physische Symbole wie das Edificio Mónaco entfernte. Wie schon berichtet wurde das Pablo Escobar Museum zwischenzeitlich auch geschlossen. Heute sind die Touren weniger eindrucksvoll, aber immer noch ein Anziehungspunkt für ausländische Besucher, die sich für das Tabu Pablo Escobar interessieren.

Insgesamt hat Medellín seit dem Tod Escobars vor 30 Jahren einen bemerkenswerten Wandel vollzogen. Die Stadt hat sich von ihrer dunklen Vergangenheit befreit und ist zu einem aufstrebenden Kulturzentrum geworden. Die Geschichte des Drogenhandels ist jedoch nach wie vor ein wichtiger Teil der Identität der Stadt und erinnert uns daran, wie tiefgreifend die Auswirkungen von Drogenhandel und Gewalt sein können.
Edificio Monaco 1986 und 1988
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