Liquidität des Immobilienmarkts in den Grosstädten ?

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coentros
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Liquidität des Immobilienmarkts in den Grosstädten ?

Beitrag von coentros »

⇒ Letzter Beitrag der vorhergehenden Seite:

@Eisbär: Du hast ja grosse Erfahrung. Soweit ich das daher beurteilen kann war Dein Investment in Apartestudios sicherlich sinnvoll und vorausschauend. Dein Hinweis mit der Familie/Verwandtschaft wäre zweifellos ein Thema für sich. Bei mir ist es auch nicht ganz einfach einfach, da der eine Teil ziemlich wohlhabend ist (estrato 6 mit dicken Autos :oops: ), der andere Teil eher in der MItte (rein finanziell betrachtet) liegt und noch ein dritter Teil darunter liegt. Es ist schlicht die ganze Bandbreite vorhanden.

Ein Bekannter in meiner Verwandtschaft investiert selber ebenfalls in kleinere vermietete Apartestudios oder Edificios mit kleinen Mietwohnungen. Seinem Tip folgend habe ich mir auch das eine oder andere Edificio angeschaut. Beispiel: estrato 3, gute Verkehrsanbindung, Läden/Lokale/Busse in Laufweite, vier Stockwerke mit je einer 3-Zi Wohnung (je 60 qm) und eigenem Eingang (Zugang über eine Wendeltreppe), Gebäude & Wohnungen in sehr gutem Zustand (bestätigt durch eigenen Architekt), keine Garagen oder eigene Parkplätze, keine porteria somit keine administracion. Alle vier Wohnungen sind aktuell vermietet, Gesamtmieteinnahme aktuell bei 2.6 Mio. Das Edificio wird für 490 Mio (negociable) angeboten. Gedankenspiel: Kaufpreis z.B. 440 Mio (da negociable), jährliche Mieteinnahme 31.2 Mio ergibt eine Bruttorendite von knapp 7%. Abzüge pauschal/fix: 7 Mio (jährliche Unterhaltskosten, Predial, 10% Gebühren wenn ein Makler die Verwaltung übernimmt) ergäbe eine Nettorendite von 5.5%. Nun müssen diese 24.2 Mio Einnahmen aber noch versteuert werden.

Dazu aus einem anderen thread von Fusugasugena der Hinweis:
"Vorsicht ist auch bei der Vermietung geboten. Im Auslandlebende, Ausländer als auch Kolumbianer sind ab dem ersten Peso den sie in Kol. verdienen Steuerpflichtig, und zwar mit sehr hohen Steuersätzen, ( 40% Quellensteuer glaube ich) und müssen trotz der Quellensteuerbelastung eine delaration de Renta machen. Darum wenn Vermieten empfiehlt es sich nur gegen Bar."

Wenn ich Vermietung in bar vermeiden wollte, wären somit ca. 24 Mio Einnahmen/Jahr zu versteuern. Und da wir ja im Ausland (Deutschland) leben würden "ab dem ersten Peso 40% Quellensteuer" fällig. Kann das sein ? Das wäre ja nochmals ein Abzug von fast 10 Mio nur für die Versteuern der Mieteinnahmen. Entsprechend würde die Nettorendite des Investments auf 3.3% (14.5 Mio) sinken. Da stellt sich mir die Sinnfrage. Immerhin wurde ja eine Summe von 440 Mio COP investiert.

ChrisMedallo
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Liquidität des Immobilienmarkts in den Grosstädten ?

Beitrag von ChrisMedallo »

Also, ich verdiene mehr als nur einen Peso in Kolumbien, mit eigener Firma und mit einer lukrativen Festanstellung, aber 40 % Quellensteuer hat mir noch nie jemand abgezogen. Declaración de Renta versteht sich, das muss ich schon machen.

iastob
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Liquidität des Immobilienmarkts in den Grosstädten ?

Beitrag von iastob »

Cuentros:
Deine Renditenrechnung ist mit Vorsicht zu genießen. Besonders dann, wenn das Geld zum Kauf aus Deutschland stammt und Deutschland oder ein anderes Euro-Land Dein Lebensmittelpunkt bleibt, Du also die Rendite in Euro rechnest und brauchst.
Wer sagt Dir, dass der sehr volatile, seit langem vor allem schwächer werdende Pesos nicht noch weiter fällt? Hinzu kommt die Inflation.
Sicherer wäre die Investition in einen weltweit gestreuten Indexfonds. Wenn es Dir ums Geldverdienen geht ...
Ansonsten nach einer sehr günstigen Wohnung mit Garagenstellplatz oder besser zweien Ausschau halten, die Dir selbst richtig gefällt, und einfach Kolumbien genießen.

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coentros
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Liquidität des Immobilienmarkts in den Grosstädten ?

Beitrag von coentros »

@iastob: Grundsätzlich ein guter Gedanke mit dem weltweiten Indexfond. Die COP/EUR-Wechselkurssituation ist mir wohlbewusst. Es geht mir hier nicht darum eine gute Rendite in Euro-Währung zu erzielen. Das wäre in der Tat anders zu realisieren. Langfristig planen wir den Ruhestand und alleinigen Lebensmittelpunkt in Kolumbien zu haben. Noch leben und arbeiten wir in Deutschland. Die Überlegung der Investition in ein Edificio mit vermieteten Wohnungen oder apartestudios ist als Überlegung angedacht ob so etwas als eine von mehreren Einkommensquellen für uns Sinn macht, sozusagen als ein Teil der Diversifikation und "Risiko-Optimierung-Strategie". Daher versuche ich genau zu verstehen mit welcher COP-Rendite man bei einer Investition wie der beschriebenen überhaupt rechnen darf. Immerhin bekommt man für länger laufende CDTs je nach Bank 5,6 oder 7%, die aufgrund der von Dir richtigerweise erwähnten Inflation ggf. mehr Sinn machen könnten. Aus anderen Gründen möchte ich solche Finanzprodukte zumindest langfristig allerdings nicht in den Vordergrund stellen.

Viajero5000
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Liquidität des Immobilienmarkts in den Grosstädten ?

Beitrag von Viajero5000 »

@coentros und die anderen die hier gepostet haben: wir machen uns ähnliche Gedanken wie sie in diesem Beitrag besprochen wurden und ich möchte daher fragen ob ihr jüngere Erfahrungen teilen könnt zur Rentabilität von Wohnungsvermietung in Kolumbien, speziell Bogotá.

Also wir möchten auch in Kolumbien in eine Wohnung investieren da wir langfristig dort leben möchten. Noch wohnen wir aber in Deutschland. Die Mieteinamen würden wir weiter in COP investieren (Indexfonds z.B.) und müssten diese nicht zurück in Euros tauschen.

So ganz grob ist unser Plan ca. 150 Mio COP in eine kleine Wohnung (Estrato 3) in Bogotá zu investieren und diese dann für 800k - 1 Mio COP zu vermieten. Wenn ich richtig liege müssen wir mit ungefähr folgenden Abzügen rechnen:
- ca. 10% von Mieteinahmen für Immobiliaria
- Impuesto predial bis max 515k COP/Jahr
- Steuern: keine da meine Frau Kolumbianerin ist die im Ausland lebt, richtig?
- evtl. administración wobei wir diese auf die Miete aufschlagen würden
- evtl. Rücklagen für Reparaturen etc.

Mit diesen Zahlen wäre dass doch (zumindest in COP) ziemlich rentabel, oder habe ich etwas übersehen oder sind meine Annahmen unrealistisch?

----------------

Wie realistisch ist es denn die Miete einer kleinen Wohnung (Estrato 3, Miete ca. 800k - 1 Mio COP) jedes Jahr um die gesetzlich festgelegte maximale Mietpreiserhöhung zu erhöhen?

Meine Überlegung zu der Frage: ich habe diese Raten der möglichen Mieterhöhung der letzten 7 Jahre mal mit dem COP/EUR Wechselkurs verglichen und meine Schlussfolgerung ist, dass wenn man in den letzten Jahren diese Mieterhöhung immer durchsetzt hat die Nettomiete in Euro umgerechnet ungefähr konstant blieb. Wenn man diese Mieterhöhung aber nicht vollumfänglich umgesetzt hat, sank die Miete im Laufe der Zeit wenn man den COP/Euro Wechselkurs berücksichtigt.

Grüße
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Fusagasugeno
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Liquidität des Immobilienmarkts in den Grosstädten ?

Beitrag von Fusagasugeno »

Die erste Frage ist ob Du für 150 Mio etwas findest das nachher für 800 bis 1 Mio vermietbar ist. Zwar ist der Mietpreis durchaus realistisch aber eine gewisse Qualität oder grösse muss dafür schon auch vorhanden sein.
Deine Frau ist Steuerpflichtig auch in Kolumbien, aber nicht Quellensteuerpflichtig. Das heisst sie muss nur eine Steuererklärung abgeben wenn sie mit den Gesamteinnahmen oder Vermögen in Kolumbien in die Pflicht kommt. Nur mit der Wohnung in dieser Preisklasse dürfte das nicht der Fall sein. Und falls doch (Vermögen löst aus) muss sie zwar eine Abgeben aber nichts bezahlen.
Voraussetzung: Die Wohnung lautet auf ihren Namen. Sobald Du in den Papieren erscheinst wird Quellensteuer fällig und die ist happig.
Was Karibikotto sagt ist sicher richtig, gillt sicherlich auch für das Vermögen.

Kleiner Nachtrag
Die Mieteinnahmen in Kolumbien sind im Vergleich zu Europa überdurchschnittlich, zumindest zur Zeit. Das erlaubt auch den Währungsverlust abzufangen wie du richtig berechnet hast. Jetzt kommt das aber: Sollte der Petro die Wahlen gewinnen will er die Mieten nach unten bringen und Kontrollieren, also keine Ahnung ob die Rechnung dann noch aufgeht. Auch bin ich mir sicher dass mit Ihm der Peso schneller verlieren wird, also auch der Währungsverlust grösser werden dürfte.
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Beitrag von Tenere-wue »

Wir wollen aktuell verkaufen und keiner will kaufen seit den Wahlen. Der Markt ist am Boden oder man verschenkt die Whg. Zu den Mieten kann ich folgendes sagen. Vermietest du eine Wohnung für angenommen für 700.000 und in der Nachbarschaft wird eine für 670.000 vermietet ziehen deine Mieter aus. Echt krass was gerade auf dem Immobilienmarkt abgeht. Ich weiß aber nicht ob man Armenia mit Bogotá vergleichen kann. Die Wahlen haben ganz schön viel kaputt gemacht. Und wenn Petro an die Macht kommt...
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Ernesto
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Liquidität des Immobilienmarkts in den Grosstädten ?

Beitrag von Ernesto »

Mit Milchmädchenrechnungen ist keinem geholfen. Wer eine Immobilie an einem guten Platz zu einem akzeptablen Preis hat, findet jederzeit Käufer und/oder Mieter. Ich wundere mich, wie die Angstmache des Uribismus um sich greift. Es ist Zeit für einen Wechsel in Kolumbien. Viel zu lange regiert diese korrupte, von Mafios und anderen Kriminellen finanzierte Regierung, die sich durch Vetternwirtschaft fort pflanzt.
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Fusagasugeno
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Beitrag von Fusagasugeno »

@ Ernesto
Gebe Dir recht, es braucht einen Wechsel nur wenn ich dem Petro so zuhöre ..... Die Mieten senken und Steuern auf Liegenschaften (beim Besitz von mehr als einer Liegenschaft) so anheben dass mehr und günstigere Verkäufe getätigt werden hand nichts mit Angstmache des Uribismus zu tun sondern stammt aus seinem Mund. Wobei ich mit ihm einig bin, dass die Mieten in Kolumbien sowohl zum Einkommen als auch zum Investierten Kapital zu hoch sind. Die Frage ist einfach ob der Staat da mit Regulatorien eingreifen soll oder ob der Weg vom "Präsidenten" aus Barranquilla nicht besser wäre. Sprich Preissenkung durch Ueberangebot.
Was Tenere-wue anspricht kann ich nur bestätigen. In Chinauta sind so viele Fincas zum Verkauf angeschrieben wie noch nie. Gehandelt wird aber nichts.
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Beitrag von Viajero5000 »

@Karibikotto

Wenn ich das aus anderen Beiträgen hier im Forum richtig verstanden habe, wirken sich die Mieteinnamen aus Kolumbien in einer Deutschen Steuererklärung zwar auf den Progressionsvorbehalt aus und führen damit indirekt zu einer höheren Steuerbelastung, aber ansonsten sind die Einkünfte hier steuerfrei. Oder liege ich da falsch?



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Ernesto
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Beitrag von Ernesto »

@Viajero5000

Vielleicht sollten wir die Diskussion zur Versteuerung der Mieteinnahmen in diesem Thema (Steuer auf Mieteinnahmen für Ausländer) fortführen.
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Tenere-wue
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Liquidität des Immobilienmarkts in den Grosstädten ?

Beitrag von Tenere-wue »

Servus, ich muss hier noch mal was zu den aktuellen Immobilienmarkt sagen.
Was ich jetzt hier schreibe sind persönliche Erfahrungen seit Januar 22.
Ende Januar war es noch möglich in guter bzw. populärer Lage Whg. zu verkaufen und zu kaufen. Gut, der Markt war Ende Januar auch schon gesättigt und es gab erste Anzeichen von "keiner will mehr Investieren". Im (Anfang) Februar wurde immer mehr bekannt das Petro(wenn er an die Macht kommt) die Grundsteuern massiv erhöhen will und die Mieten herabsetzen möchte. In Blu Radio gab es erste Diskussionsrunden über die Zukunft des Marktes, Investitionen und Verkäufe. Mitte /Ende Februar ging es los. Die Klienten (Käufer) wurden immer zögerlicher. Zuerst dachten wir es liegt an der Lage bzw Popularität. Je näher die Wahlen rückten um so schlimmer wurde es, die Klienten finden die Lage, die Whg. super und den Preis auch. Nur kaufen wollen sie nicht, erst mal abwarten was die Wahlen bringen und wenn Petro das rennen macht kaufen wir nicht mehr. Ja, was soll ich sagen, seit den Wahlen ist der Markt tot. Dieses zieht sich von estrato 3 bis 5. Selbst Häuser in Toplagen, estrato5, wo sie einem die Hütte im Dezember noch aus der Hand gerissen hätten kann man aktuell nicht mehr verkaufen. Aktuell ist die Lage einfach nur schlecht. Egal ob es sich um Läden in guter Lage, Whg. oder Lizenzen für den Nah- bzw. Fernverkehr handelt, keiner kauft seit den Wahlen was. Kolumbien benötigt einen Wandel, keine Frage. Aber bitte nicht so, man kann Investoren auch vertreiben und dann geht es richtig abwärts.
Das Geld bei der Mittel und Oberschicht ist jedenfalls da. Die Banken geben auch aktuell Kredite an die untere Mittelklasse aus.
Zu den aktuellen Mietbedingungen habe ich hier schon was geschrieben.
Das war mein Eindruck zum aktuellen Immobilienmarkt. Ich will nicht klagen und die Situation akzeptieren da es sehr sehr vielen Menschen schlechter geht als mir, aber das nächste mal investiere ich in Bitcoints... :fel:
Saludos
-vive tu sueno !
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Tenere-wue
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Beitrag von Tenere-wue »

Servus, mal ein kleines Update. Die Lage auf dem Immobilienmarkt wird immer schlechter. In Armenia kann man nix mehr verkaufen. Die Klienten sagen einem wie schön doch die Wohnung ist und einen super Preis hat, nur kaufen will wegen den Wahlen keiner. Was so eine Schlammschlacht doch alles mit den Investoren machen kann. Hoffen wir das die Zeiten wieder besser werden. Grüße
-vive tu sueno !
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Don Maximo
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Liquidität des Immobilienmarkts in den Grosstädten ?

Beitrag von Don Maximo »

Ich denke, es gibt verschiedene Gründe, die zur Entwicklung der derzeitigen Dynamik auf dem Wohnungsmarkt geführt haben. Tatsache ist, dass sich in den letzten Jahren eine Immobilienblase gebildet hat. Ein regulatorischer Eingriff, wie ihn der Präsidentschaftskandidat Gustavo Petro ins Auge gefasst hat, ist meiner Meinung nach nicht nur eine gute Sache, sondern eine Notwendigkeit. Und hier stimme ich Ernesto voll und ganz zu, dass ein radikaler Kurswechsel weg vom Uribismus eine absolute Priorität ist. Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass ein solcher Wechsel leider höchstwahrscheinlich bewusste Unruhen auf Betreiben der derzeitigen politischen Elite mit sich bringen würde, um die neue Regierung bewusst zu destabilisieren.

Doch um auf den Immobilienmarkt zurückzukommen: Eine ähnliche Regelung, wie sie Petro einführen möchte, wurde erst vor wenigen Jahren in Italien eingeführt. Meiner Meinung nach mit ambivalenten Auswirkungen. Das heißt, es gab viel Bewegung zugunsten fairer Wohnungspreise, aber es gab auch Nebeneffekte. Diese würde ich aber - was die Verantwortung und die ursprüngliche Ursache angeht - eher den Residualwirkungen der alten spekulativen Immobilienpolitik zuschreiben als der Regulierung selbst.

Da ich mehrere Freunde und Bekannte in Italien habe und meine Mutter zwei Ferienhäuser in Italien besitzt, musste ich schon viele "Notschreie" ertragen.
Aber was ist eigentlich passiert? Diejenigen, die mehrere Häuser besitzen, zahlen jetzt mehr Steuern und Gebühren (Strom, Wasser, Gas, usw.) für ihre Zweitwohnsitzen, und zwar viel mehr als sie müssten, wenn das Haus als Hauptwohnsitz genutzt wird. Für einen Bekannten, der ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen vermietet, hat sich jedoch als Beispiel nichts geändert, da er Beiträge nach den Kriterien für Erstwohnungen zahlt. Voraussetzung dafür ist, dass die Wohnungen auch als solche (Erstwohnung) bewohnt werden. Wenn eine Wohnung länger als eine bestimmte Zeit unbewohnt bleibt, wird er bestraft. Das bedeutet, dass er ein grosses Interesse daran hat, eine attraktive Miete festzulegen.
Natürlich gibt es Leute wie eine Freundin meiner Mutter, eine alte Jungfer von über 80 Jahren, die in Hysterie verfällt, weil sie Wohnungen in Mailand, Florenz, eine Villa im Piemont und einen Bauernhof in der Toskana hat, die alle als Zweitwohnsitz besteuert werden. Aber da braucht man mit der Querulantin kaum Mitleid zu haben. Problematisch sehe ich, dass z. B. im Bergdorf wo meine Mutter eins ihren Ferienhäuschen hat, mittlerweile einige Objekte so gut wie verlassen wirken. Strom, Wasser und Gas werden abgehängt und die Liegenschaft wird nicht mehr bewohnt und gepflegt.

Ich persönlich verfolge die Entwicklungen mit einer gewissen Aufmerksamkeit - wenn auch eher lokal im suroeste antioqueño - seit etwa 2014, als wir dort eine sehr zentrale Finca haben erwerben können und uns aufmachten, fest nach Kolumbien zu ziehen. Dann mussten wir unsere Pläne aus verschiedenen Gründen auf unbestimmte Zeit verschieben und weiterhin pendeln, doch jetzt nehmen wir erneut einen Anlauf.

Mit dem Ausbruch der Pandemie vor Ort haben wir eine Entwicklung erlebt, die geradezu skandalös ist. Während immer mehr Familien ohne eigenes Verschulden nicht einmal mehr genug zu essen hatten, machten echte "Haie" Jagd auf Spekulationsobjekte. Seit Beginn der Pandemie in der Umgebung des Pueblo verschwanden die zuvor als Weideland genutzten Flächen quasi in Windeseile. Fincas und Landhäuser der gehobenen Klasse spreizen noch heute wie Pilze. Natürlich sind das alles Stadtleute, die dem Pueblo selbst nichts bringen, außer einem kleinen Kreis von (nicht konzessionierte) Kommissionsjäger und den korrupten Lokalpolitikern. Da wird mit den SUVs voller Einkäufe aus Exito, Falabella, Homecenter e Co. angereist. Das Gewerbe vor Ort wird links liegen lassen.
Die Nachfrage nach Immobilien scheint sich von den Städten, zumindest zum Teil, auf Regionen wie die unsere verlagert zu haben. Das selbe Muster wie in der Schweiz.

Bei uns ca. 50 Autominuten von Medellin, beliebtes Erholungsgebiet, habe ich keine Stagnation auf dem Immobilienmarkt festgestellt, eher das Gegenteil.
Nach wie vor werden wir in regelmäßigen Abständen gefragt, ob wir die alte Finca im Pueblo verkaufen, teilweise mit konkreten Angeboten. Wir verkauften sie jedoch im Herbst an einen Nachbarn, hielten die Angelegenheit jedoch diskret. Danach hatten wir uns auf der Suche nach einem Ersatz begeben für den zukünftigen Hauptwohnsitz. Wie bereits im thread erwähnt, gibt es auch hier viele immobilien zu kaufen, aber die guten Sachen verkaufen sich leicht und zu Preisen, die alles andere als billig sind. Mit Ausnahme einiger etwas in die Jahre gekommene gehobenere Fincas, die sich selbst zu scheinbar günstigen Preisen nicht verkaufen. Wir haben mehrere davon gesehen. Der Grund für die Unverkäuflichkeit lag jedoch meist im Zustand der Immobilie begründet. Ein grosses Problem ist die Instabilität des Bodens, auf dem in den letzten Jahren mehrere Freizeit-Fincas gebaut wurden. Teilweise geologische Instabilitäten, die den Einheimischen und der Branche (die Schwager Familie ist im Baugewerbe) seit Generationen bekannt sind.
Ein weiteres Problem das im Zusammenhang mit der Bodeninstabilität neu zukommt sind die Folgen des unterirdischen Kohleabbaus. Gerade in letzter Zeit haben die Anhaltenden ausgiebigen Regenfälle stellenweise ganze "Krater" durch Fincas, aufgerissen.

Soweit ich sehen kann, hat der Immobilienmarkt in unserem municipio und in der Nachbargemeinde eine andere Dynamik als die, die einige von Ihnen in anderen Gebieten beschrieben haben und die auch ich in Bezug auf Medellin beobachtet habe, wo wir auch eine kleine Wohnung zu kaufen erwägen, um ein "pied-à-terre" in der Stadt zu haben.
Zwei Arten von Immobilien sind bei uns nach wie vor sehr gefragt. Die Wohnung im Pueblo und das Landhaus oder die kleine Finca in den unmittelbar umliegenden Veredas.

Interessante Objekte wechseln im Handumdrehen den Besitzer. Im Januar wurden zwei interessante Immobilien vor unserer Nase verkauft. Eine Woche nach der Veröffentlichung waren sie bereits verkauft. Ein anderes, das wir Ende des Jahres besichtigt hatten und wegen dessen Zufahrtsstrasse unschlüssig waren, war als wir es nochmals in Betracht zogen inzwischen verkauft worden. Da es mehrere Bewerber gab, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren haben, war der Preis sogar um weit über 100 mio Pesos gestiegen.

Im Februar konnten wir dann dank der Informationen und der Vermittlung eines Bekannten meiner Schwägerin als Käufer einer herausragenden Finca einspringen. Der Grund dafür war, dass eine potenzielle Käufergemeinschaft, die bereits eine Anzahlung geleistet hatte, nun Schwierigkeiten hatte, eine Finanzierung zu erhalten.
Aber wir mussten uns sofort entscheiden, innerhalb Stunden und ohne die Immobilie persönlich gesehen zu haben (Die Geschwister meiner Frau kannten jedoch die Finca sehr gut und haben nochmals kurz einen Augenschein genommen), denn es gab mehrere Interessenten für die Finca. Wir konnten uns den Vorrang und den Preis nur sichern in dem wir sofort zugesagt haben, und dank Liquidität das Geschäft am Folgetag bereits beim Notar haben abwickeln lassen.
Was jedoch stagniert, sind die Verkäufe von Häusern ausserhalb des Pueblo, deren Lage nicht besonders attraktiv ist, oder von Häusern innerhalb einer kleinen, an das Dorf angrenzenden Urbanisation. Und mehrere Luxushäuser in einer großen prestigeträchtigen Urbanisation.

@Viajero5000 150 mio pesos für eine Wohnung in Bogotá scheinen mir extrem wenig. Ok ich kenne mich in Bogotá gar nicht aus, aber bei uns, eine knappe Std. von Medellin, kommst mit diesem Betrag nicht weit. Zur Höhe der Mieteinnahme schätze ich, dass du auch zu hoch liegst, jedenfalls im Verhältnis zu deinen Kaufpreisvorstellungen. Wir haben z.B. im Pueblo ein Haus mit 2 Wohnungen und ein kleiner Gewerberaum/Garage. Reeller Verkehrswert ca. 500 mio und wir haben die Wohnungen für 500 und 480 tausend vermietet. Die Garage/Gewerberaum (mit kompletter Nasszelle) würde uns etwa 140 bis 160 Tausend einbringen. Estrato weiss ich nicht auswendig ich glaube 3, ev. auch 2. Die Wohnungen haben jedoch einen sehr hohen Ausbaustandard.

Das unverändert hohe Interesse an Immobilien im Heimatpueblo meiner Frau ist sicher auch auf eine eher aussergewöhnliche stabile Situation der öffentlichen Ordnung zurückzuführen.
Virtus Junxit Mors Non Separabit

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Liquidität des Immobilienmarkts in den Grosstädten ?

Beitrag von Glboetrotter »

@ Don Maximo .... Danke für den ausführlichen Bericht. Sehr interessant.

desertfox
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Liquidität des Immobilienmarkts in den Grosstädten ?

Beitrag von desertfox »

@ Don Maximo .... ,

auch von mir Danke für den ausführlichen Bericht, ich sehe das prinziiell genauso...

Mir wurde mal gesagt dass in Kolumbien die Monatsmiete mit 0,5 - 0,55 % des Wertes der Immobilie zu erwarten sei..., ,daher haben die Besitzer natürlich ein Interesse daran dass die "Werte" der Immobilien, Stichwort "Valorisation" immer steigen.
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