Beitragvon Gordi_K » 16. Apr 2018, 10:51
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von Gordi_K » 16. Apr 2018, 10:51
Bei einer Analyse ist es wichtig, mit Fakten zu arbeiten - das ist in Kolumbien schwierig, da in Kolumbien gibt es ganz unterschiedliche Welten in einem Land.
Prinzip einer Blase ist, dass man in etwas investiert (Tulpenzwiebeln, Häuser, Aktien, Cryptowährungen), da man hofft, dass der Preis wachsen wird. Wenn alle so denken, dann wächst der Preis tatsächlich - bis die Blase platzt und man (fast) das ganze Vermögen verliert.
Bei Kleinkrediten ist es unterschiedlich - dort kann man sein ganzes Vermögen nicht verlieren. Die "Kleinkreditgeber" rechnen schon damit, dass ein Teil der Kredite nicht zurückgezahlt wird und Kredite ohne Bonitätsprüfung werden nur für "kleine Summen" vergeben. Essen auf Quotas kaufen behaupte ich mal eher "die Armen", die eh nichts haben - denen kann man also auch nichts nehmen.
Für eine Blase ist auch robuster und hoher Wirtschaftswachstum. Da ist Kolumbien leider kein Spitzenreiter - weder relativ noch absolut. Wenn man den relativen PIB-Wachstum von Kolumbien und Deutschland vergleicht, dann ist es nicht gerade berühmt. Absolut ist es noch trauriger... Bereinigtes PIB pro Kopf in in DE ca. 48.000 $, in Kolumbien 14.000 $. Und jetzt der lustige Trick. Wenn PIB in Deutschland um 1% gewachsen ist, sind das 48.000*0,01 = 480%. Wenn PIB in Kolumbien um 3% gesachsen ist, sind das 14.000*0,03 = 420 $. Also - Kolumbien ist relativ stärker gewachsen als DE, der Unterschied zwischen dem Deutschen und Kolumbianer hat sich aber trotzdem vergrößert. Also - der schwache Wirtschaftswachstum Kolumbiens (gerade in den letzten Jahren) ist eher ein weiteres Zeichen dafür, dass sich die Wirtschaft nicht überhitzt - und daher keine Blasen entstehen.
Dazu kommt - wer kann sich schon in Kolumbien ein Computer/Internet leisten. Ohne hard facts dafür zu haben - 30% der Bevölkerung (also Estrato 1 +2) sicher nicht. Die Kredite betreffen also Mittel- und Oberschichten, nicht die "Armen" wie vor 10 Jahren in den USA. Also mein Gefühl - in Deutschland kann der Großteil der Bevölkerung auf Raten kaufen, in Kolumbien gefühlsmäßig 30 - 40% der Bevölkerung nicht (ohne Mindestlohn kein Kredit).
Es mag sein, dass der Fortschritt in Kolumbien sichtbarer ist als in z.B. Europa. Eine neue Autobahn merkt man gleich. Glasfaserleitung fürs Internet merkt man erst, wenn z.B. ein Werk große Datenmengen in die Zentrale in Europa schicken muss. Und bei diesen unsichtbaren, aber teuren Infrastrukturprojekten ist (nicht nur) Kolumbien hinter nach. Also ich fürchte mich im Fall von Kolumbien eher vor den Folgen den Industrie 4.0 als vor einer Kreditblase.