Unterschiede Beziehung mit Kolumbianern

Der Name sagt es: Beziehungsgeschichten die Ihr uns erzählen wollt und zu denen Ihr eventuell Rat sucht.

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saphiry
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Unterschiede Beziehung mit Kolumbianern

Beitrag von saphiry »

Hi,

An alle die, die einen kolumbianischen Partner haben: Welche Unterschiede seht ihr in der Beziehung mit einem/r Kolumbianer/Kolumbianerin (verglichen mit einem/einer Deutschen)? Wo sind kolumbianische Männer/Frauen eurer Meinung nach anders?
Und habt ihr manchmal Schwierigkeiten in der Beziehung wegen kulturellen Unterschieden? Wenn ja, welche Schwierigkeiten?

Ich fang mal an- Bin seit einem Jahr mit einem kolumbianischen Mann(28) zusammen, wohnen auch zusammen in Bogota.
Die Unterschiede die ich sehe sind:

- Eifersüchtiger als deutsche Männer
- Machohafter als deutsche Männer (meint manchmal mir was vorschreiben zu dürfen oder mit mir zu reden wie mein Vater)
- Mehr Gentleman als deutsche Männer (öffnet mir die Tür, hilft mir beim Auto aussteigen etc.. eigentlich unnötig, aber ganz süss)
- Will ständig alles zahlen auch wenn ich zahlen will (sei es Einkauf, Restaurant oder sonstwas)
- Seine Familie ist ihm extremst wichtig, so hab ich das bei deutschen Männern noch nie gesehn (ständig Familienzusammentreffen, ruft ständig seine Mutter an, hilft seiner Oma sogar manchmal finanziell etc.)

... Die Schwierigkeiten die ich mit ihm habe sind eigentlich Punkt 1 und 2. Seine Eifersucht nervt mich manchmal und sein machohaftes Verhalten mit mir wie ein Vater oder ein Lehrer zu reden/zu tadeln. Ansonsten gibt´s keine Schwierigkeiten :)

Freu mich auf eure Antworten!
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Kamachi
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Unterschiede Beziehung mit Kolumbianern

Beitrag von Kamachi »

Moin Saphiry,
ich bin seit 4 Jahren mit einer Barranquillera / Wayuu verheiratet und wir leben an der Küste.
Die kulturellen Unterschiede erscheinen mir immens.
Da Dein Freund aus Bogota ist, sind die Unterschiede nicht so extrem wie z.B. an der Küste .
Ich möchte nichts negativ darstellen, doch in der Regel ( hoffen wir, daß Dein Freund eine Ausnahme ist), verstärkt sich der Machismo erheblich nach der Heirat.Häufig kommt noch Untreue hinzu.Setz Deinem Freund klare Grenzen und versucht Kompromisse zu finden, bei denen er vor seinen Freunden nicht das Gesicht verliert.Das geht.So mache ich es mit meiner Frau auch.Niemand kann seine Kultur verleugnen.Und den " Deutschen" oder " Kolumbianer " hinter sich lassen,ist Unsinn.Aber es gibt immer den Weg des Kompromisses.Viel Glück, saludos, Willi
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padrino
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Unterschiede Beziehung mit Kolumbianern

Beitrag von padrino »

hey cooles Thema!

Ich bin seit 2 Jahren mit meiner Novia aus Cartagena zusammen und sehe das wie folgt:

Eifersucht: Ist bei den Kolumbianern (Frauen wie Männer) gleich und sehr stark ausgeprägt, das ist etwas was man schon ziemlich früh merkt und damit umzugehen lernen muss, mir gefällts.

Machismo vs. "Divas": Viele Colos sind Machos, die muss aber nicht zwingend eine negative Auswirkung haben. Meiner Erfahrung nach liegt es auch ein bisschen an den Frauen, die z.T. ein Macho einem "normalen" vorziehen. Zudem finde ich die Frauen sind nicht so emanzipiziert wie in Europa.
Oft sind leider die Folgen wie sie Kamachi beschrieben hat, unschön, daher vorher den Riegel schieben.

Gentleman vs. Femininität (weiss nicht ob es das wort git): Der Kolumbianer gibt sich sehr gerne als Gentleman, und die Kolumbianerin gibt sich sehr feminim und geniesst die Anwesenheit eines Gentleman, gefällt mir.

Familie: Hier sind wieder beide Geschlechter gleich, ist bei meiner Novia auch so, täglich telefonate, viele Zusammenünfte usw. find ich aber auch sehr schön, auch wenn wir das in Europa nicht so intensiv haben.

Was mir noch aufgefallen ist, dass die Colos die Arbeitsmoral nicht gerade erfunden haben :-) Man begnügt sich schnell mit etwas und gibt auch mal auf, wenn es denn zu anstrengend wird, ist halt eine Eigenschaft mit der man wissen muss wie umzugehen.

Was mir gefällt ist die positive Grundeinstellung, das "feurige", Musik im Blut, Tanzen im Blut, Lebensfreude auch wenn man bescheiden lebt. Zudem gefällt mir die Hilfsbereitschaft, Unvoreingenommenheit ggü neuem und die Herzlichkeit.

Auch wenn es viele kulturelle Unterschiede gibt, muss man meiner Ansicht nach eine Beziehung genau gleich angehen. Zuerst findet man die positiven und negativen Seiten raus und danach muss man halt abwägen ob das einem zusagt oder nicht. Erst dann würde ich auch eine Beziehung eingehen. Und dieses Prozedere bleibt aus meiner Sicht immer dasselbe, egal ob Latino, Europäer oder sonst was.

Freue mich au weitere Meinungen!

Saludos
Padrino
el sucio de mi carro vale mas que tu carro...hahaaaaaa prrrrrrrrrrrraaaa Arcangeeeeeeeeeeel
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Wanderer
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Unterschiede Beziehung mit Kolumbianern

Beitrag von Wanderer »

Die Kolumbianerin mag es wenn der Mann zuvorkommend ist, sie mag es, wenn er großzügig ist, sie mag es wenn er kocht und ihr Arbeit abnimmt. Nur sollte man aufpassen, das sie sich nicht daran gewöhnt. Also bei allem nicht übertreiben.
In der Ferne fehlt ihr die Familie, viele überbrücken es mit dem Internet, auch hier sollte man aufpassen und es nicht übertreiben. Ist echte Liebe im Spiel ist es eine gute Kombination.
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calista
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Unterschiede Beziehung mit Kolumbianern

Beitrag von calista »

Hallo!
Bin nun seit einiger Zeit mit einer gestandenen Kolumbianerin zusammen, und begeistert!

Folgendes fällt mir auf, die kolumbianerinnen wie mein Vorgänger schreibt wollen umsorgt werden, wollen merken dass sie respektiert werden, das sind Sachen die in Kolumbien sehr rar sind, die meisten Männer behandeln die Frauen wie Sklaven, gehen fremd, die Frau hat ihre Arbeit zu machen egal wie!

Man muss die Frau verwöhnen, das geht sehr gut mit Worten oder selbsimprovisierten Sprachwendungen, hier ist das Spanisch sehr kreativ. Auch sollte man Probleme zusammen lösen, die Frau braucht Unterstützung, mal kochen oder nen Geschenk, egal wie, die Liebe bleibt erhalten.

Alles in Allem ist bei einer Kolumbianerin mit wenig aber mit Zuneigung viel mehr machbar, es liegt halt drann dass diese Art in Kolumbien eher rar ist, auch sinds diese Kleinigkeiten die es die es die Frau merken lassen dass sie angebetet wird, letztlich funktioniert dann alles incluydo el amor en la cama, y esto el principal ! :sup:
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ramklov
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Unterschiede Beziehung mit Kolumbianern

Beitrag von ramklov »

Aufmerksamkeiten aber nur hie und da, sind wichtig, wenn du etwas zu oft machst wird es zur Selbstverständlichkeit!
kritik ist hier in col. nicht angesagt, sie werden nicht verstehen das du es gut mit ihnen meinst, soweit es deiner kultur enspricht.
in geldangelegenheiten oder anderen werten, sei vorsichtig, ein seit 30 jahren in col. lebender deutscher tiendereigentümer sagt heute noch immer
1.) traue keinem!!!
2.) traue niemenden
3.) s.o.
4.) s.o.
5.) traue ev. deiner gattin, aber niemals deren familie
etc
etc
dies gilt aber nur für vermögenswerte!!!
beobachte, versuche etwas und lerne daraus, vergiss aber alles was du aus deinem bisherigem leben gelernt hast, dazu sind die kulturellen Unterschiede viel zu groß, diese masstäbe kannst du hier nicht anwenden.

alles (vieles ) ist neu, freu dich darauf etwas neues zu erfahren, auch wenn es tw. einen verlust von etwas bedeutet, der verlust wird durch anderes wieder ausgeglichen.
aus fehlern lernt man, die meisten jedenfalls!
saludos ramklov
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lunis
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Unterschiede Beziehung mit Kolumbianern

Beitrag von lunis »

Ich kann den Vorrednern grundsätzlich zustimmen, wobei man natürlich nicht verallgemeinern darf, vieles ist von der Herkunftsfamilie geprägt (sei es wirklich rein persönlich, vom "estrato" her, von der geographischen Region her etc), es gibt innerhalb von COL sehr sehr große Unterschiede. Ich kann nach 5 Ehejahren mit einem Bogotano und Bekanntschaft mit etlichen COL-DE bzw COL-Ö Paaren berichten, dass die Beziehung sehr gut funktionieren kann wenn wie Kamachi schreibt beide aufeinander zugehen und man sich auch im Klaren ist, dass es Unterschiede gibt. Die eigene Identität "ablegen" zu wollen funktioniert maximal für die Dauer eines Urlaubes. Früher oder später holen jeden Gewohnheiten ein und man muss Dinge, die nicht passen lösen statt zu ignorieren.
Wenn wirklich Liebe im Spiel ist funktioniert das prima, soll nicht heißen, dass es keine Konflilte gibt, sondern dass es einen guten, für beide tragbaren Kompromiss für so ziemlich alles geben kann. Ich selbst empfinde meine eigene Beziehung als immer besser. Ganz ein toller Anfang, dann ein Moment der Ernüchterung wenn man feststellt, dass es in gewissen Bereichen schon kulturelle Unterschiede gibt, die zum Teil heftig sind und dann ein ganz großes Glücksgefühl für beide, sobald man erkannt hat, dass man "Probleme" erfolgreich in Lösungen verwandeln hat können und sich einander langsam aber beständig angleicht.

Was ich bei "Zweckgemeinschaften" die es ja leider auch gibt hingegen sehen konnte (in spanischsprachigen Kreisen können die Betroffenen da plötzlich erschreckend offen sein und erzählen, dass man mit XY nur zusammen ist, weil man in Europa leben will), lebt man da eher jahrelang aneinander vorbei bzw nebenher bis zum Tag X. Es besteht dann wohl weniger das Bedürfnis sich wirklich mit der Person zu außeinander zu setzten. Das kann sich auch in Null Konflikte äußern, überspitzt gesagt frei nach dem Motto "wenn mir jemanden unwichtig ist und ich nur mit ihm zusammen bin, weil er mich erhält, brauche ich auch nicht streiten solange meine Bedürfnisse befriedigt werden und die Family in COl ihre monatlichen Zahlungen aus DE erhält".

Wie von vielen schon gesagt, ein ganz schwieriges Kapitel ist die Familie. Für mich nicht wegen der engen Beziehung, die habe ich mit meiner auch, sondern weil man da die kulturellen Unterschiede manchmal wirklich auf dem Silbertablett serviert bekommt. Insbesondere bei so Geschichten wie Kritik, die nicht besonders erwünscht ist, die wird falsch verstanden wird, bei unterschiedlichen Auffassungen von Verlässlichkeit etc. Das ist wirklich ein hartes Stück Arbeit wenn man sich eine gute Beziehung zur Family aufbauen will und nicht selbst ständig enttäuscht werden möchte bzw die Erwartungen der Family nicht ständig enttäuschen mag. Egal in welcher Schicht, ich finde, die Familie wird in COL oft so verstanden, dass sie dazu dient, Dinge abzufedern, die wir hier in DE/Ö/CH vom Staat/Gesellschaft/Banken erwarten können. In einem höheren estrato wirkt sich das auf Geschäfte aus, die innerhalb der Familie gemacht haben, in niedrigen estratos mit konkreten finanziellen Zuwendungen an Familienmitglieder. Ich würde die Familie gar nicht grundsätzlich als emotional enger bezeichnen, dass ist sehr individuell, es gibt auch hier sehr enge Familien bzw in COL Familien die nicht so "eng" sind. Ich würde eher sagen, die Erwartungen/Ansprüche an die Familie sind höher und die Verantwortung die man der Familie gegenüber hat ist eindeutig größer.
Aber nur meine Meinung, soll keine "allgemeine Wahrheit" sein ;)

lunis
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Beitrag von lunis »

Und ja, "there is no free lunch" der Mega-Gentleman der alles tut und macht, ist meistens auch mega eifersüchtig, die mega feminine Colombiana ist oft auch mega unnütz wenn es um ganz alltägliche Dinge geht :D wer es auf eine vernünftige Partnerschaft absieht, wird dann auf beiden Seiten Abstriche machen müssen. Sie ist dann immer noch sehr hübsch aber trainiert dann nicht mehr schon um 4 Uhr früh und geht anschließend zur Kosmetikerin, kann dafür aber selbst was kochen, er rennt nicht mehr absolut jedes mal eine Runde um's Auto um die Tür aufzumachen und zahlt absolut alles, egal wieviel er gerade hat, verteufelt aber auch nicht gleich jedes männliche Wesen. Alle Extreme halten meistens nicht besonders lange ;) entweder geht die Beziehung in die Brüche, oder die Leute werden gemäßigter :lol:

lunis
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Beitrag von lunis »

saphiry » 25 Jan 2013, 00:21 hat geschrieben: 2. Seine Eifersucht nervt mich manchmal und sein machohaftes Verhalten mit mir wie ein Vater oder ein Lehrer zu reden/zu tadeln.
Nach 8 Jahren (Beziehung+dann Ehe) habe ich es geschafft, 2. auf ein eträgliches Maß zu reduzieren :lol: ich habe manchmal immer noch das Gefühl, jemand möchte die Erziehung meines Vaters fortsetzen und ist dabei sogar strenger als der es jemals war aber wir können mittlerweile beide darüber lachen wenn ich ihn darauf hinweise und er legt es ab (bis es ihm irgendwann in einer anderen Situation wieder einfällt :D ). Eifersucht, ja, vielleicht eine Spur mehr, war aber nie ein richtiges Problem.

frischluftfan
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Unterschiede Beziehung mit Kolumbianern

Beitrag von frischluftfan »

Hola,

lange war ich nicht mehr hier.............

die Unterschiede sind groß, die letzen Jahre war ich aber sicher , dass es geht , ich bin mit meiner Paisa über 5 Jahre in D verheiratet, meistens glücklich.

Ich habe Kolumbien und seine Kultur und seine Probleme , aber auch seine unglaubliche Schönheit und Herzlichkeit der Kolumbianer kennenlernen dürfen.

Ich finde dieses Land klasse.

Aber die Zeiten ändern sich- meine Frau fühlt sich hier nicht mehr wohl, auch unsere Beziehung leidet - immer mehr. Schade, ich hatte geglaubt wir sind eine Ausnahme und haben eine tragbare langfristige Ehe, aber wenn Konflikte auftreten ist der Unterschied zu groß--leider

:(
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Ernesto
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Beitrag von Ernesto »

@frischluftfan

ich kann voll und ganz verstehen was du schreibst und drücke die Daumen das ihr wieder richtig zusammenkommt.

Jandrielle
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Beitrag von Jandrielle »

Cooles Thema!
Schwierigkeiten wegen kulturelle r Unterschiede gibt es allerdings.
Jedoch ganz anders, als ich es vorher gedacht hätte. Sondern ganz blöde, profane Gründe. Z. B. war es ein jahrelanger, zermürbender Kampf ihm verständlich zu machen, dass man hier, wenn man in einer Mietwohnungen wohnt, ab 22:00 keinen Nachbarn durch Lärm stören darf.
Es ist unglaublich, wie schwer das war! Oder dass man am Sonntag auch keinen übermäßigen Krach machen darf. Für mich selbstverständlich. Aber das war so unglaublich schwer! Für ihn bedeutete es wohl, dass ich ihm Vorschriften machen wollte, nehme ich an. Dabei wollte ich doch bloß keinen Ärger mit dem Vermieter. Mir wäre es doch vollkommen egal.
Allein durch diese simplen Dinge war die Atmosphäre zwischen uns ewig angespannt. Und irgendwie ist es zum Dauerzustand geworden, leider.
Inzwischen hat er das von so vielen anderen auch bestätigt bekommen, dass das hier eben so ist. Aber er begreift den Sinn irgendwie nicht.
Ich möchte nach 22 Uhr auch nicht gestört werden und finde es so total in Ordnung. Seiner Meinung nach ist das nur, weil wir hier komisch sind.

Er muss ja auch nicht um 6 Uhr aufstehen und arbeiten gehen. - Seiner Meinung nach hat das damit nichts zu tun. In Kolumbien gehen die Leute schon um 5 Uhr arbeiten und brauchen auch keine Ruhe. ??? Das möchte ich sehen. Wenn er mal früher aufsteht, dann schläft er auch schon mittags im sitzen ein, obwohl er nicht arbeiten geht.
Ich will keinen falschen Eindruck erwecken. Mein Mann ist nicht faul! Wenn er etwas findet, was er machen kann, dann legt er sich sofort in's Zeug und will es gut machen. Gründlich, wie man es vielleicht eher von einem deutschen erwarten würde. Aber: Es dauert. Und dauert. Es dauert dann so lange, dass ich oft wünschte, er hätte gar nicht erst angefangen. Denn hintereinander schnell etwas schaffen ist nicht. Oder nur selten.
Und das nervt.
Wenn wir einen Termin haben und pünktlich irgendwo sein müssen, ist es immer dasselbe.
Ich fange 20 min vorher an mich fertig zu machen und stehe auf die Minute bereit zum losgehen. Dann fängt er erst an, sich anzuziehen, er braucht aber bedeutend länger als ich!
Wir leben 9 Jahre zusammen , davon 7 verheiratet. Und es ist immer dasselbe. Was ist daran schwer, einfach 20 Minuten früher anzufangen mit dem Anziehen?? - Mittlerweile sage ich schon immer, wir müssen um 3 los, wenn wir halb 4 gehen müssen. Auf die Art habe ich weniger Stress. Aber für mich ist es, als ob ich ein Kleinkind habe. Und er will doch sonst nicht wie ein Kleinkind behandelt werden!
Es gibt noch mehr Situationen, wo es ähnlich ist.
Bin ziemlich genervt und auch durch manche Sachen enttäuscht.
Es gibt auch viele Missverständnisse, aber wenn ich es dann richtig stellen will, hab ich immer den Eindruck, er hört gar nicht zu.
Es ist jedenfalls nicht einfach.
Geht's jemandem irgendwie ähnlich?
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Sonnenkind
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Unterschiede Beziehung mit Kolumbianern

Beitrag von Sonnenkind »

Schwierige Sache. Ich würde sagen, wer sich nach 9 Jahren nicht anpasst, der passt sich nie an.

Jandrielle
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Unterschiede Beziehung mit Kolumbianern

Beitrag von Jandrielle »

Ja, das denke ich auch. -
Ich hab hier von einigen gelesen, dass die Colombianos nichts von Kritik halten.
Das kann ich nur bestätigen.
Natürlich gilt das nach zwei Seiten. Er kritisiert auch mich kaum, und wenn, dann über hundert Umwege, und so versteckt, dass ich es wahrscheinlich manchmal gar nicht wahrnehme. Nie sagt er direkt, dass ich irgendetwas falsch gemacht haben könnte.
Dafür erträgt er aber auch nicht die leiseste Kritik. Ich sage fast nie, wenn mich irgendetwas stört. Nur, wenn es wirklich wichtig ist.
Letztes Jahr ging es um den Angelschein. Also er versteht sowieso nicht, dass es hier so etwas gibt und warum. Er hätte diese Prüfung machen können, er war monatelang zu Hause. Und es wäre kein Problem gewesen, ihn da hinzubri ngen. Er hat es aber nicht gemacht. Ich hatte die Bücher besorgt, aber er hat wahrscheinlich nie reingeschaut.
Jedenfalls kam die Zeit des Angelns wieder, und er wollte angeln gehen, ohne Schein natürlich.
Da sagte ich ihm, dass er genug Zeit gehabt hätte, und dass ich nicht einsehe, wieso ich dann eventuell eine Strafe zahle, bloß weil er sich nie vom Fernseher losreiaßen kann.
Da sagte er, ich solle aufhören zu reden. Er sagte es aber in ruhigem Ton, obwohl ich merkte, dass es ihn aufregte.
Das tat ich auch. Und zwar für mehr als zwei Wochen. Er sprach mich einige Male an, aber diesmal blieb ich stur. Ich will mir einfach nicht verbieten lassen zu reden. Er schlief dann einige Nächte im Garten oder auch mal auf der Couch im Wohnzimmer.
Und er hat bis heute keinen Angelschein!!! Er geht aber ständig angeln.
Ehrlich gesagt, ist Angeln inzwischen ein Reizwort für mich.
Ich finde das einfach nur stur. In Kolumbien gibt's das nicht, dann mache ich es hier auch nicht. Wie ein Kleinkind!
In dieser Sache bin ich wirklich ratlos.
Denn eins steht fest, eine eventuelle Strafe dürfte ich bezahlen, müsste ich bezahlen. Und er kann nicht Leben ohne zu angeln.
Ansonsten hat er großen Respekt vor Gesetzen und hält sich an alles. Nur dieses blöde Angeln eben. Er nimmt das nicht ernst, weil er es nicht einsieht.
Kennt jemand auch so was Ähnliches?
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Ernesto
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Beitrag von Ernesto »

Ich will jetzt nicht falsches sagen. Liebt er dich? Frage ihn mal: Liebst du mich? Habt ihr Kinder? Meine Vermutung ist, das er dich benutzt! Leben tue ich derzeit in Kolumbien. Ich verstehe hier sehr viel nicht. In der ersten Zeit habe ich auch den Fehler gemacht und vieles mit der Heimat verglichen aber schnell bemerkt das es nicht geht. Es sind zwei Welten. Liebt man sich, passt man sich an und sucht gemeinsam nach Lösungen. Ich wünsche dir viel Glück und bitte treffe sichere Entscheidungen! z.B. Kein Angelschein, kein Angeln.
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