Löhne und Gehälter in Kolumbien

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Eisbaer
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Löhne und Gehälter in Kolumbien

Beitrag von Eisbaer »

Löhne und Gehälter (Stand August 2008)
Die Situation bei den Löhnen in Kolumbien ist auf nationalem Niveau etwas undurchsichtig. Seit Anfang 2006 wird die Lohnentwicklung vom Nationalen Statistikamt DANE nicht mehr detailliert erfasst. Nach Aussagen von Mitarbeitern des Amtes wird derzeit eine neue Erhebung über Einkommen und Ausgaben der Bevölkerung entwickelt, die aber erst ab Mitte 2009 veröffentlicht wird. Lediglich für den Industriesektor werden derzeit die Veränderungsraten ermittelt. Sicher ist, dass die Löhne in den vergangenen Jahren real, wenn überhaupt, nur sehr moderat angestiegen sind. Dies gilt aber nicht für hochqualifizierte Mitarbeiter und Führungskräfte, die aufgrund einer leichten Verknappung am Markt höhere Einnahmen erzielen konnten. Die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal ist in Kolumbien aber noch sehr viel eher gegeben als in den Nachbarstaaten der Region. So lag das Land bei diesem Kriterium in einer vergleichenden Untersuchung der schweizer Business-Schule ILD (World Competitiveness Yearbook 2008) weltweit auf Rang 2, weit vor Chile (26), Brasilien (35), Mexiko (47), Argentinien (39) und Venezuela (49), wo die Mitarbeitersuche sehr viel schwieriger ist.

Die Entwicklung bei den Industrielöhnen, die allerdings nicht in absoluten Zahlen verfügbar sind, gibt einen relativ guten Einblick in die Dynamik der Löhne in Kolumbien. Demnach sind diese insgesamt moderat angestiegen.

Die Gehälter können in Kolumbien frei vereinbart werden, wobei aber der Mindestlohn, zumindest im formellen Sektor, beachtet werden muss. Dieser wird staatlich festgelegt und steigt jährlich im Verhältnis zur Inflationsrate. Monatlich liegt das Mindestgehalt 2008 bei 461.500 kolumbianischen Pesos (COP; 1 US$ = 1.779 COP; circa 259,4 US$). Dies entspricht einem nominalen Anstieg von 6,4% gegenüber dem Vorjahr. Hinzu kommt für Arbeitnehmer, die bis zu zwei Mindestlöhne verdienen, eine Transportunterstützung von 55.000 COP. Bei der Bewertung der durchschnittlichen Bruttolöhne in Kolumbien ist zu berücksichtigen, dass die Spanne zwischen Spitzengehältern und den untersten Lohnstufen sehr weit ist.

Die Lohnzahlungen seitens der Unternehmen in Kolumbien sind sehr komplex sowie aufwendig und erfordern in der Regel einen eigens dafür abgestellten Mitarbeiter. Zuletzt wurde die Online-Zahlung eingeführt. Dies dürfte den Prozess etwas erleichtert haben. Außerdem besteht die Möglichkeit ein sogenanntes integrales Gehalt zu zahlen. Bei dieser Modalität sind sämtliche weiter unten genannten Nebenkosten in dem Bruttowert enthalten (inklusive Entschädigungen für Überstunden und Feiertagsarbeit). Eine derartige Regelung können lediglich solche Beschäftigte in Anspruch nehmen, deren Entgelt den Betrag von zehn monatlichen Mindestlöhnen überschreitet (also die Summe von 4.615.000 COP beziehungsweise 1.779 US$ zum Stand von Mitte Juli 2008).

Die höchsten Löhne werden in der Hauptstadt Bogotá gezahlt. Allerdings liegen die weiteren großen Städte wie Cali oder Medellín nur geringfügig dahinter. Deutlich niedriger sind sie in den ländlichen Regionen. Absolute Zahlen zu den durchschnittlichen regionalen Bruttomonatslöhnen liegen nicht vor. Diese wären nach Auffassung von Experten auch wenig aussagekräftig, da sehr viele Faktoren auf die Löhne einwirken und deshalb die einzelnen Abweichungen sehr groß wären.

Wie Quellen des nationalen Planungsamtes DNP erkennen lassen, bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bildungsstufen. Beispielsweise erhielt ein Beschäftigter, der keinen Schulbesuch vorweisen konnte, im 1. Quartal 2006, als die letzte Erhebung durchgeführt wurde, ein Monatsgehalt von durchschnittlich 374.060 COP. Grundlage dafür sind Umfragen in den 13 Großstädten. Bei einem formellen Bildungsweg von einem bis fünf Jahren betrugen die Bezüge 457.468 COP (sechs bis zehn Jahren: 457.468 COP, elf Jahren: 569.468 COP, 12 bis 15 Jahren: 866.054 COP, 16 Jahren oder mehr: 1.692.293 COP). Dem DNP zufolge haben sich die Gehälter unter diesem Gesichtspunkt seit 2000 real nur unwesentlich verändert.

Das kolumbianische statistische Amt verzeichnete bei der Entwicklung der realen Industriegehälter (ohne jedoch absolute Werte zu nennen) im Zeitraum Januar bis April 2008 einen leichten Rückgang. Dieser betrug im Durchschnitt -0,4% gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode. Werden die durchschnittlichen Bezüge nach Branchen betrachtet, so stiegen diese für Beschäftigte in der Kaffeeproduktion mit einem realen Zuwachs von 15,2% am meisten. Weit über dem Mittel lagen unter anderem die Produzenten von Bauholz (+10,0%) und das Personal von Erdölderivate-Herstellern außerhalb der Raffinerien (+8,1%). Einbußen erlitten vor allem die Beschäftigten im Kfz-Sektor sowie in der Herstellung von Reiseartikeln und Taschen sowie im Druckwesen.

Kleinere und mittlere ausländische Unternehmen zahlen etwa genauso viel wie kolumbianische Firmen. Bei größeren multinationalen Unternehmen liegen die Einkommen im Schnitt 10 bis 15% (abhängig vom Niveau des Beschäftigungsverhältnisses) über den Löhnen vergleichbarer nationaler Unternehmen. Wie die internationale Beratungsfirma Mercer Human Resources berichtete, erhöhten sich in der jüngeren Vergangenheit die Bezüge von leitenden Angestellten im Durchschnitt um 2,0% plus Inflationsrate.

Wie aus Umfragen von Personalberatungsfirmen hervorgeht, darunter beispielsweise von Human Capital Consulting, machen zahlreiche Unternehmen von außergesetzlichen Zusatzleistungen Gebrauch, um talentiertes Personal an sich zu binden. Dazu zählen unter anderem Gutscheine für den Nahrungsmittelerwerb, Krankenversicherungen als Ergänzung zu der vorgeschriebenen Gesundheitsfürsorge, freiwillige Beiträge zur Altersvorsorge, Programme zur akademischen Fortbildung und die Bereitstellung von Transportmöglichkeiten (darunter eines Pkws). Ebenfalls im Gebrauch sind die Gewährung von Darlehen zu Vorzugskonditionen oder der Abschluss von Lebens- und Kfz-Versicherungen. Nur sehr wenige der befragten Unternehmen ziehen die Mitgliedschaft in Clubs in Erwägung.

Höhere Führungskräfte erhalten 20 bis 30% ihres jährlichen Gehalts nach der Erfüllung von Zielvorgaben. Bei mittleren Führungskräften verringert sich dieser Anteil im Schnitt auf 15 bis 20%, bei akademischen Angestellten auf 8 bis 10% und bei Hilfskräften in der Verwaltung beträgt der Anteil der auf Leistung beruhenden Vergütung 8%.

Hohe Führungskräfte im Verkauf erhalten 80% ihres Gehalts fest und 20% variabel, das heißt ihren Verkaufserfolgen entsprechend. Bei mittleren Führungskräften sind 30% der Vergütung variabel und bei Verkäufern 40%, wobei der fixe Anteil in Einzelfällen höher sein kann.

Im Bereich der Sozialversicherung können seit 1994 auch private Anbieter, neben dem traditionell für den Bereich zuständigen Organ (Instituto de Seguros Sociales), von Versicherungsleistungen in Anspruch genommen werden. Jedoch wird seit einiger Zeit, zumindest was die Krankenversicherungssparte und das Gesundheitswesen betrifft, über eine Auflösung des ISS diskutiert. Die dafür zuständige Aufsichtsbehörde entzog Anfang 2007 dem Institut die erforderliche Lizenz. Was die Rentenversicherung anbelangt, so steht es dem Mitarbeiter frei, ob es sich dem "Régimen Solidario de Prima Media con Prestación Definida" (staatlich) oder dem "Régimen de Ahorro Individual con Solidaridad" (privat) anschließt.

Das private System wird in der Regel vorgezogen. Auch daher ist die Rentenversicherung des ISS in der jüngeren Vergangenheit finanziell in größere Schwierigkeiten geraten. Bei Arbeitnehmern, die kein sogenanntes integrales Gehalt beziehen, fallen eine ganze Reihe von gesetzlich vorgeschriebenen Nebenkosten an. Die Verzugszinsen bei den Beiträgen zur Sozialversicherung beliefen sich im 2. Quartal 2007 auf 25,12%.

Für Arbeitnehmer, die mehr als den vierfachen Satz des Mindestlohns verdienen, erhöht sich der Rentenversicherungssatz um ein Prozent auf 4,875% (sogenannter Fondo de Solidaridad) 2) bei Gehältern von weniger als zwei Mindestlöhnen; 3) zahlbar jeweils zur Hälfte im Juni und im Dezember; 4) ein Monatsgehalt pro Jahr, das auf einem Treuhandkonto mit jährlich 12% verzinst wird; 5) alle vier Monate ein Paar Schuhe sowie eine Arbeitsuniform pro Mitarbeiter.
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Durchschnittliche Bruttomonatslöhne in Kolumbien

Beitrag von Eisbaer »

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach ausgewählten Positionen:

1) 2008 (in COP) 2) Veränd. (in %) 3) 2008 (in US$)
  • Geschäftsführer/-in einer größeren Niederlassung
  • 25.000.000 1)
  • 13,6 2)
  • 14.045 3)
  • Geschäftsführer/-in eines kleinen bis mittleren Unternehmens
  • 23.000.000
  • 7,0
  • 12.921
  • Vertriebsleiter/-in
  • 15.000.000
  • 0
  • 8.427
  • Ingenieur
  • 3.189.000
  • 4,2
  • 1.792
  • Programmierer
  • 2.576.000
  • 4,2
  • 1.447
  • Sekretär/-in mit Fremdsprachenkenntnissen
  • 2.527.000
  • 4,2
  • 1.420
  • Sekretär/-in
  • 2.051.000
  • 4,3
  • 1.152
  • Facharbeiter/-in
  • 1.424.000
  • 4,2
  • 800
  • Buchhalter/-in
  • 4.023.000
  • 4,2
  • 2.260
  • Kraftfahrer/-in
  • 982.000
  • 4,2
  • 552
  • Ungelernte Arbeitskraft
  • 461.500
  • 6,4
  • 259
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LOHN- UND LOHNNEBENKOSTEN - KOLUMBIEN

Beitrag von Eisbaer »

Heute will ich dies Thema etwas aktualisieren.

Von Germany Trade & Investment gibt es eine Informationsbroschüre aus dem vergangen Jahr:

LOHN- UND LOHNNEBENKOSTEN - KOLUMBIEN

Spoiler
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