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Ich bin kein Profi in diesem Gebiet, durfte aber gerade vor 10 Tagen einen unvergesslichen Ausflug in den Sierra geniessen.Über einen bekannten haben wir einen Guide kennengelernt. Er stammt ursprünglich aus Bogota ist Biologe und hat in verschiedenen Regierungsprojekten mitgewirkt, welche dem Schutz der Reservate und deren Einwohner dienen. Besser gesagt von der Regierung begrüsst, Arbeit und Kosten sollen dann doch besser private Organisationen tragen.
Er bietet Touren nur vereinzelt an, nur an Leute die aus seiner Sicht Land und Einwohner respektieren und wollte auch kein Geld dafür (ausser Unkostenbeitrag für Transporte etc.). Er spricht auch die Sprache der Kogui.
Wir waren anfangs hin und her gerissen, einerseits eine unvergessliche Erfahrung zu machen, auf der anderen Seite den Wunsch auf Isolation zu respektieren. Der Guide meinte dann, solange wir den Willen der Kogui respektieren und gegebenenfalls auch bereit sind die Tour abzubrechen / abzuändern geht dies in Ordnung. Also haben wir uns voller Vorfreude ins Abenteuer gestürzt.
Gestartet sind wir unweit von Palomino und nach ca. 20 Minuten auf dem Trampelpfad war kaum mehr was von Zivilisation zu sehen.
Anfangs am frühen Morgen bei angenehmen Temperaturen gings zügig voran. Mit zunehmender Sonnenintensität (war ein schöner, heisser Tag) kam ich im tropischen Klima zunehmend an meine Grenzen. Feuchte Hitze kann einen schnell ans Limit bringen.
Wir begegneten auf dem Weg zahlreichen Koguis, jedem einzelnen erklärte er in ihrer Sprache, was wir hier tun und vorhaben. Er wurde meist freundlich begrüsst, wir meist konsequent ignoriert, teilweise wollten sie etwas über uns erfahren.
Interessant finde ich und das deckt sich auch mit den vorhergehenden Aussagen. Je weiter weg von der "Zivilisation" je echter der Lebensstil. Anfänglich sind wir noch Koguis begegnet, welche Gummistiefel trugen einer war sogar um 08.30 schon (oder immer noch) voll besoffen.
Denke in den Randgebieten, welche von den Turis zunehmend überrannt werden, wie an der Flussmündung des Rio Palomino aufwärts färbt unser Lebensstil unweigerlich ab. In den höheren Lagen wird dies hoffentlich nicht passieren!
Wir durften dann ein Dorf, beziehungsweise eine Familie besuchen. Mutter und Vater liessen sich jedoch nur für die Begrüssung blicken und zogen sich dann ins innere der Hütte zurück wo auch diverse Hühner rein und raus flatterten. Mit ein paar Keksen war das Interesse der Kinder der Familie schnell geweckt und sie wollten Fotos machen, da sie noch kaum je ein Mobiltelefon gesehen haben. Aus meiner Sicht der kritische Punkt der Reise, da wir sie ja damit nicht beeinflussen wollten. Da sie aber wussten, dass es solche Dinger gibt, kamen wir nicht drum herum.
Als Gegenleistung zu den Keksen hat uns die Familie eine Ananas angeboten. Noch nie zuvor so ein leckeres, süsses und saftiges Exemplar verspiesen. Die vorangegangenen Strapazen haben den Effekt wohl noch verstärkt. Der älteste Sohn hat uns dann nach dem er rundum die Erlaubnis eingeholt hat ein Stück weit bei der Rückreise begleitet und uns eine Stelle am Rio Palomino gezeigt, die unvergesslich schön war. Endlich die willkommene Abkühlung. Dass wir dabei noch rein zufällig auf massiv viel Gold am Uferrand gestossen sind, erschien dabei nebensächlich. Unberührte Natur eben und so soll es auch bleiben.
Dann traten wir die Rückreise an, mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck und dankbar dafür, dass wir dies erleben durften.
Betreffend Koguis in Santa Marta. Mir ist auch aufgefallen, dass diese dort vermehrt auftauchen und versuchen ein Einkommen zu erzielen.
Ich habe unseren Guide darauf angesprochen und er hat mir dazu folgende Erklärung geliefert.
Diese leben zwischen den zwei Welten. Sie haben sich auf unseren Lebensstil eingelassen. Dadurch dürfen sie nicht mehr in ihre Dörfer zurückkehren. Wie Nachtwandler pendeln sie zwischen den Sierras und Santa Marta. Sind nirgendwo mehr richtig zu hause und müssen plötzlich lernen Geld zu verdienen um zu überleben.