" Wir müssen draussen bleiben " Indigene der Sierra Nevada

Allgemeines zu Land und Leuten und die vielen Fragen, die nichts direkt mit der Reise zu tun haben.

scooby
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" Wir müssen draussen bleiben " Indigene der Sierra Nevada

Beitrag von scooby »

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Ciudad Perdida wird weiterhin stark touristisch genutzt? Ist das von den Indigenen akzeptiert?
Gibt es sonst noch Informationsmaterial zur aktuellen Lage in der Sierra Nevada? Muss nicht spezifisch über die Indigenen sein, die deutsche Wikipedia ist jedenfalls sehr spärlich, Spanisch und Englisch auch. Ist es tatsächlich der aktuelle Stand, dass die abgelegeneren Gebiete von Paras und Farc kontrolliert werden?
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Kamachi
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" Wir müssen draussen bleiben " Indigene der Sierra Nevada

Beitrag von Kamachi »

Moin Scooby,
ich denke, ich kann Dir da einiges aktuelles erzählen.
Auf der Seite von Santa Marta hast Du bis etwa 3000 meter Höhe bewaffnete Verbände der Paramilitares.
Für Touristen ist das in sofern ein Problem, daß Du auf Cocaküchen oder Plantagen stossen kannst.Erwischen sie Dich dabei - und davon kannst Du ausgehen, steht es schlecht um Dich.
Auf der Seite von Valledupar sind die Guerilla, allerdings nicht die FARC, sondern die ELN.
Ob von ihnen eine reale Gefahr für Touristen ausgeht, kann ich nicht sagen.Bis Nabusmimake dürfte es kein Problem sein.
Ciudad Perdida ist das kommerziellste Ausflugsziel von Santa Marta / Taganga aus.
Das Projekt wird von den Paras unterstützt und das heilige Land der Kogui beginnt erst dahinter.
Offizielle Sicherheitsbeschreibungen wirst Du nur tourstengerecht finden: Frei nach dem Moto " Das einzige Risiko .... "
Da musst Du direkt vor Ort Leute fragen, die dort leben oder arbeiten.
Es gibt z.B. Touranbieter, die speziell mit Trips zu Indigenen werben und auf ihren HP verbreiten, dass die Kogui und Arahuaca sich öffnen für den Tourismus - das ist Unsinn.
Die einzigen Indigenas, die sich öffnene sind die, die zwischen den Welten leben, nicht mehr wissen wo sie hingehören und natürlich auch auf finanzielle Unterstützung angeweisen sind.
Saludos,
Willi
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Kamachi
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" Wir müssen draussen bleiben " Indigene der Sierra Nevada

Beitrag von Kamachi »

Moin Karibikotto,
Du hast sicher recht.Aber dieses Thema behandelt die Indigenen; alle anderen hier aufzuführen, deren Rechte verletzt werden sprengt den Rahmen.
Saludos,
Willi

santamarta
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" Wir müssen draussen bleiben " Indigene der Sierra Nevada

Beitrag von santamarta »

Santos hat einmal gesagt:"Und wenn die Rückgabe der enteigneten Gebiete an die Besitzer das Einzige ist, was ich in meiner Regierungszeit schaffen sollte, so habe ich dann doch etwas Wichtiges für Kolumbien erreicht."
Wenn es wirklich so sein sollte, dass dieser Mann nach seiner Regierungszeit nur sein Denkmal haben möchte - gebt es Ihm !
Bis dahin lasst uns beobachten ob es denn wirklich an dem ist.

@ 7 Sterne Hotel im Nationalpark Tayrona:
Dr. Eberad W. organisiert den Ankauf von Landparzellen in und um den Nationalpark. Mit Spenden werden strategisch günstig liegende Flächen in der Größenordnung von 1 bis 5 ha erworben und Mitgliedern des Kogi-Stammes übereignet. (Der Park ist hügelig und für den Bau eines großen Projektes benötigt man Zufahrtswege, die erst gebaut werden müssen. Ein Grundbesitzer in strategisch günstiger Lage kann mit seinem Überfahrtsverbot das Ganze blockieren).
Damit wird dem "politischem Vetorecht" der Ureinwohner auch ein juristisches hinzugefügt. Falls die politische Führung den doch einmal wechseln sollte ;) .

Das Land ist nicht überteuert, auch kleines Geld hilft !
Karmachi und ich stellen bei Interesse gerne die Verbindung zu Dr. W. her.
Berge ? - Mehr als Deichhöhe ist überflüssig ! (Jan Fedder)
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Nasar
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" Wir müssen draussen bleiben " Indigene der Sierra Nevada

Beitrag von Nasar »

Dafür brauche ich keinen Dr. Dingsbums. Guter Tipp. Selber was kaufen und abwarten :klat:
Fünf sind geladen, zehn sind gekommen, gieß Wasser zur Suppe, heiß alle willkommen.

scooby
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" Wir müssen draussen bleiben " Indigene der Sierra Nevada

Beitrag von scooby »

Danke Euch für die interessanten Infos. Wäre wirklich schön, wenn es solche Infos wie zu Dr. Wedlers Projekt irgendwo gesammelt zu lesen gäbe.
Sind Plantagen und Küchen tatsächlich noch ein Thema? Ich ging davon aus, dass mit der Militarisierung der Ciudad Perdida und dem Einsatz von Herbiziden die Sierra Nevada zu den sichersten Gebieten gehören dürfte. Ich kann ja verstehen, dass der Abenteuer-Charakter erhalten bleiben muss, um den Gang zur Ciudad Perdida für die entsprechenden Touristen attraktiv zu halten, hätte aber nichts darauf gegeben. Da lag ich wohl falsch. Gab es dieses Jahr schon Vorfälle in der Sierra Nevada, die an die Öffentlichkeit geraten sind?
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Kamachi
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" Wir müssen draussen bleiben " Indigene der Sierra Nevada

Beitrag von Kamachi »

Moin Scooby,
über das Projekt von Eberhard W. weiss ich nicht so viel wie SantaMarta.
Er ist defintiv bestens informiert.
Zur Sicherheit von Ciudad Perdida.
Die Tour ist ungefährlich; musst sie allerdings mit ortsansässigen Touranbietern durchführen.Ich selbst veranstalte es nicht und kann auch niemanden wirklich guten Gewissens empfehlen.
Die besten von den nicht allzu guten sind wohl Magictours.
Cocaküchen und Plantagen sind noch immer genau so aktuell wie zuvor, deshalb werden die permisos für die Tour nur mit Guides akzeptiert, die wiederum von den bewaffneten Gruppen entsprechend eingewiesen sind.
Als Tourteilnehmer merkst Du da nichts von, ausser das sie Dich immer wieder mal zu Cocaküchen bringen; aber das sehen seltsamer Weise viele Tourteilnehmer als interessante Erfahrung an.
Von der Valleduparseite aus kannst Du Trekking zur Ciudad vergessen.Ist a ) zu weit und b) lassen sie Dich nicht durch und c) wenn, ist es zu gefährlich.
Vorfälle mit Touristen gab es meiner Info nach keine.
Saludos,
Willi
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Renato
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" Wir müssen draussen bleiben " Indigene der Sierra Nevada

Beitrag von Renato »

Ich war schon 2 Mal oben in der Ciudad Perdida. Die Tour lohnt sich meines Erachtens voll und ganz. Da man 5 Tage lang abgeschieden von allem ist und durch herrliche Natur, über Flüsse wie dem Rio Buritaca, vorbei an Kogi Dörfener wie Mutanyi langsam aber sicher zu der Ciudad Perdida hoch kommt. Man kann in kleinen Gruppen gehen, so läuft man für sich alleine und kann uneinbeschränkt geniessen.

Der alte Mann bei Donde Adan hat uns mal vor 5 Jahren in den Urwald genommen und uns die Coca Fabrikation erklärt, man sieht aber nichts, denn er fabriziert nicht. Er erklärt einem nur den Prozess. Mehr nicht. Doch Drogen werden weder hergestellt noch angeboten.

Meines Wissens wurden 2 Touranbieter erschossen, Ricardo von Sierra Tours und Demetrio von Turcol. Ob es aber in direktem Zusammenhang mit der Ciudad Perdida steht weiss ich nicht. Demetrio hat auch noch Geld geliehen.

Ich kann die Tour empfehlen aber viele, unzählige Millionen an Moskitos erwarten einem. Dazu wird man ab und zu mal verregnet und nach 5 Tagen ist alles dreckig, nass und man sehnt sich nach einem Hotel.

scooby
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" Wir müssen draussen bleiben " Indigene der Sierra Nevada

Beitrag von scooby »

Danke für Eure Infos zur Tour. Allerdings habe ich mich falsch ausgedrückt. Die Tour zur Ciudad Perdida interessiert mich nicht. Was ich sagen wollte: Ich dachte, dass auch die umliegende Sierra Nevada aufgrund der Militarisierung und der starken touristischen Nutzung der Ciudad Perdida sicherer geworden wäre. Eure Infos sagen ja gerade das Gegenteil. Folglich ist es nicht zu empfehlen, auf eigene Faust die Sierra Nevada zu erkunden? Solange es keine offenen Konflikte in der Region gibt, sollte es harmlos sein. Anderer Leute Geschäfte interessieren mich nicht. Wo wäre ein guter Einstieg? Wie weit kommt man mit dem Moto?
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Kamachi
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" Wir müssen draussen bleiben " Indigene der Sierra Nevada

Beitrag von Kamachi »

Moin Scooby ;-)
hmmm...das ist es ja gerade, was ich mit meinem Post erklären möchte; Sierra Nevada erkunden ist , zumindest was die heiligen Gebiete der Kogui , Arahuaco und Wiwa betrifft,nicht erwünscht.
Und wenn Du auf eigene Faust losziehst um die anderen Bereiche zu durchwandern, kann ich Dir auch nicht unbedingt dazu raten.
Da musst Du gute Kontakte zu den PM haben, sonst kannst Du richtig Probleme bekommen.
Was natürlich immer geht sind Touren ab Minca bis zum Gipfel ( La Gumbre ).Da bist Du einige Zeit beschäftigt und ab der Höhe von rund 1300 metern triffst Du in der Regel auch keine Touristen mehr.
Am Gipfel hast Du einen fantastischen Blick auf den schneebedeckten Pico Colon.Er ist zum Greifen nahe - aber dann sollte Schluss sein mit Deiner Tour.
Alles andere ist ohne Permisos der PM zu gefährlich.
Sierraseite von Valledupar:Bis Nabusimake.Dann sollte auch da Schluss sein.
Weiter oben beginnt heiliges Land.
Wichtig: Es kann sein, daß Du schon vor Nabusimake, bzw. Pueblo Bello, Einheiten der ELN über den Weg läufst.
Da kann ich Dir nicht viel raten. Ob sie eine Gefahr darstellen oder nicht liegt warscheinlich an der Laune , Tagesform und übergeordneten Befehlen der Truppführer.
Aber nimm das ernst.
Saludos,
Willi

scooby
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" Wir müssen draussen bleiben " Indigene der Sierra Nevada

Beitrag von scooby »

Hallo Willi, danke für deine Tips! Deine Intention hinter diesem Thread ist mir absolut klar geworden: Bis auf Höhe der Ciudad Perdida und dann Schluss. Das Letzte, was ich möchte, wäre die Rechte der Indigenen zu verletzen.
Wie unterscheiden sich denn Nord- und Südseite? Warst Du schon in Nabusimake?
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Kamachi
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" Wir müssen draussen bleiben " Indigene der Sierra Nevada

Beitrag von Kamachi »

Moin Scooby,
von der Vegetation her ist es gleich.Erst tropischer Trockenwald, dann Feuchtwald , Nebelwald und anschliessend Paramo bis hin zur Schneegrenze.
Nabusimake ist sehr interessant.Der Weg ist herrlich und Du kannst das letzte Stück bis Pueblo Bello und dann Nabusimake auch zu Fuß begehen.Dauert ein paar Stunden,ist aber sehr schön.Auf Touristen triffst Du eher selten.Und wenn, laufen sie nicht oft hoch,sondern fahren mit dem Jeep.
Vor Nabusimake musst Du Dich einer Inspektion des Mamo unterziehen.Er schaut quasi in Deine Seele und wenn Du für das Dorf Ok bist, bekommst Du einen leichten, freundschaftlichen Klaps auf die Schulter und darfst rein.Bist Du nur mas o menos, zieht er Dich am Ohr und dann darfst Du trotzdem rein.Passt Du ihm nicht, bekommst Du einen Klaps auf den Hinterkopf und musst draussen bleiben.Zumindest war es bis vor etwa einem Jahr so.
Das Dorf ist eigentlich unverändert aus dem 17. Jhd.
Herzliche Grüße,
Willi
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bernipauli
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" Wir müssen draussen bleiben " Indigene der Sierra Nevada

Beitrag von bernipauli »

Die Kollegas von "producciones Kinorama" aus Bogota haben die übrigens neulich mal besuchen können und einen längeren Clip gedreht. Ich fand den ganz beeindruckend. Zeigt auch ganz gut, warum die in Ruhe gelassen werden wollen. Das sollten mal vor allem wir respektieren. Deswegen sehr unterstützenswert der Beitrag von Kamachi. Aber, wie wir (Teutonen) nunmal so sind: Wir (mich eingeschlossen) interessieren uns gleich mal für Expeditionskarten usw.
Hier der Link zum Video: http://www.youtube.com/watch?v=9fgPV3GG ... ploademail
Den haben die komischerweise auch nur an ihre "youtube-Abodementen" verschickt
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Kamachi
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" Wir müssen draussen bleiben " Indigene der Sierra Nevada

Beitrag von Kamachi »

Moin bernipauli, danke, toller Tip.Saludos, Willi

Lutze
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" Wir müssen draussen bleiben " Indigene der Sierra Nevada

Beitrag von Lutze »

Wisst Ihr was ich mich frage wenn ich die Indigenas in Santa Marta sehe? Ich frage mich was sie denn in Santa Marta machen wenn sie doch mit der Zivilisation nichts zu tun haben wollen, oder wie es bernipauli sagt, in Ruhe gelassen werden wollen. Ich frage mich auch wieso die ein Acordeon haben, und ich frage mich wieso manche Indigene Armbanduhren und Schuhe tragen und immer mehr Handys haben.
Ich respektiere die Indigenen voll und ganz, aber einiges gibt mir zu denken wenn ich höre dass sie in Ruhe gelassen werden wollen.
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cm81
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" Wir müssen draussen bleiben " Indigene der Sierra Nevada

Beitrag von cm81 »

Ich bin kein Profi in diesem Gebiet, durfte aber gerade vor 10 Tagen einen unvergesslichen Ausflug in den Sierra geniessen.
Über einen bekannten haben wir einen Guide kennengelernt. Er stammt ursprünglich aus Bogota ist Biologe und hat in verschiedenen Regierungsprojekten mitgewirkt, welche dem Schutz der Reservate und deren Einwohner dienen. Besser gesagt von der Regierung begrüsst, Arbeit und Kosten sollen dann doch besser private Organisationen tragen.
Er bietet Touren nur vereinzelt an, nur an Leute die aus seiner Sicht Land und Einwohner respektieren und wollte auch kein Geld dafür (ausser Unkostenbeitrag für Transporte etc.). Er spricht auch die Sprache der Kogui.

Wir waren anfangs hin und her gerissen, einerseits eine unvergessliche Erfahrung zu machen, auf der anderen Seite den Wunsch auf Isolation zu respektieren. Der Guide meinte dann, solange wir den Willen der Kogui respektieren und gegebenenfalls auch bereit sind die Tour abzubrechen / abzuändern geht dies in Ordnung. Also haben wir uns voller Vorfreude ins Abenteuer gestürzt.

Gestartet sind wir unweit von Palomino und nach ca. 20 Minuten auf dem Trampelpfad war kaum mehr was von Zivilisation zu sehen.
Anfangs am frühen Morgen bei angenehmen Temperaturen gings zügig voran. Mit zunehmender Sonnenintensität (war ein schöner, heisser Tag) kam ich im tropischen Klima zunehmend an meine Grenzen. Feuchte Hitze kann einen schnell ans Limit bringen.

Wir begegneten auf dem Weg zahlreichen Koguis, jedem einzelnen erklärte er in ihrer Sprache, was wir hier tun und vorhaben. Er wurde meist freundlich begrüsst, wir meist konsequent ignoriert, teilweise wollten sie etwas über uns erfahren.
Interessant finde ich und das deckt sich auch mit den vorhergehenden Aussagen. Je weiter weg von der "Zivilisation" je echter der Lebensstil. Anfänglich sind wir noch Koguis begegnet, welche Gummistiefel trugen einer war sogar um 08.30 schon (oder immer noch) voll besoffen.
Denke in den Randgebieten, welche von den Turis zunehmend überrannt werden, wie an der Flussmündung des Rio Palomino aufwärts färbt unser Lebensstil unweigerlich ab. In den höheren Lagen wird dies hoffentlich nicht passieren!

Wir durften dann ein Dorf, beziehungsweise eine Familie besuchen. Mutter und Vater liessen sich jedoch nur für die Begrüssung blicken und zogen sich dann ins innere der Hütte zurück wo auch diverse Hühner rein und raus flatterten. Mit ein paar Keksen war das Interesse der Kinder der Familie schnell geweckt und sie wollten Fotos machen, da sie noch kaum je ein Mobiltelefon gesehen haben. Aus meiner Sicht der kritische Punkt der Reise, da wir sie ja damit nicht beeinflussen wollten. Da sie aber wussten, dass es solche Dinger gibt, kamen wir nicht drum herum.

Als Gegenleistung zu den Keksen hat uns die Familie eine Ananas angeboten. Noch nie zuvor so ein leckeres, süsses und saftiges Exemplar verspiesen. Die vorangegangenen Strapazen haben den Effekt wohl noch verstärkt. Der älteste Sohn hat uns dann nach dem er rundum die Erlaubnis eingeholt hat ein Stück weit bei der Rückreise begleitet und uns eine Stelle am Rio Palomino gezeigt, die unvergesslich schön war. Endlich die willkommene Abkühlung. Dass wir dabei noch rein zufällig auf massiv viel Gold am Uferrand gestossen sind, erschien dabei nebensächlich. Unberührte Natur eben und so soll es auch bleiben.
Dann traten wir die Rückreise an, mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck und dankbar dafür, dass wir dies erleben durften.

Betreffend Koguis in Santa Marta. Mir ist auch aufgefallen, dass diese dort vermehrt auftauchen und versuchen ein Einkommen zu erzielen.
Ich habe unseren Guide darauf angesprochen und er hat mir dazu folgende Erklärung geliefert.

Diese leben zwischen den zwei Welten. Sie haben sich auf unseren Lebensstil eingelassen. Dadurch dürfen sie nicht mehr in ihre Dörfer zurückkehren. Wie Nachtwandler pendeln sie zwischen den Sierras und Santa Marta. Sind nirgendwo mehr richtig zu hause und müssen plötzlich lernen Geld zu verdienen um zu überleben.
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