Tochter bleibt nach FSJ in Kolumbien - viele Fragen!

Tipps und Fragen von Auswanderungswilligen und Leuten, die den Schritt schon gewagt haben.
Antworten

Themenstarter
wupperboot
Kolumbien-Neuling
Kolumbien-Neuling
Offline
Beiträge: 2
Registriert: Fr 21. Okt 2016, 16:03

Tochter bleibt nach FSJ in Kolumbien - viele Fragen!

Beitrag von wupperboot »

Meine Tochter bleibt nach dem einjährigen Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) in Kolumbien und möchte nun für ein weiteres Jahr dort leben. Sie scheint Land, Mentalität und Leute (evtl. besonders einen jungen Kolumbianer) zu lieben. Sie hat einen Job am Empfang eines Unternehmens gefunden und beantragt nun das Arbeitsvisum. Obwohl sie nun schon ein Jahr dort ist und auch Kontakte hat, scheint mir (also ihr) noch einiges unklar zu sein. deswegen frage ich mal - noch etwas ungeordnet- in die Runde:

- Wie hoch ist ein realistischer Lebensunterhalt zuzüglich der Miete für einen jungen Menschen, um dort zu "überleben"?
- Wie hoch sollte ein Stundenlohn oder das Monatsgehalt bei ca. 40 Stunden/Woche für einen Job (a.d. Rezeption, Qualifikation ledigl. Abitur) sein?
- Wie hoch sind die Steuern? Werden Sie auch direkt vom Arbeitgeber an den Stadt abgeführt (also nur das Nettogehalt ausgezahlt)?
- Sie hat hier noch nicht in die Rentenkasse eingezahlt- muss sie in Kolumbien für die Rente einzahlen?
- Sie hat sich bei "Compensar" Krankenversichert? Ist das ein annähernd ähnlicher Versicherungsschutz wie eine gesetzliche Krankenkasse in D?
- Tip für günstige Flüge von/nach Kolumbien?

Mir fällt bestimmt noch viel mehr ein, aber vielleicht mag auch jemand mit ähnlichen Erfahrungen berichten?
Herzlichen Dank.
Thorsten
Benutzeravatar

Ernesto
Verified
Kolumbien-Veteran
Kolumbien-Veteran
Offline
Beiträge: 6626
Registriert: Di 5. Okt 2010, 16:43
Wohnort: Zürich

Tochter bleibt nach FSJ in Kolumbien - viele Fragen!

Beitrag von Ernesto »

Ich vermute, dass die meisten Angestellten mit dem Mindestlohn = Salario Minimo = 689.454 COP zurechtkommen müssen. Für einen Europäer ist dies zum "Überleben" zu wenig. Die gesetzlichen Krankenversicherungen = POS - Plan Obligatorio de Salud sind unterschiedlich vom Qualitätsstandart her. Der Beitrag richtet sich nach dem Einkommen. Der Arbeitgeber zahlt einen Teil, den anderen der Angestellte. Wer lediglich ein Jahr in Kolumbien leben will, der sollte hier keine Rentenbeiträge zahlen. Compensar ist eines der weniger bekannten Unternehmen mit Sitz in Bogotá. Wer viel verdient, zahlt mehr Steuern. Wer wenig verdient fast keine. Um einigermaßen "überleben" zu können, sollte man mindestens 3 Millionen COP zur Verfügung haben.

axko
Kolumbienfan
Kolumbienfan
Offline
Beiträge: 276
Registriert: Di 15. Okt 2013, 08:53

Tochter bleibt nach FSJ in Kolumbien - viele Fragen!

Beitrag von axko »

Wieso braucht man in Kolumbien mindestens $ 3.000.000 um einigermassen zu überleben? In Europa hat auch nicht jeder € 1000,-- zum überleben auch in der so wohlhabenden Schweiz hat nicht jeder genug zum überleben. Also wenn die Frau gerade im FSJ war dann ist sie wohl gerade erst 19 oder 20 Jahre alt. Als ich im dem Alter war, war ich in den USA und Kanada und war froh wenn ich genug Bucks im Sack hatte um mir ne Camel zum Abendessen zu kaufen. Papa die Tochter wird hier keine Millionärin aber sie lernt fürs Leben was man nicht mit Geld aufwiegen kann. Kolumbien ist nicht Europa man muss mit allen Abstriche machen - deutsche Vollkaskomentalität vergiss es-, ist man dazu nicht imstande ist man als Auswanderer fehl am Platze.

Themenstarter
wupperboot
Kolumbien-Neuling
Kolumbien-Neuling
Offline
Beiträge: 2
Registriert: Fr 21. Okt 2016, 16:03

Tochter bleibt nach FSJ in Kolumbien - viele Fragen!

Beitrag von wupperboot »

Erst einmal vielen Dank für Eure Antworten.

Es geht ihr (und auch mir) überhaupt nicht um "deutsche Vollkasko-Mentalität". Dennoch muss man (Vater) sich ein paar Gedanken machen, wenn Töchterchen alleine nicht alles geregelt bekommt.

Die 689 454 Kolumbianische Pesos = 215,937226 Euro werden ihr wohl nicht reichen, da sie EUR 150,00 Miete zahlen muss. Da von ihrem Gehalt 12% an die Compensar geht, wird es aber auch nicht so viel mehr sein. Die 3 000 000 Kolumbianische Pesos = 939,601014 Euro wären auch hier in Deutschland für ein junges Mädchen vor der Ausbildung ausreichend, um gut zu leben. Ich hatte jedenfalls (umgerechnet) zu der Zeit weniger :-).
Benutzeravatar

Don Maximo
Verified
Kolumbienfan
Kolumbienfan
Offline
Beiträge: 433
Registriert: Sa 2. Mai 2015, 01:51

Tochter bleibt nach FSJ in Kolumbien - viele Fragen!

Beitrag von Don Maximo »

Bezüglich Lohn:
da waren schon einige Diskussionen im Forum.
etwa 1,7 bis 2,5 mio COP gelten als durchschnittliche Lohnspanne für eine hoch qualifizierte Arbeitskraft.
Um zu "überleben" würde ich mal den "Salario Mínimo Vital" als realistischer Anhaltspunkt betrachten. Dieser beträgt für eine Einzelperson ca. 1 mio COP.
3 mio COP verdient in etwa ein Allgemeinarzt mit ein paar Jahre Erfahrung. (Als vergleich und Anhaltspunkt)
Virtus Junxit Mors Non Separabit
Benutzeravatar

Compadre
Verified
Kolumbienfan
Kolumbienfan
Offline
Beiträge: 308
Registriert: Sa 17. Nov 2012, 01:33
Wohnort: Bogotá

Tochter bleibt nach FSJ in Kolumbien - viele Fragen!

Beitrag von Compadre »

Ich glaube nicht, dass ein Unternehmer in Kolumbien auf eine Rezeptionistin aus Deutschland wartet, der er das Mindestgehalt zahlt und auch noch ein Arbeitsvisum besorgt. Die Bereitstellung der Unterlagen für dieses Visum ist mit Auflagen. Aufwand und Kosten verbunden.
In Kolumbien funktioniert das Mindestgehalt, weil die Familie sich gegenseitig hilft. Für eine Einzelperson, die davon Miete etc. zahlen muss, ist es wenig. Compensar hat bei einem kürzlich stattgefunden Vergleichstest sehr gut abgeschlossen, obwohl das Gesundheitssystem "bröselt". Dass Ärzte ohne Spezialisierung schlecht bezahlt werden, ist leider kein Geheimnis. Daher haben die meisten mehrere Stellen, so dass sie im Monat auf etwa 5 bis 6 mio COP kommen können. Médicos subespecializados verdienen bis zu 35 millones COP. --> Info

hollaho
Kolumbienfan
Kolumbienfan
Offline
Beiträge: 109
Registriert: Do 22. Sep 2016, 08:15

Tochter bleibt nach FSJ in Kolumbien - viele Fragen!

Beitrag von hollaho »

Wieso braucht man in Kolumbien mindestens $ 3.000.000 um einigermassen zu überleben? In Europa hat auch nicht jeder € 1000,-- zum überleben
Ich kann da nix speziell zu Kolumbien sagen, aber da ich schon seit Jahren im Ausland (europäisches Ausland, aber früher auch schon außereuropäisch) lebe, sehe ich genau dieses Mißverständnis immer wieder:

Die Leute kennen ein Land vom Urlaub. Sie sehen, daß die Löhne und gewisse Preise niedriger sind und denken, muß doch super billig hier zu leben gehen.

Sie verkennen dabei, daß es für den Ausländer faktisch immer teurer ist bei den Lebenshaltungskosten wie für Inländer. Und sie verschätzen sich bei den elementaren Fixkosten, mit denen sie als Reisegast nicht in Berührung kamen.

Gründe:
1. "Gringo" Preise: Inländer können besser verhandeln und kennen sich besser aus. Das ist übrigens in Deutschland grundsätzlich nicht anders, nur daß die Verhandlungsspannen vielleicht kleiner sind. Eine Wohnung kann ich als Deutscher hier in Deutschland jedenfalls einfacher und damit auch preiswerter mieten als Ausländer, weil ich habe mehr Auswahl durch Vertrauensvorschuß.

2. Familienvernetzung: Wenn man entsprechend vernetzt ist und unterstützt wird bzw. sich gegenseitig unterstützt, spart das schon Einiges. Und der Effekt ist in Ländern mit stärkerem Familiengefüge eher ausgeprägter als bei uns.

3. Die Lebensstandardfrage: Wie weit ist man bereit, seine Standards herunter zu schrauben? Für Deutsche ist nicht alles akzeptabel, was es für Andere ist. Hat auch nix mit Vollkaskomentalität zu tun. Aber will man seinen Kindern z.B. eine auch in Deutschland vollwertige und voll anerkannte Ausbildung garantieren, kostet das im Ausland oft mehr, als es das in Deutschland würde. Da merken sie dann, daß kaum ein Land Kinder finanziell so stark bezuschußt wie wir. Und auch bei der Krankenversorgung wollen nicht allzu viele "starke Kompromisse" eingehen. Das summiert sich dann alles.

4. Grundnahrungsmittel sind in Deutschland preiswerter als in den meisten Ländern. Auch Mieten zumindest auf europ. Niveau sehr gemäßigt im Mittel. Wenn Länder das Preisniveau deutlich unterbieten, dann ganz sicher mit Einschnitten bei der Qualität und Sicherheit. Womit sich der Kreis zu 3. schießt.

Und sollte man gar irgendwo "drohen zu verarmen", dann tut man das ganz sicher besser in Deutschland. Mit genug Geld hingegen wird's fast überall einfach und angenehm. Mit Mindestlohn sich durchlagen ist hingegen für Ausländer wohl fast überall utopisch. 8-;
Antworten

Erstelle einen Account oder melde dich an, um an der Diskussion teilzunehmen

Du musst Mitglied sein, um eine Antwort schreiben zu können

Einen Account erstellen

Du bist kein Mitglied? Registriere dich, um unserer Community beizutreten.
Mitglieder können ihre eigenen Themen starten und Themen abonnieren
Es ist einfach und dauert nur eine Minute

Registrieren

Melde dich an

Social Media

       
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag