Die Zukunft von Kolumbien | Wohin steuert Kolumbien?

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Glboetrotter
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Wohin steuert Kolumbien? / Zukunft von Kolumbien ...

Beitrag von Glboetrotter »

⇒ Letzter Beitrag der vorhergehenden Seite:

@ desertfox: gespannt warte ich auf die konkreten sozialistischen Ländern, welche in den letzten 150 Jahren erfolgreich waren und deren Bevölkerung vorwärts brachten (Freiheit und Wohlstand).
Ich kenne aus heutiger Sicht kein Land, wobei China und Vietnam vor 30 Jahren wirtschaftlich eine klug gelenkte kapitalistische Marktwirtschaft zugelassen haben. Erst danach kam ein Teil der Bevölkerung zu Wohlstand. Gleichzeitig ist die Schulbildung gratis oder sehr günstig, das Volk arbeitet häufig lange und viel, was nach einigen Jahren Früchte trägt.

Die Latinos sind da generell leicht anders mit der Arbeitsmoral, wobei ich auch sehr gute Beispiele kenne und die dann auch finanziell erfolgreich sind. Um Wohlstand aufzubauen dauert es häufig mindestens zwei Generationen. Viele Kolumbianer könnten das auch mit mehr Fleiss, Genauigkeit, aktives Mitdenken (reduziert Ineffizienz) und mehrjährigem Durchhaltewille.

desertfox
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Wohin steuert Kolumbien? / Zukunft von Kolumbien ...

Beitrag von desertfox »

@globetrotter,

Für Dich ist die Welt nach wie vor Schwarz/Weiss. Ergo Extrem Links oder Extrem Rechts. der Kompass hat aber 360 Grad!!!!!

Hast Du meine Nachricht eigentlich durchgelesen UND verstanden?

Don-Pedrinio
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Wohin steuert Kolumbien? / Zukunft von Kolumbien ...

Beitrag von Don-Pedrinio »

Das Ende des Uribismo naht…???
In all den 16 Jahren, wo ich in Kolumbien lebe, konnte ich im besten Fall mit engen Freunden über Politik reden. Jetzt seit etwa 2 Jahren mit immer mehr Menschen und heute praktisch mit jedem Bürger. Die politische Richtung ist klar und unmissverständlich. Der Uribismo MUSS von der Politischen Bühne weg. Mindestens 95% meiner Kontakte in Kolumbien sind gegen einen Uribismo und von den wenigen Befürwortern, die ich pers. kenne, halten sich die einen in Schweigen und die andern versuchen mit verleumderischen Falschangaben das schlimme Ende irgendwie abwenden zu können.
Das kolumbianische Volk hat aber einen Verbündeten, den es gar nicht kennt. Einer der aller größten taktische Fehler war, dass Uribe gegen das Volk hat Waffen einsetzen lassen. Und so lange wie Duque diesen Befehl weiter ausübt, hilft Duque noch mehr Hass gegen den Uribismo aufzubauen, ja sogar mit jeder Kugel, die gegen das Volk verschossen wird, wechselt ein Uribe Befürworter in einen Uribismo Gegner. Mittlerweile wird Duque in Kolumbien sogar von offizieller Seite als Marionette gehandelt, die lediglich Befehle ausübt, weswegen es immer mehr nach einem Poltischen Ende der Uribismo riecht.
=> pulzo.com/nacion/daniel-coronell-habla-titere-que-menciono-patricia-janiot-ivan-duque-PP1051736

Die Weltgeschichte beweist, dass noch manch eine Tyrannei damit endete, als dann wo der Tyrann dem Scheitern nahe stand und mit aller Gewalt versuchte sein Reich zu verteidigen, just eben diese Gewalt sein Ende darstellte.
400 Tage der Pandemie sind es jetzt. 400 Tage wo Uribe glaubte im Schutze der Lockdown wüten zu könne, wie es ihm gerade passt und unaufhörlich und immer schneller willkürlich im ganzen Land hat Menschen ermorden lassen.
Seine Verbündeten Fernsehstationen RCN und Caracol stehen im selben verhassten Licht wie er, da diese beiden Stationen zu viel Lüge verbreitet haben (immer häufiger sehe ich auf FB wie irgendwelche Freundschaften über diese Fernsehsender herziehen und es gibt ganze Kolumnen darüber, wie es gemacht werden könnte, dass neutraler und ehrlichere Presse gemacht wird). Auch dort in diesen beiden Fernsehstationen wird eher über kurz als lang, der eine und andere Direktor gehen müssen. Nebst einem neuen Präsidenten wünscht sich das kolumbianische Volk heute auch ehrliche Fernsehstationen, denn den Müll welche diese beiden Sender verbreiten will niemand mehr haben. Der Hass gegen diese beiden Fernsehstationen baut sich jetzt bei allen Protesten erst richtig auf, die Frage ist, ob RCN oder Caracol weiterhin Lügen verbreiten wollen oder irgendwann doch mehr sachlich sein wollen und näher am Volk informieren als nur jenes was Uribe befiehlt.
Eine der dümmsten Befehle die Uribe in seinem Leben jemals umgesetzt hat, waren jene privaten Schergen in Cali, welche im Schutze der Polizei hat gegen das Volk schießen lassen. Genau jene Aktion bedeutet wohl das Ende von Uribe, denn auf FB kursieren zu viele Fotos und Videos jener Männer und ihren Aktionen. Und so lange wie jene Männer in kurzen Hosen und hellen Shirts und sehr teuren Geländewagen in Kolumbien um sich schießen dürfen, so lange wird nur noch mehr Hass gegen Uribe geschürt, bis der letzte Analphabet und im hintersten Loch des Landes es weiss, dass 2022 man NICHT für Uribismo stimmt. Die ganze Suppe war damals gekocht, als die Einheimischen als auch Polizei aussagten, dass sie NICHT wüssten, wer diese Männer sind.
=> youtube.com/watch?v=7JCLBsZ3nAk

Ein im Nachhinein etwas anderes behaupten nützt heute nichts mehr. Die Paramilitär von Uribe haben sich in aller Öffentlichkeit gezeigt und auch gezeigt, wozu sie eingestellt sind. Um zu töten. Um das Pueblo zu töten.
Weiss das Pueblo überhaupt was Uribismo ist? Es ist eine Partnerschaft von sehr reichen und vor allem sehr habgierigen groß Grund Besitzern ursprünglich aus dem Dept Cordoba. Habgierig wie es auch ein Uribe ist. Ihre Gier zielt im Wesentlichen auf das Gold, welches unter der Erdoberfläche von Kolumbien liegt, sehr oft in Indianer Reservaten, weswegen auch diese friedlichen Indianer heute von Uribe als Guerillas betitelt werden ((vor 10 Tagen betitelte Uribe auf Twitter die Indianer als Guerillas. Weswegen er seine Schergen gegen diese aufhetzte und weswegen es heute in Cali Bürgerkrieg hat)).
Jenen offiziellen Link der die Indianer als Guerillas beschimpft und der später, nachdem es viele Proteste hagelte, wurde von Uribe als Irrtum einer seiner Mitarbeiter herunter gespielt, finde ich nicht mehr.
So einfach an dieses Gold zu kommen, wie Uribe es glaubte, ist es in Wahrheit nicht. Uribe kann zwar behaupten, dass die Farc und andere Gruppen Indianer von ihrem Hab und Gut vertrieben habe, um dort Drogen anzubauen, das Land selber bleibt aber trotzdem in Indianer Hand. An vielen Orten, wo solches geschehen ist, streiten heute Gerichte darüber ob drei ganz spezielle Firmen aus Bogota jetzt dort nach Gold graben dürfen oder nicht. Einfacher war es für Uribe in Flüssen drin, den jene gehören niemandem. Dort konnte Uribe nach Gold Puddeln wie es ihm lieb war und hinterher behauten es seien Guerillagruppen gewesen. Schließlich ist noch nie ein Tyrann für jene Sauerei gerade gestanden, die er anrichtete. Angebliche Guerilla Gruppen, welche über viele Monate und Jahre hinweg unbehelligt mit hunderten von Maschinen und tausenden von Arbeitern Gold puddeln konnten. Teilweise direkt neben Polizeistationen…
Heute 2021 ist das Pueblo aus dem 20-jaehrigen Schlaf erwacht. In erster Linie richtet sich ihr Hass gegen den Handlanger von Uribe. Aber in einer politischen Zukunft, das Erbe daraus bei den nächsten Wahlen erkennbar sein wird. Jemand schrieb Mal, dass es in Kolumbien etwa 30 Millionen Wahl berechtigte gibt. Mindestens 25 Millionen davon ist das einfache Pueblo, welches unter keinen Umständen nochmals eine Uribe-Macht haben will.
Genau jetzt die letzten Wochen daraus gewachsen, als das der Uribismo mit aller Härte und Gewalt gegen das Pueblo vorgehen will. Denn dass Duque lediglich der Hampelmann von Uribe ist, das haben mittlerweile die meisten erkannt. Und das wird von vielen Quellen auch täglich auf FB verbreitet.
Aber auch von den restlichen 5 Millionen sind viele gegen den Tyrannen Uribe welcher Demokratie predigt, aber in Tat und Wahrheit Diktatur mit Vorbild Venezuela anstrebt. Diktatur mit allen nur erdenklichen Rechten, denn via Demokratie lässt sich viel Gold nie erreichen.
Auch wenn etwas weit her geholt. So unterschiedlich sind diese beiden Männer nicht. Pablo Escobar hat es damals mit der Waffe in der Hand versucht. Alvaro Uribe der Stratege mit dem Schachbrett und seine Figuren nach Lust und Laune umherschieben. Es sind denn auch die Figuren die Fallen oder im Knast landen, nicht er, er wirkt im Hintergrund und wäscht seine Hände in Unschuld. Beide zeichnen sich aus mit einer gigantischen Gier, welche sehr oft jenseits des Gesetzes liegt.
Wenn 2022 wiederum ein Uribist zum Präsidenten von Kolumbien gewählt wird, dann nur mittels Wahlbetrug, oder durch eine politische Lüge. Zuerst behaupten nicht Uribist zu sein und hinterher, wenn er gewählt ist, seine wirkliche politische Haltung zu offenbaren.
=> youtube.com/watch?v=rmK7HdMWCuQ

zoeller
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Die Zukunft Kolumbiens | Eine dringende Diskussion

Beitrag von zoeller »

Hallo liebe Forengemeinschaft,

es ist bemerkenswert, dass seit über zweieinhalb Jahren in unserem Forum nichts mehr über die zukünftige Entwicklung Kolumbiens diskutiert wurde. In dieser Zeit hat sich viel verändert, und ich denke, es ist an der Zeit, die Diskussion wieder aufleben zu lassen.

Ein bedeutendes Ereignis in dieser Zeitspanne war zweifellos die Wahl von Gustavo Petro zum Präsidenten. Viele Kolumbianer hatten Hoffnungen in seine Präsidentschaft gesetzt, und es ist interessant zu hinterfragen, ob sich durch seine Amtszeit bereits etwas verändert hat.

Es ist jedoch unbestreitbar, dass Kolumbien immer noch mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert ist. Insbesondere die enge Verbindung einiger mächtiger Akteure zur uribistischen Bewegung und deren Einfluss auf die politische Landschaft werfen Fragen auf. Die Sorge um Allianzen mit kriminellen Gruppen, die Verstrickung in die Mafia, illegale Geschäfte, Vetternwirtschaft und Korruption in den öffentlichen Ämtern ist nach wie vor präsent.

Die zentrale Frage, die sich stellt, ist: Hat sich die politische Landschaft wirklich verändert, oder sind diese Probleme immer noch die treibende Kraft hinter Kolumbiens Entwicklung?

Ich denke, dieses Thema verdient eine ausführliche und sachliche Diskussion. Lasst uns zusammen über die aktuellen Entwicklungen in Kolumbien sprechen, unsere Meinungen teilen und Ideen austauschen, wie die Zukunft des Landes gestaltet werden kann.

Eure Gedanken und Einschätzungen sind wichtig, und ich bin gespannt auf eure Beiträge zu diesem wichtigen Thema. Lasst uns gemeinsam eine Diskussion anregen, die zur Lösung der drängenden Probleme in Kolumbien beitragen kann.
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Bogotano
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Die Zukunft von Kolumbien | Wohin steuert Kolumbien?

Beitrag von Bogotano »

Ich stimme zu, dass es an der Zeit ist, die Diskussion über die Zukunft Kolumbiens wieder aufzunehmen. In den letzten Jahren hat sich das Land in vielerlei Hinsicht verändert. Die Wahl von Gustavo Petro zum Präsidenten war ein historisches Ereignis, das die Hoffnung auf eine neue Ära des Friedens und der Gerechtigkeit in Kolumbien geweckt hat. Es ist noch zu früh zu sagen, ob sich die politische Landschaft tatsächlich verändert hat. Die Herausforderungen, vor denen Kolumbien steht, sind tief verwurzelt und nicht leicht zu überwinden. Dazu gehören die anhaltende Gewalt, Ungleichheit und Korruption.
Ich bin gespannt auf die Beiträge der Forumsteilnehmer und freue mich auf eine lebhafte und informative Diskussion.

desertfox
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Die Zukunft von Kolumbien | Wohin steuert Kolumbien?

Beitrag von desertfox »

Die Diskussion wäre sicher gut, nur, solange die Kolumbianische Bevölkerung so gespalten ist kann sich nichts ändern. Mir fällt auch kein Rezept ein wie man das ändern kann, ausser evtl. mehr fair bezahlte Arbeitsplätze so dass mehr Kolumbianer in Brot ein Lohn stehen und dadurch ggfls die Kriminalität und Korruption die bis in die letzten Ecken verbreitet ist zu bekämpfen.

Benny56
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Die Zukunft von Kolumbien | Wohin steuert Kolumbien?

Beitrag von Benny56 »

Wenn ich sehe, wie Petro sich immer mehr in Israel verstrickt, mit Ideen, die ich für unsinnig halte, dann sehe ich schwarz für Kolumbien. Das Land wird früher oder später wieder dem Uribismus Tür und Tor öffnen.

zoeller
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Die Zukunft von Kolumbien | Wohin steuert Kolumbien?

Beitrag von zoeller »

Ich verstehe deine Besorgnis über Petros Vorgehen in der Israel-Krise und dass seine unpopulären Ideen das Land schwächen könnten. Ich stimme dir auch zu, dass diese Entwicklungen kritisch beobachtet werden sollten. Aber ich glaube nicht, dass Kolumbien zum Uribismus zurückkehren wird. Uribe hat immer noch mächtige Unterstützer im Land, aber ich glaube, dass seine Zeit als politischer Führer vorbei ist. Die Wahl von Petro war ein besonderes Ereignis. Petro steht für ein komplexes und vielschichtiges politisches Projekt. Es ist möglich, dass seine Politik gegenüber Israel nicht alles ist, was sie zu sein scheint. Es ist wichtig, sich nicht von Schlagzeilen und Vorurteilen leiten zu lassen, sondern die Hintergründe zu verstehen.

Ich halte es für wichtig, eine offene und ehrliche Diskussion über die Zukunft Kolumbiens zu führen. Dazu gehört auch, die Kritik an Petros Regierung ernst zu nehmen.


@desertfox

Ich stimme dir zu, dass die Spaltung der kolumbianischen Bevölkerung ein großes Hindernis für die Entwicklung des Landes ist. Es ist schwierig, konstruktive Lösungen zu finden, wenn die Menschen so tief zerstritten sind. Auch denke ich, dass du mit deiner Idee, mehr fair bezahlte Arbeitsplätze zu schaffen, auf dem richtigen Weg bist. Eine bessere wirtschaftliche Situation würde dazu beitragen, die Ungleichheit im Land zu verringern und die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Dies könnte dazu führen, dass die Menschen weniger frustriert und eher bereit sind, miteinander zu kooperieren. Natürlich ist das nur ein Teil der Lösung. Es ist auch wichtig, die politischen Strukturen zu reformieren, um Korruption und Vetternwirtschaft zu bekämpfen. Außerdem müssen die Menschen in Kolumbien lernen, miteinander zu kommunizieren und ihre Unterschiede zu akzeptieren.

Ich hoffe sehr, dass sich noch der eine oder andere an dieser Diskussion beteiligen wird.

jessiw
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Die Zukunft von Kolumbien | Wohin steuert Kolumbien?

Beitrag von jessiw »

Nun, ich habe hier zwar leider gar nichts beizutragen und habe daher überlegt, ob ich mich überhaupt äußere… möchte allerdings sagen, dass ich den Thread sehr interessant und auch für notwendig halte. So lassen sich diese komplexen Themen (bestimmt nicht nur für mich Kolumbien-Superneuling) ein bisschen besser und vor allem differenzierter betrachten.
Ich lese es jedenfalls gerne. ;-)

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coentros
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Die Zukunft von Kolumbien | Wohin steuert Kolumbien?

Beitrag von coentros »

4.5 Jahre sind seit dem erstem post vergangen, der neue Präsident seit 1.5 Jahren im Amt. Zeit für Gustavo Petro ein erstes Zwischenzeugnis zu erstellen, vor allem aber: Wohin steuert Kolumbien aus heutiger Sicht in 2024 und den kommenden Jahren ?

Zunächst die Ökonomie mit ein paar Finanzindikatoren über die letzten 5-10 Jahre betrachtet die nachdenklich machen. Im Vergleich der vier grössten Ökonomien Lateinamerikas, Brasilien (B), Argentinien (A), Kolumbien (K), Chile (C) bewegen sich B und A im Gleichklang. Chronisches Haushaltsdefizit (im Schnitt 5% des BIP oder mehr), relativ hohe Schuldenquote (85% des BIP oder mehr), ein für emerging markets zu geringes Wachstum, aber beide immerhin mit positiver Aussenhandelsbilanz ! Vergleichsweise am besten steht C da. Haushalt im Griff, sehr geringe Schuldenquote (35% des BIP), in 2022 sogar ein Einnahmenüberschuss, ausgeglichene Handelsbilanz, nur leider auch hier chronisch niedriges Wachstum.

Kolumbiens Staatsschulden sind seit 10 Jahren leider stetig angestiegen, von 34% in 2012 bis zum Maximum 66% in 2020. Immerhin letzteres hat Duque noch versucht zurückzuführen um nicht irgendwann auf dem level von Argentinien zu landen. Leider mit völlig untauglichen Mitteln. Die Massenproteste sind noch in guter Erinnerung. Leider ist das Haushaltsdefizit (Staatsschulden) für 2022 mit -6.7% des BIP, und heuer 2023 werden ca. -4% erwartet, weiterhin zu hoch. Besorgniserregend für Kolumbien zudem das zuletzt hohe Handelsbilanzdefizit, anders als alle vorgenannten A,B,C die hier besser dastehen und das inzwischen erwartete, sehr niedrige Wachstum. Manche sehen sogar eine Rezession. Schaut nicht überzeugend aus.

Nun muss man Petro zugestehen hier viel vom Vorgänger geerbt zu haben.Wirksame Massnahmen erfordern viele Jahre Geduld (welche Kolumbianer nicht haben). Entscheidend nun: Sind erste Anzeichen zu erkennen für mehr Wachstum, eine positive Aussenhandelsbilanz und/oder ein geringeres Haushaltsdefizit um die Schuldenquote zurückzuführen ? Ich sehe bislang leider nicht dass sein Programm zumindest ansatzweise funktioniert.

Innenpolitisch kann ich seine "paz total" Agenda weniger beurteilen, meine aber Rückschritte bei der inneren Sicherheit zu erkennen. Das ganze kommt mir auch irgendwie naiv vor. Die Guerilleros ERN, FARC haben sich von ihm verabschiedet. Die alltägliche Kriminalität und Entführungen in der Zunahme begriffen, die Kokainproduktion einen neuen Höchststand erreicht. Auch nicht sehr überzeugend. Auf das "repräsentative" Meinungsbild meiner Verwandtschaft in Kolumbien, die alle estratos, Ausbildungen und Hintergründe abdeckt gebe ich nicht viel. Wie gesagt, die richtigen Massnahmen erfordern Jahre oder eher ein Jahrzehnt. Man erwartet wundersame Dinge in kürzester Zeit. Dennoch interessant, dass von gefühlt 30 Personen im "Mikrozensus" bereits nur noch eine einzige Stimme übrig geblieben ist die Petro noch die Stange hält. Alle anderen sind mehr oder weniger tief enttäuscht.

Aussenpolitik. Hier werde ich vielleicht unfair. Aber was sollen seine überflüssigen Kommentare zum Nahostkonflikt ?? Er hat doch genug eigene Themen und Herausforderungen in Kolumbien und Lateinamerika mit seinen Nachbarn. Seine Äusserungen und Nazivergleiche ggü Israel oder "Hamas sei eine Erfindung", etc, sind einfach nur peinlich, unangebracht und falsche Prioritäten. Sowas lässt mich an an seiner Tauglichkeit als Realpolitiker zweifeln.

Fazit am Ende des Jahres 2023: Es wird schwer werden für Kolumbien in den kommenden Jahren. Meine Zuversicht in die Agenda des neuen Präsidenten gesunken. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Gerade eben auch noch dieses gefunden -> Kapitalflucht hat weiter zugenommen, betrifft aber ganz Lateinamerika. viewtopic.php?p=97260

Was kann der einzelne tun ? Nun, für Weihnachten zumindest eine kleine Spende an das Forum :trink: Ich freue mich sehr, dass es Euch gibt. Ja, und mein Herz schlägt natürlich weiter für Kolumbien :win: .

Herzliche Grüsse
coentros

Zacarias
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Die Zukunft von Kolumbien | Wohin steuert Kolumbien?

Beitrag von Zacarias »

Die Zukunft Kolumbiens: Leider nicht ohne dessen gesamte Vergangenheit mit in die Betrachtung einzubeziehen. Hat diese doch auch ihren Anteil in der Sozialisierung der Bewohner. Hinzu kommt das HIV Coca, das ein ganzes Land infiziert hat und zum BIP beiträgt. Es hat so viel Macht, dass es die Politik und Polizei, sowie auch den Rechtsstaat, das Millitär, einfach alles durchsetzt und vielen zeigt, Bildung und Arbeit lohnt sich nicht, aber das schnelle Geld. Solange es Cocain gibt, Großgrundbesitzer, die Eigentum unrechtmäßig besitzen, indem sie die Paramillitärs mit erschufen, Industrielle die ausbeuten, die Politik bestimmen und ihr Kapital im Ausland bunkern (eine Kapitalflucht wegen irgend jemanden gab es nie. Eher eine chronische, um nichts abzugeben) so lange wird es kein Besserung geben. Wer reich ist, hat kein Interesse in Veränderungen, kam der Reichtum doch erst durch diese Bedingungen unter denen alle leiden zustande. On top dann noch Geopolitisches. Eine Besserung wird es in den nächsten 30 Jahren oder mehr nicht geben. Vielleicht, wenn alles Geld der Welt digitalisiert und völlig überwacht ist.

axko
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Beitrag von axko »

@coentros toller Beitrag. Kompliment :klat:

Dolfi
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Beitrag von Dolfi »

Also man hat erstmals seit Jahrzehnten einen linken Präsidenten gewählt, und nach 1.5 Jahren hat sich noch nichts grundlegend gebessert und alle sind unzufrieden. Ist ja wohl auch viel verlangt, vielleicht sollte man noch ein wenig Geduld haben, zumindest was die Wirtschaft betrifft.

Ansonsten dürfte die nächsten Wahlen wieder ein Schützling von Uribe gewinnen, und dann wird auch nichts besser.

Wie wird eigentlich in Kolumbien Javier Milei gesehen, der neue Präsident von Argentinien? Dessen Wahl ist ja gewissermaßen eine Reaktion darauf, dass weder Rechte noch Linke die Lage wirklich bessern konnten.

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coentros
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Beitrag von coentros »

"Vielleicht sollte man noch ein wenig Geduld haben, zumindest was die Wirtschaft betrifft". Ja natürlich. Für die nötige Geduld bei einer langfristig orientierten ökonomischen Agenda ist jedoch der Erhalt der Glaubwürdigkeit wichtig. Hier riskiert Petro durch unrealistische Versprechen wie paz total und bereits erkennbarer Realitäten leichtfertig einen Vertrauensverlust. Auf seine unpassenden Kommentare zu für Kolumbien unwichtigen Nebenkriegsschauplätzen wie dem Nahostkonflikt hat niemand gewartet und machen alles noch schwieriger. Mehr pragmatische Realpolitik vor Ort und weniger Ideologie für die Welt würde ich mir von ihm wünschen. Das wäre schon mal etwas um die Geduld und den Glauben an sein Wirtschaftsprogramm aufrecht zu erhalten.

Argentinien ? Keine Ahnung wie der neue in Kolumbien gesehen wird. Für die meisten Kolumbianer dürfte so eine Agenda reichlich abstrakt wirken. Ob's funktioniert wäre ein (anderes) Thema für sich. Persönlich finde ich diesen Artikel nicht schlecht:
https://www.relevante-oekonomik.com/2023/11/21/argentinien-mit-der-motorsaege-in-den-abgrund/

Nicht so sehr traditionelle Denkmuster "links" oder "rechts" oder, wo vorhanden, jeweilige populistische Vertreter sind entscheidend. Sondern ein Gesamtpaket aus drei Säulen: eine langfristige Politik, d.h. nachvollziehbar sinnvolle Agenda, vorangetrieben durch glaubwürdige Volksvertreter und eine langfristige Zustimmung und konstruktive Mitarbeit einer Mehrheit der Bevölkerung für diese Agenda. Alle diese Länderpakete stehen im globalen Wettbewerb. Dasjenige Angebot bei dem Menschen ganz egal wo auf der Welt sagen: "Ja das sieht gut aus, dort würde ich mein Erspartes investieren" wird letzten Endes zum Wohle des jeweiligen Landes funktionieren.

Bei Kolumbien bin ich mir nicht mehr sicher. Warte aber mindestens noch drei weitere Jahre.

Zacarias
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Beitrag von Zacarias »

Allein auf Vertrauen zu setzen, dass Investoren zurückbringt und eine generell bessere Wirtschaft bewirkt - dieser Gedanke führt an der Realität vorbei.

Real kann es sein, dass eine gesunde Wirtschaft Besserung für eine Bevölkerung eines Landes bringen kann. Wann und wo passiert dieses aber noch heute? Als letztes funktionierte dieses nur als Einheit (EU) vieler Länder für die ehemaligen Ostblockländer. Wo aber nur für ein einzelnes Land, dass nicht im Sog des Mauerfalls (Beginn einer Neuordnung der Weltwirtschaft, durch Fall der Sowejunion) profetierte und durch die Globalisierung, die auch erst danach so richtig an Fahrt aufnahm konnte und weitere Länder im asiatischen Raum mitnahm.

Ziehen wir aber die USA als die stärkste Wirtschaftsnation mit einem Bonitätsranking von AA+ als Vergleich hinzu. Dort fließt ja bekannter Weise dank des hervoragenden und ungezügelten Kapitalismus Tränen und Blut. Wieviele Selbstmorde nach Lehman Brothers unter Brokern, Hausbesitzer und Jobverlierer (überwiegen Familienväter), das Schaden in der Nation verursacht hat, der noch nicht überwunden ist.

Wir sollten zu aller erst den soziologischen und kulturellen Unterschied zu Kolumbien erkennen. Blaupausen funktionieren bekanntlich zur Nationbildung überhaupt nicht. Beide sind historisch unterschiedlich gewachsen. Trotz des größten Reichtums in der USA, gab und gibt es dennoch eine soziale Schieflage, denn Kapitalismus bedeutet auch Klassenkampf von oben nach unten.

Die "Trickle Down-Theorie":
Die Pferdeäpfel-Theorie besagt - "Wenn man einem Pferd genug Hafer gibt, wird auch etwas auf der Straße landen, um die Spatzen zu füttern"
- hat in Kolumbien nur beim Cocain funktioniert. Denn wie ich schon zuvor schrieb, es gab schon immer eine chronische Kapitalflucht ins Ausland, sodass für die kolumbianischen Spatzen nicht mehr als der "Salario Minimo" rauskommt. Wenn Präsidenten der Staaten Lateinamerikas selbst Geld im Ausland verstecken, zeigt das nicht, dass sie selbst nicht vertrauen, da das System, das ihre Wahl erst ermöglichte, einen Staat so errodieten, dass es überhaupt nicht möglich ist, echtes Vertrauen FÜR ALLE zu erzeugen? Meinem Neffen, glernter Koch, der genau so viel bekommt, wie andere an der Zapfsäule - 1.2 Millionen; Meine Nichte, hat eine Anstellung, als Assistenzärztin : 3.4 Millionen;

Kein Preveligierter in Kolumbien will von seinen Previlegien abgeben, die mit Geld und Macht verbunden sind.Macht ist häufig der Sex, den Mann durch Geld bekommt. Geld bekommt ede häßliche Bratze ohne Op hübsch. Was auch immer nach Petro kommt: Wenn keine dynamische Wirkung aus weltwirtschaftlichen Gründen zu Verbesserung führen, wird sich nicht viel in Kolumbien ändern.

Nur Wirtschaftswachstum als Allheilmittel zu benennen, ohne seine breit gefecherte Wirkung zu analysieren und bennen, ist als würde man sagen Asperin wirkt gegen jeden Schmerz und jede Schmerzintensität.
Aber wenn wir die Wirtschaft allein betrachten möchten, dann ist das geschriebene von "coentros" O.K., ist aber nur ein Aspekt zum Hauptthema.

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coentros
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Beitrag von coentros »

"Nur Wirtschaftwachstum als Allheilmittel zu benennen"...davon war auch nicht die Rede. Aber ohne Wirtschaftswachstum als notwendige aber nicht hinreichende Voraussetzung wird es ganz schwierig. Ich finde es gibt einige schöne Beispiele für Länder mit einer guten Entwicklung in den letzten zehn Jahren, z.B. Polen, Panama, Thailand. Gute Entwicklung heisst "besser als andere gemacht". Nirgendwo gibt es einen Ponyhof.

Den Vergleich mit USA finde ich unpassend. Das wäre so wie wenn ich auf der anderen Seite die Sowjetunion, Nordkorea oder Venezuela als Empfehlung nehmen würde. Da wüsste ich dann immer noch was weniger schlimm ist. Wie gesagt, die einfachen Gleichungen "rechte" vs "linke" Politik funktionieren heute sowieso nicht mehr.

Was mich bei Petro ernüchtert ist, dass ich überhaupt kein Thema finde bei dem er bislang richtig überzeugend wirkt. Innenpolitik, Aussenpolitik hatte ich erwähnt. Gerne lass ich mich von Gegenbeispielen überzeugen. Ansonsten freue ich mich wenn er es in den nächsten 2.5 Jahren besser macht.

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