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Der Tag nach dem Abend mit Caro war ein Sonntag. Ich fühlte mich ziemlich schlecht. Wahrscheinlich eine Mischung aus Alkoholkater, Jetlag und der Enttäuschung über den Ausgang des Abends. An diesem Tag brachte ich nicht mehr zustande, als mich kurz vor Einbruch der Dunkelheit zu Tostao (das ist eine kolumbianische Imbisskette) zu schleppen, und mir dort einen kargen almuerzo-Ersatz zu besorgen. Die restliche Zeit saß ich Trübsal blasend im Hotelzimmer.Was mir zudem fehlte war ein Plan, wie ich meine Zeit in den nächsten Tagen sinnvoll nutzen könnte. Ich hatte wenig Hoffnung, dass es zeitnah zu einem weiteren Treffen mit Caro kommen würde. Außerdem hatte ich keine Lust, auf eigene Faust in dieser fremden und tendenziell gefährlichen Stadt herumzulaufen, also hab ich mir Tinder samt Gold-Mitgliedschaft besorgt, in der Hoffnung, kurzfristig weibliche Gesellschaft akquirieren zu können, die Lust darauf hat, mir ihre Stadt zu und die kolumbianische Lebensart näherzubringen. Das hat erfreulich gut funktioniert. Nach zwei Stunden hatte ich ungefähr so viele Matches wie in Deutschland nach einem halben Jahr und während meinesgleichen in Deutschland die Wahl aus alleinerziehenden Müttern, psychisch angeschlagenen Feministinnen und übergewichtigen Ü30-Frauen hat, konnte ich nun problemlos mit heißen Latinas zwischen 18 und 28 in Kontakt treten.
Ein leckeres almuerzo für umgerechnet ca. 2,9€
Mit einer hat es auf Anhieb so gut geklappt, dass wir uns noch für den gleichen Tag verabredet haben. Sie wohnt mit ihren Eltern in Venecia im berüchtigten Süden von Bogotá, hat auf mich allerdings einen ziemlich kultivierten Eindruck gemacht. Sie spricht solides Englisch und sogar ein paar Brocken Deutsch, weil sie anderthalb Jahre in Österreich studiert hat. Sie kennt jeden Winkel von Bogotá und hat auch bereits fast alle touristisch interessanten Orte Kolumbiens bereist. Die Idee war, dass sie zu meinem Hotel kommt und wir von dort aus ein bisschen durch Chapinero und dann Richtung Stadtzentrum gehen. Exakt so ist es dann auch gekommen.
Die Basílica de Nuestra Señora de Lourdes in Chapinero
Leider war sie IRL nicht sonderlich attraktiv, so dass ich etwaige romantische Ambitionen von vornherein über Bord geworfen habe. Das war allerdings auch nicht so wichtig, denn sie ist ein netter, hilfsbereiter und humorvoller Mensch (wie die meisten mir bekannten Kolumbianer) und hat mir kostenlos eine sehr ausführliche Tour durch Chapinero und das Zentrum von Bogotá gegeben inkl. unzähliger Tipps, Empfehlungen und Ratschläge... das war schön und interessant und hat mir auch etwas die Angst genommen, hier nachts aus dem Hotel zu gehen, denn die Gefahr scheint doch einigermaßen kalkulierbar zu sein, wenn man sich an bestimmte Regeln hält. Habe sie dann auf eine Chicha de mango und später in einem BBC (das ist eine hipstermäßige Kneipenkette aus Bogotá) auf ein Kaffee-Bier und Hähnchenschenkel eingeladen.
Bäume in der Zentrumsgegend von Bogotá.
Häuser in der Zentrumsgegend von Bogotá.
Plaza de toros im Zentrum von Bogotá. Soweit ich das verstanden habe eine ehemalige Stierkampfarena, die heute als Veranstaltungsort für diverse Events genutzt wird.
Ein beleuchtetes Gebäude, dessen Name und Funktion ich vergessen habe.
Anschließend ist sie bei mir im Hotel eingecheckt, um die Toilette und das Wifi zu benutzen und sich per App ein Taxi zu organisieren. Das hat ungefähr fünf bis zehn Minuten gedauert. Kurz nachdem sie raus war, hat in meinem Zimmer das Telefon geklingelt und der Rezeptionist hat mich gefragt, ob alles in Ordnung sei. Sie hat mir danach erzählt, dass man sie vor dem Anruf nicht aus dem Hotel gelassen hat, weil die wohl dachten, sie hat mich abgezogen.
Alles in allem hatten wir beide ziemlichen Spaß und uns dann direkt für den nächsten Tag dazu verabredet, auf den Monserrate zu gehen.
Gesagt, getan. Wir trafen uns um 10 Uhr morgens am Fuße des Berges. Der Aufstieg war anstrengender als ich ihn mir vorgestellt hatte, für mich mit durchschnittlicher Fitness aber trotzdem relativ einfach zu bewältigen. Was ich dort gesehen habe, hat mich sehr beeindruckt. Allerdings habe ich den eklatanten Fehler gemacht, weder Sonnencreme noch eine Kopfbedeckung zu benutzen, was mir den schlimmsten Sonnenbrand meines Lebens beschert hat, der eine gute Woche später immer noch nicht gänzlich abgeheilt ist.
Aufstieg zum Monserrate
Blick auf Bogotá vom Gipfel des Monserrate
Ein schmackhaftes kolumbianisches Gericht, das meine Begleiterin bestellt hat.
Pferde werden mit Gasflaschen beladen, die vermutlich irgendwo neu befüllt werden.
Ich habe erst danach erfahren, dass die Locals hier sich quasi immer mit Sonnencreme einschmieren, bevor sie das Haus verlassen, weil die Sonne aufgrund der Höhenlage sehr aggressiv ist. Das gemeine daran ist, dass mans kaum merkt,weil es hier immer relativ kühl ist. Lesson learned. Habe mir dann eine schicke Totto-Cap und bloqueador besorgt, was mich hoffentlich vor weiteren Sonnenbränden bewahren wird. Totto ist eine südamerikanische Modemarke, die in Kolumbien so sehr der letzte Schrei zu sein scheint, dass sogar Fake-Produkte davon existieren... kennt in Europa keine Sau, aber ich passe mich gerne den örtlichen Gepflogenheiten an.
Fortsetzung folgt.