Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert


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gordito54
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

⇒ Letzter Beitrag der vorhergehenden Seite:

Das gab es auch noch:

Der Samsung-Service war da und hat den Icemaker reaktiviert, auf Garantie. Wir haben zu wenig Eis verbraucht, er war verstopft.

Heute muß ich im Chemiekaliengeschäft um die Ecke mal nachfragen, ob es dort Flüssigentkalker für Kaffeeautomaten gibt. Ich weiss, das sind alles Luxusprobleme, die der einfache Kolumbianer nicht hat.

Im Straßenverkehr kannst du dich hier auf nichts verlassen, schon gar nicht darauf, daß der Fahrzeugführer dahin fährt, wohin er blinkt. Sich darauf zu verlassen, das ist hier lebensgefährlich!

Kommt gut in die neue Woche und herzliche grüße aus Cartago/Valle

gordito54
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Tenere-wue
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Tenere-wue »

Hallo Gordito 54,
vielen Dank für deinen Bericht. Immer wieder interessant zu lesen wie es dir so ergeht. Wenn ich wieder in Cartago bin lade ich dich gerne zu uns ein.
Bei den Häusern für 126 Millionen musst du arg aufpassen. Häuser mit 3 Stockwerken bei geringer Quadratmeterzahl sind quasi unverkäuflich.Da bist du nur am Treppensteigen. Ein weiteres Problem ist der Standort des Hauses. Cartago hatte in der Vergangenheit ab und zu ein knackiges Hochwasser. Da sind selbst Häuser abgesoffen, welche sehr weit vom Rio la Vieja liegen. Augen auf. Wenn du mal mit alten erfahrenen Einwohnern redest, erfährst du wo man kaufen kann und wo nicht. Kannst auch mich fragen, ich gebe dir dann einen Kontakt von einer Bekannten. Liebe Grüße, halt dich wacker und genieße das Leben in Cartago.
-vive tu sueno !

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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

@Tenere-wue
Danke für den Hinweis, wir würden auch erstmal in der Familie herumfragen, bevor wir was kaufen. Auf die Möglichkeit, weitere Einwohner zu fragen, käme ich gerne zurück, falls es ernst wird.
Danke für die Einladung, die ich gerne erwidere.
LG Gordito54

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gordito54
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

Guten Morgen aus Cartago an Alle Nah und Fern,
es ist Sonntag und damit habe ich wieder Zeit für einen Wochenrückblick.

Eine Schwester meiner Frau mußte sich einem Eingriff in Cali unterziehen, der nur dort in einer Spezialklinik durchgeführt werden kann. Vor 4 Wochen haben wir sie zur Voruntersuchung begleitet, am Donnerstag hatte sie mittags ihren Termin. Das richtet sich in der Klinik danach, ob es dort freie Betten gibt. Sie ist noch am Donnerstag nachmittags operiert worden und konnte am Freitagnachmittag entlassen werden. In 4 Wochen ist Kontrolltermin. Es geht ihr gut und auch die behandelnden Ärzte waren sehr zufrieden. Damit komme ich zum Punkt: sie ist genau wie wir bei der Nueva-ESP versichert. Eine Zusatzversicherung hat sie nicht, wovon sollte sie das auch bezahlen? 4 Wochen von der Voruntersuchung bis zur OP, ob das in D oder Spanien auch so schnell geht?

Ich lese in den deutschen Medien immer in Leserkommentaren, wie schlecht das kolumbianische Gesundheitssystem doch sei und wie gut das deutsche. Wirklich? Wenn ich hier in Cartago ins Krankenhaus der Nueva-ESP müßte, habe ich Anspruch auf ein Einzelzimmer, wobei die Möglichkeit besteht, daß meine Frau übernachten kann. Ich begrüße das. Wir zahlen monatlich 103.900 COP pro Person (rund 25 Euro).

Von denen, die sich in Leserkommentaren z.B. im Focus ein Urteil zum kolumbianischen Gesundheitssystem herausnehmen, war garantiert keiner hier, weder im Urlaub noch dauerhaft. Mein Bruder ist auch so ein Idiot, der auf seinen Vorurteilen besteht und keinen Grund sieht, sich mal zu informieren. Ich habe sein Gesabbel endgültig satt und ihn auf dem Telefon jetzt gesperrt, meine Zeit ist mir dafür zu schade. Er wollte doch (als Sozialhilfeempfänger) tatsächlich mit seinen türkischen Freunden nach Medellin fliegen und "es mal richtig krachen lassen". Ich habe ihm gesagt, daß das 14 Touristen letztes Jahr auch wollten, jetzt sind sie alle tot. Keine Einsicht. Da ist man sprachlos.

Seit dieser Woche haben wir eine Zusatzversicherung bei der Salud Intergral für ärztliche Hausbesuche und Krankentransport in die Notaufnahme in case of emergency. Wir zahlen als Bereitstellungspreis 74.000 COP monatlich (17,35 Euro) zusammen. Nehmen wir eine Leistung in Anspruch, wird diese danach separat abgerechnet.

Für deutsche Krankenhäuser hatte ich eine Zusatzversicherung für die Unterbringung in Ein- oder Zweibettzimmer. Alles andere empfinde ich als unzumutbar. Was ich zum Thema multiresistente Krankenhauskeime in deutschen Kliniken noch anmerken möchte: jedes Jahr sterben 20.000 Patienten daran, ohne die Personen, denen Gliedmaßen amputiert werden müssen. Das ist seit über 10 Jahren nach meiner Kenntnis der Fall. Daher kommt man in den Niederlanden als Neupatient erstmal in Quarantäne. Solange das so ist, gehe ich besser hier ins Spital, am besten natürlich gar nicht.

Ich hatte vor einigen Wochen berichtet, daß ein Chico aus der Familie, ein Neffe meiner Frau, angeschossen wurde. Offenbar war das doch kein Zufall, denn die Familie wird derzeit bedroht. Die Schwester meine Frau ist daher verzweifelt. Ich bin da auch einigermaßen ratlos.

Letzte Woche wurde hier eine Bankfiliale am Parque Bolivar ausgeraubt. Der Taxifahrer, der uns fuhr, wußte aber nicht, ob es die Bank Popular oder die Bank Agraria war.

Die venezolanische Chica, die meiner Frau die Nägel lackiert, hat meiner Frau berichtet, daß Unbekannte ihrem Vater ein Pulver ins Gesicht gepustet haben. Am mehr kann er sich nicht mehr erinnern. Er wurde nach Tagen gefunden und konnte sich an nichts erinnern. Sein Auto wurde an ganz anderer Stelle gefunden. Das Konto ist jetzt leer.

Vor zwei Wochen wurde Patricia beigesetzt. Trotz alle Bemühungen der Clinica contra Cancero in Pereira hat sie diesen Kampf verloren. Sie hat bei weitem nicht mein Alter erreicht.
Dieser und ein weiterer Todesfall haben mich bewogen, nach der Rückkehr meine Frau aus Spanien gemeinsam mit ihr zum primera notaria zu gehen und für uns testamentarisch das Nötige zu regeln, damit sie (demnächst 63 Jahre) handlungsfähig bleibt, sollte mir (demnächst 70 Jahre) etwas Ungutes passieren.

Ich habe noch einen privaten Kontakt zu einer ehemaligen Mitarbeiterin der Fußballfabrik, die den Bundeligaball liefert. Das war einer meiner Kunden. Ein Mitarbeiter (47) klagt im Januar über Kopfschmerzen und Schwindel. Ein Kollege geht los, um den Notarzt zu holen. In diesem Moment fällt der Mitarbeiter vom Stuhl. Der alarmierte Notarzt liess schon den Motor des Hubschraubers für den Weg zur Uniklinik warmlaufen, konnte aber nur noch den Tod feststellen. Dem Mann war eine Hauptschlagader im Gehirn geplatzt. Ich kannte ihn persönlich von Berufs wegen. Er hinterlässt in dieser Firma seine Lebensgefährtin, die ich ebenfalls kenne, mit der aber nicht verheiratet war, und den gemeinsamen 6-jährigen Sohn.

Es gibt für mich also gute Gründe, hier für den hoffentlich demnächst nicht eintretenden Fall meines Ablebens alles zu regeln, soweit das geht. Dazu gehört auch der Informatikkurs, den meine Frau wöchentlich zweimal besucht, damit sie eine E-Mail an meinen deutschen Anwalt abschicken kann, der aber kein spanisch spricht. Zum Glück gibt es ja noch die Übersetzerin beim Landgericht Erfurt, die mir bestens geholfen hat.

Alles keine netten Themen, aber Lebenswirklichkeit, der man sich stellen muß. Früher oder später. Die kann man nicht immer steuern, aber man kann was vorbereiten. Das tun wir. Wir sind dennoch gut gelaunt, meine Frau ist in der Kirche, ich an der Tastatur. Die Sonne scheint, aber es müßte dringend regnen. Gestern Abend war das Thema in den Abendnachrichten: der Füllgrad der Stauseen im Land. Gut, in Spanien ist das noch dramatischer jedes Jahr, aber soweit sollte es hier hoffentlich nicht kommen.

Ich habe diesen Woche bei einem Kundengespräch in der Bank Davivienda festgestellt, wie schlecht mein Spanisch noch ist. Ohne meine Frau wäre ich hier völlig aufgeschmissen. Ob ich noch lang genug lebe, um (fast) native speaker zu werden? Eher nicht. Das Lernen und vor allem das Behalten fällt mir immer schwerer.

Gestern wurde der bombastische Spiegel für das Esszimmer und die Kommode darunter geliefert. Eine Sonderanfertigung auf Wunsch meiner Frau mit einem Sonderpreis: 2.250.000 COP. Ich will gar nicht wissen, wieviel Euro das sind. Etwas oversized für unser kleines Haus. Sie findet ihn toll, er würde aber auch gut in den Eingangsbereich des "Pascha" in Köln passen. Die Geschmäcker der Nationen sind halt verschieden.

Allen Lesern und Mitforisten wünsche ich einen schönen Sonntag und Kurzweil beim Lesen, bis demnächst.

LG aus Cartago/Valle

gordito54
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Tenere-wue
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Tenere-wue »

Hallo Gordito, Danke für deinen Bericht. Das Thema Krankenversicherung ist immer interessant. Hast du bisher alle von dir benötigen Medikamente in Cartago bekommen? Meine Schwiegermutter muss dafür immer nach Pereira fahren, da es in Cartago keine Biogenericas als Impfstoff gibt. Für das Medikament bekommt man ein Code, welcher dann in Pereira eingelöst wird. Da dies ein super teures Medikament ist, wurde es auch schon mal geklaut. Aber keiner war's...
Mich freut das du gut in Cartago klar kommst. Liebe Grüße
-vive tu sueno !

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gordito54
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

@tenere-wue
Ich müßte hier genau die gleichen Medikamente wie in D einnehmen, denn ich habe altersbedingten Wehwehchen.
Allerdings nehme ich keine Purinsenker (Allopurinol), da es langfristig die Nieren schädigen kann. Ich will nicht auf meine alten Tage an die Dialyse müssen. Merke ich alle paar Jahre, daß ein Gichtschub droht, lasse ich mir Cholchicum aus der Apotheke kommen. Eine dreitägige Behandlung damit und ich habe wieder Jahre Ruhe.
Da ich einen nur leicht erhöhten Blutdruck habe, verzichte ich auf die Blutdrucksenker, denn sonst schlafe ich hier nur noch.
Ich bin für mein Gewicht einen halben Meter zu klein. Daher mache ich, wenn meine Frau in Spanien weilt, eine Kur mit einem Proteinprodukt, daß ich aus D mitgenommen habe. Zu Essen gibt es Gazpacho, das mache ich selber. Ich hoffe, daß ich die 100 kg-Marke noch in diesem Jahr wieder erreiche.
Es gibt also viel zu tun.
Herzliche Grüße aus Cartago/Valle
gordito54

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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von hollaho »

gordito54 hat geschrieben: 26. Feb 2024, 15:43 [...] ob es dort Flüssigentkalker für Kaffeeautomaten gibt.
Falls du Dich noch nicht eingedeckt hast - vergiss die speziellen Flüssigbeutel, verlang so was:
https://furth-chemie.de/amidosulfonsaeure_1

Kostet nur ein Bruchteil der fertigen Entkalkerbeutel - 1 kg hält Jahre - und dir wird kein Schrott mit Zitronensäure oder Essig angedreht, der dann nicht gut wirkt und den Vollautomaten kaputt macht. 2 gehäufte Teelöffel in 1L warmes Wasser.

Danke für Deine stetigen Berichte!

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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

@hollaho
Danke für den Tip. Wenn es keine Ameisensäure ist, darf ich es einsetzen. Es gibt hier um die Ecke einen Chemieladen, der in D sofort geschlossen würde, weil er keinen Anforderungen entspricht. Er hat mir Säure verkauft, die ich vierfach verdünnt gebraucht habe. Es hat prima funktioniert. Aber ich gehe gerne deinem Hinweis nach. Vielen Dank!

Grüße aus Cartago/Valle

gordito54

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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

Guten Morgen aus Cartago an alle Foristen und Leser!

Ich muß noch einen Nachtrag einfügen: Meine Frau hatte ja ihre Schwester zur Klinik in Cali begleitet. Beim Verlassen der Klinik ist sie von der security angesprochen worden. Ihr wurde geraten, die Ohrringe und allen Schmuck -auch die Ringe- abzulegen und nicht sichtbar mitzunehmen, da es in unmittelbarer Nähe der Klinik einen bewaffneten Raubüberfall gab. Das Opfer ist tot. Scheinbar nimmt die Kriminalität nicht nur in Bogota zu, sondern landesweit. Hier in Cartago höre ich auch von der Familie von dem ein oder anderen Mord, zuletzt am alten Bahnhof. Überprüfen kann und will ich das gar nicht.

Meine Frau weilt derzeit in Fuenlabrada, das ist im Süden von Madrid. Sie hat dort über 20 Jahre gelebt. Ein Freund, Pepe, lebt mittlerweile auf Teneriffa. Er ist krank, daher habe ich ihr gesagt, wenn sie ihn gerne wiedersehen möchte, soll sie doch für ein paar Tage zu ihm fliegen. Ab Madrid ist das bezahlbar. Zur Not gibt's ja auch noch diesen amerikanischen Geldservice...

Sie ist ab Cali über Panama nach Madrid geflogen. Das machen wir nicht mehr wegen der langen Anfahrt. Es kommen also nur noch Pereira oder Armenia in Frage. Alles in allem bist du 24 Stunden auf den Beinen und dann auch noch der Flug in der Holzklasse, das tue ich mir nicht mehr an.

Die Nachbarin zu Linken achtet mit Argusaugen auf mich und scheucht jeden weg, der vor meiner Sicherheitstüre steht. Auch ist die Nachbarschaft freundlich und interessiert, wie es uns geht, ohne aufdringlich zu sein. Das kenne ich aus der Türkei ganz anders. Ich kann also über sozialen Kontakt nicht klagen. Für mein schlechtes Spanisch hat man Verständnis.

Wenn ich tagsüber um die Ecke gehe zum Supermarkt und in die Gemüseläden oder zum Hühnergrill, ist das unkritisch, was meine Sicherheit angeht. Gestern war ich mit Yeison, das ist ein Neffe meine Frau im Nuestro Cartago, das ist ein großes Einkaufszentrum im Norden der Stadt. Yeison hatte als Kind einen Badeunfall und geht daher an Krücken. Aber er geht gerne und ist daher eine gute Begleitung für mich. Er ist immer gut gelaunt, hilfsbereit und freundlich. Und das bei diesem Schicksal.....

Wir haben gestern dort den deutschen Paketdienst mit den drei Buchstaben aufgesucht. Die Inhaberin einer Polstermöbelfabrik, die ich betreut habe, bat mich bei meinem Weggang um eine Hängematte aus Colombia. Die ist jetzt an sie unterwegs, aber eine zweite an den Sicherheitsbeauftragten dieses Unternehmens, mit dem ich gut zusammengearbeitet habe. Er geht in wenigen Wochen auch in den Ruhestand. Ich hoffe, er findet in Kranenburg auch die passenden Bäume für die Hängematte.

Die Mitarbeiterin, die das Paket in Empfang nahm, meinte, es müsse in drei Tagen in Deutschland sein. Ich war verblüfft. Meine Pakete haben letztes Jahr von Deutschland hierher drei Monate gebraucht, wobei zwei nie ankamen. Man konnte sie nicht importieren, warum weiss ich bis heute nicht. Jedenfalls sind Hemden im Wert von 1000 Euro hier nicht angekommen.

In zwei Wochen kommt meine Herzallerliebste in Pereira an. Das Taxi habe ich schon bestellt. Die Tour wird 100.000 CIP kosten, also knapp 25 Euro. Nach dem Flug tue ich ihr den Rumpelbus nicht an.

Ich nutze die Zeit für die vielen Dinge, die liegengeblieben sind, weil sie für das tägliche Leben zu unwichtig waren: Bücher auspacken, Bekleidung (eine Nummer kleiner), Fotos, Bilder...
Sogar eine Winterjacke, einen Schal und Lederhandschuhe habe ich hergeschickt. Ich rechne hier zwar nicht mit winterlichen Temperaturen, aber für einen Besuch im Hochgebirge wäre ich gerüstet.

Die versiegelten Glasbehälter in dem drehbaren Gewürzregal aus Edelstahl, das uns aus den USA erreicht hat (hier gibt's nur Plastik), waren in englisch beschriftet. Daher habe ich auch ein Set mit in der Größe passenden Aufklebern in spanischer Sprache dazu gekauft. Jetzt sind alle Deckel für meine Frau verständlich beschriftet und das hantieren mit Tütchen hört auf. Dreimal Kochen und du hast mehr Gewürze lose in den Schubladen verstreut, als in den Gerichten.

Für die Rückkehr meiner Frau muß ich mit Yeison noch ins Zentrum. Neben dem primera notaria ist ein Blumenladen. Dort möchte ich für den Tag ihrer Ankunft ein Rosengesteck bestellen, das wir auf er Konsole vor dem neuen Riesenspiegel drapieren werden.
Außerdem muß das Fotostudio am parque Bolivar noch ein Hochzeitsfoto im DIN A4-Format für mich drucken. Das Rahmen kann ich selber erledigen.

Yeison organisiert gerade für mich Visitenkarten nach meine Vorlage, auf einer Seite sind meine Daten, auf der anderen die Daten meiner Frau. Egal wo du bist, die Frage noch der Telefonnummer kommt immer. Und die habe ich nicht im Kopf. Auch ist meine E-Mailadresse hier einfacher per Visitenkarte mitteilbar. (Wie gestern beim Paketdienst).

Der örtliche Schwimmbadbedarf hat eine Alu-Teleskopstange für mich reserviert. Die kostet mich 90.000 COP (21,35 Euro). Wozu? Im Treppenaufgang zur Einliegerwohnung sind drei Querstangen montiert, das ist der Wäschetrockner. Ich bin 1,75 klein und erreiche die 3-4 Meter Höhe nicht, daher gestern der Kauf von Wäscheklammern und Plastik-Kleiderbügeln für die nasse Wäsche. Und da der Teleskopstiel bis 4 m ausziehbar ist, sollte es mit dem Wäscheaufhängen klappen. Wenn meine Holde wieder da ist, möchte ich, daß sie ein sauberes Haus ohne Berge von Schmutzwäsche vorfindet.

Bei Spülen ist mit eine Kaffeetasse -in Salento gekauft- runtergefallen. Zum Glück haben die Fliesen nichts mitgekriegt, aber mit 2 Kaffeetassen insgesamt kommst du nicht weit. Daher habe ich beim Internet-mercado Ersatz vom Original-Hersteller gekauft. Bezahlen konnte ich sogar mit der Debit-Karte unsere Bank. Die wird auch von von dem internationalen pay-Service akzeptiert (für ebooks aus Deutschland). Auch beim großen Versandhandel aus den USA gibt es keine Probleme. Trotzdem haben wir bei unserer Hausbank nach einer VISA-Kreditkarte nachgefragt. Wir kriegen beide keine. Meine Frau, weil sie kein Einkommen hat und ich, weil ich Ausländer bin. Damit muß ich erstmal leben, aber da ich nicht nach Europa in den Urlaub fliege, kann ich mit dem status quo auskommen. Wenn jemand eine Bank kennt, die ein Konto incl. Visa-Kreditkarte für Ausländer anbietet, bitte Nachricht.

Beim Lesen der Nachrichten bin ich auf eine interessante Meldung gestoßen. Das neue deutsche Einbürgerungsgesetz vom 02.02.2024 ist vom Bundestag verabschiedet worden. Es muß noch vom zuständigen Fachminister, dem Bundeskanzler und Bundespräsidenten unterzeichnet und im Bundesanzeiger veröffentlich werden. wenn der Bundesrat zugestimmt hat. Das Inkrafttreten dieser gesetzlichen Änderung dürfte zur Jahresmitte sein. Es sieht Erleichterungen für die Einbürgerungen von Zuwanderern nach Deutschland vor. Grundsätzlich ist eine doppelte Staatsbürgerschaft damit in D ausdrücklich zulässig. Umgekehrt gilt das dann auch für deutsche Staatsbürger, die eine andere Staatsbürgerschaft im Ausland annehmen. Bisher ging das ja nur mit der Beibehaltungsregelung, die das Bundesverwaltungsamt erteilen kann (oder auch nicht). Dann war der deutsche Pass weg. Das fällt künftig weg, wenn es so kommt. Aus eigenem Interesse werde ich das verfolgen.

Und jetzt ist ein leckerer Caffee crema dran.

Herzliche Grüße an Alle in Nah und Fern!

gordito54
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Eisbaer
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Eisbaer »

Vielen Dank für den liebevoll geschriebenen Bericht. Ein Thema zur Kreditkarte findest Du hier.
Du bist zufrieden mit unserer Hilfe! Dann helfe bitte mit einer kleinen » Spende « Danke und Vergelt´s Gott!
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Holger78
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Beitrag von Holger78 »

Vielen Danke für den erneut sehr ausführlichen Bericht.
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Tenere-wue
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Beitrag von Tenere-wue »

Hallo Gordito 54.
Wieder ein interessanter Bericht. Im CC Nuestro Cartago gibt es einen Éxito. Hier kann man tatsächlichauch Vollkornbrot kaufen. In der Nähe des CC gibt es auch gute Bars und Bürgerläden. Das Barrio heißt Santa Ana. Wir fliegen auch nur noch von Pereira ab. In Armenia werden oft die Flüge wegen schlechtem Wetter abgesagt. Wenn du nach Pereira fährst, nehmt ihr da den gelben Bus oder fährt ihr mit Colectivos del Café. Da geht es fast Nonstop zum Busbahnhof nach Pereira und so unbequem sind die auch nicht. Grüße
-vive tu sueno !

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Beitrag von gordito54 »

@ Eisbaer: Danke für den Tip! Solange Interesse beseht, greife ich weiterhin in die Tasten.
@Holger78: Solange ich solche netten Rückmeldungen kriege, schreibe ich weiter in loser Folge.
@Tenere-wue: Danke für den Tip zum Brot. Ich werde das auf jeden Fall testen und berichten. Das Pan integral des großen span. Herstellers ist ja schon ganz gut, aber ein Schwarzbrot habe ich lange nicht gegessen. Das Taxi ist mit 7000 COP je Tour ja bezahlbar.
Wir fahren immer mit dem Colectivo del Cafe. Die Tour kostet jetzt 7000 COP, wie ich schon berichtete. Warum ein Busunternehmen diesen Namen hat, konnte mir bis jetzt niemand sagen, aber ich bleibe dran.
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Don Maximo
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Don Maximo »

@Gordito, auch ich lese deine Beiträge mit Leidenschaft und Interesse. Ich muss gestehen, dass ich aufgrund von Zeitmangel und geringeren Präsenz im Forum erst vor ein paar Wochen auf Deine Beiträge gestossen bin.
Oft würde ich Dir gerne eine Rückmeldung geben, aus verschiedenen Gründen komme ich dann nicht dazu, zumindest nicht rechtzeitig; und nach einer Woche oder zehn Tagen zu kommentieren oder zu antworten, würde ich mich für die Verzögerung eher peinlich finden.
Ich freue mich ganz besonders, von deiner glücklichen und zufriedenen Beziehung zu lesen. Meine Frau und ich waren auch nicht mehr die Jüngsten, als wir uns kennenlernten. Inzwischen sind 20 Jahre vergangen, mit Höhen und Tiefen, Fehlern und Stärken auf beiden Seiten. Ich hoffe, dass auch ihr eure langen gemeinsamen Jahre genießen könnt.
Dann bin ich auch daran interessiert, Berichte aus anderen Regionen zu lesen, von denen ich den Eindruck habe, dass sich die Realität des Alltagslebens nicht wenig von der in unserer Umgebung unterscheidet.
In diesem Sinne danke ich Dir für Deine Beiträge, von denen ich hoffe, dass Du uns auch in Zukunft bereichern wirst.
Virtus Junxit Mors Non Separabit

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Beitrag von gordito54 »

@Don Maximo
Danke für die guten Wünsche, die ich so gerne erwidere. In meinem Alter sieht man vieles mit völlig anderen Augen als mit jungen Jahren. Eine glückliche Zweisamkeit das Wichtigste, da tritt alles andere zurück. Das ist meine Lebenserfahrung.

Was gibt es Neues aus Cartago?
Meine Frau ist nach dem Besuch bei Pepe und seiner Schwester aus Teneriffa wieder zurück in Fuenlabrada, das ist im Süden von Madrid. Am Mittwoch hole ich sie mit ihrer Schwester Carmen in Peirera vom Flughafen ab. Avell wird uns von dort nach Cartago fahren. Mit einem japanischen SUV ist das doch bequemer als mit dem Minitaxi.

Donnerstag war ich am Abend noch auf die Schnelle im Supermarkt, da ich dachte, daß Karfreitag geschlossen ist. Von wegen!! Die Supermärkte sind am Karfreitag auf, auch die Müllabfuhr kam planmäßig. Ich kam also am Donnerstag um 7:30 p.m. zurück vom Einkaufen und wunderte mich über die vielen Menschen in unserer Straße. Die sind doch nicht wegen mir hier!?
Richtig! in unsere Straße nahm eine Prozession ihre Aufstellung. Gegen 8 Uhr marschierten sie dann nach der Andacht los. Im Gegensatz zu dem Wallfahrtsort Kevelaer ohne Musikkapelle, aber immerhin. Den Teilnehmern nehme ich ihre Frömmigkeit auch ab.

Für mich steht dazu die Kriminalität im Land in krassem Gegensatz. Selbst Diebstahl (dar papaya) wird verharmlost. Der Dieb ist ein Held, gelingt es ihm doch einen anderen zu beklauen. Daher mißtraut auch jeder jedem in einer solchen Gesellschaft. Eigentlich schade, weil unnötig.

Hier in Colombia ist nur der Sonntag Feiertag, der Montag ist wieder normaler Arbeitstag.

Ich nehme Ostern zum Anlass über einen Besuch bei der Verwandschaft in Dosquebradas vor einigen Monaten zu berichten. Zur Feier von 2 Geburtstagen haben wir uns also mit ca. 10 Personen an der Busstation der cooperativo del Cafe am Sonntagmorgen um 10 Uhr getroffen. Los ging es also mit dem Rumpelbus nach Pereira. Trotz Regen war die Stimmung gut. In Pereira wurden wir abgeholt und es ging weiter nach Dosquebradas. Da Sonntags el viaducto, die Brücke, nur einseitig befahrbar ist, mußten wir den alten Weg nehmen, der in sehr schlechtem Zustand ist. An diesem Weg habe ich hier in Colombia erstmals Elendssiedlungen gesehen, gebaut aus Holz und Plastik, eigentlich Müll. Da wohnen die Menschen nicht, sie müssen dort hausen und sehen, wie sie überleben. Mir fällt da immer sofort unser "Recyclingbeauftragter" ein, der unseren Plastikmüll abholt. Wenn ich ihm mal 2000 COP oder in der semana santa auch mal mehr, macht mich das nicht ärmer.

Ganz im Gegensatz dazu befindet sich das Anwesen der Gastgeberfamilie am Hang in einem conjunto cerrado mit Schranke und security. 15 Häuser mit Pool und Tennisplatz hat das Areal. Jedes hat Ausblick auf Pereira. Wer hier lebt, hat es "geschafft". Das Anwesen kann durchaus als äußerst luxuriös bezeichnet werden. Wer hat schon ein Fernsehzimmer in Kinoqualität. Der Hausherr hat uns stolz seine Räumlichkeiten gezeigt. Er hat auch allen Grund dazu. Im Treppenaufgang Urlaubsbilder: Paris, London, Dubai. Damit ich nicht falsch verstanden werde: ich gönne es der Familie von ganzem Herzen.

Die älteste Tochter war nicht anwesend, denn sie ist Model in London.

Am Abend wurde der Grill angeworfen, an "gutem Fleisch" durfte ich mich mich 600.000 COP beteiligen. Wer auch sonst aus der Truppe "Cartago" käme sonst in Frage?

Kurz nach 8 am Abend habe ich dann meine Frau eingesammelt, denn der letzte Bus ab Busbahnhof Pereira ging um 9. Und bis dahin braucht es 45 Minuten, wenn alles klappt. Wir saßen dann alle(!) im letzten Bus nach Cartago. Kolumbianer und Zeiteinteilung, zwei Welten prallen aufeinander.

Während der Fahrzeit habe ich die Eindrücke des Tages nochmal an mir vorbeiziehen lassen. Wir, die Cartago-Truppe sind nicht die Ärmsten der Armen. Ich habe eh keinen Grund zur Klage. Die Menschen in den Elendsbehausungen am Fluss gehören jedoch zu den 13 Millionen Kolumbianern, die sich jeden Tag Gedanken darüber machen, wie sie was auf den Teller kriegen. Auf der anderen Seite ein Luxus, wie ich ihn auch nicht aus Deutschland kenne. Das sind zwei völlig verschiedene Welten, nur einige Kilometer von einander getrennt. Beindruckend und bedrückend ist das.

Ob ich so leben möchte? Nein! Weder auf die eine, noch auf die andere Weise. Mein Leben hier ist für mich so OK, wie es jetzt ist. Das fiel mir jetzt wieder zu Ostern ein.

Morgen ist Ostern und allen in nah und Fern: FROHE OSTERN1

Mit herzlichen Grüßen aus Cartago/Valle

goerdito54

jessiw
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von jessiw »

Danke gordito, es ist schön deine Alltagsberichte zu lesen. me gusto 🙂

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