Kurze Richtigstellung zu deiner Aussage zum Postident-Verfahren. Da ich es selbst von Kolumbien aus gemacht habe, kann ich sagen, dass es mit dem Reisepass geht, sonst wäre es ja für uns Auslandsrentner sinnlos. Es gibt hier im Forum einen getrennten Bereich dazu! Übersetzungen mussten vorher nie angefertigt werden, da das Formular in Spanisch zur Verfügung steht. Auch hier spreche ich aus eigener Erfahrung!
Bevor ich morgen auf das aktuelle Geschehen der Woche eingehe, möchte ich mich heute zuerst für die Kommentare bedanken und die Fragen und Hinweise beantworten.
@Max:
Das Konto hätte ich auch gerne behalten. Aber der online-Service der Bank mit spanischen Wurzeln, die in Deutschland damit wirbt "Immer, Überall",
hat mir mitgeteilt, daß online-banking mit einer kolumbianischer Einwahlnummer nicht möglich ist. Ich hatte online seit Anfang November überhaupt keinen Zugriff mehr auf mein Konto. Daher habe ich mit der Debitkarte dieser Bank hier am Automaten solange Geld gezogen, bis es nicht mehr ging. Ich gleiche in der nächsten Woche das Soll aus und gut ist.
Danke für den Link mit der Kaffeemaschine. Unser Kaffeeautomat war nie Testsieger der einschlägigen Stiftung. Aber er wurde in allen Tests lobend als Preis-/Leistungssieger erwähnt, wenn man nur Espresso oder Cafe crema zubereiten möchte. Darin ist er so gut wie die hochpreisigen Spitzenprodukte. Da ich nicht Rockefeller bin, reicht sie uns mit ihrer Leistung und Qualität völlig aus. Ich genieße morgens meine zwei Tassen Caffee colombiana, nachmittags nochmal. Ich würde sie jederzeit wieder kaufen, auch gerade vom Kaffeehandel in Deutschland. Bei Versand an unsere Freunde in Unna und Weiterversand von dort mit Hermes komme ich noch deutlich günstiger weg, als das hier der Fall ist. Ich gestehe, man kann seinen Kaffee auch anders zubereiten, aber für uns passt es so am besten.
@Holger78: Vielen Dank und herzliche Grüße nach Alemania!
@shakiro und Benny56:
Da ich keine Post aus Deutschland erhalten habe, sah ich nur diese Möglichkeit noch fristgerecht zu handeln. Ich hätte auch lieber das kostenlose Postidentverfahren gemacht. Aber ohne QR-Code ist nix.
@navarre2020:
Ich fotografiere mit mindestens 5 MPixeln. Diese Fotos kann ich gar nicht per E-Mail versenden, das macht gmx nicht kostenlos. Abgesehen davon dürfte es den Rahmen dieses Forums sprengen, aber danke für die Anregung.
Ein Hinweis von mir jedoch zu Lago La Calima: https://calimadarien.com/
Hier in unserm Barrio steht nachts selten ein Motorroller draussen, auch die meisten Autos haben eine Garage. Unser neuer Roller kommt ins Haus.
Da Gelegenheit Diebe macht, sollte man auch tagsüber nicht draussen liegen lassen. Ich hatte eine gebrauchte(!) Plastiktüte zum Trocknen an unserer Sicherheitstüre aufgehängt. Keine 30 Sekunden später war sie weg.
Der Reparaturmensch unserer Waschmaschine durfte natürlich auch unser Badezimmer benutzen. Danach fehlte ein Päckchen originalverpackte Rasierklingen eines bekannten Herstellers und mein Boss bottled, natürlich neu und ungebraucht.
Lateinamerika hat einen nicht unerheblichen Bodensatz an Kleptomanen.
Die Masse der Mitbürger ist freundlich, aber das v.g. Verhalten macht jeden mißtrauisch gegen jeden. Eigentlich schade, aber so ist das hier.
Darüber hinaus sind wir in diesem Jahr hier nicht Opfer von Kriminalität geworden. Das liegt aber vor allem an unserer Vorsicht.
Über Diebstähle oder Einbrüche hier in unserer Straße ist uns auch nichts bekannt geworden. Ich bewege mich hier im Barrio frei auch ohne meine Frau als "bodyguard". Man kennt den dicken Deutschen hier mittlerweile.
Montag treffe ich mich mit anderen deutschen Landsleuten in Pereira. Meine Frau wird mich daher begleiten, da ich nicht der erste Ausländer wäre, der zuletzt im Busbahnhof Pereira gesehen wurde.
Vor einigen Monaten wurden zwei Leichen gegenüber der Kaserne des bataillons auf einem Feld gefunden. Junge Leute.
Vor einigen Tagen hörte ich abends Schüsse. Ca. 6 Schuß, Kleinkaliber 9mm, also Trommelrevolver. Da wollte jemand auf Nummer Sicher gehen.
Etwas später kam meine Frau mit einer Bekannten aus der Nachbarschaft nach Hause. Sie mußten einen kleinem Umweg gehen, da eine Straßenkreuzung in der Nähe komplett gesperrt war von der Polizei, weil Tatort. Ein Chico, also Teenager wurde erschossen.
Über die Gründe kann man nur spekulieren, aber i.d.R. sind das häufig die "üblichen Verdächtigen": Spielschulden, Schulden allgemein fürs Motorrad, etc. , Drogen, schlechte Gesellschaft.
Mein Fazit: als Ausländer ist man im conjunto cerrado immer gut aufgehoben. Wenn man ab 22 Uhr zu Hause ist, ist das nie falsch. Man lädt auch niemanden ein, den man nicht kennt, gerade keine chicas aus dem Internet. Man geht nicht alleine in bares. Man protzt nicht mit Goldkettchen oder der Rolex. Je unauffälliger, desto besser.
Es gibt manchmal abgerissene Gestalten, die nur noch aus körperlicher und geistiger Verwahrlosung zu bestehen scheinen. Kommt mir so eine Figur entgegen, wechsel ich die Straßenseite.
Ich erinnere mich an ein Foto. Das zeigte einen Teenager, klar erkennbar an der Kleidung als Tourist. Er blutete im Gesicht. Er lief mitten in der Nacht allein durch Cartagena und wedelte mit seinem I-Phone. Noch mehr Einladung zu "Raub mich bitte aus" geht nicht.
Eins möchte ich noch sagen: ich lebe hier angstfrei, weil ich alles mir mögliche tue, um nicht Opfer von Kriminalität zu werden. Das hat bisher auch gut funktioniert. Wer herkommt, um täglich in Angst zu leben, ist hier falsch. Das würde die Lebensqualität, die ich hier habe, töten.
So, jetzt kümmere ich mich ums Mittagessen. Meine Frau ist wie jeden ersten Samstag vormittags in der Kirche. Daher bin ich heute und morgen der masterchef in der Küche. Heute gibt's gebratenes Hühnchen aus der Hühnerbraterei hier mit frischem gemischtem Salat. Morgen ital. Pasta mit selbstgemachter Bolognesa.
Cartago heute: leicht bewölkt. Jetzt 26 Grad, ca. 85 % relative Feuchte. Kein Regen in Sicht.
Das problem mit dem Onlinebanking hatte ich auch, ging mit der kolumbianischen Telefonnummer nicht. Gem. Auskunft Movistar lag das daran, das automatisch generierte SMS die vom Ausland kommen abgefangen werden. Ich habe jetzt ein zweites, altes Telefon mit der CH-SIM. Damit geht es. Auch wenn die Weiterleitung ja wieder über Movistar geht.
Guten Abend, liebe Leser und Mitforisten!
Meine Frau sitzt wie jeden Abend mit ihren Schwestern zusammen, da habe ich Zeit für mich. Das ist auch gut so! Familie ist gut und schön, täglich viel Familie kann nerven.
Was ist Neues passiert?
Transito:
Letzte Woche rief am Dienstag die Fahrschule an. Wir sind beide fertig und können unsere Papiere für's Transito abholen.
Mittwoch, 09:30 Uhr a.m. Wir sind in der Fahrschule und haben unsere Papiere erhalten. Meine Frau hat den im Büro Anwesenden klar und deutlich gesagt, daß sie es nicht in Ordnung findet, den Reifen, der bei der Kollision des Autos mit dem Bordstein geplatzt ist, bezahlen zu müssen. Das sei doch wohl bei einer Fahrschule all inclusive und daher versichert. Dem betroffenen Fahrlehrer kam das alles andere als gelegen. Sie hat ihm die 100.000 COP (21 Euro), die er wollte, in die Hand gedrückt. Der Leiter der Fahrschule hat uns noch zum Transito gefahren. Er war wohl auch not amused, aber wir lassen mit uns nicht den Hennes machen. Eigentlich wollten wir ja dem Fahrlehrer meiner Frau einen Bonus in dieser Höhe zukommen lassen, aber das hatte sich dann damit erledigt.
Mittwoch, 11:00 Uhr a.m. Nach einer halben Stunden verlassen wir beide das Straßenverkehrsamt TRANSITO mit unseren NEUEN kolumbianischen Führerscheinen A2 und B1.
*Jubel und Freu*
Die Mühen haben sich also doch gelohnt.
Motorroller:
Mittwoch am Nachmittag letzter Woche: Suzuki ruft an. Man hätte unseren Motorroller gerne gebracht, aber der Transporter hängt wegen des Streiks der LKW-Fahrer in Pereira fest und kann nicht kommen, da die Mautstelle auf der N25 blockiert wird. Wir haben dann vereinbart, daß wir am Donnerstag vormittags vorbeikommen und ihn selber abholen. Das haben wir auch gemacht, jetzt steht er im Haus. Endlich. In Kürze kaufe ich für meine Frau noch etwa 10 Fahrstunden für unseren Roller. Die Fahrschule, die das kann und will, kriegt den Zuschlag.
SOAT:
Ich wurde hier im Forum gefragt, ob es nicht sinnvoll sei, ein Neufahrzeug Vollkasko zu versichern. Das ist mir noch erinnerlich, aber ich finde die Frage trotz Suchens nicht mehr. Ich werde alt.
Die in Kolumbien obligatorische Pflichtversicherung für Kraftfahrzeuge SOAT deckt nur die Personenschäden für die am Unfall beteiligten Personen ab. Alles andere NICHT! Die SOAT haben wir natürlich, sonst gibt es keine Zulassung. Kostet für unser Vehikel etwas über 300.000 COP im Jahr (65 Euro)
Daher werden wir uns auch bei den Versicherern hier in Colombia Angebote zu einer Vollversicherung einholen und kurzfristig abschließen. Hier gondeln etliche mit dem Moto herum: keine Fahrzeugpapiere, kein Führerschein, kein SOAT, unklare Eigentumsverhältnisse, nichts. Wenn du mit einem solchen Blödmannsgehilfen einen Unfall hast, bleibst du auf dem Schaden komplett selber sitzen. Da wird dir auch kein Anwalt helfen können, denn wo nichts ist, ist nichts zu holen.
Mahlzeit:
Am Sonntag haben wir "Mango" und seine Familie zu Essen eingeladen, da Francy am Dienstag (also gestern) wieder zurück nach Malaga fliegt. Ich habe Kartoffelsalat und Backofenfrikadellen gemacht. Meine Frau hat Sonntag dazu noch Fisch mit Gemüsen und Kartoffeln sowie Reis zubereitet. Arepas waren zugekauft. Die gerade geputzte Küche sah aus wie ein Schlachtfeld. Da hatte meine Gute den ganzen Montagvormittag zu tun, bis alles wieder sauber war.
Die zwei Kids mußten auf dem Boden sitzen. An unseren Eßtisch passen maximal 5 Personen. Unsere Infrastruktur im Haus ist auf max. 4 Personen ausgelegt. Mehr geht bei uns nicht.
Erste Ausfahrt:
Das Moto muß eingefahren werden. Da in der Nähe des Transito auch der Parque de Salud liegt, habe ich gedacht, den sehe ich mir mal an. Klingt ja gut und die Videos dazu waren auch ansprechend. Die Zufahrt zum Eingang führt entlang eines betonierten Kanales. Wer im Ruhrgebiet im Norden wohnt, kennt den Fäkalgeruch der offenen Emscher im Hochsommer. Hier war das auch so. Unmittelbar angrenzend: Wohnhäuser.
Schlagartig fiel meiner Nase dazu ein:
"Nichts ist so schön, wie der Mond von Wanne-Eickel" https://www.youtube.com/watch?v=QYeV0BF8of4
Der Abwasserkanal führt direkt am Parque de Salud vorbei. Merkwürdig ist das schon. Der mündet doch nicht etwa in den See in Parkmitte?? Hat Cartago eigentlich eine Kläranlage? Am Parkeingang rechts in den Büschen: Müll, Bauschutt, eine alte Kloschüssel. Macht die Kommune mal etwas, bleibt es danach offenbar sich selbst überlassen. Eigentlich traurig. Da vermisse ich Fuenlabrada im Süden von Madrid mit seinen gepflegten Avenidas und Springbrunnen doch.
Ich habe umgedreht, ohne den Parque de Salud aufzusuchen.
Hallo Gordito,
Danke für den Bericht. Überraschend ist für mich der Geruch im Parque de Salud. Normalerweise ist es da i.O. Wobei ich eher den Parque Lineal bevorzuge. Grüße
@Tenere-wue: Ich habe mich offenbar unklar ausgedrückt, sorry. Ich habe nach diesem ersten Eindruck VOR dem Parque de Salud diesen erst gar nicht betreten. Wenn ich Zeit habe, werde ich mich mal nach einem anderen Eingang umsehen, es kann ja nicht nur einen geben.
Was gibt es Neues?
Deutsche in Pereira und Umgebung:
Es gibt doch einige, ich war erstaunt, glaubte ich doch ziemlich allein hier zu sein, was mich aber nicht gestört hätte. Wir haben uns am vergangenen Montag in Pereira in einem Einkaufszentrum zum Mittagessen getroffen. Die Handvoll Männer besteht aus (noch) berufstätigen freelancern (Int. Freiberufler), einem Mitarbeiter einer bekannten deutschen Fluglinie und Pensionären wie mich. Einige hat die Ehe mit einer Kolumbianerin hergeführt, andere haben halt eine abwechslungsreiche Lebensgeschichte. Einmal im Monat ist das Treffen eine angenehme Abwechslung im Alltag. In Pereira hat meine Frau dann Gelegenheit, ihre Schwester zu besuchen, das passt so schon für uns beide. Mit Bus und Taxi ist alles gut und billig für uns erreichbar.
Samstagabend im Parque Lineal:
Avell und seine Partnerin haben seine Mutter und die kleine Maria Jose im Auto mitgenommen, wir sind mit dem Moto gefahren.
Um sieben Uhr ist es schon dunkel und die Straßenbeleuchtung ist an. Der Parque Lineal ist ca. 75 m breit, aber 400 - 500 lang. Daher der Name. Die Mittelachse wird bestimmt von uralten, mächtigen Bäumen, an denen bemooste Lianen bis auf 5m über den Gehwegen herabhängen. Das erzeugt eine urweltzeitliche Stimmung, dazu in völligem Gegensatz steht die moderne Beleuchtung in und um den Park mit LED's. Alles ist gut und angenehm ausgeleuchtet. Für die Kleinen gibt es von der Hüpfburg (kostet natürlich) bis zum Kinderauto (kostet auch) alles, was Spaß macht (kostet immer).
Eine Kaffeehütte reiht sich an die nächste, überall stehen kleine Hocker mit Plastikstühlen drumrum. Völlig unkolumbianisch ist dazu die gedämpfte Hintergrundmusik. Das Angebot der Kaffeehütten geht über Kaltgetränke mit und ohne Sahne, aber mit viel Zucker, bis hin zu Empanadas und Bunuelos. Man sitzt, die Bestellung ist aufgegeben, man hat Zeit, denn hier geht nichts schnell. Warum auch? Dafür stimmt die Qualität.
Die 32 Grad vom Nachmittag sind weg und mit ihr die Schwüle, wir haben jetzt noch um die 25 Grad, es geht ein Lüftchen. Wie angenehm!
Tiere gibt es im Parque Linael nicht, so wie es etwa im Parque Bolivar der Fall ist. Also keine Gefahr "von oben".
Die Bedienung serviert, die Stimmung ist entspannt, ein schöner Tagesausklang. Alle 50 m steht ein Straßenmusikant. Einigen gibt man gerne monedas, also Münzgeld, oder einen kleinen Schein (der kleinste Schein sind 2000 COP, das sind 42 Cent). Diese Musiker möchte man auch gelegentlich als Hintergrundmusiker für private Feste engagieren. Anderen gibt man auch gerne monedas, damit sie endlich Feierabend machen.
Das Publikum im Park geniesst einhellig diese Mischung, denn er ist am WE immer gut besucht.
Was nervt sind Bettler oder Personen, die was verkaufen wollen. Mich sprach eine junger Mann mit "Gringo" an, ein eher abwertender Begriff, er wollte mir aber gleichzeitig Süßigkeiten andrehen. Er war konsterniert über meine Ablehnung: "Yo no quiero nada, adios!" "Ich will nichts, tschüss!"
Aus diesem Grund gehe ich nie allein hin, das nervt total.
So um halb neun bis neun ist dann Zeit zum Aufbruch. Ich habe für 5 Personen 68.000 COP bezahlt (14,41 Euro). Das entspricht einem Eisbecher in Deutschland oder einem Wiesnbier (wenn das noch reicht).
Zu Hause angekommen wird der Roller mit ins Haus genommen, damit wir am nächsten Morgen nicht zwei haben. Dann erstmal ein heimisches Bier und im TV entweder Fußball oder Boxen für mich. Meine Frau zieht sich dann bereits ins klimatisierte Schlafzimmer zurück und geniesst ihr christliches TV-Programm. Jeder wie er mag.
Der Informatikkurs meiner Frau geht für heute seinem Ende entgegen, es wird Zeit für mich, sie abzuholen.
Herzliche Grüße an alle Leser und Mitforisten!
gordito54
Cartago/Valle
Colombia
DER ERSTE HOCHZEITSTAG!
Vor genau zwei Wochen kam meine Frau -nachdem sie am frühen Morgen einen Anruf erhalten hatte- zurück ins Schlafzimmer und sagte mir mit Tränen in den Augen: "Me voy" "Ich gehe weg"
Ich stand im Bett senkrecht. Und das eine Woche vor dem ersten Hochzeitstag!
Gemeint war aber nicht unsere Ehe, sondern sie hatte mit dem vorherigen Telefonat einen Anruf ihrer Ex-Schwiegertochter, mit der sie sich bestens versteht, aus Madrid erhalten. Der jüngste Sohn meiner Frau lag dort plötzlich und überraschend im Krankenhaus. Da meine Frau bereits einen ihrer drei Söhne vor Jahren verloren hatte -offenbar durch ein Gewaltdelikt-, gab es für sie kein Halten.
Auf die näheren Umstände gehe ich nicht ein. Es ist zu privat und hat mit Kolumbien nichts zu tun. Mir geht es daher darum, die aktuellen Flugpreise zu schildern.
Tags drauf sind wir in drei Reisebüros gewesen (Anmerkung: Über die Kreditkarten meines deutschen Kontos habe ich Flüge immer direkt bei der airline gekauft und dort direkt online bezahlt. Das war sehr praktisch. Mit der Master-Debitkarte meiner hiesigen Bank geht das leider nicht mangels Akzeptanz. Sch***e)
Will man heute das Ticket für morgen, darf man von Pereira über Bogota bis Madrid 7,5 Mio. COP (1.600 Euro) hinlegen. Dann kostet jeder weitere Tag eine Mio. COP weniger. Der nächste "günstige" Flug war dann der darauf folgende Montag. Preis: 5 Mio. COP (1065 Euro).
Ihre Entscheidung, ihr Geld.
Sie ist wohlbehalten in Madrid angekommen. Wenn sie heute den Rückflug für den 25.10. bei der kol. Fluglinie kaufen würde, wäre sie für 513,78 Euro (2,4 Mio. COP) wieder hier. Incl. Koffer und zu vernünftigen Tageszeiten mit einem Umstieg in BOG (ohne Gabelflug über Dschibuti oder ähnlich Unzumutbares).
Sie wohnt in Fuenlabrada bei ihrer Ex-Schwiegertochter, die weiteren Kosten halten sich also im Rahmen, trotzdem kann meine Frau wohl mindestens 10 Mio. COP (2.200 Euro) ausbuchen.
Ich respektiere ihre Entscheidung natürlich, freue mich allerdings, wenn sie wieder hier bei mir ist. Ich fehle ihr und sie mir auch.
Am 23.09. habe ich unseren ersten Hochzeitstag also allein zu Hause verbracht und sie in 11 km Höhe über dem Atlantik.
PARQUE DE SALUD; DIE ZWEITE
Dieses große Gelände liegt im Süden der Stadt, nicht weit von unserem Barrio entfernt und ist als Öko-Park deklariert. Der Rundweg führt um einen Teich. Es gibt im Internet dazu ca. 10 Jahre alte Videos. Die Realität von damals ist heute leider eine völlig andere, nämlich die von Ungepflegtheit und Verfall.
Geht man den Rundweg um den Teich, fällt beim Betreten von Stegen auf, daß sich die Bretter durchbiegen. Nun könnte man sagen, daß ich zu schwer bin. Stimmt auch. Aber dazu passt auch, daß Teile der Geländer abgebrochen neben dem Weg liegen und das nicht erst seit gestern.
Hierzulande werden Pflanzen und Sträucher gelegentlich in mit Erde aufgefüllten Autoreifen gezogen. Das gibt es in diesem Park auch. Es überwiegt aber die Zahl von Autoreifen mit Nichts drin. Ein Teil des Geländers an der überdachten Terrasse vor dem See ist lose und nur mit Draht festgerödelt. Sowas hält nichts. Die geschotterten Wege liegen voller Laub. Ich habe mir das jetzt einmal angesehen, ein zweites Mal wird es nicht geben. Zudem sagten mir die Familie und Nachbarn, dort sei es unsicher, erst recht, wenn man alleine unterwegs ist.
MOTORROLLER
Am 3.10. ist der erste Ölwechsel. 300 km sind auf dem Tacho. Max. 1500 dürften es gewesen sein. Den Termin morgens um 7 konnte ich auf 9 Uhr verschieben, solche Zeiten sind nichts mehr für mich.
Zusätzlich zur SOAT haben wir ihn jetzt bei einer großen Versicherung mit vier Buchstaben, die auch der größte Krankenversicherer hierzulande sein dürfte, versichert. Nein, nicht gegen Husten und Schnupfen, sondern wie in Europa üblich: Diebstahl, Unfall, Feuer und Vollkasko.
Das kostet 91.000 COP im Monat (19,39 Euro).
VORSUPPE
Geht man mittags etwas essen, gibt es auch im kleinsten Restaurant, da wo Mutti noch selber kocht, immer eine Vorsuppe. Mal mit, mal ohne Hühnerfüße drin. Egal wie warm es ist, Suppe muß sein. Selbst wenn das Thermometer mittags an der 30 Grad-Marke kratzt, darum kommst du nicht herum. Bei der Luftfeuchtigkeit hier in Cartago bist du nach der Suppe schweißgebadet. Immer.
Vorsicht beim Essen! Da hier alles verwertet wird, gibt es in den Suppen gelegentlich kleine Knochensplitter. Das ist für den, der das nicht weiss auch nicht ungefährlich, besonders für den, der sein Essen geradezu verschlingt. Hast du dann einen Knochensplitter in der Speiseröhre sitzen, hast du ein Problem. (Gerade Touristen sollten sich das zu Herzen nehmen).
Musst du dann zur Clinica, welche denn? Wie hinkommen? Klar Taxi. Was erzählst du dem Arzt, falls du überhaupt reinkommst?
Es wäre nicht das erste Mal, daß ein Patient abgewiesen wird, weil man glaubt, er könne die Rechnung nicht bezahlen.
Also: Suppen löffelweise geniessen und gut auf der Zunge zergehen lassen.
Augen auf beim Nachwürzen.
Kolumbianisches Essen ist nie scharf, eher fade. Man findet daher normalerweise immer einen Salzstreuer auf dem Tisch. Auf Nachfrage kriegt man auch flüssige Würzen, die das Süppchen scharf machen. Bei flüssigen Produkten ist dabei nichts zu beachten, aber bei Pasten im Glas lohnt das Hinschauen. Ist der Rand des Glases hell und die Innenseite des Blechdeckels sauber, kein Problem. Aber ich habe schon schwarze Ränder und Deckel erlebt. Wenn man das reklamiert, versteht das Personal jedoch in der Regel nicht, was du willst. Hier muß dann jeder für sich selber entscheiden, welchen hygienischen Standard er für sich selbst noch als akzeptabel betrachtet.
Teller und Bestecke habe ich hier jedoch immer und überall sauber vorgefunden, auch die Tische werden nach jedem Gast abgewischt, da kann man nicht meckern.
Das soll es für heute gewesen sein.
Und jetzt: fresas frescas, frische Erdbeeren. Habe ich vorhin in Chicos Laden an der Ecke erstanden.
In einigen Tagen geht es mit anderen Themen weiter. Bis dahin: herzliche Grüße aus Cartago/Valle
gordito54
Vielen Dank für die netten Worte und guten Wünsche. Carlos ist aus dem Krankenhaus entlassen, aber weiter krankgeschrieben, da arbeitsunfähig.
Seine körperlichen und mentalen Probleme gehören jetzt in professionelle Behandlung. Sein Beitrag dazu ist der unbedingte Wille, sich ernsthaft und dauerhaft positiv zu verändern. Das wird die große Klippe sein: etwas durchhalten. Er ist kein schlechter Kerl, hat aber keine Persönlichkeit entwickelt und ist daher beeinflussbar. Leider selten zu seinem Vorteil. Wenn "Freunde" wichtiger sind als die frisch angetraute Ehefrau und die daraus die richtige Konsequenz zieht und sich schnell wieder scheiden lässt, dann sollte man doch selber auch ans Denken kommen können "Was habe ich falsch gemacht?" Wir werden sehen, wie es weitergeht......
Meine Frau wird irgendwo zwischen Monatsende und erster Novemberwoche hier wieder eintreffen, sie hat noch nichts gebucht. Ihre Schwester Carmen putzt einmal die Woche freundlicherweise hier durch (natürlich gebe ich ihr dafür einen angemessenen Obolus), den Rest stemme ich alleine. Meistens gehe ich mittags etwas essen. Wenn ich mag, koche ich auch etwas für mich oder mache eine Ladung Backofenfrikadellen. Waschmaschine und die Wäsche Trocknen sind kein Problem. Ich kann den Haushalt gut alleine führen.
Heute morgen bin ich bereits kurz nach 7 aufgestanden. Die Häuser hier sind Wand an Wand gebaut, ohne irgendeine Schalldämmung. Somit pflanzt sich Körperschall ungebremst fort. Die Küche der beiden alten Damen, die neben uns wohnen, liegt damit quasi neben unserem Schlafzimmer. Da die beiden mit den Hühnern aufstehen, regt sich bald Aktivität in der Küche. Fällt ihnen beim Spülen eine Tasse runter, stehe ich im Bett senkrecht. So wie heute morgen.
Das hat aber auch was Gutes. Nach dem ersten Kaffee bin ich zum Gemüseladen an der Ecke neben Gladys Restaurant marschiert, um ein Beutelchen frischen, gemischten Salat zu erstehen. Den mache ich mit einer Prise Salz sowie Essig und Olivenöl an. Das sind zwei Portionen. Preis: 2000 COP (43 Cent).
Weiter ging's zur Panaderia. Morgens um 9 sind alle Backwaren noch warm und frisch. Zwei bunuelos, drei Käsekringel, eine Apfelkringel für heute Nachmittag und ein großes Brötchen für heute Abend machen 7000 COP (1,50 Euro). Der Tag kann kommen.
Nach dem zweiten Kaffee und den leckeren Backwaren habe ich mich auf den Roller geschwungen und ab ging es in das Zentrum. Am Parque Bolivar rechts abbiegen und weiter bis zur radiologischen Praxis. Da darf man parken und gegenüber ist das Versicherungsbüro, in dem ich an jedem Ersten des Monats die Krankenkasse bar einzahle. Zwei Personen für einen Monat bei einer der größten Krankenkassen zu versichern kostet rund 220.000 COP (keine 50 Euro). Nach 5 Minuten war ich bedient und hatte meine Quittungen. Auf den Roller, die nächste rechts und dann immer geradeaus bis zur Metro, dann bin ich fast zu Hause.
Jetzt muß ich nur noch die automatisch generierte Überweisung für den "plan complementario" (das ist die Kranken-Zusatzversicherung für Ambulanz, etc.) noch an drei E-Mailadressen weiterleiten, dann wär's das für heute.
In wenigen Tagen kommt die Rechnung für Strom, Wasser und Müll. TV, Telefone und Internet wird auch fällig. Alles in Allem machen die Nebenkosten am Monatsanfang so um die 900.000 COP (knapp 200 Euro) aus, nagelt mich darauf jetzt bitte nicht fest. Für die Einheimischen ist unser Stromverbrauch mit ziemlich konstanten 200.000 COP (42,78 Euro) sehr hoch. Ich habe zuletzt in Deutschland als Single (ohne Klimaanlage!) 91 Euro hingelegt bei einem Verbrauch von 1800 kWh im Jahr, wenn ich das noch recht im Kopf habe.
Über den großen Daumen gepeilt kann ich sagen, daß mein "Mehr" an Rente in Höhe von etwa 200 Euro, die ich dadurch erhalte, daß ich weder Krankenkasse noch Pflegeversicherung oder GEZ mehr in Deutschland bezahlen muß, unsere Kosten hier für Krankenversicherung, Strom, Müllabfuhr, Wasser, Gebühren, TV und Telefon komplett abdeckt, auch die Kosten für den Motorroller. Hausmiete und Rücklagen ist eine andere Buchungsstelle.
Für heute ist es das gewesen, in Kürze mehr zum Thema Einkaufen und Elektromobilität.
Danke für den schönen Bericht. Schade, dass es Carlos so schlecht geht. Ist er in Spanien geboren worden? Ansonsten: vielleicht wäre eine Rückkehr nach Col für einige Zeit sinnvoll.
Habt Ihr eigentlich die Pläne zum Hauskauf aufgegeben?
@navarre2020:
Carlos war noch klein, als meine Frau nach dem Tod ihres Mannes das kleine Geschäft hier in Cartago aufgeben mußte und nach Madrid ging. (Das Haus gibt es noch, heute wohnt -nein haust- darin eine ihrer Schwestern mit Anhang.) Als er Heranwachsender war, hat sie in der Universitätsklinik in Fuenlabrada im Catering in Vollzeit gearbeitet, um beide durchzubringen. In dieser Zeit fehlte Carlos der Vater, ich will es mal so ausdrücken.
Er hat nun die meiste Zeit seines Lebens in Spanien verbracht. Die Situation für ungelernte Gelegenheitsarbeiter ist hier wohl nicht besser als in Madrid. Eine professionelle Hilfe bei seiner Problemstellung halte ich in Spanien für eher gegeben als hier.
Meine Frau hat den Hauskauf sicher noch nicht aufgegeben, meine Meinung dazu habe ich ja schon dargestellt. Für mich kommt nur was Neues in einem Neubaugebiet in Frage oder ein Apartamento in einem der vielen Torres im conjunto cerado. Pereira, Armenia, Dosquebradas, Sta. Rosa de Cabal oder Manizales kämen für mich in Frage. Cartago eher nicht. Aber uns fehlt es noch an Kapital, also ist Sparen angesagt. Mieten geht aber immer, ab 1 Mio. COP im Monat ist man ganz gut aufgehoben.
Was gab es sonst noch?
Meine Frau fliegt morgen von Tenerife nach Madrid zurück. Ihr alter Freund Pepe hat ihr den Flug spendiert. Da er auch nicht mehr der Jüngste ist, sollte meine Frau auch jede Gelegenheit für ein Wiedersehen nutzen, ich freue mich für sie.
AYRAN
In diesen Tagen liegen die Temperaturen am Nachmittag bei 26 Grad, das ist gut erträglich, in den letzten Tagen hat es auch nachmittags mehr oder weniger stark geregnet. Endlich. Der Füllgrad der Stauseen zur Trinkwasserversorgung ist durchaus Thema in den Nachrichten. Es dürfte also danach gerne mehr und länger regnen. Gegen den Durst bei hohen Temperaturen hilft Agua natürlich. Wir haben immer viel Agua con gas -also Sprudel- im Kühlschrank. Abends kann man "Kumis" zum Essen trinken, das kann man sich vielleicht vorstellen wie dünne Buttermilch, aber im Supermarkt immer mit Erdbeere oder anderen Geschmacksstoffen fertig und für mich viel zu süß. Daher greife ich auf ein Rezept aus der Türkei zurück. Ayran ist zu einem Drittel mit Wasser verdünnter Yoghurt. Je nach Geschmack salzen, schütteln, fertig. Lecker!
SCHUMACHER (ZAPADERO)
Wir haben sein Werbeschild zufällig hier ganz in der Nähe beim Vorbeifahren entdeckt. Ich bin nachmittags mit zwei Paar Schuhen und drei einzelnen Schuhen hingefahren. Bei allen waren die Sohlen ganz oder teilweise lose. Alle Schuhe waren hier gekauft. Die Werkstatt betritt man, indem man etwa dreißig Zentimeter abwärts vom Gehsteig in das Häuschen eintritt. Der Raum ist etwa 2 m hoch, aber mehr ist es nicht. Es ist staubig. Neben dem Arbeitsplatz steht eine uralte Stereoanalage mit Cassettendeck.
Ein alter Mann mit vielen Falten im Gesicht saß am einzigen Fenster, damit er gut sehen kann. Sein Arbeitsplatz ist ein Sammelsurium von allem, was er für seine Arbeit braucht.
Er hat sich die Schuhe angesehen, zwei Tage später könne ich sie abholen. Das machte 26.000 COP (5,61 Euro) im voraus. Ich habe gezahlt, zwei Tage später konnte ich die Schuhe auch in Empfang nehmen. Er hat ordentlich gearbeitet.
ELEKTROMOBILITÄT
Hier auf unserer Straße fährt ein Elektroroller. In Pereira habe ich etwas gesehen, was ein Auto sein könnte, aber eher wie der Ohrensessel von Daniel Düsentrieb aussah, mit Dach drüber. Ein franz. Produkt.
Ein schwedischer Hersteller hat sein Elektroauto hier im TV beworben. Sein Kombi soll 319 Mio. COP kosten. Das sind fast 69.000 Euro. Ich habe diesen Werbespot so auch nur einmal gesehen.
Umso überraschter war ich bei der Lieferung unseres neuen Kaffeeautomaten. Das war ein Klein-Lkw mit Elektroantrieb. Damit habe ich nicht gerechnet. Hier eine absolute Ausnahme.
MITTAGSPAUSE
Nach dem Essen und meiner siesta fahre ich gelegentlich gerne zum kleinen Park neben der Kirche San Francisco. Man kann dort im Schatten sitzen, es gibt die Kaffeebüdchen. Caffee caliente in der Tasse oder frio (und süß) im Plastikbecher, wie man möchte. Kostet je etwa 6.000 COP(1,30 Euro, wahrscheinlich ein Gringo-Preis). Die Qualität stimmt aber.
AGENTE DE TRANSITO
Das ist hier die kommunale Verkehrspolizei. Eine junge Frau in dieser Uniform verrichtet ihren Dienst täglich am Park meiner Mittagpause. Ein Verkehrsknotenpunkt in der Stadt, unweit des Parques Bolivar, also Stadtzentrum. Während sie patrouillierte, sind mindestens drei Motos bei Rot über die Ampel gefahren. Gut, auch bei Rot darf man hier rechts abbiegen, es sei denn, auf einem Schild an der Ampel ist das ausdrücklich verboten. Es halten sich natürlich nicht alle dran. Merke: hier ist alles wie in Europa geregelt, die Bürokratie funktioniert. Aber in der freien Wildbahn machen einige, was sie wollen und es passiert in der Regel: offenbar nichts. Anders ist es wohl bei Verkehrskontrollen vor dem transito, dem Straßenverkehrsamt. Das macht auch ein ganzer Schwarm von Beamten mit bewaffneter Unterstützung der Policia nacional. Deren Zentrale ist gleich nebenan am transito. Da wird geprüft: Licencia de conducion (Führerschein), SOAT (das ist die Pflichtversicherung), licencia de transito (das ist der Fahrzeugschein) und revision techno-mecanica bei älteren Fahrzeugen (TÜV). Sie landen auch immer Volltreffer. Nicht wenige fahren hier "ohne alles". Daher ist man gut beraten, sich selber gegen alles zu versichern. Zu holen ist bei solche Vögeln eh nichts, da hilft dir auch kein Anwalt.
Das soll es für heute gewesen sein.
Ich mache mir jetzt ein Brioche mit Marmelade und einem Glas Milch. Morgen um diese Zeit sitze ich im Rumpelbus nach Pereira, es gibt das Monatstreffen der Deutschen in Pereira, diesmal beim Italiener. Endlich hoffentlich mal eine Pizza, die diesen Namen auch verdient.