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Guten Morgen liebe Leser und Mitforisten!Meine Frau ist in der Kirche, die erste Ladung Wäsche ist in der Waschmaschine, also habe ich etwas Zeit. Da der Alltag auch bei uns Einzug hielt, gibt es nicht so häufig Neues zu berichten wie in der Vergangenheit.
DER GROSSE REGEN
Am letzten Freitag nachmittags um 4:30 p.m. verdunkelte sich der Himmel über Cartago. Wir waren gerade bei einer Schwester meiner Frau zu Besuch, als der große Regen einsetzte. Erst einige Tropfen, dann fiel immer mehr, bis es sintflutartige Maße annahm.
Die kleine Straße vor ihrem Haus, es liegt am Hang, wurde zum Kanale Grande. Da das Regenwasser auch Erde wegspült, wird das Wasser durch das Sediment hellbraun. Gut eine halbe Stunde hielt der Starkregen an. Uns ist dort nichts passiert.
Wir erhielten noch am gleichen Tag ein Video von der 4. Straße. Da liegt unser Hühnerrestaurant. Es sah dort aus wie in Venedig, allerdings ohne Gondeln. Die Fahrzeuge fuhren langsam durch das Wasser, eine hellbraune Brühe. In einer anderen Straße war ein Haus (“se arriende” stand draußen dran) zu Hälfte überflutet zu sehen. Nun könnte man eine solche Überflutung auf “Dritte-Welt-Kanalisation” schieben. Solche schlagartig anfallenden Wassermassen fasst auch keine Kanalisation in Europa, die Alt-Anlagen in den Großstädten eh nicht, da sie selten in gutem Zustand sind.
Eine Schwester meiner Frau lebt in einem tiefliegenden Reihenhaus. Sie hat sich am Eingang eine hohe Stufe gegen Überflutung einbauen lassen. Der Grund dafür ist das Regenwasser-Rohr, das den höherliegenden Teil “Las Colinas” entwässert. Es liegt in etwas 1 Meter Höhe und 5 m von ihrem Grundstück entfernt. Damit die Betonrohre bei Starkregen durch den Wasserdruck nicht platzen, haben sie oben Entlastungs-öffnungen. Regnet es stark, kommt also das Wasser dort heraus und gelangt in die Vorgärten der untenliegenden Anwohner.
Wer sein Haus also nicht per Stufe zumauert, kriegt nasse Füße. Gestern standen dort reihenweise die Schuhe und Kleinmöbel in der Sonne vor den Häusern zum Trocknen. Das ist ja nicht das erste Mal.
Ich wette, daß in der nächsten Woche niemand eine Wassersperre einbaut. Solche Ereignisse werden offenbar als Naturkatastrophe hingenommen, gegen die man machtlos ist. Da es gegen Naturkatastrophen wie Erdbeben kein Mittel gibt, kann man folglich auch keine Maßnahmen ergreifen. Für mich ist das eine Frage der Mentalität und Kultur.
Die Schwester meine Frau würde ihr Haus gerne für nur 80 Mio. COP verkaufen. Es kommt für uns unter diesen Umständen allerdings nicht in Frage.
Gegen 7:30 p.m. fuhren wir nach Hause. Alle Nachbarn schrubbten ihre Bürgersteige. OHA!!
Obwohl unser Hauseingang ca. 10 cm über der Straße liegt, ist etwas Regenwasser in den Hauseingang gelaufen. Meine Frau hat sich sofort ihre Arbeitsklamotten angezogen und dann ging sie erstmal der alten Dame im Nachbarhaus helfen. Dort war das Regenwasser durch das ganze Erdgeschoß gelaufen. Bei uns gab es lediglich eine bessere Pfütze am Eingang, die keinen Schaden hinterliess.
Am nächsten Morgen rief einer der deutschen Freunde aus Pereira an, der derzeit in Deutschland ist. Ob bei uns alles in Ordnung sei, denn er habe erfahren, daß Cartago “abgesoffen” sei. Die Welt ist klein geworden und ich freue mich darüber und über seinen Anruf.
Aus der ganzen Sache kann man für den Kauf des eigenen Hauses viel lernen.
Gestern sind wir über die 4. Straße gefahren. Da das Wasser abgetrocknet war, liegt jetzt das Sediment auf der Straße. Eine Staubpiste. Nordafrika lässt grüßen, aber nur bis heute Nachmittag. Es sind wieder 28 L/m² Regen vorhergesagt. Meine Frau meinte, der Mai sei hier der regenreichste Monat. Na dann…
Wie ich nun hörte, sind offenbar einige Häuser in Cartago überflutet worden. Also Totalschaden für alles im Erdgeschoß. Ob sie versichert sind? Die Antwort ahne ich mit einer Trefferquote von 99%…..
“ALLES NUR GEKLAUT?”
In der Nacht zu Samstag wurden zwei Schwestern meine Frau in ihren Häusern von Gasgeruch geweckt. Die Straße war voller Blaulicht der Einsatz-Fahrzeuge von Polizei, Feuerwehr und Gasversorger.
Aus einem noch im Bau befindlichen Haus hatte man den Gaszähler geklaut. Natürlich unter Druck stehend, sonst macht es scheinbar keinen Spaß. Was fängt der Idiot mit einem Gaszähler an, der eine Seriennummer hat? Einbauen kannst du den nirgendwo, wo der Zählerstand abgelesen wird…..
OSTERN
In der Karwoche war der Mittwoch der Tag der Drückerkolonnen. Im 5-Minutentakt standen die üblichen Verdächtigen am vergitterten Fenster. Unsere Wohnung werden wir daher in einem conjunto cerrado mieten.
Gründonnerstag, 20 Uhr. Meine Frau bringt ihre älteste Schwester aus Pereira und ihren Lebensgefährten mit nach Hause. Sie werden bei uns übernachten. Welche Freude!
Karfreitag (die Müllabfuhr kam am Vormittag etwas später, aber sie kam) gab es abends in der Nachbarschaft offenbar eine Familienfeier mit der hier üblichen Stadionbeschallung. Allerdings war um Mitternacht Ruhe. Danke, danke, danke!
Ansonsten war Ostern himmlisch ruhig für uns. Ostermontag ist hierzulande KEIN Feiertag, also wieder “Normalbetrieb.”
GELBFIEBERIMPFUNG
Wie hier im Forum zu lesen war, wird diese Impfung dringend empfohlen. Seit der Corona-Geschichte wollte ich mich eigentlich gegen nichts mehr impfen lassen. Da diese von Mücken übertragene Krankheit aber eine Mortalität (Sterberate) von 50 % aufweist, informiert man sich ja weiter. Was ist da los?
Dagegen war Corona ein Grippchen, wie sich herausstellte. Wenn die Hälfte aller Erkrankten auf dem Friedhof landet, überdenkt man seine Entscheidung also nochmal. Daher sind wir zu unserer Krankenkassen-Klinik gefahren, um uns impfen zu lassen. Geimpft wird nur samstags von 8-12 Uhr, aber nicht für uns. Wir sind zu alt.
Ich habe also bei der Sti-Ko (kann man googeln) in Deutschland nachgelesen. Das Risiko der Nebenwirkungen bei Personen über 59 Jahren ist so hoch, daß man nicht mehr impft. (Da wird sich die Rentenkasse aber freuen.)
Gleichzeitig las ich einen Artikel über einen Test der gleichnamigen Stiftung. Der Testsieger hilft auch über 7 Stunden gegen die Gelbfiebermücke. Das Problem: du kommst hier nicht an das Zeug ran, auch nicht über den Versandhändler aus den USA. Mist.
TANZ IN DEM MAI
Am 30. April hatte ich meinen monatlichen Termin bei der Podologin. Das ist so ziemlich der einzige Luxus, den ich mir gönne. Als ich zahlte und den nächsten Termin notierte, wünschte ich ihr viel Spaß beim Tanz in den Mai. Daß hier kein Maibaum aufgestellt wird, war mir klar, aber Tanz in den Mai, das sollte doch gehen, gerade in Südamerika!? Sie sah mich verständnislos an und ich erklärte ihr "costumbre alemana".
WURSTSALAT
Nachdem ich Dank der Ausflüge nach Pereira zum Gurkenkönig unserer Straße geworden bin, hat mich ein deutscher Freund aus DosQuebradas auf ein Rezept gebraucht: bayrischer Wurstsalat. Dazu nehme ich “Bierschinken”, den man im ARA auch als Wurst kaufen kann. Das Gurkenwasser heben wir immer auf für Kartoffelsalat oder Wurstsalat. Damit und Zwiebeln, eingelegten Gurken und den gehörigen Gewürzen kriegt man das prima hin. Meiner Frau und mir schmeckt es, für die Familie ist das eher nichts, weil zu “pikante”.
Unsere nächsten Kochprojekte zu Hause werden: Erbsensuppe / Linsensuppe mit Geräuchertem und Chili mit viel Carne Ahumado.
Es ist halb zwölf, ich muß Wasser aufsetzen. Heute gibt es italienische Spaghetti, Kaliber drei, dazu selbstgemachte Bolognese und frischen gemischten Salat mit etwas Essig und viel Olivenöl angemacht. Vorher: Gazpacho (das ist eine kalte andalusische Gemüsesuppe, eine Vitaminbombe)
Die zweite Maschine Wäsche ist fertig: Bettwäsche. Die muß man hier in den Tropen dreimal die Woche wechseln. Ich hänge sie schnell im Treppenaufgang auf, heute Nachmittag ist die trocken.
Herzliche Grüße an Alle nah und fern
gordito54