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Welche persönlichen Konsequenzen ich aus dem Erdbeben ziehe?Über unserem Schlafzimmer befindet sich die auf das Haus aufgesetzte Einliegerwohnung. Bei der hiesigen Bauweise ist das im "Normalbetrieb" incl. einem leichten Beben sicher, bei einem starken Beben wird das in unserem Haus nicht halten, in allen anderen auch nicht. Alles, was mehr als das Erdgeschoß hat, sehe ich grundsätzlich als gefährdet an wegen der Bauweise. Erdbebenresistent bauen kann sich hier keiner leisten.
Das letzte Beben dauerte ca. 5 Sekunden. Nach meiner Einschätzung sollten wir also nach 10 Sekunden im Freien stehen, denn das Blechdach über dem Flur und der Küche wird erst einstürzen, wenn Teile der Nachbargebäude darauf fallen.
Wenn man es also schafft, schnell im Freien zu stehen, lebt man, aber wie dann weiter, wenn dein altes Leben hinter dir in Trümmern liegt?
Als ERSTES stehen ab sofort Adiletten neben dem Bett und die Jeans sind in Griffweite, damit man sie im Rauslaufen noch greifen kann. An der Haustüre wird es je eine Leder-Umhängetasche und ein Paar stabile Schuhe geben, die man im Rauslaufen noch mitgreifen oder Rauskicken kann. Anziehen kann man sich im Freien. In jeder Tasche ist eine Regenjacke, die Cedula, der Pass, weitere Papiere wie Führerschein, etc. und alle Bankkarten. Die Kreditkarte wird ein Limit von 10 Mio. COP haben, falls wir fliegen müssen. Ferner 1 Mio. COP in kleinen Scheinen, nicht größer als 20 mil COP. Dazu gibt es je ein neues Ladegerät für die Telefone. Ein backup für den Rechner habe ich eh immer, muß nur noch in die Tasche gelegt werden.
Als ZWEITES werden wir uns um eine entsprechende Hausratversicherung kümmern müssen. Alle unsere Dokumente werde ich in den nächsten Wochen einscannen und auf einem Chip speichern, den ich mir um den Hals hängen kann (Chip ist schon da, Hals auch).
Sollte es uns treffen, dann stehen wir erstmal nicht mit nichts da. Ich denke, ich habe nichts Gravierendes vergessen. Ein Erdbeben kann keiner aufhalten, aber ein Szenario durchdenken und für dich die hoffentlich richtigen Schlüsse daraus ziehen, das kann man für sich und seinen Partner, der das so nicht kann.
Eine Schwester meiner Frau mußte heute Nacht in die Notaufnahme und wird morgen nach Armenia verlegt. Gestern war sie am Nachmittag noch bei uns zu Besuch. Hoffentlich kann man ihr helfen, sie hat einen Tumor im Gehirn. Wir haben sie vorletzte Woche schon zur Untersuchung nach Cali begleitet. Sie hat vier Kinder, davon leben drei Erwachsene noch zu Hause bei ihr. Einer davon ist schwerbehindert.
Diese Woche ist echt turbulent, ich hätte gerne auf alles das verzichtet, aber du kannst dir das alles halt nicht aussuchen.
Wir leben und wir leben gut, dafür sind wir dankbar.
Meine Frau ist natürlich im Krankenhaus bei ihrer Schwester.
Ich wünsche allen Lesern und Mitforisten einen schönen Sonntag.
Und jetzt: Bundesliga!! Gladbach spielt!
LG aus Cartago/Valle
gordito54