Kindheitserinnerungen.
Sonntagabend, fast 11 Uhr. Heute* hatten wir endlich einen bewölkten, trockenen Tag mit angenehmen Temperaturen. Es war mein Geburtstagswochenende*, und den vielen, die mich fragten, was ich mir wünschte, antwortete ich ganz unverblümt, dass ich mir einen Tag in Ruhe wünschte! Einen Tag für mich selbst, ohne dass mich jemand ständig mit trivialen Fragen belästigt oder auf die Idee kommt, mich bemuttern zu müssen.
Also schaltete ich am Freitag, meinem Geburtstag, mein Handy usw. aus und verbrachte den Tag damit, bei der Gartenarbeit Dampf abzulassen. Abends habe ich mit meiner Frau zu Abend gegessen, die mich verwöhnt hat - nach einem Aperitif mit Schinkencroissants und die ich auf Vorrat vorbereitet und tiefgefroren hatte - mit einem Poulet 'Cordon Bleu', wie nur sie es zuzubereiten weiss, begleitet von Knusprigen Rosmarin Kartoffeln. Alles natürlich begleitet von einem guten Schaumwein und Rotwein.
Samstag Morgen ging sie dann hinunter in den Pueblo, und ich genoss diese zwei Tage der einsamen Ruhe auf der Finca.
Abends widmete ich mich dem Giessen der neuen Heckenpflanzen, die unser Mitarbeiter der Finca in den letzten Tagen mit so viel Hingabe gepflanzt hatte. Gleichzeitig bewunderte ich freudig den weiten Rasen um das Haus, den ich tagsüber mit dem Rasenmäher gemäht hatte, leuchtend grün, im Gegensatz zu den Rasenflächen der benachbarten Fincas, die mit dem üblichen Fadentrimmer bis zur Unkenntlichkeit massakriert werden. Dann der Sonnenuntergang mit seinem Lichtspiel in den Bäumen, der Wiese und dem Guadual der Finca, auf den umliegenden Hängen und Berggipfeln und die Dämmerung und mit ihr unweigerlich die Aufmerksamkeit auf die Geräusche und die Erkenntnis, von wie viel Leben man umgeben ist.
Dabei kommen lebhafte Erinnerungen an meine Kindheit auf, als ich die Sommer hoch oben an den grünen und wilden Hängen der Maiensässe in der Südschweiz verbrachte. Und wie von Zauberhand erscheinen plötzlich winzige Sterne, die über die Wiese schwebten....
Ich hatte schon vergessen, dass es sie gibt, ich habe sie seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen... Sie waren in der Landschaft meiner Kindheit weit verbreitet, heute sind sie dort nur noch eine Erinnerung, es sind die Glühwürmchen.
Wie in einem Traum, wie von Zauberhand, scheint es, dass Du aus einfachen Kindheitserinnerungen in jene unschuldige, fast märchenhafte Welt der Kindheit zurückkehrst. Jene Welt, in der es die leuchtenden Funken der Zauberstäbe der Feen gibt, wie mir meine Grossmutter liebevoll zu erzählen pflegte, immer wenn ich sie fragte, was diese kleinen leuchtenden Dinger (Glühwürmchen) sind.
Und für einen Moment war es, als ob meine liebe Grossmutter an meiner Seite wäre (Sie starb vor einem Jahrzehnt, ein paar Tage vor ihrem 102. Geburtstag)
Ein runder Geburtstag und ein zufälliger Umstand, der mich auf eine unerwartete, aber angenehme Weise in die Vergangenheit führte. Kein Geschenk hätte diese - wenn auch bescheidene - Erfahrung der Versetzung in die Vergangenheit übertreffen können.
*PS. Das Wochenende, um das es geht, war letztes Wochenende, ich poste diesen Beitrag mit einer Woche Verzögerung.
Ich habe wie ein Verrückter „nachträgliche Geburtstagswünsche“ und „späte Geburtstagsgrüße“ für den verpassten Geburtstag gegoogelt, aber der beste Gruß kommt von Herzen, wenn ich sage: „Ich hoffe, du hattest einen tollen Geburtstag!“.
Zunächst einmal vielen Dank für die Geburtstagsglückwünsche... und entschuldigt meine späte Reaktion, aber die letzten Tage war ich mit der Gartenarbeit in der Finca beschäftigt, abends versuche ich dann etwas für das Forum zu schreiben, aber dann schlafe ich regelmässig todmüde vor der Tastatur ein. Neulich bin ich dann kurz vor 3 Uhr nachts aufgewacht, auf der Veranda, Notebook entladen, mit einer unbekannten Katze die friedlich und selig auf dem Stuhl neben mir sass.
@Eiebaer schreibt "Bleib glücklich, gesund und voller Lebensfreude!"
Das sind Werte, die ich im Moment eher wiederfinden muss, als dass ich sie behalten könnte.
In letzter Zeit bin ich mit mehreren - nennen wir sie mal unbequemen - Situationen konfrontiert, die zusammen eine Herausforderung darstellen, die alles andere als einfach ist. Deshalb wollte ich meinen 60. Geburtstag allein und in Ruhe verbringen, Ruhe nach der ich mich wirklich sehne.
Seit Freitagabend habe ich das Wochenende wieder für mich, bis Montagabend. Meine Frau ist runter in den Pueblo gegangen, um ihrer Mutter Gesellschaft zu leisten (sie ist für ein paar Tage allein, da meine Schwägerin, die sie sonst betreut, nach Medellin fahren musste um ihren Sohn bei der Arbeit zu helfen, der sich unglücklicherweise verletzt hat).
Ich selbst leide unter den chronischen Folgen einer Fehldiagnose und einer damit verbundenen Fehlbehandlung. Meine Frau leidet - mal mehr, mal weniger - an kognitiven und neurologischen Störungen, die durch ihre MS ausgelöst werden (was gepaart mit ihrer Sturheit oft eine explosive Kombination ergibt). Meine betagte Mutter, die zusätzlich zu ihrer narzisstischen Natur und akute Gerontophobie langsam einer altersbedingten Demenz mit psychotischen Zügen zum Opfer fällt, treibt mich manchmal an meine Grenzen. Doch als Einzelkind kann ich mich einer ethischen Verantwortung nicht entziehen. Ich kann sie auch nicht einfach sich selbst überlassen.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie weit sie Ende Januar gegangen ist, um uns dazu zu bringen, unsere (insbesondere meine) Reise nach Kolumbien nicht anzutreten.
Ein Neffe und Patenkind meiner Frau, der letztes Jahr, nachdem er eine mehrmonatige Beziehung mit einer jungen Frau friedlich beenden wollte, ist ihrer Rachsucht zum Opfer gefallen.
Die Beziehung der beiden war schon nach kurzer Zeit vergiftet. Er war auf die Arbeit fixiert und konzentriert, sie wollte leben und Spass haben. Beide waren unflexibel. Das konnte nicht gut gehen.
Sie hatte ihm gegenüber geäussert: "Wenn du mich verlässt, werde ich dich fertig machen". Gesagt, getan. Also versuchte sie, den hinterlistigen Weg der (falschen) Anschuldigung von Gewalt zu gehen.
Entgegen meiner dringenden Aufforderung an den Neffen, angemessene Massnahmen zu ergreifen (förmliches Dementi mit Gegenklage der Falschaussage und Verleumdung und sich auf meine Kosten sofort einen Anwalt zu nehmen), bagatellisierten er und seine Mutter (trotz seiner 25 Jahre ist er ein Muttersöhnchen wie im Buche) die Angelegenheit in unverantwortlicher Weise und zogen es vor, auf schlaue Ratschläge von "Freunden von Freunden" zu hören. Mein Drängen auf handeln, bei mehreren Gelegenheiten, wurde ignoriert und lächerlich gemacht.
Wie vorauszusehen war, hat die Angelegenheit eine traurige und ernste Wende genommen. Da es sich um einen offenen Rechtsfall handelt, möchte ich nicht ins Detail gehen, aber seit fast sechs Monaten steht er nun unter Hausarrest. Ein immerhin privilegierter Zustand nach der Umwandlung von der anfänglichen Inhaftierung! die ich dank guter Beziehungen und der Tatsache, dass der Junge immerhin eine tadellose Vergangenheit hat, nach nur wenigen Tagen, mit der wertvollen Hilfe eines guten Anwaltes in Hausarrest umwandeln lassen konnte. Er wird letztendlich mit einem „blauen Auge“ davonkommen, aber die ganze Familie leidet derzeit deutlich unter den Folgen.
Was mich aber am meisten traurig macht, demoralisiert und nicht zuletzt auch wütend macht, ist leider die Gewissheit, dass sie nichts daraus lernen werden. So ist momentan seine grösste sorge, dass er sein teuer angeschafftes Motorrad nicht verkaufen muss, um die von der Angelegenheit verursachten hohen Kosten abzubezahlen.
Sie (er und die Familie) werden nicht lernen, Verantwortung für sich und ihr Handeln zu übernehmen. Die Mentalität des Weglaufens, des Ausweichens vor der täglichen Herausforderung mit "si Dios quiere", "gracias a Dios" und des Denkens, die Dinge "con el acompañamiento de la Virgen" zu lösen, wird sich fortsetzen.
Zwischen Ernsthaftigkeit und Ironie kann ich es mir nicht verkneifen, vor allem meine Schwiegermutter und meine Schwägerin daran zu erinnern, wenn bestimmte Bemerkungen fallen, dass ich den Anwalt bezahle und nicht etwa Gott oder den Priester, und dass die Dame, die den Fall begleitet, eine Privatdetektivin ist und nicht die oder eine Jungfrau.
Dann die “junge Frau“, die ich als Haushaltshilfe auf Dauer bei uns aufnehmen möchte, was Reaktionen und Kommentare in der Familie provozierte, die mich definitiv verärgerten und mich zumindest auf bestimmter Ebene neulich dazu gebracht haben, nach 20 Jahre, gewisse Barrieren zwischen mir und der Familie aufzubauen.
Wie bereits erwähnt, sind sowohl meine Frau als auch ich gesundheitlich angeschlagen. Schon heute fällt es meiner Frau schwer, den täglichen Haushalt zu führen.
Auch ich bin sehr eingeschränkt und muss mein Teil Hausarbeit (früher führte ich den Haushalt) einstellen, damit ich meinen anderen Verpflichtungen nachkommen mag.
Meine Idee war es, eine Vollzeit-Haushaltshilfe einzustellen, die mit uns zusammenlebt, uns unterstützt und uns möglicherweise bis zum Ende unserer Tage begleitet. Meine Frau und ich hatten das in der Familie meiner Frau beiläufig in einem anderen Zusammenhang erwähnt. Zunächst herrschte auf vielen Seiten Begeisterung. Aber von ihrer Seite gab es den Hintergedanken, wie sich bald herausstellte, dass ein Familienmitglied diese Rolle übernehmen könnte und sie zögerten nicht, Namen begleitet von glühendem Lob zu nennen, die geradezu um die Aufgabe wetteiferten.
Als ich dann verkündete, dass ich ein Familienmitglied grundsätzlich ausschliesse und erklärte, warum, begannen die Kommentare hinter meinem Rücken. Und sie versuchten mit allen Mitteln, mich umzustimmen. Offensichtlich ging es ihnen nicht darum meine Frau zu entlasten, sondern im Vordergrund stand der Hintergedanke, eine Verwandte gut unterzubringen. Und die Besessenheit, dass eine Fremde kommen und etwas (von uns) wegnehmen könnte, auf das sie offensichtlich Erwartungen hegen.
Aber nun auch etwas Positives. Diese Woche hat der Arbeiter das Gras auf der Finca sauber fertig gemäht und den Guadual (den Bambuswald) gesäubert. Ich war schon besorgt, als ich ihn bei dieser aussergewöhnlichen Hitze, wie sie hier derzeit herrscht, mit so viel Elan arbeiten sah, aber er war glücklich und zufrieden im Bambuswald zu sein und seinen Hund mitnehmen zu können (der seine Zeit gerne auf der Veranda unseres Hauses verbringt). Ein ihm von mir angebotener Bezahlter Hitzebedingter frei-Tag wollte er nicht beanspruchen.
Kommende Woche können wir erfreulicherweise mit dem Pflanzen der Fruchtbäume beginnen.
Trotz der allgemeinen Trockenheit ist hier der Boden noch recht feucht und auch unsere eigene Wasserquelle ist noch ausreichend versorgt. So können wir die Arbeiten auf der Finca unbehindert vorantreiben.
Letzte Woche habe ich zudem meine "Restaurierung" des Unterkiefers abgeschlossen.
Jahrelang haben wir einen Zahnarzt aufgesucht, einen guten Bekannten. Doch im letzten Jahr begann die Qualität deutlich nachzulassen, wie auch andere feststellen mussten. Eine Reparatur im letzten Jahr, die nicht zufriedenstellend war; er liess sich leicht ablenken, war oft mit dem Kopf woanders als beim Patienten. Also wechselte ich dieses Jahr zu einer Familienfreundin, die vor kurzem eine Praxis eröffnet hatte. Ich hatte eine Füllung, die im Januar herausgefallen war, und mehrere jahrzehntealte und teils überfällige Amalgamfüllungen in einem kritischen Zustand. Also ersetzte der Zahnarzt alle Füllungen in meinem Unterkiefer und nahm zwei Reparaturen an meinen oberen Zähnen in angriff. Es waren vier Sitzungen von jeweils mehreren Stunden, dann die Zahnpflege. Eine Genugtuung, im Spiegel nicht mehr all diese grauen Füllungen zu sehen.
Er hat mir Harzfüllungen eingesetzt. Ausgezeichnete Arbeit, Zahnarzt (ein angestellter der Praxis der Familienfreundin) und Team waren die ganze Zeit auf die Arbeit konzentriert, ohne die geringste Ablenkung. Auch meine Frau hat sich zwei Reparaturen (Kleinigkeiten) und der Zahnhygiene unterzogen.
Den Leuten von ausserhalb (und davon scheint es eine Menge zu geben) wird einen höheren Preis Berechnet als "normalen Leuten" aus dem Pueblo. Die Preise für Le letztere sind mit einer extrem niedrigen Marge kalkuliert, damit auch die weniger Privilegierten in den Genuss Zahnärztlicher Leistungen kommen. Dennoch sind diese niedrigen Preise eine erhebliche Belastung für eine Campesino-Familie.
Auch den vielen Leuten aus Medellin, die z. B. hier ihre Freizeit Luxus Fincas haben, verrechnen sie deutlich höhere Preise als den Einheimischen. Die Städter kommen dennoch deutlich günstiger weg, als wenn sie sich in Medellin behandeln lassen.
Ein auf Praxisebene erfolgreich umgesetzter Solidaritätsgedanken innerhalb der Medizinischen Versorgung, der leider heutzutage selbst auf institutioneller Ebene mehr und mehr hintergangen wird.