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Álvaro Uribes Hausarrest in Llanogrande – Luxus mit Fußfessel

Verfasst: Mi 6. Aug 2025, 20:03
von Eisbaer
Hausarrest – das klingt nach Einschränkung, nach Isolation, nach einem Leben auf engstem Raum. Doch im Fall des ehemaligen Präsidenten Álvaro Uribe Vélez bekommt dieser Begriff eine ganz eigene Bedeutung. Denn die Justiz entschied, dass Uribe seine zwölfjährige Haftstrafe wegen Prozessbetrugs und Bestechung nicht etwa in einem Gefängnis, sondern in seinem Anwesen in Llanogrande, Rionegro (Antioquia) verbringen darf. Ein Ort, der mit dem Wort „Haft“ ungefähr so viel zu tun hat wie ein Spa mit Strafvollzug.

Die Finca in Llanogrande ist kein gewöhnliches Landhaus. Sie liegt in einer der exklusivsten Gegenden des Landes, umgeben von gepflegten Gärten, einem künstlich angelegten See und einer Infrastruktur, die eher an ein Boutique-Hotel erinnert als an einen Ort der Buße. Das Anwesen verfügt über mehrere Gebäude, darunter ein Haupthaus mit großzügigen Wohnräumen, ein Bürotrakt, Pferdeställe mit edlen Paso-Fino-Rössern und ein Gästehaus – falls sich der eine oder andere politische Weggefährte zum Gedankenaustausch einfinden möchte.

Die Sicherheitsvorkehrungen sind ebenfalls bemerkenswert. Drei Sicherheitsringe schützen das Gelände, gepanzerte Fahrzeuge stehen bereit, und die Polizei ist regelmäßig präsent. Nicht etwa, um Uribe an der Flucht zu hindern – die Richterin betonte zwar ein gewisses Risiko – sondern wohl eher, um die Ruhe des Anwesens vor neugierigen Blicken zu bewahren. Schließlich ist Llanogrande nicht nur ein Rückzugsort, sondern auch ein Ort der politischen Aktivität. Uribe empfing hier über Jahre hinweg Politiker, Akademiker und sogar die Kommission der Wahrheit. Gerichtsverhandlungen verfolgte er per Bildschirm, vermutlich mit Blick auf den See und einem Kaffee in der Hand.

Die Entscheidung, Uribe den Hausarrest in seinem eigenen Anwesen zu gewähren, wurde mit seiner politischen Verwurzelung und dem Fehlen von Vorstrafen begründet. Kritiker sehen darin allerdings weniger eine Maßnahme der Justiz als eine Form der Privilegierung. Denn wenn eine Haftstrafe bedeutet, in einem weitläufigen Luxusdomizil mit Pferden, See und Hightech-Kommunikation zu residieren, stellt sich die Frage, ob das Strafmaß nicht eher symbolischer Natur ist.

Uribes Fall wirft damit nicht nur juristische, sondern auch gesellschaftliche Fragen auf. Über die Gleichheit vor dem Gesetz, über die Definition von Strafe und über die feinen Unterschiede zwischen Macht und Verantwortung. Llanogrande ist in diesem Kontext nicht nur ein Ort – es ist ein Symbol dafür, wie sich Justiz und Einfluss manchmal auf bemerkenswerte Weise begegnen.

Álvaro Uribes Hausarrest in Llanogrande – Luxus mit Fußfessel

Verfasst: Do 7. Aug 2025, 05:56
von Holger78
Ich habe hier in einem Artikel hier im Forum gelesen, dass das "nur" vorübergehend sein soll bis das Urteil rechtskräftig ist. Ob er danach doch noch ins Gefängnis kommt das Glaube ich zwar auch nicht, aber warten wir mal ab.

Álvaro Uribes Hausarrest in Llanogrande – Luxus mit Fußfessel

Verfasst: Do 7. Aug 2025, 10:04
von Dolfi
Soweit ich mitbekommen habe, ist mit der Strafe auch ein Verbot politischer Betätigung verbunden, das dütfte wesentlich wichtiger sein als der Hausarrest.

Álvaro Uribes Hausarrest in Llanogrande – Luxus mit Fußfessel

Verfasst: So 10. Aug 2025, 01:45
von Genuasd
@Holger78
soweit ich weiß, bleibt es dabei aufgrund seines Alters.

Álvaro Uribes Hausarrest in Llanogrande – Luxus mit Fußfessel

Verfasst: So 10. Aug 2025, 08:02
von Glboetrotter
Ab 80 Jahren muss man generell nicht ins Gefängnis in Kolumbien.

Ausnahme, wer weiterhin direkt gefährlich für die Bevölkerung ist, der wird weggesperrt.

Álvaro Uribes Hausarrest in Llanogrande – Luxus mit Fußfessel

Verfasst: So 10. Aug 2025, 16:08
von Eisbaer
Die Behauptung, dass man in Kolumbien ab 80 Jahren generell nicht mehr ins Gefängnis muss, klingt zwar charmant – besonders wenn man gerade in Llanogrande mit Fußfessel Champagner schlürft – ist aber so nicht ganz korrekt.

Das Gesetz erlaubt unter bestimmten Umständen, etwa ab 65 Jahren oder bei ernsthafter Krankheit, eine Umwandlung der Haftstrafe in Hausarrest. Aber das ist kein automatischer Rentenrabatt fürs Strafregister. Es wird geprüft, ob die Person noch eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt – wobei „Allgemeinheit“ in manchen Fällen offenbar nur aus Golfclub-Mitgliedern besteht.

Kurz gesagt: Nicht jeder Ü80er bekommt direkt die Fußfessel mit Poolblick. Aber wer genug Einfluss hat und als „nicht gefährlich“ gilt, darf sich schon mal auf eine bequeme Zeit im eigenen Anwesen freuen – ganz legal natürlich.