Lehder begann seine kriminelle Laufbahn mit dem Schmuggel gestohlener Autos und dem Handel mit Marihuana. Während einer Haftstrafe im US-amerikanischen Gefängnis von Danbury (Connecticut) lernte er George Jung kennen, mit dem er Pläne für den Kokainschmuggel entwickelte. Gemeinsam mit Pablo Escobar und Gonzalo Rodríguez Gacha baute Lehder das Medellín-Kartell auf und nutzte die Bahamas-Insel Norman's Cay als Dreh- und Angelpunkt für den Drogenschmuggel in die USA.
Im Februar 1987 wurde Lehder von der kolumbianischen Polizei festgenommen und als erster kolumbianischer Drogenschmuggler an die Vereinigten Staaten ausgeliefert. 1988 verurteilte ein US-Gericht ihn zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe plus 135 Jahren. Durch seine Zusammenarbeit mit den US-Behörden, insbesondere seine Aussage gegen den ehemaligen panamaischen Machthaber Manuel Noriega, wurde seine Strafe reduziert. Nach über 30 Jahren Haft wurde Lehder im Juni 2020 aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig entlassen und nach Deutschland abgeschoben, da er aufgrund seines deutschen Vaters die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt.
Nach seiner Freilassung lebte Lehder in Deutschland und gab an, rehabilitiert zu sein. Im Februar 2023 trat er in einem Interview in Kolumbien auf und kündigte rechtliche Schritte gegen eine ecuadorianische Autorin an, die ein Buch über sein Leben ohne seine Zustimmung veröffentlicht hatte. Zudem arbeitete er an einem Dokumentarfilm über seine Vergangenheit.
Im März 2025 reiste Lehder nach Kolumbien, wurde jedoch bei seiner Ankunft in Bogotá aufgrund eines bestehenden Haftbefehls festgenommen. Seine Anwältin argumentierte, dass die gegen ihn erhobenen Vorwürfe verjährt seien. Nach Prüfung des Falls ordnete ein kolumbianisches Gericht seine Freilassung an, da seine Strafe bereits 2019 abgelaufen sei.
Kurt Lehder, der Vater von Carlos Lehder, wurde 1904 in Hamburg geboren und wanderte zwanzig Jahre später nach Kolumbien aus. Dort war er erfolgreich als Ingenieur und Bauunternehmer tätig. Er heiratete Elena Rivas, eine Frau aus Armenia im Departamento Quindío, mit der er vier Kinder hatte, darunter Carlos Enrique.
Während des Zweiten Weltkriegs führte die US-Regierung eine rigorose Politik der Überwachung und Schikanierung deutscher Einwanderer in Kolumbien durch. In dieser Zeit verlor Kurt Lehder einen Großteil seines Vermögens. Dank seiner guten Verbindungen zur kolumbianischen Regierung wurde er jedoch nicht an die USA ausgeliefert.
Als er von den illegalen Aktivitäten seines Sohnes Carlos erfuhr, lehnte er diese strikt ab und distanzierte sich von ihm. Kurt Lehder starb im Alter von 85 Jahren und wurde auf einem Friedhof beigesetzt, den er selbst angelegt hatte.
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