Eine Liebeserklärung an Cali, la capital de la Rumba.
Eine Reise, welche mich emotional tief berührt hat und mich schlussendlich in eine kurzzeitige Depression gestürzt hat. Dieses Mal etwas persönlicher. Cali bedeutet für mich Himmel, so ist auch der Slogan von Cali "La succursal del Cielo".
Ich lebe in Bogota, seit 4 Jahren bin ich stets nach Heilig Abend nach Cali gefahren um mich da einige Tage auszuspannen. In Cali steigt zu dieser Zeit die "Feria de Cali", ein Stadtfest, welches es in sich hat. Überall in der Stadt steigt das Spektakel, ob die schönen Damen hoch zu Ross durch die Avenida Quinta reiten oder ob die Grupo Niche Ihr Repertoire zum besten gibt. Cali feiert, Cali trinkt. Und das ist gut so.
Spätestens nach dem ersten Abend war ich voll in Stimmung und die war fantastisch. Eindrücklich. Man sagt, die Kolumbianer seien eines der fröhlichsten Völker der Erde, der Happy Planet Index sagt, die Kolumbianer gehören zu den zufriedensten Menschen der Welt. An der Feria de Cali kann man sich wirklich davon überzeugen, selbst ein jeder Taxi-Fahrer ist nach 15 Minuten in seinem Taxi zu einem dicken Freund geworden. Wenn ich um 4 Uhr morgens noch 3 Bier auf mein Zimmer bestelle und schon ziemlich blau zum Nachtportier meine, er könne ja noch rasch über meine Freundin drüber (als Witz natürlich) quittiert der Herr das mit einem herzlichen Lächeln. Um mich am nächsten Tag dann noch netter zu begrüssen.
Die Tanzfläche ist voll, unglaublich wie die Leute hier Salsa Tanzen. Von hier kommt Salsa, oder von hier begann der Triumphzug der Salsa-Musik über den ganzen Kontinent. Salsa kam über New York durch die Seefahrer nach Buenaventura, von da weiter hinein ins Valle.
Hinter der Sexta liegt das Granada Viertel, welches sich ganz schön gemacht hat. Es sieht jetzt so aus wie bei der Zona T in Bogota. Selbst die US Kette Hooters hat hier eröffnet. Schöne, teure Restaurants wie El Granada Faro laden zu internationalen Küche ein. Die Leute hier sind Upper-Class. Die Damen meist mit gefärbten Haaren, bei der Oberweite haben einige evt. etwas nachgeholfen. Sehen und gesehen werden.
Die Rumba steigt an ganz vielen Orten. Wir haben uns heute für Menga entschieden. Ein Barrio weiter nördlich des Chipichape Einkaufszentrums. Und zwar ist heute die harte Rumba angesagt: Techno Party. Endlich mal wieder. Ich war 1998 einmal an einer Afterhour von Sven Väth auf Ibiza und dort hat es mich gepackt. Techno ist einfach geil für eine freakige Rumba.
Der Club heisst Elipticia, liegt auf einem Hügel etwas oberhalb. Solche Rumbas sind mit Vorsicht geniessen. Auch die protzigen Traquetos trinken hier Ihren Old Parr Whisky und haben Ihre Tische mit Ihren Silikon-Püppchen reserviert. Wenn man eine Frau anspricht immer schauen ob Sie wirklich nicht in Begleitung ist.
Die Damen allesamt in Hot-Pants. Heiss geht es zu und her. Der Sound ist hart, die Beats sind am pumpen. Ab und zu riecht es nach Marihuana, gekokst wird öffentlich. Wir lassen es bei einer Flasche Vodka Absolut mit paar Red Bull und sind mehr als nur zufrieden.
Der Höhepunkt der Party ist um 5:30, die Sonne geht auf und man sieht über ganz Cali. Die Stimmung ist elektrisierend. Wir bleiben bis um 7 Uhr und sind mehr als nur fertig.
Doch weiter geht es, und zwar geht es heutigen Abend nach Las Tascas. Dort wurde so eine Art Biergarten aufgebaut. Herrlich. 6 Club Colombia kosten eigentlich 18.000 Pesos. Doch wenn man 6 "schafft" kriegt man einen Descuento und 6 Bier für 15.000 Pesos.
Tolle Stimmung, alle Geschäfte wie Banken, Versicherungen arbeiten an der Feria nur von 9 Uhr bis 13 Uhr. Die Citi-Bank hat neben der Bancolombia einen Tisch reserviert. Die ganzen Bankangestellten trinken und trinken bis sie auf dem Tische tanzen. Einfach nur geil.
Nach 6 Tagen sind wir fix und fertig. Jede Nacht bis 4 Uhr unterwegs, dazu stets einiges intus. Den Silvester Abend verbringen wir mit der Familie der Freundin, dort gelingt es mir den Schwiegervater mit einer gezielten Flasche Absolut - Red Bull ausser Gefecht zu setzen. Herrlich schön wie kolumbianische Familien feiern. Solche Familien sind gross. Nur schon 7 Geschwister, diese haben alle schon 2 Kinder. Dazu Primos und Primas. Leben kommt in die Bude.
Ich verlasse das Hotel, was mir auffällt, ist der Gesichtsausdruck der Leute. Nett und zufrieden. Gelassen und glücklich. Cali hat es mir angetan, welche freundliche Stadt, welch zufriedenen Leute. Während einer Fahrt im Trans-Milenio in Bogota eine Qual ist, so ist der Trans Mio heute nur spärlich gefüllt. Und auch hier fühle ich mich äusserst wohl, in Mitten solcher wunderbaren, herzlichen Menschen. Man kommt mit jeder Person ins Gespräch. Welch ein Unterschied zu Bogota wo ein jeder nur im Stress ist.
Nach 9 Tagen in Cali bin ich ein anderer Mensch. Relaxt und überfreundlich, offener denn je.
Umso schmerzvoller ist die Rückkehr ins kalte Bogota, welches zu dieser Zeit stets menschenleer ist. Auf einmal grüsst einem sein Nachbar nicht mehr. Den anderen kennt man nicht. TransMilenio ist eine Tortur und die Gesicher so anders als in meinem Cali. Ich werde fast ein bisschen depressiv.
Cali mag als Stadt nichts besonderes zu bieten haben. Evt. das San Antonio Viertel mit der Kirche und die Plaza Caicedo mit dem Justizpalast. Aber von den Menschen her ist Cali meine absolute Lieblingsstadt Kolumbiens.
Iglesia San Antonio
Am Nachmittag sind die Leute z.B. im ChipiChape Einkaufszentrum, dass zahlreiche Bars in die Mitte gestellt hat.
Wer Salsa bis zum umfallen will, der geht nach Juanchito. Das populäre Viertel auf der anderen Seite des Rio Cauca. Discos wie Chango bieten das beste überhaupt an kolumbianischem Salsa. Nur schon das zusehen ist eine Augenweide.