Das war im Parque Nacional am Samstag nachmittag bevor die strikte Quarantäne im Chapinero wieder zum greifen kam. Meine Freundin, mit der ich unterwegs war arbeitet bei einer internationalen Hilfsorganisation und ist weissgott vorsichtig; die war schon in Afghanistan und sonstwo stationiert. Sie war es auch, die sich auf den Securitas geachtet hat. Mir wär das noch nicht einmal aufgefallen. Da gehts mir ähnlich wie dir. Ich hatte schon oft Situationen, wo es auch anders hätte ausgehen können, aber so oft auch wahnsinnig Glück. Hatte mal mein Handy in nem Colectivo vergessen, das noch ewig weitergefahren ist - der Chauffeur hat es mir am nächsten Tag vorbeigebracht
Es waren recht viele Leute im Park und wir sind noch ein bisschen weiter rauf zu nem Aussichtspunkt. Ich nehm an, die haben uns schon vorher beobachtet und da war halt ausser dem Securitas niemand mehr. Dann sind die 3 Jungs, ca. 15/16 Jahre zu uns gerannt und haben mir die Handtasche mit Handy und meiner Freundin den Rucksack auch mit Handy und nen Ring (nicht teuer) abgenommen. Kaum Bargeld. Und noch so Sachen wie Regenjacke, Ausweiskopien, Bankkarte, meine Cedula etc. Den Hausschlüssel hatten sie schon in der Hand, dann aber wieder zurückgegeben. Denen war echt anzumerken, dass sie selber Angst hatten, ich habe mich auch nicht in dem Sinne bedroht gefühlt. Hab mich halt einfach aufgeregt, dass ich so blöd war, da auf den Hügel hochzugehen. Wir waren bestimmt nicht die ersten da und auch nicht die letzten, denen das passiert. Aber hilft nix, sich da die Schuld zu geben. Die einzigen Schuldigen in dem Moment waren die Räuber. Und über deren Situation weiss ich zum Glück nichts weiter, sonst bekäm ich dann noch Mitleid. Das Tel. meiner Freundin war zwar billig, aber auch ihr Arbeitstel, sie hatte recht Umstände und admin. Aufwand. Ich war wiedermal dankbar, dass ich so ein Apple-victim bin und konnte es dann grad sperren und sämtlichen Inhalt auf ein neues Gerät aus der Cloud laden. Hab mir in einem Akt von Selbstbestimmung und Trotz, dann grad am nächsten Tag eine bessere Version vom iPhone gekauft, nicht dass ich zu viel Geld hätte, aber war ja grad auf dem Weg in die Schweiz, um in bisschen in meinem alten Beruf in der Psychiatrie zu arbeiten, da auf Providencia echt nicht absehbar ist, wann wir wieder arbeiten können (der Bürgermeister will 30 Tage länger abriegeln als San Andres, und ich kann mir vorstellen, dass bis dahin die Zahlen wieder derart steigen, dass der nächste Lockdown kommt. Aber das ist ein anderes Topic.). Ich bin nur froh, das die uns persönlich nichts angetan haben, das wäre viel schlimmer. Alles andere kann ersetzt werden. Ich hab immer einen Ausweis auf mir und den Pass in der Unterkunft - eine Bankkarte bei mir, eine zu Hause etc. So dass ich ausgeraubt werden könnte, oder inzwischen zu Hause eingebrochen werden könnte, und ich dann nicht ohne nix dastehe. Man hat halt so sein System. Hab auch die Regel, dass ich wenn ich alleine unterwegs bin vor Sonnenuntergang in der Unterkunft bin, nix trinke usw. Wenn man dann aber überall übervorsichtig ist, dann erlebt man ja auch nix. Wär ich nicht in Honduras - auch ohne gross zu überlegen - an der Grenze in ein Auto eingestiegen, hätte ich eine der grossartigsten Taxifahrten meines Lebens verpasst.