Warum in die Ferne schweifen, wenn das gute liegt so nah

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Karibikotto
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Warum in die Ferne schweifen, wenn das gute liegt so nah

Beitrag von Karibikotto »

Für mich und meine kolumbianische Frau passt dieses alte Sprichwort wie die Faust aufs Auge.

Wir haben hier in Deutschland eine eigene Doppelhaushälfte mit großem Garten, ein altes Wohnmobil auf einem Stellplatz und eine wunderschöne Umgebung.

Vor Jahren ließ ich mich von meiner Frau überreden, nach Medellín zu gehen. Sie wollte alles verkaufen, alles mitnehmen und Deutschland hinter uns lassen. Wir flogen mit dem Plan, wenn alles passt, dann bleiben wir. Ich habe in Deutschland nichts verkauft und das war auch gut so.

Die erste Zeit war alles schön, wir kauften ein Haus in Estrato 5 (Laureles), richteten es ein. Vermieteten eine Einliegerwohnung und reisten viel durchs Land. Dann passierte plötzlich und unerwartet etwas, worüber ich nicht sprechen möchte.

Jetzt sind wir schon seit Jahren wieder in Deutschland. Meine Frau kann in Kolumbien Urlaub machen, wann immer sie will.
Vor Corona, während der großen Streikwelle im letzten Jahr, sind wir zum ersten Mal in ein anderes Land in Mittelamerika gereist. Es war ihre Idee. Kolumbien ist schön, die Welt ist groß und es gibt viele schöne Orte.

Seit Corona passen wir gegenseitig auf uns auf und verbringen viel Zeit im Camper auf dem Stellplatz an einem wunderschönen See. Wir sind uns einig, bevor es keine Impfung oder ein sicheres Medikament gibt, machen wir keine Flugreisen mehr.

Jetzt frage ich, was treibt euch in die Ferne? Vielleicht hat jemand Lust, auf meine Frage zu antworten. Würde mich darüber freuen.

Glboetrotter
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Warum in die Ferne schweifen, wenn das gute liegt so nah

Beitrag von Glboetrotter »

Eine schöne Geschichte und eine interessante Frage. NB: Nicht jeder hat so viel Kapital.

Bei mir ist es das monatelange kalte Klima in Europa, weshalb ich immer in einem Land mit warmen Klima leben wollte (Sonne ist Leben und Energie). Ich bereiste unterdessen über 40 Ländern. Reisen ist mein grosses Hobby, wobei ich mich auch mit der Geschichte, Kultur und Sprache auseinander setze.

Zuerst versuchte ich es in Asien. Es hat und gibt viel Gutes dort, jedoch ist die Mentalität sehr weit von meiner entfernt (eine Rückkehr ist jedoch nicht ausgeschlossen), sodass man dann immer unter den Europäern bleibt und sich kaum richtig integriert.

Lateinamerika ist uns wesentlich näher. Kolumbien bietet eine grosse Vielfalt an Klima, Landschaften, Essen und schöne Frauen unter anderem. Die Menschen sind generell sehr herzlich hier und deshalb bleiben viele Reisende in Kolumbien hängen.

Dolfi
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Warum in die Ferne schweifen, wenn das gute liegt so nah

Beitrag von Dolfi »

Karibikotto, mir geht es ähnlich wie dir, meine Frau ist auch aus Medellín und wir leben in Deutschland. ich kann leider in Kolumbien keine angemessene Arbeit finden, daher kommt Übersiedlung nicht in Frage. Mein Frau hat inzwischen hier Arbeit gefunden und spricht ganz passables Deutsch; wir wollen demnächst die Staatsbürgerschaft beantragen.

Wir waren seit unserer Heirat vor 12 Jahren eigentlich jedes Jahr ein paar Wochen bei den Schwiegereltern und ich habe Kolumbien inzwischen auch lieben gelernt (bei aller Kritik, die ich trotzdem habe).

Dauerhafte Auswanderung strebe ich nicht an, ich habe hier meine Wurzel in der Erde und möchte zumindest das deutsche Gesundheitssystem nicht missen. Plan ist, wenn ich in einigen Jahren in Rente bin, die Wintermonate in Kolumbien zu verbringen.

Genuasd
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Warum in die Ferne schweifen, wenn das gute liegt so nah

Beitrag von Genuasd »

@ Karibikotto
schön dass es so gut läuft und deine Frau sich auch in Deutschland wohlfühlt.
ist ja nicht einfach seine Heimat "aufzugeben" und in ein Land zu gehen, das für die Kälte in zweierlei Hinsicht bekannt ist.

Ich selbst bin ja aktuell noch da, seit knapp 1 Jahr und werde auch noch ein paar Monate bleiben. Das hängt stark von der Entwicklung bzgl. Covid hier und vor allem in Europa ab.
Bereits vor meiner Abreise habe ich eigentlich schon gewusst, dass das ganze nur befristet sein wird und ich meine Zukunft langfristig in Deutschland sehe.
ich bin immer gerne gereist, war auch schon einige Male hier und wollte einfach mal die Erfahrung des Auswandern sammeln und vor allem Spanisch besser lernen.
die Vorzüge in Deutschland wusste ich allein durch meine Reisen schon immer sehr zu schätzen und tue es jetzt noch mehr.
Winter mag ich auch nicht unbedingt.
Wenn ich finanziell unabhängig und frei wäre, dann würde ich von November bis Februar irgendwo wo es warm ist verbringen.
Medellín mag ich gerne, sehr angenehm, aber auch an der Küste in Cartagena fühle ich mich wohl... müsste aber auch nicht unbedingt Kolumbien sein.
Karibik oder ein anderes Land in Lateinamerika ist auch schön.

An Kolumbien mag ich selbst die Vielfältigkeit des Landes, das Klima, die Natur, das Essen, das Bier, die Kultur allgemein, die Offenheit der Leute, wobei ich auch inzwischen einige oberflächliche kennengelernt hab. Gibt halt überall solche und solche. Die Gefahr hat mich anfangs auch etwas gereizt muss ich zugeben, auch wenn ich auf Dauer lieber meine Ruhe habe.
Bin auch schon in Hamburg oder Köln falsch abgebogen und hab Glück gehabt, dass nichts weiter passiert ist, genau wie Wohnungseinbrüche in Deutschland ja auch nicht weniger werden.
Kann halt auch überall passieren, auch wenn die Gefahr in Kolumbien ungleich höher ist.
Wie gesagt auf lange Sicht bin ich halt zu deutsch, um alle Zelte in Deutschland dauerhaft abzureißen, wie allein die Krise gezeigt hat ist es dort schon ganz ok.

Muss eben jeder selbst für sich bestimmen, was einen glücklich macht. Geld ist nicht alles, aber ich persönlich kann nicht nur von Luft und Liebe leben.
In Deutschland hatte ich auch ein sehr gutes Leben, wollte halt mal was anderes.
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Holger78
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Warum in die Ferne schweifen, wenn das gute liegt so nah

Beitrag von Holger78 »

Das sind sehr schöne Geschichten. Bei mir ist es ähnlich wie bei Glboetrotter, mich zieht es auch in ein wärmeres Land. Kolumbien ist, wie hier schon mehrfach beschrieben, sehr abwechslungsreich in alle Richtungen.
meine Frau und ich werden versuchen, als Rentner dorthin zu ziehen. Wenn man in DE kein Eigentum hat und in München oder in der näheren Umgebung wohnt, kann man sich als Rentner die Miete nicht mehr leisten, unabhängig davon wie gut man vorsorgt.
Ich würde in Kolumbien aber Barranquilla, die Geburtsstadt meiner Frau, Cartagena oder Santa Marta als Wohnort mir aussuchen.

Dolfi
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Warum in die Ferne schweifen, wenn das gute liegt so nah

Beitrag von Dolfi »

Ja dieser schreckliche Winter in Deutschland. Norwegen ist vielleicht ein noch besseres Land als Deutschland, aber da ist der Winter noch länger, dunkler und kälter.

Glboetrotter
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Warum in die Ferne schweifen, wenn das gute liegt so nah

Beitrag von Glboetrotter »

Könnte Kolumbien nicht einen Bundesstadt, sagen wir Atlantico (Barranquilla als Hauptstadt) für 50 oder 100 Jahre an DE oder CH verpachten (zB jährlich für 1 Milliarde Euro)? Dann würde dort ein anderer Wind blasen und die Gegend wirtschaftlich erfolgreich werden, die Armut und Gewalt dank weniger Arbeitslosigkeit wesentlich reduziert werden. Europäer könnten dem kalten Winter entfliehen und dann bei der neuen Fabrik von VW, Siemens, Bosch und Nestle in/um Barranquilla in klimatisierten Fabriken/Büros arbeiten. Wer spricht mit Duque/Uribe? Ernesto, bitte .....oder Nasar.

Eine Win-Win Situation für Kolumbien und Europa. So ein kleiner Fleck 'Europa' im Paradies wäre traumhaft.
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