Warum sollte ich mich als deutscher Staatsbürger in Kolumbien bei einem Konsulat registrieren?

[axko]

@Benjamin Wieso bist du als deutscher Staatsbürger beim Konsulat in Barranquila gemeldet? Seit wann muss man sich als deutscher Auswanderer in Deutschland melden? Habe ich da was verpasst?

Moderation: Beitrag vom Thema: Reise zum Deutschen Konsulat in Barranquilla abgetrennt.

[Eisbaer]

Du hast nichts verpasst! 2019 hatten wir ein Thema⁣, in dem die Antwort schon enthalten ist.
Ich nenne Dir gerne noch ein paar Gründe, warum man sich bei dem Konsulat, das dem Wohnort am nächsten ist, registrieren sollte.

Zum einen die melderechtliche Anmeldung des neuen Wohnortes. Zum anderen die Anmeldung in die sogenannte Krisenvorsorgeliste (ELEFAND), die Deine Erreichbarkeit im Falle eines Notfalles gewährleistet.

Auch kannst Du Deinen Wohnsitz in Kolumbien dort in Deinen Pass eintragen lassen. Im Falle von Wahlen kann das Konsulat Dich leichter kontaktieren und über die Briefwahl informieren. Du erhältst Informationen über Veranstaltungen und Angebote des Konsulats. Auch kann das Konsulat Dir im Falle von Notfällen (z.B. Naturkatastrophen, politische Unruhen) helfen. Rentnern wird dort bei Rentenangelegenheiten geholfen, wenn es erforderlich sein sollte.

Da in Kolumbien kein polizeiliches Meldewesen mit Meldepflicht besteht, kann die deutsche Botschaft bzw., das Konsulat eine sogenannte Wohnsitzbescheinigung ausstellen, solltest Du es einmal brauchen.

Fazit: Die Anmeldung beim Konsulat ist zwar nicht verpflichtend, aber sie bietet viele Vorteile. Es ist daher empfehlenswert, sich nach der Ankunft in Kolumbien beim nächstgelegenen Konsulat anzumelden.

[Glboetrotter]

Ich kann Eisbaer hierzu nur zustimmen, auch für Schweizer und Oesterreicher in Kolumbien.

Wer in Kolumbien wohnt (gilt auch für andere Länder), sollte sich mindestens alle zwei Jahre mit dem zuständigen Konsulat in Verbindung setzen. Nachteile hat man keine. Aber im Falle aller Fälle hätte man mindestens eine Kontaktperson zur alten Heimat.

Man könnte dann im Voraus vielleicht für einen kurzen Termin anfragen, anstatt unnötige Reisen zum Konsulat zu machen. Es hätte auch sein können, dass er/sie ausnahmsweise dringende Termine hätte, die man nicht unterbrechen konnte.

[axko]

Theorie und Praxis ist zweierlei. Der Eintrag in der Krisenvorsorgeliste ist freiwillig und ist nich nur für Auswanderer gedacht, sondern auch für normal Reisende ins Ausland. Idee ist, dass im Falle einer Krise die Betroffenen sowohl im Ausland auch Angehörige im Heimatland schneller kontaktiert werden können. Wie hilfreich diese Einrichtung ist kann jeder selber beurteilen. Denke da noch an die Pandemie wie einige doch vergeblich auf Hilfe durch das Aussenministerium gewartet haben.
Richtig bei anstehenden Wahlen erhälst du die Information, aber dann ist auch schon Schluss, die Teilnahme an den Wahlen vom Ausland aus ist im Buschtrommelsystem.
Beim Konsulat kannst du eine Lebesbescheinigung beantragen. Diese ist wichtig für den Rentenbezug damit die Rentenanstalt Bescheid weiss, dass die Rente nicht an einen Kadaver überwiesen wird. Eine Wohnsitzbescheinigung habe ich einmal bei der Alcadia in Medellin bekommen. Wurde dann anstandslos in DE akzeptiert.
Bist auf die Kriseninformation, kann man die genannten Dienste beim Konsulat oder einer Botschaft auch ohne eine Registrierung in Anspruch nehmen.
Zu guter letzt noch eine Anmekung zu einem Honorakonsulat. Ein Honorkonsul/in üben diese Tätigkeit als "Ehrenbeamte" aus ! Diese Leute erhalten für ihre Tätigkeit keine Bezüge bzw. Gehälter! Daher sind ihre Büro/Geschäftszeiten begrenzt. Wenn es wirklich brennt, dann gibt es eben nur den Gang zur Botschaft in Bogota.

[Eisbaer]

Ich bin seit vielen Jahren beim Konsulat in Medellín registriert und habe in dieser Zeit durchweg positive Erfahrungen gemacht. In allen Situationen, in denen ich Unterstützung benötigte, wurde mir vom Konsulat kompetent und freundlich geholfen. Bisher war es nie notwendig, die Botschaft in Bogotá aufzusuchen.

Natürlich ist die Entscheidung für oder gegen die Anmeldung beim Konsulat eine individuelle Angelegenheit. Ich kann jedoch jedem empfehlen, die Vorteile und Nachteile abzuwägen und auf dieser Grundlage eine persönliche Entscheidung zu treffen.

[Glboetrotter]

Das Deutsche Konsulat in Medellin wird professionnell geführt, auch in Deutscher Sprache.
Die Sekretärin dort bekommt regelmässig ihren Lohn, nichts mit ehrenamtlich und gratis.

[axko]

@Globetrotter Die Sekretärin ist auch nicht der/die Honorakonsul/in. Der/die Honorarkonsul/in übt diese Tätigkeit als "Ehrenbeamter/im" aus und nicht die Angestellten des Konsulat. Also die Sekretärin wird vom Honorarkonsul aus seiner eigenen Tasche bezahlt nach den örtlichen Tarifen. Die Dienstleistungen welche man bei einem Honorarkonsulat in Anspruch nimmt sind natürlich nicht gratis. Diese werden gemäss unserer deutschen bürokratischen Ordnung nach einer Gebührentafel abgerechnet welche von einigen dutzend höher gestellten deutschen Beamten agbgesegnet wurde. Auch war nicht die Rede davon das, dass Konsulat in Medellin nicht professionel geführt wird. Aber bitte beachten, die Öffnungszeiten und die Anwesenheit kann der/die Konsul/in selbst bestimmen und unterliegt keiner Rechenschaft gegenüber den deutschen Aussenministerium.

[Eisbaer]

@axko

Vielen Dank für Deine informative Zusammenfassung! In der Tat hast Du die Situation im Großen und Ganzen richtig beschrieben.

Ich möchte aber noch ergänzen, dass Honorarkonsuln dem Auswärtigen Amt gegenüber rechenschaftspflichtig sind. Sie müssen regelmäßig Berichte über ihre Arbeit an das AA senden und das AA kann die Tätigkeit eines Honorarkonsuls jederzeit beenden, wenn es mit seiner Arbeit nicht zufrieden ist.



Neben den oben genannten Punkten möchte ich noch eine Anekdote hinzufügen, die mir in Erinnerung geblieben ist. Am 3. Mai 1988 wurde Konsul Luecker in Medellín von der ELN-Guerilla entführt, als er mit seinem Auto unterwegs war. Nach seiner Freilassung erzählte er mir, dass er auf der Straße, auf der er fuhr, eine Holzbarriere vorfand und dass mehrere Männer, die sich als Bauarbeiter ausgaben, ihn festhielten und mit Schusswaffen einschüchterten. Bei dieser ersten Begegnung wurde ihm gesagt, dass er nicht um sein Leben fürchten müsse, da die Gründe für seine Entführung rein politischer Natur seien.

[Eisbaer]

Passend zum Thema habe ich eine interessante Pressemitteilung von CONNECTAS im Netz gefunden.

Hier eine Zusammenfassung des Inhalts.

In Kolumbien gibt es 123 aktive Honorarkonsuln, über die wenig oder nichts bekannt ist. Diese Konsuln sind von anderen Ländern akkreditiert, einige waren in Korruptionsfälle verwickelt, andere haben ihre Position genutzt, um Gerichtsverfahren gegen sie zu verzögern. Die Rolle der Honorarkonsuln ist oft unklar und widersprüchlich. CONNECTAS, eine Organisation für investigativen Journalismus, hat festgestellt, dass einige von ihnen diese Unsicherheiten ausgenutzt haben, um die Justiz zu behindern und sich Vorteile zu verschaffen, als wären sie Karrierediplomaten. Dieses Thema wurde in einer weltweiten Umfrage von ProPublica und dem Internationalen Konsortium investigativer Journalisten untersucht, an der mehr als 150 Journalisten aus 46 Ländern teilnahmen.

Die ehrenamtlichen Konsuln dienen den wirtschaftlichen und politischen Interessen anderer Länder und sind über das gesamte kolumbianische Territorium verteilt. Die Städte Cartagena und Barranquilla beherbergen mit 20 bzw. 19 Konsuln die meisten von ihnen. In San Andrés gibt es beispielsweise einen Vertreter aus Österreich und in Ibagué einen aus der Tschechischen Republik. Die Auswahlkriterien für diese Positionen sind vielfältig: Zum einen werden Akademiker gesucht, die sich intensiv mit dem jeweiligen Land beschäftigt haben und den Tourismus oder den akademischen Austausch fördern können. Zum anderen werden Unternehmer bevorzugt, die in ihrem Heimatland politisch und wirtschaftlich anerkannt sind.

Im Gegensatz zu Botschaftern oder Generalkonsuln genießen Honorarkonsuln keine diplomatische Immunität und ihre Aufgaben sind in der Wiener Konvention von 1963 geregelt, die in Kolumbien durch das Gesetz Nr. 17 von 1971 umgesetzt wurde. Jorge Villamizar, Honorarkonsul der Türkei in Cartagena, erklärt: “Wir sind befugt, Unternehmen zu vertreten und Geschäfte abzuschließen. Meine Aufgabe ist es, Produkte aus der Türkei nach Kolumbien zu bringen und umgekehrt. Als Vertreter der Unternehmen erhalte ich eine Vermittlungsprovision für die Durchführung von Projekten. Die Aufgaben der Honorarkonsuln ähneln denen der Generalkonsuln, mit dem Unterschied, dass sie keine finanzielle Unterstützung vom Staat erhalten.

Der Mangel an Klarheit und Transparenz im Zusammenhang mit diesen ehrenamtlichen Positionen wirft wichtige Fragen auf und erfordert weitere Untersuchungen, um Missbrauch zu verhindern und die Integrität der diplomatischen Beziehungen zu wahren.

Es lohnt für interessierte den vollständigen Text zu lesen.

Cónsules honorarios en Colombia: La falta de claridad enturbia la transparencia en la información
https://www.connectas.org/consules-honorarios-colombia/

Auch interessant: Irregularidades en Consulado Honorario Colombiano
https://www.colexret.com/consulados/irregularidades-en-consulado-honorario-colombiano/

[Zacarias]

Danke für die Aufklärung zu diesem Thema. Find ich sehr interessant diesen Thread. Auch, dass man sich auf San Andrés niederlässt.

Es kann dort aber keinen besonderen Absatzmarkt für DACH Produkte geben. Auch wird von dort aus keine Ware nach DACH exportiert? Eine Hochburg der Österreicher ist die Insel auch nicht.

Vielleicht hat er ja dort eine Tauchschule und sieht seine Lage dort im Ozean als strategisch an. Denn theoretisch könnte er jedem Landsmann und jeder Landsfrau in Beliz, Honduras, Nica, C.R., Panama und Kolumbien unterstützen, wenn es in seiner Macht liegt - er könnte ja Multi-Konsul sein oder Konsuln in Konsul. Es heißt ja von Señor Villamizar, ihre Tätigkeiten ähneln denen der Generalkunsuln.

Aber auch ist es ja so, dass sie mehr Wert auf die monitären Hilfestellungen für sich selbst und Unternehmen legen, das erklären könnte, warum ein Forenmitgliedes nach einer unnötigen Fahrt zu einem ganz enttäuscht ohne Hilfeleistung wieder Heim fahren musste.

Bestimmt ließt hier jeder DACH Konsul mit und mag vielleicht etwas aus dem Nähkästchen plaudern.

[Eisbaer]

Ende der 80er Jahre verbrachte ich viel Zeit bei Freunden auf der Insel San Andrés. Bei einem meiner Besuche wurde mir der spätere österreichische Honorarkonsul vorgestellt. Er kam im Januar 1956 aus Österreich auf die Insel. Später war er stolzer Besitzer der größten und modernsten Bäckerei von San Andrés und Eigentümer einiger Ferienwohnungen. Seine leuchtend roten Haare und sein von der Sonne gezeichnetes helles Gesicht sind mir noch in lebhafter Erinnerung. Während meines Aufenthaltes lernte ich auch seine Frau und seinen Sohn Antonio kennen.

In den besseren Kreisen der Insel erzählte man sich, dass er einst als Tellerwäscher auf die Insel kam und später die dunkelhäutigste, wohlhabendste und einflussreichste Frau der Insel heiratete. Mit ihr gründete er eine erfolgreiche Familie, die im gesellschaftlichen, politischen und geschäftlichen Leben des Archipels in hohem Maße anerkannt und respektiert wurde.

Im Jahr 2011 wurde er vom österreichischen Botschafter in Kolumbien, Andreas Liebmann, für seine Arbeit, sein Engagement und seine Verdienste als österreichischer Konsul mit dem "Goldenen Ehrenzeichen" ausgezeichnet. Außerdem wurde bei der Zeremonie bekannt gegeben, dass Antonio, der Sohn des Geehrten, das Amt des Konsuls des europäischen Landes auf den Inseln übernehmen wird. Herbert Vonblon starb 2022 im Alter von 88 Jahren.

In Erinnerung an Herbert Vonblon † in seiner geliebten Bäckerei