The Economist kritisiert Kolumbiens Präsidenten scharf

[Eisbaer]

Die britische Zeitschrift The Economist veröffentlichte einen scharf formulierten Artikel mit dem Titel „Colombia’s dire president gets desperate“, in dem sie die Amtsführung des kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro kritisch beleuchtet. Der Bericht beschreibt seine Regierungszeit als von Frustration, Konflikten und gescheiterten Reformvorhaben geprägt.

Petro war 2022 mit einem ambitionierten Reformprogramm angetreten, das unter anderem Veränderungen im Gesundheitswesen, im Rentensystem, im Arbeitsrecht sowie eine umfassende Friedensstrategie mit bewaffneten Gruppen vorsah. Laut The Economist sind diese Vorhaben jedoch weitgehend ins Stocken geraten – sowohl durch Widerstand im Kongress als auch durch Entscheidungen der Gerichte. Besonders kritisiert wird sein konfrontativer Regierungsstil, der es ihm erschwere, politische Allianzen zu schmieden und Mehrheiten zu sichern.

Ein zentrales Thema des Artikels ist die gescheiterte Gesundheitsreform. Statt das bestehende System schrittweise zu verbessern, habe Petro versucht, es radikal umzustrukturieren, was zu politischen Spannungen und letztlich zur Ablehnung durch das Parlament führte. Auch die Rentenreform wurde vom Verfassungsgericht zurückgewiesen, da sie ohne ausreichende Debatte verabschiedet worden sei. Lediglich die Arbeitsrechtsreform konnte – in abgeschwächter Form – durchgesetzt werden.

Besorgniserregend sei laut The Economist auch Petros jüngste Ankündigung, eine verfassungsgebende Versammlung in Erwägung zu ziehen, um seine Reformen doch noch umzusetzen. Dies werfe Fragen zur demokratischen Stabilität auf und lasse befürchten, dass er autoritäre Wege einschlagen könnte.

Der Artikel hat in Kolumbien eine breite Debatte ausgelöst. Während Oppositionspolitiker die Analyse als Bestätigung ihrer Kritik sehen, werfen Unterstützer Petros dem Magazin vor, die komplexe Realität des Landes zu verkennen und einseitig zu berichten.

[Dolfi]

Mir sagte ein Bekannter in Kolumbien: "Petro ist eben ein Guerillero". Das kommt offenbar immer wieder durch.

[Change]

@Dolfi

Weißt du, ich lebe seit einigen Jahren hier in Kolumbien, und ich sehe vieles mit etwas mehr Abstand. Klar, viele kennen Petro noch aus seiner Zeit im bewaffneten Widerstand, aber ich finde, es ist wichtig, nicht alles durch diese alte Brille zu betrachten. Entscheidend ist doch, was er heute als Präsident tatsächlich tut – nicht, was er früher war. Manches läuft gut, anderes weniger, wie bei jeder Regierung. Aber einfache Urteile helfen da selten weiter.

[Dolfi]

Ich meine diese Tendenz immer eher den Konflikt zu suchen als den Kompromiss. Für einen Regierungschef finde ich das unangemessen.

[News Robot]

Mit einem ironischen und kritischen Ton reagierte der Präsident über seinen X-Account, verteidigte seine Regierungsvision und bestritt, dass er die Absicht habe, die Verfassung zu ändern.

Pressebericht in Spanisch:
“Ojalá The Economist tenga alguna teoría al respecto”: Petro respondió con ironía a dura crítica de la revista británica
https://www.infobae.com/colombia/2025/06/28/ojala-the-economist-tenga-alguna-teoria-al-respecto-petro-respondio-con-ironia-a-dura-critica-de-la-revista-britanica/