Diskussion zum Gesundheitssystem / Crisis en la salud - Krankes Gesundheitssystem

Alles zum Thema Krankenversicherung, EPS, Sisben, Rente etc.

axko
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Diskussion zum Gesundheitssystem / Crisis en la salud - Krankes Gesundheitssystem

Beitrag von axko »

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@Eisbaer

Es stimmt ich tue den Menschen in Kolumbien keinen Gefallen. Kann ich auch nicht da mir das finanzielle Potenzial fehlt und die Pflicht obliegt nicht mir die Menschen auf die soziale Ungerechtigkeit hinzuweisen, das überlasse ich gerne den Sozialromantikern. Aber seien wir mal ehrlich, wieso sind die Lebensunterhaltskosten in Kolumbien wesentlich niedriger als z.B. in Europa? Ein grosser Kostenfaktor in Europa sind die Sozialleistungen, soziale Leistungen die weniger oder gar nicht in Kolumbien existieren. Grund dafür ist nicht nur die Korruption sondern auch fehlende Einnahmen. Lassen wir der Regierung mal die Freiheit per Gesetz zu bestimmen, dass jeder Bürger auch die Ausländer 50% seiner Einnahmen dem Staat abzuführen hat um die Gesundheitsversorgung und sozialen Leistungen zu garantieren. Möchte gerne mal wissen wieviele bereit wären das mit zu machen.



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Eisbaer
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Diskussion zum Gesundheitssystem / Crisis en la salud - Krankes Gesundheitssystem

Beitrag von Eisbaer »

@axko, du umgehst die konkreten Probleme, die diese Diskussion über Uribes Glaubwürdigkeit und das kranke System überhaupt erst ausgelöst haben. Deine Theorie über Steuern und deine Vergleiche mit Europa beantworten keine der gestellten Fragen.

1. Zurück zu Uribe: Wenn er das System zu Recht als „zerstört” kritisiert, erklärt das dann, warum gerade die Gehälter derjenigen, die das Hospital Universitario de Sincelejo unter unmenschlichen Bedingungen am Laufen halten, jahrelang nicht priorisiert wurden? Hier geht es nicht nur um Geldmangel, sondern um die politische Entscheidung, wer zuerst bezahlt wird.
2. Zurück zur Realität: Was sagst du zu dem persönlichen Bericht, der zeigt, dass wir in zwei medizinischen Welten leben? Auf der einen Seite gibt es die, die sich eine „Medicina prepagada” leisten können, auf der anderen Seite diejenigen, bei denen das Grundversprechen „Arbeit gegen Lohn” nicht eingelöst wird.

Ich wäre an deiner Meinung zu diesen konkreten Punkten interessiert. Alles andere wirkt wie eine Ausweichbewegung von der eigentlichen Diskussion.
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Don Maximo
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Diskussion zum Gesundheitssystem / Crisis en la salud - Krankes Gesundheitssystem

Beitrag von Don Maximo »

Bevor ich später meine bescheidene Einschätzung zum kritischen Zustand des Gesundheitswesens äussere, möchte ich von einem Ereignis berichten, das mich heute sehr überrascht und erfreut hat.
Ein sehr enger Verwandter meiner Frau, ein 89-jähriger Mann. Er lebt in sehr bescheidenen Verhältnissen, ohne Rente, ohne Einkommen, er lebt von dem, was ihm seine Familie gibt. Auf Wunsch der Familie ist er bei EPS versichert und nicht bei SISBEN, wie es ihm eigentlich zustehen würde (ich denke, es ist eine Frage des Stolzes).
Vor etwa einem Jahr wurde bei ihm Prostatakrebs mit Metastasen diagnostiziert. Innerhalb von etwa zehn Tagen wurde ihm die Option einer Behandlung angeboten (OP, Chemo und Nachbehandlung), mit Kostengutsprache der EPS. Er entschied sich gegen eine Behandlung, die ihn zu sehr belastet hätte.

Gestern klagte er seiner Tochter gegenüber, über allgemeine Schmerzen. Ihn zum Arzt zu bringen ist immer eine grosse Sache... denn wenn es soweit ist, findet er alle möglichen Ausreden.
Als seine Tochter heute Morgen den Arzt im örtlichen Krankenhaus kontaktierte, bot dieser spontan an, den alten Mann zu Hause zu besuchen.
Er hatte nur darum gebeten, ihm ein "Mototaxi" zu organisieren, um in das Barrio hinauf zu fahren (ich habe jedoch angeboten, den Arzt abzuholen und zurück ins Krankenhaus zu bringen).
Ein Service und eine Aufmerksamkeit, die mich überrascht haben, vor allem angesichts des minimalen Versicherungsschutzes, der solche Hausbesuche eigentlich nicht vorsieht.
Ich berichte darüber, um ein – wenn auch bescheidenes – Licht auf ein Thema und eine Situation des Gesundheitswesen zu werfen, die leider in vieler Hinsicht wenig erfreulich sind.
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Eisbaer
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Beitrag von Eisbaer »

@Don Maximo, vielen Dank, dass du deine Erfahrung teilst. Solche Berichte sind sehr wertvoll, denn sie zeigen die menschliche Seite sowie die Komplexität des Systems.

Eine kleine Verständnisfrage zu den Begriffen, nur damit ich es richtig einordnen kann. Meinst du mit „bei EPS versichert und nicht bei SISBEN”, dass er im régimen contributivo (also als Beitragszahler) und nicht im régimen subsidiado (dem subventionierten System) ist? Diese Unterscheidung ist ja ein Kernstück der gesamten Debatte.

Was deinen Bericht besonders macht, ist, dass er genau die menschliche Größe zeigt, die in den Strukturen oft untergeht, der Arzt, der über seine Pflicht hinaus einen Hausbesuch macht, der eigentlich nicht im Leistungskatalog steht. Das beweist, dass das Problem nicht am mangelnden Einsatz des Personals liegt. Im Gegenteil, oft sind es diese Menschen, die das System mit ihrem Engagement vor dem Kollaps bewahren, während sie selbst teilweise unter prekären Bedingungen arbeiten.

Solche Reaktionen geben mir die Hoffnung, dass die dringend benötigten Reformen genau bei diesem Geist der Humanität ansetzen und ihn endlich angemessen unterstützen und würdigen.
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Don Maximo
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Beitrag von Don Maximo »

@Eisbaer, ich habe mich falsch ausgedrückt, aber du hast es richtig gedeutet. Ich meinte, dass er nicht im régimen subsidiado, sondern im régimen contributivo (so viel mir bekannt ist, bei der "Nueva EPS")
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