
Kolumbiens jahrzehntelanger Bürgerkrieg hat tiefe Wunden hinterlassen, darunter das besonders grausame Phänomen der Kindersoldaten. Guerillagruppen, paramilitärische Verbände und andere bewaffnete Akteure rekrutierten zehntausende Minderjährige gewaltsam. Diese Kinder mussten nicht nur kämpfen, sondern wurden auch als Spione, Boten oder für logistische Aufgaben ausgebeutet – oft unter Androhung von Gewalt gegen sie oder ihre Familien.
Die Erfahrungen dieser Kinder sind kaum vorstellbar: Jungen wurden zu brutalen Kämpfern gedrillt, Mädchen häufig sexuell missbraucht. Viele erlitten schwere psychische und körperliche Verletzungen, darunter erzwungene Schwangerschaften und Abtreibungen. Selbst nach ihrer Befreiung kämpfen sie mit den Folgen. Viele werden stigmatisiert, von ihren Gemeinden misstrauisch beäugt oder von den eigenen Angehörigen verstoßen. Der Weg zurück in ein normales Leben ist für sie extrem schwer.
Das Friedensabkommen von 2016 zwischen der Regierung und der FARC-Guerilla ermöglichte zwar die Freilassung hunderter Kindersoldaten, doch die Reintegration bleibt eine gewaltige Aufgabe. Zudem rekrutieren andere bewaffnete Gruppen weiterhin Minderjährige, besonders in abgelegenen Regionen mit schwacher staatlicher Präsenz.
Einige Initiativen zeigen jedoch, dass Heilung möglich ist: Organisationen wie Don Bosco setzen sich aktiv dafür ein, diesen Kindern eine neue Perspektive zu bieten. In der Ciudad Don Bosco in Medellín erhalten ehemalige Kindersoldaten psychologische Betreuung, Schulbildung und berufliche Ausbildung, um ihnen eine Zukunft ohne Gewalt zu ermöglichen. Seit 2003 konnten dort über 2.300 Jugendliche betreut werden.
Ein weiteres bemerkenswertes Projekt ist die Kinderrepublik Benposta, in der ehemalige Kindersoldaten lernen, Verantwortung zu übernehmen und ein Leben in Respekt und Selbstbewusstsein zu führen. Hier entscheiden die Jugendlichen selbst über ihre Gemeinschaft und erhalten eine Schulbildung sowie eine berufliche Perspektive. Viele von ihnen haben durch diese Initiative wieder Hoffnung geschöpft und konnten sich von ihrer Vergangenheit lösen.
Trotz dieser Erfolge bleibt die Lage ernst: Solange bewaffnete Gruppen Kinder rekrutieren können, ist die Gefahr nicht gebannt. Die kolumbianische Regierung und internationale Partner müssen weiterhin in Schutzprogramme, Traumahilfe und Prävention investieren – denn jedes gerettete Kind ist ein Schritt weg von der Gewaltspirale, die Kolumbien so lange geprägt hat.