Henrys Thema: Spanisch verstehen lernen und vieles mehr

[Chévere]

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Freut mich zu hören, dass es Andrea wieder gut geht. Guten Start in Spanien!

[Henry]

Hallo ihr Lieben,

Hepatitis in Deutschland holen - ja, ich kann mir nur nicht vorstellen bei welcher Gelegenheit es passiert sein soll. Wir waren immer zusammen, nur einmal hat sie einen ausgedehnten Spaziergang allein gemacht. Da hat sie allerdings einer jungen Frau geholfen, die auf einer unserer Elbbrücken bei plötzlichem Nieselregen mit dem Fahrrad gestürzt war und sich verletzt hatte. Kontakt zu anderen hatte sie sonst nur im Rahmen von Restaurantbesuchen oder in Geschäften. Bleibt eigentlich nur noch eine öffentliche Toilette als Infektionsort.

Das Zimmer kostet montalich 325 € Miete + 50 € für alle Nebenkosten inkl. WLAN. Nebenan ist gleich ein großer Supermarkt "Mercadonia" und 200 m weiter ist ein sehr großer Lidl.

[bastians]

Restaurants/Imbisse sind doch der Klassiker für eine Hepatitis-A-Infektion (verunreinigte Lebensmittel). Toiletten natürlich auch.

[Nico]

Ganz ehrlich – spielt es wirklich eine Rolle, wo Andrea sich die Hepatitis eingefangen hat? Viel entscheidender ist doch, dass sie rechtzeitig medizinisch versorgt wird. Es zeigt einmal mehr, wie wichtig eine verlässliche Krankenversicherung ist, gerade wenn man im Ausland unterwegs ist.

@Henry

Die 90 Tage vergehen schneller, als man denkt, und sie war ja auch schon ganz schön viel unterwegs. Ich frage mich ehrlich gesagt, wie sie das alles finanziert – und vor allem: Was genau ist der tiefere Sinn hinter dieser Reise? Ich habe das Gefühl, mir fehlt da noch das Gesamtbild.

Du hattest ja auch mal erwähnt, dass Andrea mit Depressionen zu kämpfen hatte. Weißt du, ob ihr die neue Umgebung eher geholfen hat – oder ist sie weiterhin auf Betreuung angewiesen?

Ein legaler Aufenthalt in Spanien wird innerhalb der 90-Tage-Frist als Touristin wohl schwierig. Gibt es da schon eine konkrete Idee, wie es danach für sie weitergehen soll?

Und: Hat sie inzwischen Anschluss an die queere Community in Valencia gefunden? Die Szene dort soll ja ziemlich lebendig und offen sein. Vielleicht bekommt sie dort ja ein wenig Unterstützung oder wenigstens ein Gefühl von Ankommen.

[Henry]

Hallo Nico,

Mit der Frage, ob es eine Rolle spielt wo sie sich infiziert hat, hast du natürlich Recht - aber man fragt es sich eben.

Da sie erst am Montag Abend das KH verlassen konnte, waren nun erstmal die dringendsten Dinge zu erledigen, zB der Einzug in ihre Unterkunft und alles, was entsprechend organisiert werden muss. Kontakt zur queeren C. wird erst noch kommen.

Die Depressionen hat sie im Griff - manisch-depressiv. Wenn sie in einer depr. Phase ist, dann zieht sie sich zurück, in den anderen Phasen organisiert sie und arbeitet. Sie geht sehr viel spazieren und war auch schon am Strand - das hilft ihr immer sehr.

Von meiner Lehrerin Tania, die aus Andalucian stammt, hat sie viele Tipps bekommen was die Einwanderung angeht: eine Ausbildung (auch ein längerer Kurs) oder einen kleinen Job finden reicht lt. Tania aus um eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Das sind jetzt die nächsten Schritte. Lt. Tania ist es in Spanien viel einfacher als in D. legal einzuwandern. 2 Straßenecken weiter wohnt ihr Cousin mit Frau und Kind, das ist die beste Unterstützung. Er hat spanische Papiere, Auto und hat beim Mietvertrag für Andrea gebürgt. Die Makler(?)-Firma, die die Wohneinheiten vermietet, hatte keine Probleme damit ihr einen langfristigen Mietvertrag zu geben, auch ohne Aufenthaltsgenehmigung. Die Bürgschaft des Cousins und ihre Pläne scheinen überzeugend zu sein. Lt. Mietvertrag, den ich vollständig gelesen und gepräft habe, wird gar nicht an Menschen ohne Aufenthaltspapiere vermietet, aber das scheint in diesem Fall kein Problem gesehen zu sein. Anlagen des Vertrags waren ihr Reisepass, das Dokument ihres Cousins und seine Bürgschaft.

Sinn der Reise war und ist von Anfang an gewesen nach Spanien umzusiedeln und dabei 2 Wochen Urlaub bei mir zu machen.

Finazierung? Ganz einfach: Kredit in Kolumbien für die Flüge, Hotel in Madrid = Geburtstagsgeschenk von uns, 3 Tage Gran Canaria = Geschenk von ihrem Freund in Madrid (auch kolumbianischer Auswanderer, ebenso sein Ehemann).

Für alles Weitere bekommt sie Kredit (Vorschüsse) von mir und unser gemeinsames Internetgeschäft kann weltweit betrieben werden, egal wo sie ist, also sie wird dem spanischen Staat nicht auf der Tasche liegen. Sie würde ohnehin gern noch eine Ausbildung zur Krankenschwester machen.

So, mehr kann ich dazu jetzt nicht sagen, wir sind dran. Das Ziel ist, später auch Mutter und Schwester nach Spanien zu holen, aber dafür müssen wir erstmal einige Zeit "malochen".

[Nico]

Danke für deine ausführliche Antwort – sie hat einige meiner Fragen beantwortet, aber auch neue aufgeworfen. Ich finde es beeindruckend, wie viel Mühe du in Andreas Neustart investierst, und frage mich natürlich, was dich dazu motiviert. Du erwähnst euer gemeinsames Internetgeschäft – darf ich fragen, was genau ihr da macht? Es klingt ja, als ob es nicht nur Andreas Lebensunterhalt sichern, sondern langfristig sogar die Familie unterstützen soll. Das ist ambitioniert! Betreibt ihr es gemeinsam oder ist es etwas, das Andrea auch alleine weiterführen kann, falls du mal nicht mehr involviert bist? Oder ist es eher dein Projekt, das sie unterstützt?

Ich kann mir vorstellen, dass die ganze Situation rechtlich und finanziell nicht ohne Risiko ist – vor allem mit den privaten Krediten und dem Plan, später noch weitere Familienmitglieder nachzuholen. Habt ihr schon konkrete Schritte, wie ihr das stemmen wollt, oder geht ihr das eher Schritt für Schritt an?

Respekt für das Engagement! Ich drücke die Daumen, dass der Plan aufgeht – und bin gespannt, ob Andrea später berichten wird, wie sie die Hürden meistert.

[Henry]

Wir gehen die Sache Schritt für Schritt an, so wie wir es in den fast 5 Jahren immer gemacht haben.

Was mich motiviert? Freundschaft, Liebe. Wir haben uns ja wenige Tage nach meinem Unfall im Oktober 2020 kennengelernt, ich bin seitdem frühpensioniert und Andrea war es, die mich in meiner "Höhle" am Leben erhalten hat. Ich habe eine PTBS auf dem Niveau eines Afghanistan-Soldaten erlitten. Unser Geschäft hält mich im Gang. Das Geld bekommt sie zu 100 %, weil ich kein zusätzliches Einkommen brauche als Ex-Beamter mit Unfall-Pension - für mich ist es quasi Hobby.

Wir haben getrennte Aufgaben und das wird auch so bleiben solange wir beide atmen. Falls mir etwas passieren sollte, kann sie allein weitermachen, muss dann allerdings meinen Part lernen. An den umgekehrten Fall will ich nicht denken.

Familie unterstützen eher nur auf dem Weg nach Spanien. Mutter und Schwester sind beide gesund und das Arbeiten gewöhnt, also werde sie dann, falls der Plan gelingt, auch in Spanien nicht untätig sein. Aber das ist noch Zukunftsmusik, jetzt müssen wir erstmal die Basisprobleme lösen. Aber wir sind es ja gewöhnt, dass immer "mal was ist", denken wir nur an den Mist, der in Oasis passiert ist.

Tiefer möchte ich inhaltlich auf das Thema "Geschäft" nicht eingehen.

Hier noch ein Foto von gestern an ihrem Fenster in Valencia.

[Carlo]

Ich verfolge deine Berichte mit Interesse – sie zeigen eindrücklich, wie kompliziert Migration für Kolumbianer*innen ist. Viele Deutsche unterschätzen die Herausforderungen: Bürokratie, Kosten, kulturelle Kluft. Selbst mit Unterstützung (wie deiner) bleibt es ein Kraftakt.

Andrea hat Glück, jemanden wie dich zu haben, der ihr den Weg ebnet. Glaubst du, sie kann anderen aus ihrem Umfeld später ähnlich helfen?

Auf jeden Fall wünsche ich euch beiden viel Erfolg – halt uns auf dem Laufenden!

[Henry]

Hallo Carlos,

vielen Dank erstmal für deine lobenden Worte und Erfolgswünsche.

Ja, Integration ist kein lustiger Sommernachmittag, aber wir werden es gemeinsam bewältien.

Andrea ist eine Kämpferin. Als Trans-Person bestand ihr Leben ja quasi nur aus Kämpfen, spätestens seit ihrem Outing mit 15 (jetzt ist sie 28).

Außerdem ist sie eine sehr hilfsbereite Person. Wie wichtig Hilfe und Unterstützung sind, hat sie besonderns in den ersten Jahren nach ihrem Outing und dem Beginn der Transition selbst erfahren - Stichwort "Madre Gay". (Wer mit diesem Begriff nichts anfangen kann und sich dafür interessiert, dem empfehle ich die Netflix-Serie "Pose".)

Das Geld, das sie für die Flüge Madrid - Berlin investiert hat, wäre ihr sehr nützlich bei ihrm Start in Spanien gewesen, zB bei der Wohnungsfrage, aber sie sagte sinngemäß, dass es ihr wichtiger war mich nach 4 1/2 Jahren der Freundschaft, Liebe und Zusammenarbeit endlich persönlich zu treffen und mir ihre Dankbarkeit mangels anderer Möflichkeiten wenigstens dadurch zeigen udn mir etwas zurück zu geben, indem sie mir eine schöne Zeit bereitet. Und das hat sie wahrlich getan 1/2 Jahr nach dem Tod meines Vaters und 2 Wochen nach dem Tod meiner Mutter.

Sobald es etwas Neues zu berichten gibt, bin ich selbstverständlich wieder hier.

[Carlo]

Danke für die Einblicke – es beeindruckt mich, wie ihr euch gegenseitig stützt. Andrea scheint wirklich resilient zu sein! Wie stellt ihr euch konkret die nächsten Schritte vor? Muss sie zuerst die Ausbildung zur Krankenschwester angehen, oder hat das Geschäft Priorität für die Aufenthaltsgenehmigung?

[Henry]

Guten Morgen Carlos,

ja, "resilient" könnte es treffen.

Im Moment ist sie noch dabei banale Dinge zu lösen, zB ein nicht vernünftig funktionierendes Internat in ihrem Zimmer, bestellt eDinge des Alltags, die nciht ankommen, weil es anscheinend in Spanien auch den "DHL-Effekt" gibt, also "nicht angetroiffen", obwohl den ganzen Tag keinen Fuß vor die Tür gesetz etc.

Unser Geschäft wird ihr erstmal einen bescheidenen Lebensunterhalt sichern, aber ich bin jetzt rechtlich nicht so fit, dass ich sagen könnte, dass es Einfluss auf den Aufenthalt hat. Vom Bauchgefühl her würde ich sagen "nein", denn es kann ja betrieben werden egal wo sie sich aufhält, im Zweifel auch in der Antarkis sofern Internet vorhanden ist.

Wenns ie dann diese Woche hoffetlich endlich die banalen Dinge gelöst haben wird, kann sie sich um die Dinge kümmern, die den Aufenthlat "fördern" (sage ich jetzt mal so). Die erwünschte Ausbildung zu rKrankenschweter wird wahrscheinlich nicht ganz so einfach sein zu bekommen. Tania, meine Spanischlehrerin, hatte ihr aber gesagt, dass auch kleine Jobs oder längerfristige Kurse einen Aufenthalt ermöglichen, zB ein Kosmetik- oder Makeup-Kurs. Andrea hat ja einiges an Erfahrung für den Arbeitsmarkt: Ausbislung im Hotelgewerbe (nicht Service, sondern Hotel-Comuptertechnik (in den Sena-Hotels in Bogotá), dann hat sie duch ihr Geschäft Oasis Verkaufserfahrung, Haarbehandlungen (Keratin-Behandlung), Wimpern-Extensions, sie hat Kurse gemacht in Sachen Makeup und künstlerisches Makeup, undsie hat Erfahrung als Fotomodel.

Tania sagte, dass es für solche Kurse in Spanien eine Akademie gibt, leider habe ich mir den Namen nicht abgespeichert, weil sich Tania und Andrea in fließendem Spanisch unterhalten haben und da war ich dann komplett raus. Aber egal, zumindest gibt es wohl sowas.

Ich zeige euch mal ein oder zwei Fotos, für die sie professionell gemodelt hat.



Also Möglichkeiten und Fähigkeiten hat sie genug, sie muss halt nur den Fuß erstmal in irgendeine passende Tür bekommen.

Und wer mag, der kann gern einen Blick auf ihren TikTok-Kanal werfen, dort sieht man einiges von ihr und von ihrer Wandlungsfähigkeit:

https://www.tiktok.com/@angelique_ts97?

[Carlo]

Danke für die Einblicke in Andreas Skills – sie hat wirklich ein breites Portfolio! Aber mal konkret: Welche Schritte plant ihr juristisch für den Aufenthaltstitel? Gibt es schon eine Bewerbung bei der Kosmetik-Akademie, oder muss sie erst bestimmte Unterlagen besorgen (z. B. Anerkennung ihrer kolumbianischen Abschlüsse)? Ich frage, weil ich ähnliche Fälle kenne, wo die Bürokratie überraschend tricky war.

[Henry]

Hallo Carlos,

aus den internen Angelegenheiten in Spanien halte ich mich fast völlig raus, da ich davon keine Ahnung habe und auch nicht wirklich helfen kann. Dafür hat sie ihren Cousin und andere Ex-Landsleute, die das Verfahren bereits durchgemacht haben oder gerade mittendrin sind.

Ich halte ihr den Rücken frei mit der Krankenversicherung, die ich bis Mitte November abschließen konnte, mit der Aufrechterhaltung unseres Geschäfts und Sie hat von mir eine SIM-Karte bekommen, die ich monatlich bezahle (Telekom PlusKarte) und sie somit von diesen Kosten befreit. Die PlusKarte hat unbegrenztes Telefon-Volumen und in Spanien 65 GB Datenvolumen.

Heute hat sie einen Termin bei einer Bank um ein spanisches Girokonto zu eröffnen. In einigen Stunden weiß ich mehr.

Außerdem hat sie am 9.9. einen Termin im "Ajuntament de Xirivella - C.Social Polivalente". Dabei geht es wohl um die Anmeldung im spanischen Sozialsystem.

Gesundheitllich geht es ihr wieder gut. Letzte Woche war sie für 4 Tage in Budapest - Einladung von einem netten Herren aus Valencia, der irgendwas in Sachen Immobilien und Anlagen macht, und der öfter in Ungarn ist. Er hat sie eingeladen als Begleiterin. Da konnte sie mal ein bisschenausspannen und Kraft tanken.

Mehr Infos sobald ich welche habe.

Eigentlich wollte ich euch ein Bild zeigen von Budapest, aber ich bekomme gerade Fehlermeldungen.

[Carlo]

Danke für die Updates – Andrea scheint ja wirklich alle Hebel in Bewegung zu setzen! Die Sozialanmeldung und das Bankkonto sind schon mal starke Schritte. Und der Trip nach Budapest klingt nach einer schönen Abwechslung. Wie hat sie denn den Herrn aus Valencia kennengelernt? Ist das jemand aus der queeren Community oder geschäftlich?

Apropos privates Umfeld: Du hattest mal erwähnt, dass du verheiratet bist – wie geht deine Frau eigentlich mit der ganzen Situation um? Seid ihr noch zusammen, oder lebt ihr getrennt?

Falls das zu persönlich ist, kein Problem – ich frage nur, weil so ein Engagement ja oft auch das Familienleben beeinflusst.

[Henry]

Hallo Carlos,

das Bankkonto hat sie vorhin bekommen, bei der BBVA Bank. Die Spanier scheinen recht entspannt zu sein, was Migranten aus Südamerika betrifft.

Den Einladenden nach Budapest hat sie über ihren Instagram Account kennengelernt Er ist nicht aus der queeren Community, eher ein Macho mit Motorrad und Mercedes.

Meine Frau und ich leben in ganz normaler Ehe seit 1988 und sie ist sozusagen damit "groß geworden", dass ich immer "beste Freundinnen" habe. Das ist also prinzipiell kein Problem für sie, nur an "trans" musste sie sich erst gewöhnen, weil wir vorher keinen Kontakt zu der Szene hatten. Meine Frau hatte allerdings sehr gern ein Fernseh-Doku geguckt (https://www.fernsehserien.de/ich-bin-jazz) und war dadurch in dem Thema drin. Nur im real life war es dann etwas gewöhnungsbedürftig.

Außerdem weiß meine Frau, dass Andrea mit nach meinem Unfall quasi mental das Leben gerettet hat, sonst wäre ich wohl in meiner Depression und PTBS untergegangen.

[Carlo]

Ich konnte ein paar Tage lang nicht schreiben. Bitte, halte uns auf dem Laufenden. Ich verfolge deine Beiträge immer gerne und wünsche allen Beteiligten ein glückliches und zufriedenes Leben.