Neue Enthüllungen zu Álvaro Uribe – ein Artikel, der nicht ignoriert werden sollte

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Eisbaer
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Neue Enthüllungen zu Álvaro Uribe – ein Artikel, der nicht ignoriert werden sollte

Beitrag von Eisbaer »

Mir ist ein Artikel in der Revista RAYA aufgefallen, der in der aktuellen politischen Lage kaum brisanter sein könnte:

„Cerebro criminal”: la larga historia de Álvaro Uribe engañando a la justicia antes de su condena.

RAYA ist kein neutrales Medium im klassischen Sinne – und das ist auch gut so. Es versteht sich als investigatives Magazin mit klarer Haltung: kritisch gegenüber Machtmissbrauch, engagiert für soziale Gerechtigkeit und kompromisslos, wenn es um Transparenz geht. Gerade in einem Land, in dem politische Eliten oft unangreifbar erscheinen, ist diese Art von Journalismus dringend nötig.

Was der Artikel zeigt, ist erschütternd: Uribe, der erste strafrechtlich verurteilte Ex-Präsident Kolumbiens, soll über Jahre hinweg ein ganzes System der Justizmanipulation aufgebaut haben. Der Artikel dokumentiert, wie über Mittelsmänner wie den berüchtigten Anwalt Diego Cadena falsche Zeugenaussagen organisiert wurden – teils gegen Geld, teils unter Druck. Es geht um paramilitärische Verbindungen, um die „chuzadas“ (illegale Abhöraktionen), um den „Tasmania“-Fall und um eine Strategie, politische Gegner systematisch zu diskreditieren.

Die Redaktion stützt sich auf exklusive Aussagen ehemaliger Paramilitärs und enthüllt ein Muster, das weit über den aktuellen Fall hinausgeht.

Hier der Link zum Artikel:
https://www.revistaraya.com/cerebro-criminal-la-larga-historia-de-alvaro-uribe-enganando-a-la-justicia-antes-de-su-condena.html

Was mich besonders schockiert hat, ist nicht nur die Dreistigkeit, mit der Uribe laut dem Artikel agiert haben soll – sondern wie lange das offenbar funktioniert hat. Jahrzehntelang! Wenn selbst ein Ex-Präsident systematisch die Justiz manipulieren kann, stellt sich doch die Frage: Wie viele andere Fälle sind nie ans Licht gekommen? Und: Wie stabil ist unsere Demokratie, wenn solche Strukturen über Jahre bestehen können?

Ich finde, RAYA leistet hier wichtige Arbeit – aber gleichzeitig zeigt der Artikel, wie viel noch im Dunkeln liegt.
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Bogotano
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Neue Enthüllungen zu Álvaro Uribe – ein Artikel, der nicht ignoriert werden sollte

Beitrag von Bogotano »

Wenn ich Zeit finde, verfolge ich die Tweets von Álvaro Uribe auf X. Der, den einige hier im Forum nach wie vor für den „besten Präsidenten Kolumbiens“ halten, zeigt dort regelmäßig sein wahres Gesicht: ein alter, verbitterter Mann, der lieber Öl ins Feuer gießt, statt zur Besinnung zu kommen.

Ein aktueller Tweet seiner Partei spricht Bände. Die Wortwahl ist nicht nur respektlos, sondern entlarvt eine politische Kultur, die auf persönlicher Herabwürdigung statt sachlicher Auseinandersetzung beruht:

"Tranquilo, presidente @petrogustavo, nadie le pidió escribir su autobiografía en forma de soliloquio etílico. Qué curioso que hable de haciendas, caballos, esclavos y señoras del tinto, como si Colombia fuera el escenario eterno de sus traumas de clase y no una República con problemas reales que usted no sabe ni quiere resolver".

Das ist keine politische Debatte – das ist eine rhetorische Brandstiftung. Wer so spricht, hat kein Interesse an Lösungen, sondern nur am Zündeln.

Was mich zusätzlich enttäuscht: Das hochbrisante Thema, das uns kürzlich durch die Reportage der Revista Raya („Cerebro criminal”) vorgestellt wurde, scheint hier ebenfalls kaum jemanden zu interessieren. Dabei geht es um nichts Geringeres als die lange Geschichte eines Mannes, der die Justiz über Jahre hinweg getäuscht hat – und dessen Einfluss bis heute spürbar ist.

12 Jahre Hausarrest auf seiner luxuriösen Finca, wo es ihm an nichts fehlt, ist kein angemessenes Strafmaß. Die Richterin war viel zu gnädig. Das erinnert mich an vergangene Zeiten, als Pablo Escobar in einem seiner Landbesitze einsaß – formal ein Gefängnis, faktisch ein Palast.
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