Petro kündigt persische Biografie an – Auflage von einer Million?

[Eisbaer]

Bildquelle: Gustavo Petro @petrogustavo

Präsident Gustavo Petro hat auf X mitgeteilt, dass eine Biografie über sein Leben in persischer Sprache mit einer Auflage von einer Million Exemplaren veröffentlicht werde.

Er veröffentlichte dazu ein Bild, das das Buchcover zeigt – mit seinem Porträt und persischer Schrift.

Unabhängige Bestätigungen für die Existenz oder den Umfang dieser Veröffentlichung liegen bislang nicht vor. Auch Details zum Verlag, zur Autorenschaft oder zur Verbreitung in persischsprachigen Ländern wurden bisher nicht genannt.

Ob es sich um ein reales Buchprojekt oder um eine symbolische Geste handelt, bleibt offen.

Die kolumbianische Presse reagierte zurückhaltend. Einige Kommentatoren sehen darin eine Form politischer Selbstinszenierung, andere fragen nach dem strategischen Hintergrund – etwa ob damit internationale Sympathien geweckt oder innenpolitische Spannungen überlagert werden sollen.

Auch wenn das Buch für die meisten hier sprachlich nicht zugänglich sein dürfte, ist der Vorgang bemerkenswert – und ein weiteres Beispiel für Petros ungewöhnliche Kommunikationsstrategie.

[axko]

Jetzt flippt der total aus - Kann man da überhaupt noch von einer Strategie sprechen?

[coentros]

Er handelt wie ein Influencer der follower für seine Ideen gewinnen möchte, hier in einem anderen Land und einer anderen Kultur, fernab von Kolumbien. Ich habe keine Zweifel dass er eine klare Einschätzung der gegenwärtigen Agenda der Zielgruppe hat.

Bei einem verantwortlichen Politiker und Präsidenten eines Landes in Südamerika würde ich mir eine andere Agenda wünschen, eine die pragmatisch Opportunitäten vor Ort priorisiert.

Was er da macht bringt niemandem etwas, nicht einmal ihm selber.

[Eisbaer]

Vielen Dank an @axko und @coentros für die Beiträge – sie haben die Diskussion auf interessante Weise geöffnet.

Beim Nachlesen bin ich auf die Website der Fundación Fanus gestoßen, die behauptet, das Buch „Memorias de Gustavo Petro“ sei bereits im August 2025 erschienen – mit einer ISBN (978-622-87908-1-7), die dem iranischen Bereich zugeordnet ist.

Allerdings lässt sich diese ISBN bislang in internationalen Buchkatalogen nicht verifizieren, und auch in persischsprachigen Buchhandlungen ist das Werk nicht auffindbar.

Weder Vertriebspartner noch Rezensionen oder Verkaufsnachweise wurden genannt. Die Angaben bleiben daher schwer überprüfbar. Die Zweifel, die bereits von kolumbianischen Medien geäußert wurden, bleiben bestehen.

Für Interessierte, die Selbstdarstellung der Fundación Fanus befindet sich hier: ⇨

Was bedeutet es, wenn Stiftungen mit fragwürdigen Inhalten arbeiten? Die Logik der Wirkung scheint wichtiger als die Logik der Wahrheit.
Es geht offenbar nicht darum, ein Buch zu verbreiten, das gelesen wird – sondern darum, ein Bild zu erzeugen, Petro als international beachtete Figur, mit literarischer Würdigung aus einem „anderen Kulturkreis“.
Das ist strategisch, aber nicht transparent. Wenn eine Organisation, die sich „Fundación“ nennt, mit solchen Mitteln arbeitet, stellt sich die Frage, welche Verantwortung trägt sie für die Glaubwürdigkeit ihrer Inhalte?

[bastians]

Immerhin ist die ISBN eine gültige iranische. Dafür hat die Fundación nicht einmal ein Impressum und kaufen kann man die Bücher auch nicht (kein mögliches Zahlungsmedium gefunden, vielleicht wegen der manigfaltigen Sanktionen gegen den Iran).
Ubd warum sollte Petro bei einer Fundacion veröffentlichen, die haupsächlich Kinder- und Jugendbücher anbietet?!

[Dolfi]

Also nicht nur Maduro ist sein Freund, sondern auch die Ayatollahs. Was für ein Spinner.

[coentros]

Vielen Dank @Eisbaer für Deine wie immer tiefgründigen Recherchen und Informationen.

Im Internet als auch auf der Facebook-Seite der "FANUS - Islamic Heritage & Cultural Foundation" finden sich nur wenige Informationen. Letztere Seite mit ganzen 82 followern. Einige Bilder auf denen ausschliesslich Männergruppen abgebildet sind. Frauen Fehlanzeige. Inhalte schwer zu erkennen. Nun frage ich mich welches Interesse oder praktischen Nutzen die Einwohner Kolumbiens an der deklarierten Mission dieser Stiftung haben könnten die iranisch-islamische Kultur auf diese Art und Weise nähergebracht zu bekommen ? Wenn ich mir nur die Bilder anschaue sehe ich einen unmittelbaren Zielkonflikt.

Die geplanten Absatzländer des Buches neben dem Iran, Afghanistan, Tadschikistan und persisch-sprachige Gemeinden in Indien. Die Verkaufserlöse werden gemäss den Wünschen Gustavo Petros gespendet, u.a. an Kriegsopfer in Gaza. Was hat irgendjemand in Kolumbien davon ? Oder erwartet er nun Direktinvestitionen aus Afghanistan in Projekte in Kolumbien ?

Natürlich sind Beiträge und Strategien die zum unterkulturellen Austausch beitragen und Barrieren abbauen grundsätzlich zu begrüssen. Man sollte jedoch nicht naiv sein. Es zeigt sich regelmässig dass dies ein äusserst schwieriges Unterfangen ist. Unzählige Buchautoren, Journalisten (Scholl-Latour) und Wissenschaftler zeichnen am Ende ihres Schaffens ein ziemlich desillusioniertes Bild.

Zum Schluss, was bringt es Gustavo Petro selber wenn er follower für seine Ideen in den genannten Absatzländern gewinnt ?

Gesamthaft passt auch diese Aktion in das Bild das ich von Gustavo Petro zeichne, als Politiker und Mensch. Als Präsident Kolumbiens und als ehemaliger Aktivist einer linken, gewalttätigen Guerilla-Organisation.

[axko]

Kann man mit einer solchen dubiosen Buchveröffentlichung evtl Gelder verschieben ? Sprich da kauft einer die Rechte für das Buch und zahlt dem Autor eine Menge Geld dafür obwohl er weiss, dass das Buch mal in der Altpapiersammlung endet und am Schluss als Hygienepapier noch einen sinnvollen Zweck erfüllt. Konto vom Autor legal aufgestockt und wer fragt nach dem Nachweis der Spende? Wenn 1 Million Bücher gewertet werden, dann lassen sich ein paar tausend Dollar locker spenden.

[coentros]

Gustavo Petro denkt in den ganz grossen Zusammenhängen. Gegen Unilateralismus und für eine multipolare Weltordnung, gegen die rauchenden Schornsteine im globalen Norden und für umfassende alternative Energiegewinnungsprojekte im globalen Süden, gegen die Abhängigkeiten einer ausufernden Kreditwirtschaft, gegen die Herrschaft des weissen Mannes in Ländern die "ihm" historisch gar nicht gehören, paläontologisch belegt. Diese Inhalte finden sich regelmässig in seinen Reden zur Lage der Welt.

Auf der Suche nach globalen followern für seine Ideen wäre ein deal in Form eines solches Buchprojekts durchaus denkbar. Eine grosse globale followerschaft und eine internationale Akzeptanz in anderen Kontinenten und Kulturkreisen bedeuten ja einen gewissen Schutz. Er und seine Familie werden ja nun persönlich von den USA sanktioniert. Die Aufnahme in die sogenannte Clinton-Sanktionsliste der USA ist der konkrete Vorwurf dass er den Drogenhandel aktiv fördert und begünstigt. Das hat weitreichende Konsequenzen. Wie in anderen Beiträgen im Forum ersichtlich.

Im Sinne der ganz grossen Zusammenhänge wäre meine Hoffnung gewesen, dass er vielleicht einmal die Biographie von Xi Jinping ("der mächtigste Mann der Welt") von Aust/Geiges gelesen hätte oder sich auf anderem Wege über die Strategie Chinas informiert hätte. Er könnte dann die Analogie entdeckt haben, dass zur Beeinflussung des Weltgeschehens im grossen Stil man zuerst sein eigenes Land auf Vordermann gebracht haben sollte. Man darf ja geteilter Meinung über das Modell China sein. Aber was dort an Wertschöpfung und Wirtschaftswachstum über Jahrzehnte geschaffen wurde und insbesondere auch wie Xi Jinping es beharrlich geschafft hat würde ich mir ansatzweise auch für Kolumbien wünschen.

Er arbeitet eben immer noch wie dazumals als Strassenkämpfer. Auf der Bühne der grossen Weltpolitik, wo er sich natürlich ganz selbstverständlich sieht, scheinen die Methoden des Strassenkampfes aber nicht zu funktionieren.

[Glboetrotter]

Präsident Petro sollte zuerst und hauptsächlich nur an die Bevölkerung von Kolmbien denken, und dass es denen besser gehen wird in naher Zukunft durch seine Entscheidungen und Massnahmen.

Das Buch auf Spanisch machen und für symbolisch 5,000 Pesos in Kolumbien verkaufen.

Ob das passiert, können andere entscheiden.

[Tenere-wue]

Traurig das Kolumbien so einen Selbstdarsteller als Präsidenten hat. Tatsächlich scheint mir die Aussage von Coentros in Sachen Geld verdienen,Geld einstreichen am realististischten.