Leben und Arbeiten in Kolumbien / Chancen & Risiken

Tipps und Fragen von Auswanderungswilligen und Leuten, die den Schritt schon gewagt haben.

Cielo
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Leben/Arbeiten in Kolumbien 2012 Chancen & Risiken

Beitrag von Cielo »

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Hola y gracias! :-)

Der deutsche Bäcker lebt gut in Kolumbien... weil... er backt einfach ein tolles Brot! Oh ja, Kolumbien ist nicht einfach! Bevor man aber anderen helfen will, muss man sich dort zuerst selbst helfen! Nasar, du hast vollkommen recht! Ich sehe (für mich) aber mehr Chancen als Risiken. Und das ich für vieles Zeit brauche... geduldig sein muss... egal ob Behörden oder Parkplatzvermieter... das kenne ich alles schon von der Türkei her. Es lo mismo...

So, lieber Eisbär! Jetzt hab ich dich aber auch eiskalt erwischt! Jajajajaja Wir kommen vom Thema ab! Oder?

Ich habe Fragen...

1. Wenn ich eine Firma gründen will... Muss ich Colombiano sein? Also mit Pass? Mit Cedula? Welche Cedula?
2. Wie führe ich meine Steuern ab? Brauche ich, wie hier, einen Steuerberater?
3. Welche (wieviele) Steuern- oder Steuerarten gibt es?

Nur mal 3, von vielen Fragen, die ich habe....

Also in Sachen Bürokratie kenne ich mich sehr gut aus!

Ich hab mir den Sch... hier 7 Jahre lang angetan! Selbständig in D? Mahlzeit! Ich bin sehr geduldig und ich zahle meinem StB jeden Monat eine horrende Summe... aber eigentlich würde ich nur gerne meinen Job machen... einfach nur arbeiten! Punto! Ich denke.... das Steuersystem hier in D ist gewollt! Und gute Leute, wie z.B. Prof. Dr. Kirchhoff, mit seiner Idee der Vereinfachung... den haben "sie" abgesägt. Schade!

Natürlich bin ich verliebt... natürlich habe ich eine novia in Kolumbien... doch es gibt für mich so viele Gründe von hier zu gehen!. Im Prinzip kann ich nur sagen... wenn ich als Selbständiger, hier zum Underdog werde, dann fühle ich mich verarscht!

Jedes Jahr verlassen ca. 10.000 deutsche Deutschland! Oder sogar mehr. Gut ausgebildete Menschen! Warum? Viele Ärzte... viele Techniker... viele Informatiker! Warum?

Wir fühlen uns hier in D oder EU nicht mehr wohl! Ja fast sogar... nicht gewollt! Was soll der Sch.....??? Und andere Länder... sie wollen so gerne weiterkommen und suchen händeringend Fachkräfte aus so vielen Bereichen!

Vaterlandsliebe... also irgendwo hört der Spass auf!

Ich kann nicht stolz sein, auf so etwas wie ein Vaterland! Ich hab einfach nur mich und meine mamita! Und meine hijas!

Meine Familie ist total zerstreut.... Kanada... Türkei... Venezuela und Koluimbien.... ach ja, sorrry, ich vergass....eine Tante in Chile....

So.... bevor ich nun auch vom Thema abkomme....

Die 3 Fragen sind mir sehr wichtig!

Gracias!
Miguel

Franca
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Leben/Arbeiten in Kolumbien 2012 Chancen & Risiken

Beitrag von Franca »

So viele negative Kommentare hier. Das entspricht nicht meinem Gefuehl dass ich mit meiner Zeit hier in Kolumbien verbinde. Ich kann nur von meinen Erfahrungen in Bogota berichten; diese Stadt unterscheidet sich sicherlich in vielen Hinsichten von anderen Staedten in Kolumbien.

Ich hatte meinen ‚Lateinamerikaschock‘ schon bevor ich hierhin gezogen bin, und im Gegensatz zu Mexico Stadt und Sao Paulo kommt mir Bogota viel geordneter, sauberer und verhaeltnismaessig deutlich sicherer vor. Das ist in anderen Teilen des Landes anders. Es gibt so viel zu schreiben, ich berichte mal etwas Stichwortartig ein paar Eindruecke zum Thema Leben und Arbeiten.

Es gibt eine riesigen Unterschied zwischen arm und reich und viele Gesetze und Regeln die sozial Benachteiligten wenigstens in basalen Aspekten helfen sollen, kommen nicht an. Ich habe aber nicht das Gefuehl dass sich die Kolumbianer der Korruption, Gewalt und Ungerechtigkeit im Land ergeben haben, sondern habe hier so viele unglaublich engagierte, positive, mutige und selbstlos hilfsbereite Menschen kennenlernen duerfen wie nie zuvor in meinem Leben, aus unterschiedlichen sozialen Schichten und mit genuegend eigenen Paeckcen zu tragen. Erfolgreiche Kolumbianer sind unglaublich zaeh, nach einem Rueckschlag wird der Staub abgeklopft und eine andere Moeglichkeit gesucht. Andere klagen ueber Arbeitslosigkeit und alles Andere und pumpen einen um Geld an, aber nehmen wirkliche Hilfs- ind Jobangebote nicht an sondern sind stadtdessen beleidigt und wuetend. Ueber einen kleinen Schnupfen oder ‚kaltes‘ Wetter endlos geklagt aber oftmals schwere Schicksalsschlaege weggesteckt und weitergemacht. Den Umang habe ich oft als sehr Oberflaechlich erlebt, aber hat mal einmal Freunde gefunden, kann man auf sie zahelen. Die Menschen sind sehr freundlich und es gewohnt einander zu helfen, auch Fremden und Auslaendern gegenueber, was ich nicht kenne wird mit viel Geduld erklaert :app: . Oftmals gilt alles, was im Ausland gemacht wird als besser und einiges scheitert an der eigenen Courage. So viele Leute sind davon ueberzeugt dass es wichtig ist Englisch zu leren, das aber nur kann wenn man eine bilinguale Schule besucht hat.

Wie Nasar schrieb, sind nicht alle reichen Menschen hier Mafiabosse, Korrupt, egoistisch und ruecksichtslos. Hier ist es moeglich, an einem einzigen Tag eine Firma zu gruenden, im Gegensatz dazu kann man fur einen simplen Wisch tagelang von Hueh nach Hott geschickt werden. Man kann hier ganz legal ein Apartment oder Ladenlokal erwerben, dafuer Steuern zahlen, eine Baugenehmigung bekommen, ein Restaurant oder anderes Geschaeft eroeffnen ohne dafuer Schmier- oder Schutzgeld zu zahlen oder zu irgendetwas zu waschen oder zu unterschlagen, seine Angestellen fair behandeln und auch noch Gewinne machen. Mit guten Ideen, Geschick, viel Durchsetzungsvermoegen und Anpassungsfaehigkeit an die Gegebenheiten kann man hier ehrlich gutes Geld verdienen. Unglaublich viele Moeglichkeiten sind hier noch nicht ausgeschoepft. Auch im Sueden der Stadt gibt es Leute mit richtig Geld und geschicktem Geschaeftssinn. Im Norden schiessen Hotels, Buerogebaeude und neue Apartments wie Pilze aus dem Boden (deren Preise in die gleiche Richtung), waehrend im Sueden einige Strassen nicht mal mehr befahrbar sind.

Wenn man hier arbeitet, wird man bunt gemisch mit allen moeglichen Niveaus konfrontiert. Gute, zuverlaessige Arbeit und mitdenken auf hohem Niveau. Genauso wird einem totaler Bullshit mit toternster Miene vorgelegt, weils derjenige schnelles Geld machen, sich wichtig machen will oder sich nicht traut zu sagen dass er keine Ahnung hat (ist hier eine art Tabu). Bunt gemischt bekommen manche ihre Jobs durch ihre Qualifikationen, andere durch gute Beziehungen. Schnell kennt man seine Pappenheimer, und findet auch unglaublich motiverte und talentierte Arbeiter. Vorsichtshalber muessen kleinste Prozesse detailliert erklaert und ueberwacht werden, oft wird Verantwortung weitergeschoben. Wenn sich zB die Zulieferer mit den Bauarbeitern wie kleine Kinder streiten, dampfem diese mit dem Zeug einfach wieder ab. Genauso wie Druckknoefe falschrum auf die Jacke gestampft werden und steif und fest Behauptet wird es ginge nicht anders, oder der Chefkoch behauptet das Stueck Schwein dass in seiner Pfanne brutzelt sei Rindfleisch. Einige Studenten an der Uni koennen nicht mal richtig spanisch schreiben oder Texte begreifend lesen oder haben so viele Probleme zu Hause dass sie sich ueberhaupt nicht mit komplexer Materie auseinandersetzen koennen. Oft wird sich auch darauf ausgeruht, dass alles Moegliche nicht gehe weil die Mittel ja nicht da sind und wenn sie dann doch ploetzlich doch da sind man weiss gar nicht so richtig damit umzugehen.

Viele Kolumbianer die vor einigen Jahren das Land verlassen haben um woanders nach besseren Jobmoeglichkeiten zu suchen (wie auch mein Mann), kommen jetzt zurueck weil sich die Chancen verbessert haben und die Gegebenheiten stabiler geworden sind.

Es gibt hier endlose Listen von Situationen und Vorkommnissen die man sich in Deutschland nicht vorstellen kann, die das Leben und Arbeiten hier schwierig machen und frustrierend sind, ueber die man im Nachhinein lachen oder einfach nur heulen kann. Ich wurde auch schon total verarscht und betrogen, habe aber oft auch von voellig unerwarteter Seite Hilfe bekommen. Wenn man sich davon nicht entmutigen laesst kann man hier schon einiges erreichen. Ich bin froh und dankbar diese Erfahrungen hier machen zu koennen, muss aber auch nicht um meine Existenz und taegliches Essen bangen. Auf meiner Arbeitsstelle wurde ich unheimlich herzlich empfangen, bekomme viele Moeglichkeiten, werde als internationales Vorzeigezirkuspferd benutzt aber auch fuer meine tatsaechliche Arbeit geschaetzt.

Ich habe mich schon mit einigen Europaern unterhalten damit hardern nach Europa zureckzukehren weil sie sich um ihre Zukunft dort sorgen.
Man kann so viel schreiben. Noch ein paar Zeilen zur Sicherheit. Wir haben kein Auto hier und bewegen uns ausschliesslich zu Fuss, Rad und mit oeffentlichen Verkehrsmitteln fort (auch mit kleinem Baby). Fuer einige meiner Kollegen ist es unvorstellbar mit dem Bus zur Arbeit zu kommen, aus Sicherheitsgruenden. Am Wochenende machen wir Kilometerlange Spaziergaenge durch die Stadt mit Kinderwagen. Ich selbst bin noch kein einziges mal beraubt worden (man fuehlt aber oefter mal wie man im Gedraenge abgetastet wird), trage mit mir allerdings auch keine Wertgegenstaende. Ich kenne allerdings fast keinen (ausser mir.... bis jetzt) dem zb noch kein Telefon geklaut wurde und kann echt nur den Kopf schuetteln warum man dann so teure Geraete mit sich tragen muss oder eine Tasche hinter sich and die Stuhllehne haengt. Selber Schuld. Viele Freunde haben uns schon hier besucht und sind auch ohne uns (teilweise ohne Spanischkenntnisse) herumgereist. Alle waren ausnahmslos positiv vom Land ueberrascht. Kolumbien ist das einzige Land in dem ich noch kein einziges Mal als Frau belaestigt worden bin, obwohl ich oft alleine unterwegs bin. Nachts gibt es wenige Orte an denen ich alleine durch die Strassen laufen wuerde. Unser Wasserzaehler wurde auch schon geklaut. Und innerhalb einer Woche alles Metallische aus den Badezimmern der Gaestetoilette im Restaurant :wut:. Wir nennen so etwas immer ein Bestandteil der "Lernkurve"!

Ich (und mein kolumbianischer Mann) haben uns dafuer entschieden unser Kind hier zu bekommen und haben diese Entscheidung zu keinem Zeitpunkt bereut. Es gibt gute Krankenhaeuser und Aertze in Kolumbien, aber es hapert an teuren Instrumenten.

Vor einigen Jahren noch haette ich niemals geglaubt dass ich in Kolumbien arbeiten, investieren, geschweige denn ein Kind bekommen wuerde. Ja, ich wuerde Expats oder im Auslaendern dazu raten nach Kolumbien zu gehen, zumindest nach Bogota. Man kann am Leben teilnehmen ohne es leichtsinnig zu riskieren, aber man muss bereit sein zu lernen und nicht nach deutschen Masstaeben zu messen. Eisbaer tut mir leid dass ich jetzt echt grinsen musste als ich Deinen Beitrag las. Ja, das ist Leben in Kolumbien :lach:

FreeLibertarian
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Beitrag von FreeLibertarian »

Sehr, sehr guter Beitrag Franca. Danke!! Genau solche Berichte helfen denjenigen unter uns weiter, die über eine Auswanderung nachdenken.

Franca
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Beitrag von Franca »

Cielo,

1. Wenn ich eine Firma gründen will... Muss ich Colombiano sein? Also mit Pass? Mit Cedula? Welche Cedula?

Ja, Auslaender koennen hier definitif eine Firma gruenden, aber ohne cedula geht es sicher nicht. Ein Bekannter (Finne) hat sein Arbeitsvisum (ich denke mal temporal) durch seine Firma bekommen, aber ich weiss nicht genau wie er das gemacht hat. Er muss auf jeden Fall nachweisen das er ein gewisses Einkommen durch diese Firma hat. Vielleicht kennt hier auch jemand hier eine Antwort, aber wenn ich ihn treffe werde ich ihn noch mal genauer fragen.

Hier ein Link zur Firmengruendung in Kolumbien, das beantwortet aber nicht Deine Frage.

---> zonafrancabogota.com/crear-empresa-en-colombia.html

2. Wie führe ich meine Steuern ab? Brauche ich, wie hier, einen Steuerberater?

Es geht auch ohne, aber gerade fuer eine Firma ist ein sogenannter ‚contador‘ sehr zu empfehlen.

3. Welche (wieviele) Steuern- oder Steuerarten gibt es?

Schau mal hier auf der website vom DIAN:

---> dian.gov.co/descargas/ayuda/guia_rut/content/Responsabilidades1.htm

Schoene Gruesse :bye:

hoffnung_2013
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Leben/Arbeiten in Kolumbien 2012 Chancen & Risiken

Beitrag von hoffnung_2013 »

@Franca, ich muss Dir in ALLEN Punkten zustimmen. Genauso ist es!

@Eisbär, auch ich mußte - leider für Dich - grinsen, bei Deinem Bericht. Da denkt man, man hat an alles gedacht und das Auto ist sicher und dann passiert so etwas.
Ich denke Du hast aber genug Erfahrung um dieser Situation fertig zu werden :mrgreen:
Gruß
P.

Cielo
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Leben/Arbeiten in Kolumbien 2012 Chancen & Risiken

Beitrag von Cielo »

@Franca

Waow! Was für ein toller Beitrag! Da geht mit das Herz auf! Danke! Das ist aus dem Leben geschrieben! Genau so etwas brauche ich! Ich hab in 3 Wochen so viele tolle Menschen kennengelernt, mehr als in 1 Jahr in D! Ach ja, die arroganten Bogotanos, "Rollos", oder? :-) Nie habe ich das erlebt!

Auf deinen tollen Beitrag werde ich aber noch gesondert eingehen, denn... ich glaube, er nimmt mir manche Hoffnungen, bzw. Vorstellungen.... und aber auch Ängste. Gracias!

Echt toll! Danke!

LG
Miguel

Globetrotter10
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Leben/Arbeiten in Kolumbien 2012 Chancen & Risiken

Beitrag von Globetrotter10 »

Freue mich, läuft super der Thread. So hatte ich mir das in ungefähr vorgestellt. :rain: Absolut informativ und viele Meinungen.
Ich hoffe es trägt sich so weiter. Das wird vielen Informationssuchenden helfen sich ein eigenes Bild zu machen.
Und so die eine oder andere kleine Altgassituationen wie von Eisbaer » am 21. 08, 08:26 beschrieben, schaden dem Thema nichts, auch die verstehe ich als Teil des normalen Lebens 2012 dort.
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Karibikotto
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Leben/Arbeiten in Kolumbien 2012 Chancen & Risiken

Beitrag von Karibikotto »

Wir haben zwei Jahre in Medellin gelebt. Wir, das sind meine kolumbianische Frau und ich. Von meinem Geld habe ich ein Haus in einem guten Barrio der Stadt (Estrato 5) gekauft. Meine Frau hatte Probleme einen gut bezahlten Job zu finden und verkaufte Handys. Ohne Vertrag, ohne Versicherung nur auf Provisionsbasis. Ich selbst fand trotz guter Spanischkenntnisse, eigener EPS und Arbeitserlaubnis keinen Job, der mir zusagte. (Gehälter und Bedingungen mal außen vor).
Wir trafen die Entscheidung, alles zu verkaufen und zurück in den sicheren Hafen zu gehen.
Ostern 2011 starten wir dann die Verkaufsaktion, welche leider enorme Verluste einbrachte. In Deutschland angenommen hatte ich innerhalb eines Monats eine gut bezahlte Arbeit. Meine Frau hat auch einen Job. Wir können es uns sogar erlauben, zweimal im Jahr nach Kolumbien zu fliegen, wo wir gerade auch sind. Wenn ich mich heute so umschaue, bin ich froh, diese Entscheidung rechtzeitig getroffen zu haben.
Urlaub ja, vielleicht auch mal ein Langzeitaufenthalt. Leben nein. In einem Land, in dem ein Menschenleben keinen Wert hat, wollen wir nicht leben.

Cielo
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Beitrag von Cielo »

Hola a todos!

Waow, danke, dieser Zweig entwickelt sich dahin wo wir hin wollen. Leben/Arbeiten in Kolumbien... Chancen & Risiken...

Im Moment sind wir mehr beim "Leben" und ich finde das sehr gut. Danke nochmals für eure Beiträge!

Ja, aber nicht nur Kolumbien ist hart! Jedes Land in Südamerika ist so... für uns Europäer? Zurück in den sicheren Hafen... Es gibt keinen sicheren Hafen... den gab es noch nie... er wurde uns nur vorgegaukelt.

@Karibikotto
Menschenleben... ja, stimmt. Es zählt nicht viel... das kann ich aber auch hier in D haben.

Oft war ich im "Ausland"... eigentlich.... immer auf der Suche nach meinen Wurzeln... und nun macht es so sehr "Klick" bei mir! Endlich! Warum Südamerika? Warum ausgerechnet Kolumbien? Warum nicht Chile... Argentinien oder Peru?

Ihr könnt euch nicht vorstellen... wie wohl ich mich gefühlt habe... in Bogota, in Kolumbien! Ich weiss, ich muss noch weiter suchen... ich bin aber nah dran! Vielleicht Risaldara? Oder Tolima? Ich glaube... ich fühle.... dahin geht mein Weg...

Diana möchte auch so gern hier unsere Erfahrungen schreiben. Aber... sie hat etwas Angst vor der Sprache! Deutsch! Sie denkt, dass sie sich hier nicht zurecht findet... Ich versuche ihr zu helfen.

Saludos
Miguel
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Karibikotto
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Leben/Arbeiten in Kolumbien 2012 Chancen & Risiken

Beitrag von Karibikotto »

Doch, in Deutschland habe ich meinen sicheren Hafen. Habe ich keine Arbeit, bekomme ich Hilfe. Habe ich in Kolumbien keine Arbeit, muss ich auf der Straße schlafen. Brauche ich in Deutschland die Hilfe der Polizei, dann ist die da, wenn ich sie brauche, in Kolumbien schaut die erst einmal weg. Bin ich krank, dann bekomme ich in Deutschland beste Behandlung und gute Medizin, in Kolumbien bekomme ich gute Behandlung, aber die billigste Medizin. Ich habe gesehen, wie eine Frau von einem Lastwagen überfahren wurde, der LKW haute ab, die Frau lag noch nach Stunden zugedeckt am Straßenrand. Du sprichst von 18 Tagen Kolumbien, ich von 2 Jahren. Meine Frau ist 100% einverstanden, sie fühlt sich wohl in Deutschland.
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Macondo
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Leben/Arbeiten in Kolumbien 2012 Chancen & Risiken

Beitrag von Macondo »

Hola a todos,

Ich glaube, das Thema ist sehr interessant, darum versuche ich mal auf Eisbaer's Themen chronologisch einzugehen.

ich bin im Jahr 1997 zwecks Heirat meiner kolumbianischen Frau nach Colombia ausgewandert und versuche aus meiner Sicht einige Kommentare zu geben.

-ZU: Was spricht allgemein für oder gegen ein (zeitweiliges oder auch unbegrenztes) Leben in Kolumbien, dort zu arbeiten, zu investieren?

Zunaechst finde ich das Jahr 2012 besser als die vorangegangenen Jahre. Sicherheit ist etwas besser (jedoch nicht wirklich gut). Berufliche Aussichten sind auch besser geworden. Es laesst sich sicher einiges machen in den Bereichen, Tourismus, Oelindustrie und Trading. Ich wuerde jedem Expat/Auswanderer empfehlen sich mit grossen Firmen oder Organisationen zusammen zu tun, um in Kolumbien die Interessen solcher Arbeitgeber vor Ort zu vertreten. Auf eigene Faust in Kolumbien Geld verdienen zu wollen ist sehr muehsam, meisst schlecht bezahlt und zeitintensiv. Ich habe viele Enthusiasten kommen und gehen sehen, zumeisst ist nach ca 2 jahren das Ersparte weg und der Erfolg ausgeblieben. Aber, wie gesagt, es ist besser geworden.

ZU:Wo wir auch Vergleiche zu anderen Ländern (Wettbewerbern) ziehen können.

Wie gesagt, seit 1997 ist Kolumbien mein Hauptwohnsitz. Ich war in 60 Laendern und in ca 15 Laendern habe ich fuer Zeitraeume zw 3 Monaten u 3 jahren gearbeitet.
Kolumbien ist auf der einen Seite paradisisch, auf der anderen Seite ein Land mit vielen harten Wirklichkeiten, es dauert zu lange auf diesen Punkt einzugehen. Insgesamt lohnt es sich (zumindest auf Zeit) das Land kennen zu lernen. Wer wirklich haengen bleibt und es auch schafft seinen Lebensunterhalt zu erwirtschaften hat Glueck gehabt, sicher gute Ideen umgesetzt und auch viel Ergeiz und Fleiss investiert. Einfach ist es nicht. Wie oben erwaehnt, von einer auslaendischen Firma oder als Diplomat entsandt zu werden ist sicher eine der besten Loesungen fuer eine gewisse Zukunft. Solche Arbeitsstellen sind aber sehr schwer zu bekommen. Alles in allem denke ich lohnt sich das Experiment Kolumbien, es hat unglaublich viele Agrarprodukte, Blumen, Kaffee, Fruechte, Genuese, Fleisch,Edelsteine, Textilien etc. Leute mit entsprechenden Kontakten koennen heutzutage einiges erreichen.

-ZU:Aber wo auch über persönliche Empfindungen von Auswanderern oder Interessierten gesprochen wird.
Ich glaube ich habe einige Emfindungen bereits einfliessen lassen. Das Experiment Kolumbien bietet sicher so manche Lebenserfahrung aber dies trifft sicher auf jedes Land zu. Das Leben selber finde ich schoener, facettenreicher, spannender und auch haerter als in Europa.


-ZU:Wo wir Land und Hauspreisentwicklungen genauso ansprechen können wie Tendenzen (gesellschaftliche oder politische) die ein Einfluss auf dein Entwicklung und uns haben?

Immobilien haben sich sehr verteuert, die Mieteinnahmen leider nur geringfuegig. Es ist jedoch grundsaetzlich keine schlechte Idee in Haeuser zur Vermietung oder Fincas fuer Agrarprodukte zu investieren angesichts weltweiter Krisen. Wie auch immer, Auswanderer die aus Immobilenertraegen ihren Lebensunterhalt in Kolumbien bestreiten moechten brauchen ein dickes Polster wegen relativ hoher Preise und verhaeltnismaessig niedrigen Ertraegen. Man verliert aber kein Geld durch diese Anlageform, da mit weiter steigenden Preisen zu rechnen ist. Fuer solche, die ein Wohnhaus zur Selbstnutzung kaufen moechten, ist es immer noch preiswerter als in D. Unbedingt abzuraten ist vor Krediten jeglicher Art.

ZU:Lebenshaltungskosten allgemein,
Wie ueberall auf der Welt: die Lebenshaltungskosten steigen. Man kann in Kolumbien sehr preiswert leben, jedoch jegliche Europaeische Lebensgewohnheit ist entsprechend sogar teurer als in Europa. Egal ob Schweizer Kaese oder ein BMW, es muss imprtiert werden und kostet entsprechend. Genauso, Sozialversicherungen, KV, Rente etc. Es ist schwierig Europaeische Versicherungen aufrecht erhalten zu wolen, waehrend man in Kolumbien evtl. nur einen Bruchteil dessen verdient als vorher in Deutschland. Fuer meine Kinder bezahle ich im Monat jeweils mehr als COP 800.000.-Schulgeld, solche Kosten sind in D eher unbekannt. Fuer Rentner, meine ich ist Kolumbien ein sehr gutes Land, wenngleich auch der Euro sehr viel eingebuesst hat in den letzten Jahren.
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Ernesto
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Beitrag von Ernesto »

Sehr gut geschrieben. Man weiss sofort, du kennst dich aus im Lande.

ZU: Lebenshaltungskosten allgemein; da wundere ich mich immer, wenn ich lese: Wo gibt es einen Deutschen Bäcker, wo gibt es einen Deutschen Metzger, wo bekomme ich Fleischwurst. Arepas mag keiner ... dann doch besser nicht Auswandern, wenn man auf das gewohnte aus der Heimat nicht verzichten kann.

Danke Macondo für deinen Beitrag.
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Macondo
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Beitrag von Macondo »

Hallo Ernesto,

Ich moechte auch Dir danken. Als ich vor einigen Tagen Dein Foto mit dem Hinweis geklauter Wasserzaehler sah, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Bin wieder mal unterwegs ausserhalb von Kolumbien. Jedenfalls rief ich umgehend meine Frau zu Hause an und riet ihr sofort alle Wasserzaehler einiger propiedades einzubetonieren. Sie war ueberhaupt nicht ueberrascht und setzte sich mit dem Handwerker in Verbindung. Die Arbeiten sind bereits in vollem Gange...Danke nochmals
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Ernesto
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Beitrag von Ernesto »

Nichts zu danken, hoffentlich hilft es noch anderen und bestimmt war es da wo ich wohne auch nicht das erste Mal. Nur kaum einer sagt was dazu. Freut mich wirklich, dass ich auch mal was Produktives hier hinterlassen habe :sup: Weisst du, viele lesen hier, wenige sagen was, denken aber hoffentlich mit. Also Leute sagt auch mal was, denn nur wenn alle teilnehmen, dann bekommt die Idee des Forums auch eine Funktion. Gerade dieses Thema ist hochinteressant für alle, die vielleicht doch mal länger hier bleiben als nur 6 Monate.

PS: Das Foto habe ich spontan gemacht, weil es erst vor kurzem passiert war. Jetzt ist alles wieder sauber, also die Zementspritzer sieht man nicht mehr. In der nächsten Woche kommt jemand, der an den Deckel noch ein Extragitter anbringt, da diese auch gerne entwendet werden. Wirklich, alles was nicht festgenagelt ist, das wird geklaut.
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Nasar
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Beitrag von Nasar »

Wasserzähler scheint hier im Land der große Hit zu sein. Wurde bei uns auch schon ausgebaut. Vor kurzem versuchte einer unsere Palmen von der Terrasse zu klauen. Die waren aber zu schwer, er lies sie auf der Straße stehen.
Fünf sind geladen, zehn sind gekommen, gieß Wasser zur Suppe, heiß alle willkommen.

Ramiro / Hermannus
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Beitrag von Ramiro / Hermannus »

Ein noch nicht erwaehntes Hinderniss fuer jemand der sich hier geschaeftlich einbringen will koennte auch das sogenannte "Impfen" durch die Guerilla sein, mir sagten schon einige Leute dass das noch immer stattfindet und wenn man z.B. auf einer entlegenen Finca lebt und auch etwas verkauft muss man damit rechnen von diesen Typen besucht zu werden, auch in den Staedten haben sie ihre Informanten und wer will sich das schon antun dass er zuerst investiert und dann vielleicht vertrieben wird.
Es gibt auch ander einfache Verbrecherbanden die ein bisschen was mitschneiden moechten, alles Sachen die tatsaechlich passieren , ich koennte ein Beispiel nennen wo dem Vater eine Kuh gestohlen wurde der aber keine Anzeige machte weil er wusste was passieren wuerde, der Sohn welcher auch eine kleine Finca nahe einer Landeshauptstadt hatte ging zur Polizei nachdem auch ihm eine Kuh gestohlen wurde,.......genau drei Tage spaeter war er tot, alles noch nicht so lange her.

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