[Erfahrung] Großer Geldtransfer von Kolumbien nach Deutschland

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iastob
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[Erfahrung] Großer Geldtransfer von Kolumbien nach Deutschland

Beitrag von iastob »

Hier habe ich schon mal ausführlich beschrieben, wie der Geldtransfer per Auslandsüberweisung von Deutschland nach Kolumbien funktioniert. Vor kurzem (24.-27.11.2018) habe ich den umgekehrten Weg gewählt: größerer Geldtransfer per Überweisung von Kolumbien (mein eigenes Konto bei Bancolombia) nach Deutschland (eigenes Konto bei Comdirect). Grund: Verkauf eines kleines Hauses in Bogotá. (Da ich keine Cédula de extranjería mehr habe, sondern nur einen deutschen Reisepass, haben sich Mitarbeiter von Bancolombia und BBVA geweigert, der Käuferin einen cheque de gerencia auf meinen Namen auszustellen. Wir haben das Problem gelöst, indem ich, als Begünstigter, bei der Ausstellung der Schecks dabei war und meinen Reisepass vorgezeigt habe. Was aus Sicht der Käuferin allerdings auch nicht gerade sicher und insgesamt absurd war.) Kurz: Bancolombia hat mich durch zahlreiche inkompetente Mitarbeiter zur Weißglut gebracht. Nun ja, ich hoffe, andere haben es durch meine Beschreibung leichter.

Ich schildere das hier sehr ausführlich, um die Tragikomik fassbar zu machen und um zu zeigen, dass ein Vorgang, der einen nur zwei Minuten kostet, wenn man ihn von seinem deutschen Online-Banking aus macht, Tage in Anspruch nehmen kann, wenn man ihn in Kolumbien, jedenfalls bei Bancolombia, vollzieht. Wer aber einfach nur praktische Tipps zum Thema haben will, kann ganz ans Ende des Beitrags scrollen.

Der Geldtransfer von Kolumbien nach Deutschland (jedenfalls über Bancolombia) ist komplizierter als von Deutschland nach Kolumbien. Im letzten Fall kann man das einfach selbst per Online-Banking machen. Im ersten Fall nur, wenn der Betrag (ich meine) 5.000 US Dollar nicht überschreitet. Die Einschreibung (inscripción) meiner beiden deutschen Konten, eines in Euro, eines in US Dollar, der comdirect im Online-Banking-System von Bancolombia wurde aus Sicherheitsgründen abgelehnt. Ich musste daraufhin in einer Filiale in Bogotá (Centro Comercial Hayuelos) ein eigentlich ungeeignetes Formular ausfüllen, in das nicht mal die lange IBAN passte. Zwei Mitarbeiterinnen der Filiale behaupteten, so etwas, diese Art der Bestätigung, werde in der Filiale nicht gemacht. Ich bin habe aber zurecht darauf bestanden. Das Formular hat dann die Filialleiterin unterschrieben. Daraufhin wurden die Einschreibung meiner deutschen Konten online als erfolgreich markiert. Brachte mir, wie sich dann herausstellte, wegen des nicht zu erhöhenden Überweisungslimits (s.o.) allerdings in meinem Fall nichts.

Daraufhin habe ich mit der Internationalen Handelsabteilung der Bank, mit dem "comercio internacional" in Bogotá, telefoniert: Tel. (1) 2326520. Da hat mir eine Mitarbeiterin gesagt, ich müsse ein Formular ausfüllen. Das Formular, "Solicitud para envío y recepción de divisas", hat sie mir als Excel-Datei per E-Mail geschickt. Das sollte ich dann in einer Filiale mit einem dortigen Mitarbeiter ausfüllen und dort abgeben. Dort hätten sie aber auch das Formular ausgedruckt vorliegen. Ein Mitarbeiter einer Filiale in Chapinero wusste nicht mal, dass es das Formular gibt. Ich habe es ihm von meinem Handy weitergeleitet. Er hat es ausgedruckt und hat zugegeben, er wisse nicht, wie man das ausfülle. Also habe ich ihn gebeten, mir ein Festnetztelefon in der Bank zur Verfügung zu stellen. Dort habe ich dann mit einer weiteren Mitarbeiterin vom "Comercio internacional" (einer Daniela) das Formular gemeinsam ausgefüllt. Einige Felder verstehen sich von selbst: Zahlungssender und -empfänger, Bankverbindung mit IBAN des Empfängerkontos etc. Aber es gibt einen Bereich im Formular, der lautet: "Datos mínimos operación de cambio". Und darunter wird nach einem "Numeral cambiario" gefragt. Das ist ein Zahlencode, den mir die Mitarbeiterin mitgeteilt hat: 1601. Vorher hat sie mich gefragt, wo ich zur Zeit lebe. Antwort: Wieder dauerhaft in Deutschland. War nur für drei Wochen in Kolumbien. Dann hat sie gesagt: "Ach, wie blöd, jetzt ist es schon nach 13 Uhr. Da hat die mesa de dinero schon geschlossen." Dort handelt man den Wechselkurs (Pesos colombianos --> US Dollar) aus bzw. man bekommt wegen des höheren Überweisungsbetrags einfach einen etwas weniger schlechten Wechselkurs. Im Formular hatte ich schon den 26.11. eingetragen. Ich musste das Formular nochmal ausfüllen und den folgenden Tag, 27.11., eintragen. Da der Wechselkurs dann ja ein anderer sein würde.

Um 8 Uhr früh des 27.11. habe ich dann die Mesa de dinero, einen Daniel, angerufen: (1)7463743. Die Telefonnummer hatte mir die besagte Daniela vom "Comercio internacional" gegeben. Ich habe ihm das Zielkonto und die Währung (habe mein US-Dollar-Währungskonto bei der comdirect genannt) den zu tauschenden Betrag in Pesos colombianos gesagt. Er hat mir den Wechselkurs und den daraus resultierenden Betrag in US Dollar mitgeteilt. Das haben wir dann vertraglich am Telefon vereinbart. Und er hat mir dann einen Transaktionscode mitgeteilt. Die Daten, Wechselkurs und entsprechender Betrag in US Dollar, habe ich dann in das besagte Formular eingetragen. Mit dem Formular bin ich dann in die nächste Filiale von Bancolombia, wieder in Hayuelos, gegangen, genauer gesagt: gerannt. Ich wollte nämlich vor der Öffnung um 9 schon Schlange stehen. War eine halbe Stunde vorher da und Nummer 6. Da kam dann, noch vor Öffnung, eine Mitarbeiterin mit Klemmbrett heraus und hat unsere Cédula- bzw. meine Passnummer eingetragen und außerdem, warum wir da sind und ob mir zum Kassierer (cajero) oder zu einem Berater (asesor) wollen. In meinem Fall: Berater. Kurz vor dem Öffnen der Filiale hat ein Mann vor mir die Schlange verlassen. Das hat zum totalen Chaos bei der Frau mit ihrer Klemmbrettliste geführt. Sie hat uns ausgedruckte Nummern gegeben. Ich: "Yo tengo que hablar con un asesor. Es para un asesor, cierto?" Und sie: "Sí." Ich habe zwanzig Minuten gewartet - und wurde zu einem Kassierer gebeten. Daraufhin habe ich mich bei der Frau beschwert. Sie meinte, das sei ja nicht ihre Schuld, wenn da einfach einer die Schlange verlasse! Sie hat mir dann eine neue Nummer gegeben. Und ich habe wieder einige Minuten gewartet.

Die Beraterin hat dann von mir meinen Kaufvertrag (das Kaufversprechen: Promesa de compraventa) für das Haus verlangt, um die Sauberkeit der Geldquelle zu überprüfen. Den hatte ich im Original und in Kopie dabei. Mit der Kopie des Kaufversprechens, mit einer Kopie meines Reisepasses und mit dem von mir unterschriebenen Formular ist sie dann zur Filialleiterin gegangen. Die hat das Formular unterschrieben und abgestempelt. Die Mitarbeiterin hat dann alles eingescannt und per E-Mail zum "Comercio internacional" geschickt. Ab 14 Uhr könne ich dort telefonisch nachfragen, ob die Überweisung problemlos rausgegangen sei. Falls etwas nicht in Ordnung sei, würde ich angerufen.

Am späten Abend desselben Tages ging mein Flug zurück nach Deutschland, meinen Koffer musste ich noch in Hayuelos packen. Als ich in Chapinero gerade um ca. 14.30 Uhr ein Restaurant betreten hatte, bekam ich einen Anruf (ich vermute vom "Comercio internacional", vielleicht auch von einer Mitarbeiterin aus der Hayuelos-Filiale): Leider habe mir die Mitarbeiterin (Daniela) vom "Comercio internacional" einen falschen (nicht mehr aktuellen) Code, den "numeral cambiario", mitgeteilt. Richtig sei nicht 1601, sondern 2904. Ich müsse deshalb das ganze Formular noch einmal ausfüllen und den richtigen Code angeben. Ich bin zur nächsten Filiale gerannt (im Centro comercial Avenidas Chile), habe eine Nummer gezogen, bin ins Internet-Café außerhalb des Einkaufszentrum gerannt, habe dort das Formular aus meinem E-Mail-Account heruntergeladen und mehrfach ausgedruckt, bin damit dann wieder zur Filiale gelaufen. Habe, während der Wartezeit von eineinhalb Stunden, dort das Formular mit dem neuen Code ausgefüllt. Ein Mitarbeiter hat mich gefragt, wie es mir gehe. Ich: "Schlecht. Wegen der Imkompetenz von Bancolombia-Mitarbeitern." Er hat dann das neue Formular wieder eingescannt, abgestempelt und unterschrieben und zum "Comercio internacional" geschickt.

Um auf Nummer sicher zu gehen, habe ich das Formular, das in der Filiale blieb, abfotografiert und die Datei noch mal selbst an den "Comercio internacional" geschickt, an die Adresse gmoneda (at) bancolombia.com.co. Um noch sicherer zu gehen, habe ich das Formular auch noch selbst neu ausgefüllt, bin wieder ins Internet-Café gegangen, habe es einscannen lassen und auch noch dieses Dokument an die genannte E-Mail-Adresse geschickt. Da habe ich gesehen, dass schon eine neue Nachricht vom "Comercio internacional" an mich eingegangen war. Bei dem neuen Code, 2904, sei es verpflichtend, im Feld "Observaciones" ('Bemerkungen') etwas einzutragen. Ich habe also wieder beim "Comercio internacional" angerufen. Die haben mir gesagt, ich könne in meinem Fall "Venta de (mi) casa" ('Verkauf (m)eines Hauses') schreiben. Also habe ich noch mal das Formular ausgefüllt, dieses Mal mit dem Zusatz "Venta de mi casa". Bin wieder in die Filiale gerannt, habe wieder etwas gewartet, dieses Mal aber recht kurz, und habe wieder denselben Bankberater bekommen. Der hat dann die neue Version des Formulars wieder eingescannt und zum "Comercio internacional" geschickt.

Um 17.45 Uhr habe ich eine Freundin in ihrer Wohnung in Chapinero besucht. Von dort habe ich um 17.50 den "Comercio internacional" angerufen, um zu fragen, ob nun alles in Ordnung sei. Um 17.55 Uhr hatte ich jemanden in der Leitung. Da sagte mir die Bancolombia-Mitarbeiterin: Nein, die vorherigen Kolleginnen hätten mir alle falsche Codes gegeben. Ich sei ja Deutscher, der in Deutschland (und nicht in Kolumbien) lebe. Deshalb gelte für mich der "numeral cambiario" 2910 (und weder 1601 noch 2904). Da bin ich ausgerastet und habe die Mitarbeiterin angeschrien. Da meinte sie: Es sei da nichts zu machen. Ich müsse das Formular noch mal ausfüllen. Beim Code 2910 müsse ich auch nichts ins Feld "Observaciones" schreiben, aber ich dürfe das tun. Das stehe mir frei. Was ich denn da reinschreiben solle, wenn ich wolle. Darauf sie: "Transferencia entre cuentas propias" ('Überweisung zwischen eigenen Konten'). Und dann hat sie ergänzt: Das neu ausgefüllte, von einem Bancolombia-Filialmitarbeiter abgestempelte und unterschriebene Formular müsse aber bis 18 Uhr beim "Comercio internacional" eingehen. Da war es schon 17.59 Uhr. Also nicht mehr zu schaffen. Ich war mit den Nerven am Ende. Auch, weil ich Angst hatte, meinen Flug nach Deutschland zu verpassen.

Ich habe dann das Formular bei der Freundin noch einmal ausgefüllt, mit dem neuen Code, unter "Observaciones" "Venta de mi casa (transferencia entre cuentas propias)" angegeben, das Formular unterschrieben und es NICHT mehr in eine Filiale gebracht, sondern mit dem Scanner der Freundin eingescannt und dann als Anhang an gmonedas (at) bancolombia.com.co geschickt. CC: habe ich den Präsidenten von Bancolombia gesetzt (früher, da war er noch Vize-Präsident, hat er mir sogar einmal selbst geantwortet), außerdem einen anderen Mitarbeiter der weit oben in der Hierarchie steht. Ich habe mich massiv beschwert und außerdem gefragt, ob sie sich nicht für die Inkompetenz ihrer Mitarbeiter schämten. Und ich habe darauf bestanden, dass meine Überweisung nun, ohne dass ich wieder eine Filiale aufsuchen müsste, freigeschaltet wird. Andernfalls würde ich einen Anwalt einschalten. Innerhalb von wenigen Minuten antwortete mir der Mitarbeiter, der weit oben in der Hierarchie steht und mich schon von früheren Beschwerden kennt. Er werde sich persönlich darum kümmern. Ich bin dann nach Hayuelos gefahren, habe dann meinen Koffer gepackt und gerade noch meinen Flug nach Deutschland bekommen. Als ich in Deutschland gelandet bin, hatte ich schon eine Antwort des genannten Mitarbeiters. Das Geld sei nun überwiesen worden. Am nächsten Morgen war es auf meinem deutschen Konto (in US Dollar). (Allerdings hätte ich es rückblickend lieber auf mein Euro-Girokonto überwiesen. Ich hatte nicht bedacht, dass Comdirect beim Währungskonto 1% für den Wandel der US-Dollar in Euro berechnet. Da wäre ich mit der Umwandlung Pesos -> US Dollar -> Euro sicher einige hundert Euro günstiger weggekommen. Aber ich hatte damals Angst vor bösen Überraschungen beim Zwischenwandeln von US Dollar zu Euro.)

Ich liebe Kolumbien. Aber Bancolombia treibt mich regelmäßig in den Wahnsinn. Ich würde gerne zu einer anderern kolumbianischen Bank wechseln. Aber mir haben viele Kolumbianer gesagt, Bancolombia sei noch das kleinere Übel.

Jedenfalls wünsche ich euch, falls ihr Bancolombia-Kunden seid, dass ihr das Glück habt, gleich an kompetente Mitarbeiter zu geraten. So etwas zerrt doch sehr an den Nerven ...

Praktische Tipps aus dem Erlebten:

Betrifft: Bancolombia. Bei größeren Summen das Online-Banking einfach vergessen. Zuerst beim "Comercio internacional" anrufen und darum bitten, dass sie einem das Formular "Solicitud para envío y recepción de divisas" schicken. Dann das Formular zur Sicherheit gleich mehrfach leer (auch ohne Datum) ausdrucken und eines davon am besten am Morgen gemeinsam mit einer Mitarbeiterin am Telefon ausfüllen. Bei den Feldern "Numeral cambiario" und "Observaciones" sehr genau nachfragen und mehrfach klar sagen, welche Nationalität und welchen Status ihr in Kolumbien habt. Am besten danach noch einmal mit einem anderen Mitarbeiter vom "Comercio internacional" über dasselbe Thema sprechen, um zu sehen, ob derselbe "Numeral cambiario" genannt werden. Bei "Observaciones" empfehle ich, in jedem Fall etwas hineinzuschreiben, mindestens "Transferencia entre cuentas propias", wenn es nur um eigene Konten geht, besser aber zusätzlich auch eine Angabe zur Geldquelle wie "Venta de casa/apartamento". Dann am selben Morgen bei der "Mesa de dinero" (8-13 Uhr werktags) anrufen und den Wechselkurs und die resultierenden Betrag in US Dollar in die entsprechenden Felder des Formulars eintragen. Dann das Formular unterschreiben, dieses Formular, die Dokumentation zur Geldquelle (z.B. Kaufvertrag/-versprechen) und eine Kopie des Reisepasses oder, falls vorhanden, der Cédula de extranjería in eine Filiale bringen, es dort abstempeln und unterschreiben und dann zum "Comercio internacional" schicken lassen. Und dann warten und hoffen, dass keiner anruft. Ab 14 Uhr beim "Comercio internacional" nachfragen, ob die Überweisung problemlos rausgegangen ist. Falls nicht, das Formular neu, mit genannter Korrektur ausfüllen und damit wieder in eine Filiale gehen ...

Tipp zur Währung:

Wer ein US-Dollar-Währungskonto bei der Sparkasse (S-Broker) hat, kann wohl zurzeit kostenlos in Euro wandeln, also ohne die 1%-Wandlungsgebühr, die Comdirect hat. Da würde es sich wohl lohnen, direkt auf das Sparkassen-Währungskonto in US-Dollar zu überweisen. Aber in jedem Fall vorher nachfragen. Ansonsten empfehle ich, trotz doppelter Umwandlung zu unvorteilhaften Kursen (Pesos --> US Dollar --> Euro) direkt auf euer Euro-Girokonto zu überweisen.

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