März 2022: Vier Wochen Kolumbien

Hier könnt Ihr Eure Reiseberichte & Erfahrungen veröffentlichen. Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen.

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Woyzeck
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März 2022: Vier Wochen Kolumbien

Beitrag von Woyzeck »

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Danke für die ergänzenden Fotos @CaribicStefan
Dort war ich auch, kommt im Reisebericht aber erst später ;)

Für den nächsten Tag waren wir für 7 Uhr morgens mit unserem Tourguide verabredet. Als pflichtbewusster Deutscher hatte ich mir natürlich den Wecker auf 6:20 Uhr gestellt, damit ich bzw. wir um 7 Uhr startklar sind. Als der Wecker dann geklingelt hat und ich bemerkt habe, dass Marlon und Gloria keinerlei Anstalten machen, sich aus dem Bett zu erheben, hab ich mich dann auch einfach wieder hingelegt, da ich in der Hitze kaum schlafen konnte und ziemlich übermüdet war. Unser Tourguide stand um Punkt 7 Uhr vor unserer Ho(s)telzimmertür, um uns und die Gummistiefel abzuholen, die wir uns am Vortag für die Nachtwanderung im Regenwald ausgeliehen hatten. Wir lagen natürlich im Bett. Marlon hat dann kurz mit ihm gequatscht und er ist mit den Gummistiefeln abgezogen. Der neue Termin für unseren Tourstart war 7:40 Uhr.

Irgendwann gegen 7:20 Uhr haben meine beiden Begleiter es dann aus dem Bett geschafft. Gloria ist ins Bad und ich bin mit Marlon in Richtung Ortsmitte, wo unser Tourguide in seinem Büro auf uns gewartet hat. Wir hatten noch nicht gefrühstückt und dann in einem Restaurant auf der anderen Straßenseite noch "schnell" Saft, Kaffee und Rührei mit Arepas bestellt. Das hat natürlich alles eine halbe Ewigkeit gedauert und Gloria war nach wie vor im Hotel. Irgendwann ist Marlon dann zurückgegangen, um sie zu holen. Ich habe in der Zwischenzeit das Frühstück runtergeschlungen. Nach ungefähr zehn Minuten kam der Tourguide und hat mich gefragt, wo Marlon sei, denn die anderen Touris wären bereits startklar und würden auf uns warten. Ich habe versucht, ihn anzurufen, aber er ist nicht rangegangen. Nach weiteren fünf bis zehn Minuten sind sie dann endlich aufgetaucht und wir haben uns auf den Weg zum "Hafen" gemacht (im Prinzip nur eine Plattform auf dem Wasser, wo ein paar kleine Boote anlegen), wo sie dann nochmal ewig rumgetrödelt haben... der Tourguide war zum Glück ein tiefenentspannter Indigener, der das zwar offenbar komisch fand, aber sich nicht wirklich drüber aufgeregt hat.

Am Hafen angekommen hatten wir dann plötzlich aus einem mir unbekannten Grund doch noch 20 Minuten Zeit, um herumzusitzen und Kaffee zu trinken. Anschließend hat unser Guide uns durch das örtliche Plaza (d. h. Markt) geführt, wo allerlei exotische Früchte, Fisch und andere ortstypische Produkte im Angebot waren.

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Dann sind wir in ein Boot gestiegen, wo außer uns nur zwei Tschechen waren, die eine kolumbianische Übersetzerin dabei hatten. Alles in allem eine recht entspannte Konstellation, wenn man bedenkt, dass Touris dort oftmals in 10er oder gar 20er-Gruppen auf dem Amazonas rumgekarrt werden. Wir sind dann ziemlich lange auf dem Amazonas herumgefahren, haben dabei die Grenze in Richtung Peru überquert und uns einen Ort Namens Islandia zu Gemüte geführt.

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Danach sind wir an einen Ort gefahren, wo Touristen Fotos mit Affen (micos) machen können, man ein Faultier beim Klettern auf einem Zitronenbaum beobachten kann und in einem Teich ein Pirarucu herumschwimmt, der nach Fischen schnappt, die man ins Wasser wirft. Ich weiß nicht mehr, ob das noch in Peru oder schon wieder in Kolumbien war. Anschließend haben wir noch woanders ein All-you-can-eat Buffet bekommen, sind ein bisschen mit dem Ruderboot auf einem See herumgefahren und haben uns dann zu viert wieder in Richtung Leticia aufgemacht, da die Tschechen offenbar eine mehrtätige Tour gebucht hatten, in der eine Übernachtung an dem Ort enthalten war, wo wir nur zum Essen waren.

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Die Tour hat einen ganzen Tag gedauert, war eine nette Erfahrung aber irgendwie auch etwas enttäuschend, weil sehr durchgetaktet, vorhersehbar und auf die langweiligen Bedürfnisse von Standardtouristen ausgerichtet. Ich hatte mir den Aufenthalt im Regenwald irgendwie abenteuerlicher vorgestellt.

Glboetrotter
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März 2022: Vier Wochen Kolumbien

Beitrag von Glboetrotter »

Interessant zu lesen.
Ich muss da auch einmal hin, was ich zeitlich noch nie geschafft habe.
In Peru und Brasilien, kann man mit Pesos zahlen oder soll man besser eine Handvoll Dollars mitnehmen?

NB: Das kleine Äffchen auf dem Foto hat irgendwie eine Ähnlichkeit mit jemanden ;)

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Beitrag von Woyzeck »

Man kann mit Pesos zahlen. Für Brasilien haben wir bisschen was in Real gewechselt, wäre aber nicht nötig gewesen.
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CaribicStefan
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Beitrag von CaribicStefan »

Man kann in Peru und Brasilien mit Peso bezahlen. Nur verlangen sie dort den gleichen Preis, daher besser an der Grenze etwas tauschen, dann fährt man günstiger...es sei man will nur 1-2 Bier trinken dann lohnt es sich nicht.

@Woyzeck es gibt auch richtige Dschungeltouren die über Tage gehen wenn man will, die normalen Bootstouren sind halt auf den Massentourismus ausgelegt.
https://www.youtube.com/watch?v=GJm7H9IP5SU

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Beitrag von Woyzeck »

Ja, eine "richtige" Tour haben wir tatsächlich nicht gemacht, zum einen, weil wir unseren Aufenthalt zu kurz angesetzt hatten (3 Übernachtungen), meine Begleiter am dritten Tag nicht aus dem Bett gekommen sind und wir somit auf ein improvisiertes Alternativprogramm ausweichen mussten und weil gerade Off-Season ist und die Anbieter, mit denen wir gesprochen haben, diese Touren nicht mit weniger als zehn Leuten oder so durchführen. Wäre mir aber tendenziell eh zu blöd gewesen... mich in dieser Affenhitze tagelang mit einer stinkenden Mischung aus Sonnencreme und Insektenschutzspray auf der Haut mit langer Hose und langärmeligem Oberteil unter einem Haufen europäischer Dummkopf-Touris durch den Dschungel zu quälen nur für ein paar Fotos und Natureindrücke... ehrlich gesagt war ich am Ende ziemlich froh, als wir wieder in Bogotá waren.

Nico
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März 2022: Vier Wochen Kolumbien

Beitrag von Nico »

Du solltest ein bisschen an deinem Vokabular arbeiten und nicht alle als dumme europäische Touristen oder deutsche Spießer bezeichnen.
Sei froh, dass du spontane Mitreisende gefunden hast, ohne die du jetzt vielleicht noch in Bogotá rumhängen würdest, weil du alleine nichts auf die Reihe bekommst.

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März 2022: Vier Wochen Kolumbien

Beitrag von Woyzeck »

Meinen Wortschatz überlässt du bitte mir. Wenn ich bestimmte Ausdrücke wähle, um etwas zu beschreiben, ist das kein Zufall oder sprachliches Missgeschick sondern volle Absicht. Wenn dir das nicht passt, würde ich dir empfehlen, keine weitere Zeit mit meinem Bericht zu verschwenden.

Die Typen auf dem Foto waren Spießer. Ich saß eine halbe Stunde hinter denen und habe gehört, wie und worüber sie sich unterhalten haben.
Alle Europäer und anderen Touris, die ich bis jetzt in Kolumbien und speziell in Leticia getroffen habe waren Dummköpfe. Wenn jemand das anders erlebt oder andere Erfahrungen gemacht hat, kann er die Welt daran gerne in seinem eigenen Reisebericht teilhaben lassen... nur seltsamerweise sind Reiseberichte von den Leuten, die sich hier über meine Ausdrucksweise oder sonstwas beschweren ziemlich schwer zu finden...

In der Infosektion zu den Reiseberichten hier steht was von "ungeschönt" und "authentisch". Wenn ich hier Dinge sehe und Erfahrungen mache und sich daraus eine bestimmte subjektive Perspektive z. B. auf andere Touristen in Kolumbien ergibt, dann darf ich mich dazu im Rahmen eines "ungeschönt-authentischen" Reiseberichts hoffentlich äußern. Aber ja, dass irgendwer sich auf die Füße getreten fühlt, wenn jemand etwas sagt, das der eigenen Wahrnehmung widerspricht, lässt sich in Internetforen wohl generell nicht vermeiden.

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März 2022: Vier Wochen Kolumbien

Beitrag von Woyzeck »

Ich bin wieder zurück in Deutschland und habe eigentlich keine Lust mehr, hier noch ausführlich weiter zu berichten, da ich den Eindruck habe, mir diesen Aufwand größtenteils für komplexbeladene Nörgler und frustrierte Typen zu machen, die nicht akzeptieren können, dass es Menschen gibt, die anders denken und anders Urlaub machen als sie oder Dinge aus einer anderen Perspektive sehen.

Wie auch immer, hier die Kurzversion des restlichen Aufenthalts, um die Sache zum Abschluss zu bringen:

Am dritten Tag in Leticia wollten wir eigentlich nach Puerto Nariño, was aber aus zwei Gründen gescheitert ist:
Zum einen sind meine Freunde wieder eine halbe Stunde zu lange im Bett liegen geblieben und zum anderen wurde die Tour erst ab einer Teilnehmeranzahl von zehn Personen (soweit ich mich erinnere) angeboten. Wir befanden uns außerhalb der Urlaubssaison, weshalb relativ wenige Touris in Leticia waren und es wahrscheinlich sowieso nicht geklappt hätte. Wie auch immer. Wir haben dann spontan umgeplant und sind mit unserem Tourguide auf dem Amazonas zu irgendeinem relativ unspektakulären Indigenen-Reservat gefahren, wo man mit dem Ruderboot auf einem Teich rumfahren und Piranhas füttern konnte, um anschließend Cracker zu kaufen, mit denen man wiederum Papageien füttern konnte.

Nachmittags waren wir dann noch in einer Art Dschungel-Kletterwald, der ungefähr 15-20 Tuktuk-Minuten vom Zentrum von Leticia entfernt war. Dort bekam man gegen eine Gebühr einen Klettergurt verpasst und musste sich an einem Seil auf einen 30 Meter hohen Baum ziehen, um in dieser Höhe dann auf irgendwelchen Strickleitern und schmalen Brettern etc. von einem Baum zum anderen zu laufen. Die beiden Jungs, die uns dabei betreut haben, waren überaus sympathisch, aber unterm Strich fand ichs trotzdem irgendwie blöd. Außerdem hatte ich keine Lust mehr, bei der Hitze mit langer Hose und langärmeligem Oberteil herumzulaufen und wurde von den Moskitos entsprechend hart abgestraft, aber immerhin scheine ich mir keine Krankheit eingefangen zu haben. Im Rahmen dieser Aktion entstanden Fotos und Videos, die der Öffentlichkeit allerdings vorenthalten bleiben, da ich beim Klettern im Regenwald leider nicht so ganz die sportlich-dynamische Figur gemacht habe, die nötig gewesen wäre, um damit hausieren zu gehen ;)

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Am letzten Tag mussten wir gegen 13 Uhr am Flughafen sein. Wir haben trotzdem vormittags noch einen "kurzen" Ausflug nach Tabatinga/Brasilien gemacht, uns dort den Flughafen, einen kleinen Zoo, den Hafen angesehen sowie in einem Souvenirladen und einer Drogerie Dinge gekauft. Das war recht interessant und schön, auch wenn ich mir etwas blöd vorgekommen bin, da ich auf Portugiesisch an der Supermarktkasse nicht mal "Hallo, Danke und Tschüß" sagen kann.

In dem Souvenirladen haben wir bzw. meine Freunde sehr viel Zeit verplempert. Das war ungefähr zwei Stunden vor Abflug. Ich meinte wiederholt "Ähm... wir sollten uns langsam mal auf den Weg machen, sonst wird das wieder Megastress...", aber stieß damit wie immer auf taube Ohren.
So ungefähr eine dreiviertel Stunde vor Abflug sind wir dann endlich losgefahren. Auf halbem Weg sind wir nochmal stehen geblieben und ich fragte Marlon, was das nun soll. Und er meinte, wir wollten doch noch irgend so ein Coca-Eis probieren und hat sich dann allen Ernstes in Richtung einer Eisdiele bewegt, während das Boarding für meinen Flug bereits begonnen hatte. Ich dachte, er will mich verarschen und meinte dann sinngemäß "Junge, wir haben noch 20 Minuten... wenn ich diesen verdammten Flug verpasse krieg ich die Krise..." Hat er zum Glück eingesehen, wenn auch ohne die geringsten Anzeichen von Eile oder Problembewusstsein. Wir sind dann ungefähr 10 Minuten vor Abflug am Flughafen eingetroffen. Ich hatte keine Ahnung, wohin ich zum Handgepäckcheck musste und wo mein Gate war. Habe dann an einem Infoschalter gefragt und die Dame zeigte nur in eine Richtung und meinte "Corra! Corra!"... entspannteste Flughafenerfahrung ever... nicht.

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In Brasilien

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Der nutzloseste Flughafen der Welt... außer vielleicht für die Narcotraficantes, die die Avionetas benutzen, die da rumstehen.

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Für mich war es sehr angenehm, wieder in Bogotá zu sein, nicht mehr schwitzen und keinen repelente mehr benutzen zu müssen. Ich habe dann noch ein oder zweimal bei Marlon übernachtet und bin nach Medellín geflogen und vom dortigen Flughafen aus für 13 mil mit einem Bus in die Stadt gefahren. Dort wurde ich in einer relativ unschönen Gegend abgesetzt. Habe mich dann in irgendeine Ecke verzogen, um nicht Papaya zu geben und kurz auf dem Smartphone gecheckt, wie weit ich von meinem Hotel entfernt bin. Es waren nur 1,5 Kilometer, also bin ich zu Fuß losgegangen. Auf der Straße waren recht viele Obdachlose, Paintsniffer und ñeros, die mich interessiert begutachteten und ich dachte mir "Scheiße, wo bin ich hier gelandet?", dann hat eine Frau mich angesprochen und gefragt, wo ich hin will. Ich war angesichts der Rahmenbedingungen ein wenig im Abwehrmodus und meinte nur, ohne stehenzubleiben "A mi hotel, está cerca, muchas gracias!", wobei sie dann fast die ganze Strecke vor mir gegangen ist und mir offensichtlich tatsächlich helfen wollte... peinlich.

Das Hotel war war spottbillig und entsprechend schmucklos, mit Fenster in Richtung Treppenhaus und in einer ziemlich heruntergekommenen Gegend, einen guten Kilometer vom Plaza Botero entfernt. Bin dann ein wenig in meinem neuen Barrio herumgelaufen und es hat mir eigentlich doch ganz gut gefallen, obwohl oder gerade weil ich der einzige Ausländer weit und breit war. Die Leute haben mir keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt und die Atmosphäre war sehr entspannt.

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Da ich in Medellín leider niemanden kannte und auch der Versuch fehlschlug, kurzfristig ein Treffen mit einer Pornochat-Bekannten zu arrangieren, mit der ich schon länger nicht mehr geschrieben hatte, war ich in Medellín mehr oder weniger auf mich allein gestellt. Ich bin dann am zweiten Tag mit dem Taxi zum Parque Lleras gefahren, der sich gerade in remodelación befindet. Die Gegend um den Parque Lleras fand ich ziemlich uninteressant, da sie offensichtlich auf zahlungskräftige Sex- und Partytouristen ausgerichtet ist. Die Gesellschaft jener Touristen ist mir glücklicherweise weitgehend erspart geblieben, da ich mich dort um etwa 13 Uhr an einem Werktag aufgehalten habe. Ich bin dann von dort zuerst durch El Poblado und dann ein paar Kilometer mehr oder weniger ziellos durch die Stadt gelaufen, bis ich irgendwann in einer Gegend war, wo nur Autohäuser und andere langweilige Sachen waren. Dort habe ich dann per Cabify ein Taxi gerufen, das mich etwa drei Kilometer zum Plaza Botero gefahren hat. Die schmuddelige Atmosphäre mit abgehalfterten Straßenprostituierten und unzähligen Verkaufsständen mit Fake-Klamotten hat mir gefallen.

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Döner in Medellín... der Inhalt war tatsächlich halbwegs authentisch, das "Brot" hingegen naja... mit der kolumbianischen Definition von Brot hab ich generell so meine Probleme, aber gut, nicht alles kann dort besser laufen wie in Deutschland...

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Gegend um den Parque Lleras

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Irgendwann meinte jemand im Vorbeigehen, ob ich Koks will, was ich bejahte. Habe dann zwei Tütchen mit einem Inhalt von jeweils angeblich einem Gramm (dürfte weniger gewesen sein) für 20 mil erworben. Das Zeug war ungefähr zu 50% mit Laktose gestreckt, was angesichts der Umstände, unter denen der Kauf zustandegekommen ist, zu erwarten war, aber gut... bei dem Preis darf man sich nicht beschweren. Habe mir das dann im Hotelzimmer an einem Abend reingelötet und mich im Anschluss ziemlich schlecht gefühlt, woraufhin das Thema für mich erledigt war.

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Plaza Botero

Ansonsten ist in der Woche tatsächlich nicht viel passiert. Ich hatte keine Lust, mir Guatapé oder sonstige Touristenziele allein anzuschauen und bin meist einfach zu Fuß durch die Stadt gelaufen. Habe mir dann eine Karte für die Metro besorgt, bin zur Station Acevedo, von dort mit der Metrocable Linie K bis zur Endstation Santo Domingo Savio und dann mit der Linie L(?) weiter zum Parque Arví gefahren. Man hat von der Seilbahn aus einen schönen Ausblick über Medellín und die informellen Siedlungen am Stadtrand. Ich hatte das Glück, allein in der Kabine zu sein und hemmungslos Glotzen und Fotos machen zu können. Da es schon 17 Uhr und das Wetter recht regnerisch war, bin ich am Parque Arví nicht ausgestiegen sondern einfach sitzen geblieben und wieder zurückgefahren.

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Insgesamt hat mir Medellín sehr gefallen. Die Menschen sind supernett und kontaktfreudig (wobei das eigentlich meiner Erfahrung nach überall in Kolumbien so war...). In dieser Stadt liegt irgendwie eine gute Laune in der Luft, die sofort auf einen übergeht, wenn man sich im öffentlichen Raum bewegt. Trotzdem fand ich es nicht so eklatant schöner, besser oder spannender als z. B. Bogotá, auch wenn viele Leute mir das prophezeit hatten. Hatte aber sicher auch damit zu tun, dass ich in Medellín allein unterwegs war und entsprechend nicht so die interessanten Erfahrungen gemacht habe, die ich gemacht hätte, wenn ich dort mit Locals unterwegs gewesen wäre.

Ich bin dann von Medellín aus zurück nach Bogotá und habe noch einmal bei Marlon übernachtet. Da mein Abflug am nächsten Tag erst um 23:55 Uhr war, haben wir vormittags noch ein Auto gemietet (für welches ich als "Hauptmieter" eingetragen war, weil es scheinbar einen Rabatt für Ausländer gab... Führerschein wollten sie nicht sehen :lol: ) und sind nach Ráquira gefahren. Das ist ein Ort, der knappe 200 Kilometer nördlich von Bogotá liegt und im Prinzip nur aus ein paar Restaurants und Souvenirläden besteht, in denen es größtenteils den gleichen Kram gibt wie in allen anderen Souvenirläden die ich in Kolumbien gesehen habe. Ich fand das alles ziemlich unspektakulär und habe mich ein bisschen darüber geärgert, dass ich deswegen fast meinen Rückflug nach Deutschland verpasst hätte, weil auf dem Rückweg nach Bogotá Megastau war und wir für die Strecke über vier Stunden gebraucht haben... bin dann ungefähr 90 Minuten vor Abflug am Flughafen angekommen und alles hat problemlos geklappt, auch wenn der Gedanke an die Rückkehr nach Deutschland mich extrem frustriert hat.

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Alles in allem lässt sich sagen, dass ich in Kolumbien eine unglaublich gute Zeit hatte und das Land bzw. der Aufenthalt dort meine Erwartungen weit übertroffen hat. Werde demnächst einen Flug für Ende November buchen und mich dann per Touristenvisum für mind. drei Monate in einem Airbnb in Bogotá einmieten.

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Jayko
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März 2022: Vier Wochen Kolumbien

Beitrag von Jayko »

Freut mich sehr für dich, dass du alles in allem eine schöne Zeit hattest, trotz des ganzen Stress, den dir die Unbekümmertheit deiner Bekannten gemacht hat. Aber es ist halt schon irgendwie eine andere Welt, an die man sich als stets auf Pünktlichkeit und Sorgfalt disziplinierter Deutscher erstmal gewöhnen muss.
Kann mich von meinem Aufenthalt auch an einige Situationen erinnern, in denen die Gelassenheit in Kolumbien stark an meinem Geduldsfaden genagt hat. Etwa als ich zusammen mit meiner Freundin und ihrem Sohn nach Guatapé gefahren bin und wir erst eine gute Viertelstunde nach der eigentlichen Abfahrt des Busses am Abfahrtsort ankamen. Als ich mich aber erstmal an die Mentalität und das "Es wird schon alles klappen"-Gefühl gewöhnt hatte ging es für mich aber und ich muss sagen, dass ich das hier in Deutschland extrem vermisse.

Ich für meinen Teil habe mich sehr gefreut, deine Berichte zu lesen, sehr ausführlich und ohne durch die Blume zu reden.

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Woyzeck
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März 2022: Vier Wochen Kolumbien

Beitrag von Woyzeck »

Naja, Stress ist das falsche Wort. Ich war in Kolumbien einfach nie in der Stimmung, mich ernsthaft über irgendwas aufzuregen, zumal am Ende ja doch immer alles geklappt hat... aber ja, in solchen Situationen wird der Mentalitätsunterschied sehr deutlich. Muss man einfach locker nehmen... bestimmte Sachen, die in Deutschland ein Problem oder ein Grund sich zu ärgern wären, sind das in Kolumbien nunmal nicht. Aber ja, den Rückflug nach Deutschland zu verpassen und für ~500€ neu buchen zu müssen hätte mich dann doch bisschen schockiert... wobei ich meinen kolumbianischen Kumpel in diesem Zusammenhang erstmals "in action" erlebt habe. Er ist mit 80 km/h durch die Stadt und über so ziemlich jede rote Ampel gerast, damit wir rechtzeitig ankommen :lol:
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Holger78
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März 2022: Vier Wochen Kolumbien

Beitrag von Holger78 »

Vielen Dank für die ausführlichen Berichte. Freut mich das es Dir dort sehr gut gefallen hat und du bereits die nächste Reise planst.
Ja, die Gelassenheit. Genau das ist es, was mich an diesem Land so fasziniert. Hier machen sich die Leute keinen Stress.
Ich genieße das immer sehr wenn wir mal wieder bei den Verwandten zu Besuch sind.
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CaribicStefan
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März 2022: Vier Wochen Kolumbien

Beitrag von CaribicStefan »

Hab Dank für deine Berichte und coolen Fotos... in Kolumbien gibts noch soviel zu entdecken!
https://www.youtube.com/watch?v=GJm7H9IP5SU

HarryF
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März 2022: Vier Wochen Kolumbien

Beitrag von HarryF »

Danke für deinen Bericht, ich fand ihn toll zu lesen! War teilweise wirklich witzig. Habe immer Blutdruck bekommen, wenn Marlon und Freundin mal wieder nicht in die Pötte gekommen sind, haha.
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Tenere-wue
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März 2022: Vier Wochen Kolumbien

Beitrag von Tenere-wue »

Danke für die Berichte,
Ja ja, in Locombia muß man eine neue Zeitrechnung lernen. Keiner motzt wenn man mal 5 min später kommt. Grüße
-vive tu sueno !

Milawesi
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März 2022: Vier Wochen Kolumbien

Beitrag von Milawesi »

Ich bin erfreut deinen Reisebericht mit den schönen Bildern lesen zu können.
In Locombia gehen die Uhren stets anders als in Europa. Aber dennoch kann man sich auf Vereinbarungen etc. verlassen, auch wenn nicht immer alles pünktlich zugeht. Mir persönlich kommt die Gelassenheit sehr entgegen, weil sie meinem Naturell entspricht und ich zeitlich oder terminlich unter Druck schlecht zurechtkomme :-)
Den Eindruck von den Menschen in Medellín kann ich bestätigen. Überraschend sind die Menschen hier sehr serviceorientiert, verstehen sich auf den Handel und sind freundlich und hilfsbereit. Ich fühle mich in allen Barrios sicher. Am unsichersten fühlte ich mich in Poblado, was ich nicht besonders mag und nicht verstehen kann, dass so viele Touristen dort absteigen. Laura, ein Frau die ich kennlernte und mit ihren 8 Schwestern und 5 Brüdern in der Comuna 13 aufwuchs, sagte mir, Comuna 13 ist sicherer als Poblado...
Einmal habe ich mein Handy im Bus verloren. Ich habe nicht damit gerechnet, es wieder zu bekommen. Aber jemand war so freundlich und hob es für mich solange auf, bis ich es abholen konnte.
Das spricht für die Menschen...

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