Wieder ein sehr lesenswerter Bericht von dir, hab vielen Dank.
Ich wollte mir damals eine kreditkarte von meiner Bank ausstellen lassen, aber da hatte ich die selben Probleme wie du sie schilderst: Kein Kreditgeschichte... habe es dann nach vielen Versuchen dann einfach bleiben lassen und zahle dann bar oder überweise direkt.
@gordito - Du bist einfach noch zu frisch in Kolumbien um einen Kredit zu beantragen. Bei mir ist es so, ich bin genauso wie du es beschreibt. Kleine Haushaltgeräte, etc in effektiv und fertig. Die Zinsen für die Kredite sind für uns eine Räuberei. Da ich nun schon einige Zeit in Kolumbien lebe und immer schön alle Rechnungen online bezahle, liegt bei der Bank eine Historie von mir vor. Fakt ist nun, dass ich von der Bank öfter mal telefonisch oder per WA Angebote erhalte eine Kreditkarte mit einem Limit von 15 Millionen zu beantragen zu den hier hiesigen Zinsen -klar. Was ich mitteilen wollte, mit einer Zahlungshistorie bekräftigt du das Vertrauen der Bank und im laufe der Zeit wirst du Kreditwürdiger und es wird einfacher mit den Mädels/Jungs von der Bank zu verhandeln. Wünsche Dir jedensfalls das du Haien aus den Weg gehen kannst. Suerte.
danke für den Einblick in deine steuerlichen und finanziellen Abenteuer. @axko hat ja schon einen Punkt angesprochen – dass man mit einer Zahlungshistorie wohl eher Kreditwürdigkeit aufbaut. Aber deine strikte Cash-Philosophie kann ich trotzdem gut verstehen!
Mir kamen beim Lesen noch ein paar andere Gedanken:
Spannend, dass deine Frau in ihrem Leben noch nie eine Steuererklärung abgeben musste. Ist das denn jetzt nötig, weil du sie so gut abgesichert hast, oder wie kommt das?
Und zu deiner deutschen Steuer: Du schreibst, seit deinem Renteneintritt 2018 hättest du nichts mehr vom Finanzamt gehört. Ich will jetzt wirklich kein Unheil prophezeien, und ich bin wahrlich kein Freund vom deutschen Fiskus, aber: Bist du da ganz sicher? Nur weil keine Post kommt, heißt das ja nicht, dass da nichts mehr kommen kann. Gerade bei Auswanderern meldet der Fiskus sich gerne mal Jahre später. Ich hoffe für dich, dass das nicht passiert, aber ein bisschen mulmig wäre mir da schon.
Was die Waschmaschine und die Banken angeht... mein Gott, die Zinsen hier sind ja wirklich jenseitig! Da geb ich dir vollkommen recht. Aber irgendwie musste ich auch ein bisschen schmunzeln. In so vielen Beiträgen lese ich von dir, was in Deutschland alles schiefläuft und wie viel besser du es hier gefunden hast. Und jetzt bist du hier auch schon genervt von der Bürokratie und den Kreditkonditionen. Vielleicht ist das Gras auf der anderen Seite ja nicht immer viel grüner, sondern manchmal nur anders grün – und manchmal hat es einfach auch braune Flecken, oder?
Aber wie gesagt: Hauptsache, die neue Maschine wäscht! Alles Gute euch beiden.
28.08.: Bei diesem Datum gilt es erst einmal dem Forum von Herzen zu danken für die vielen Informationen, durch die ich hier reibungslos Fuß fassen konnte und mir und meiner Frau eine neue Existenz aufgebaut habe.
An diesem Datum vor zwei Jahren sind wir am Flughafen Pereira nach 24-stündiger Reise eingeschwebt. Damit begann mein entschleunigtes Leben als Rentner im Ausland. Nach vier Wochen war ich erneut verheiratet, nach weiteren 2 Monaten hatte ich mein Visum M.
Die Auswanderung nach Kolumbien war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Das Gras ist hier eine andere Sorte wie in Deutschland, dafür aber ganzjährig grün. Hier ist halt manches anders, daran muß man sich erstmal gewöhnen. Hat man das geschafft, will man nicht mehr weg.
Es ist nicht nur bei mir so, sondern bei den anderen Deutschen, die ich hier kennengelernt habe und die schon z.T. Jahrzehnte hier leben, nach meiner Einschätzung auch nicht anders.
DANKE!
Ich bin berührt davon, wie viele Leser seit 2 Jahren meine Berichte aufgerufen haben. Danke an alle, die auch was dazu geschrieben haben. Das macht mir das Schreiben leicht und das Forum lebendig.
Ich hoffe, so schnell geht mir nicht die “Munition” aus…..
01.09.: Der Kreditvermittler des Elektroladens hat uns gestern am Vormittag besucht. Er wollte nochmal meine Kontoauszüge sehen. Also nochmal ausdrucken. Ferner bat er, daß wir einen Bürgen benennen. Unser Getränkelieferant Yeison hat sich freundlicherweise dazu bereit erklärt. Aus Rücksicht auf meine Frau bin ich ruhig geblieben. Wäre ich alleine, wäre die ganze Nummer an diesem Punkt zu Ende gewesen.
02.09.: Ich wollte gerade meine Frau zum Friseur fahren, da steht der nette Kreditvermittler wieder auf der Straße. Diesmal mit Verstärkung, damit diese auch kontrollieren kann, ob wir da wohnen, wo wir wohnen. Bei Yeison das gleiche procedere. Es rauscht in meinen Ohren, das habe ich immer, wenn mein Blutdruck die Marke 180 übersteigt.
Ich halte euch auf dem Laufenden!
SOAT
Morgen geht unser Roller zur Jahresinspektion. Gleichzeitig müssen wir auch eine neue SOAT-Versicherung wieder für ein Jahr abschliessen. (SOAT, das ist die kol. Mindestversicherung, die bei Unfällen NUR Personenschäden abdeckt.)
Unweit unserer Wohnung ist eine KFZ-Prüfstelle, die diese Versicherung verkauft. Das war unser erster Boxenstop.
“Neuer SOAT für den Roller? Kein Problem.”
Trotz vorhandenem Kartenlesegerät geht aber nur Barzahlung. Ich werde hellhörig.
“Tut mir leid, ich habe nicht genug Bargeld dabei, wenn Kartenzahlung nicht geht, sorry.….”
Wir gingen.
Genauso verzichte ich auf Handyshops, die auch Verträge vermitteln. Natürlich alles nur bar.
Woher weiss ich, ob die Versicherung, die auf dem Ausdruck erscheint, überhaupt existiert oder ob das eine Fake-Rechnung ist?
Gegenüber dem “Nebraska” ist eine Großtankstelle. Daneben ist der örtliche Energieversorger, wenn man seinen Strom anmelden will. Dahinter ist eine Prüfstelle nur für Motos. Tatsächlich hängt dort eine große Tafel aus, was welche Dienstleistung kostet. Sieht für mich seriös aus.
Eine Dame sitzt draußen als Anmeldung. Sie bittet uns in das office.
Eine Viertelstunde später haben wir den neuen Vertrag mit einer Versicherung, die auch in Deutschland bekannt ist. Zahlung mit Karte, kein Problem. In einem Jahr sehen wir uns wieder.
FINANZAMT
Das Thema ist ja auch hier im Forum schon mehrfach thematisiert worden. Daher will ich nur kurz darauf eingehen.
In meinem Fall habe ich mich mit meinem Anwalt beraten. Er ist Fachanwalt für Steuerrecht, Schuldnerberater und bereitet Insolvenzverfahren vor. Daher kannten wir uns auch. Er hat auch die Steuerberatung, die mich bis Ende 2017 betreut und dann mein Ingenieurbüro beim Finanzamt abgemeldet hat.
Wenn dich das Finanzamt zur Abgabe von Erklärungen auffordert, du das aber nicht machst, schätzen sie dich ein. Du reagierst weiter nicht. Dann versuchen sie irgendwann deine Rente zu pfänden. Grundsätzlich geht das. Dabei muß aber auch das Finanzamt die Pfändungsfreigrenzen beachten. Das bedeutet, daß die Rentenversicherung prüfen muß, ob dir noch genug zum Leben bleibt. Alles Abräumen geht also nicht.
Für Ehepaare liegt derzeit der nicht pfändbare Freibetrag bei etwas über 2000 Euro. Die erreiche ich bei weitem nicht. Eine Pfändung meiner Rente -egal von wem- kann zwar versucht werden, läuft mangels pfändbarer Masse aber ins Leere. Bei mir ist nichts zu holen, bis zu meinem Tod. Ich bin mittellos und lebe mit meiner Frau am (deutschen) Existenzminimum. Also: tranquilo.
Feliz cumpleanos!
Francisco, der älteste Sohn meiner Frau, wurde gestern 47. Er hat sich selber einen Gebrauchtwagen geschenkt. Hier in Cartago. Meine Frau hat ihn heute bezahlt. Das Geld hatte Kiko per WU gestückelt geschickt. Wir wünschen ihm und seiner Familie damit viel Freude.
Meine Frau ist nun 64. Mit 16 Jahren hat sie sich von ihrem Geld, das sie sich als Maiskolben-, Kaffee- und Baumwollpflückerin verdient hat, ihr erstes gebrauchtes Kleid gekauft. Sie muß entzückend darin ausgesehen haben. Ein Jahr später war sie Mutter: Francisco war da.
In der Notaufnahme
Eines Abends klagte meine Frau über leichte Schmerzen mi linken Arm. Da ihr eine Ärztin geraten hatte, dann sofort die Notaufnahme aufzusuchen, habe ich sie mit unserem Roller auch direkt zur Uniklinik hier in Cartago gefahren. Die security am Eingang begleitete meine Frau zur Aufnahme ihrer Daten, dann: Warten in der Wartezone mit mindestens 25 andere Patienten.
Nach einer halben Stunde wurde sie ins Behandlungszimmer gebeten. Blutdruckmessen und EKG.
Eine weitere halbe Stunde später kam ein Arzt zu ihr. Mich fragte er, ob ich wisse, welche Medikamente meine Frau nimmt und ob sie diese auch regelmäßig einnähme. Ich habe das verneint. Ich weiss nicht, welches das wären, es wäre mir auch egal und ich würde auch nicht kontrollieren, ob sie diese nimmt, denn sie sei eine selbstbestimmte Frau.
Und wieder raus in den Wartebereich. Leerlauf.
Zwei junge Polizisten, ein Mann und eine Frau, führen einen jungen Mann herein. Seine Arme sind hinten im Rücken mit Handschellen fixiert.
Eine Seniorin mit weissem Haar wird mit der Ambulanz eingeliefert. Sie ist mit einer Decke zugedeckt. Die Füße bewegen sich, sie lebt also noch. Die Augen sind geschlossen, der Mund ist kreisrund offen. Das sehe ich nicht zum ersten Mal. Sie liegt im Sterben. Nach einigen Minuten wird sie ins Hospital geschoben.
Um halb elf löst mich eine Schwester meiner Frau ab. Ich fahre heim, mache aber in dieser Nacht kein Auge zu. Morgens um 7 kommt meine Frau mit dem Taxi. Um halb vier am Morgen hat ihr der Arzt erklärt, sie brauche sich kein Sorgen machen, sie sei soweit kardiologisch gesund.
Als sie kurz nach 6 am frühen Morgen die Notaufnahme verlässt, steht dort bereits eine Warteschlange von 50 m Länge. Als sie um die Ecke zum Taxistand geht, weitere 50 Meter Patienten, die in die Notaufnahme wollen. Kann das eine Notaufnahme überhaupt schaffen?
Kardiologie
Bereits vor dem Besuch der Notaufnahme der Uniklinik in Cartago hatte meine Frau einen Termin in einer Spezialklinik vereinbart, wenige Tage später in Pereira. Wie kam es dazu?
Man hatte ihr in der Klinik unserer Krankenkasse Nueva EPS geraten, sich einmal kardiologisch gründlich untersuchen zu lassen. Da meine Frau im Gegensatz zu mir sowas ernst nimmt, hat sie sich auch umgehend um einen Termin bemüht. Eine Untersuchung bei unserer Krankenkasse innerhalb des monatlichen Budgets wäre mit annehmbarer Wartezeit möglich gewesen in Barranquilla (2 Tage Anfahrt) oder Cali (1 Tag Anfahrt). Daraufhin hat sie eine Spezialklinik einer anderen Krankenkasse in Pereira konsultiert:
“Ich bin bei der Nueva EPS versichert. Kann ich mich bei Ihnen auch kardiologisch untersuchen lassen?”
“Gerne, kein Problem, allerdings müßten Sie selber zahlen.”
“Wieviel wäre das denn?”
“700.000 COP (151 Euro) in bar bitte.”
“Das passt. Wann könnte ich denn kommen?”
“Passt Ihnen nächste Woche? Tag X, am Vormittag um 9 Uhr?”
“Perfekt, vielen Dank und bis dann.”
Meine Frau ist am Vortag mit dem Rumpelbus nach Pereira gefahren und hat bei ihrer Schwester übernachtet, damit es für sie am nächsten Morgen stressfrei zur Klinik geht.
Im Ergebnis ist festzuhalten, daß meine Holde kardiologisch gesund ist. Das freut mich. Sie hat das Herz auf dem rechten Fleck. Ich wußte es doch….
Im August konnte ich neben dieser Summe weitere 230.000 COP (50 Euro) für ihre Medikamente beim Cruz Verde, das ist eine hiesige Apothekenkette, ausbuchen. Daher wurde unser Sparschwein im August auf Nulldiät gesetzt.
An der Kreditfront
Seit einer Woche haben wir weder etwas von der nationalen Bausparkasse noch vom Waschmaschinenkredit gehört. Egal, wie das ausgeht, ich werde zukünftig von Krediten Abstand nehmen.
Warum?
Ein Kredit von privat wird mit 2% verzinst, im Monat. Wucher im Quadrat.
Die Waschmaschine kostet bar 1,7 Mio. COP (366 Euro). In 12 Monatsraten werden daraus 3,1 Mio COP (668 Euro). Wucher.
Ein Kredit für ein gebrauchtes, privates KFZ liegt bei 20 % p.a. Das ist unverschämt.
Ein Hypothekenkredit liegt bei 16 %. Da winke ich gerne ab.
Wir werden das, was wir kaufen wollen auch weiterhin cash bezahlen, auch ein Haus. Die Guthabenzinsen für meine Frau bei der Bank “mundo Mujer” betragen derzeit 10 % p.a. Bei einer Inflation von rund 7% ist das nicht berauschend, aber erträglich. Zu ihren Zinserträgen lege ich weitere 10 Mio. COP im Jahr dazu, in vier Jahren kaufen wir uns eine Haus unserer Wahl. Nix Kredit. Bis dahin mieten wir was renoviertes im Villa los Robles oder was anderes, was zu uns passt.
Seid alle herzlich gegrüßt, vor allem Macondo, der gerade in Ruanda schuftet. Komm gesund wieder, lieber Freund!
Servus lieber Gordito,
vielen Dank für deinen Gruss, gleichfalls und auch liebe Grüße an deine Frau und an den Deutschen Stammtisch. Ja, hier in Ruanda ist viel Stress angesagt, aber es läuft alles gut soweit. Ich habe in Pereira übrigens einen sehr guten Kardiologen und auch einen überragenden Venenspezialist. Frag meine Frau nach den Kontaktdaten.
Es ist immer wieder schön deine Berichte zu lesen und ich amüsiere mich prächtig über deinen lustigen Schreibstil. Da wir uns kennen kann ich mir deine Abenteuer bildlich noch leichter vorstellen, zumal ich ähnliche Erlebnisse mit der Eingewöhnung an das schöne Kolumbien hatte, als ich vor vielen Jahren ankam. Mach weiter so, lieber Freund, alles Gute, Macondo
Vielen Dank für die Einblicke, @gordito54. Vor allem die Schilderung aus der Notaufnahme und der Umgang mit dem Gesundheitssystem fand ich sehr bewegend. Das hat mir nochmal sehr deutlich vor Augen geführt, unter welchem Druck und mit welchen Ängsten viele Menschen hier täglich leben müssen.
@Macondo, ich verstehe deinen Punkt, dass man Erlebnisse mit Humor nehmen kann, besonders wenn man schon länger hier ist und vielleicht abgehärteter ist. Der Schreibstil von @gordito54 wirkt auf mich nicht lustig, sondern sehr real und direkt. Vielleicht liegt es wirklich an der eigenen Perspektive.
Wenn man, wie du, bestens abgesichert ist, einen exklusiven Zugang zu Top-Ärzten hat und in einem ganz anderen finanziellen und sozialen Umfeld lebt, mag man so einen Bericht vielleicht als amüsante Anekdote lesen.
Ich finde es wichtig, dass wir im Forum diese unterschiedlichen Realitäten anerkennen. Für den einen ist Kolumbien das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, für den anderen ein täglicher Balanceakt am Rande des finanziell Machbaren. Beides ist wahr.
In diesem Sinne: @gordito54, danke für deine offenen Worte. Sie haben mir wieder mal gezeigt, wie unterschiedlich das Leben hier sein kann.
Auch von mir vielen lieben Dank für deinen Bericht.
Er zeigt mal wieder, wie unterschiedliche die Dinge liegen können im Vergleich zu anderen Ländern.
Wer sich für ein Leben in Kolumbien entscheidet, muss damit rechnen das er eben "Schlange steht" bei der Notaufnahme.
@Benjamin
ich glaube @Macondo meinte damit nicht den Bericht der Notaufnahme an sich sondern eher die Feststellung dass Gordito54 sich nun sicher sein kann das seine Frau das Herz am rechten Fleck hat. Sowie auch weitere Sätze in der Summe seiner Berichte.
Vorab möchte ich zuerst zwei Dinge ansprechen.
Wenn ich Macondos Beitrag richtig gelesen habe, dann mag er die humorvolle Art und Weise, WIE ich berichte. Etwas anderes ist natürlich, über WAS ich berichte, denn das ist nicht immer die schönste Seite von Colombia. Aber keiner der Deutschen hier im Eje Cafetero, die ich persönlich kennengelernt habe, auch er nicht, würde sich abfällig über unser Gastland und die Zustände hier äußern. Wir sind alle mit Kolumbianerinnen verheiratet und wussten, worauf wir uns hier einlassen.
Ferner stand noch die Frage im Raum, warum meine Frau erst jetzt mit 64 Jahren ihre erste Steuererklärung abgibt. Nun, zur Abgabe ist der verpflichtet, der ein bestimmtes Einkommen überschreitet. Derzeit sind das 202 Mio. COP Bankguthaben und/oder Immobilien oder ein jährliches Einkommen von über 62 Mio. COP. Meine Frau hat im Leben die jeweils jährlichen Grenzen nie erreicht. Das Finanzamt kümmert sich auch nur dann darum, wenn man angeschwärzt wird oder erheblich über dem Limit liegt und das auch auffällt. Wir haben die Steuererklärungen auch nur gemacht, weil einerseits die nationale Bausparkasse das nachgefragt hat und ich im nächsten Jahr mein Visum R beantragen muß. Spätestens dann wird danach gefragt werden.
Was gibt es denn Neues?
Plaza Bolivar
Am letzten Mittwoch bin ich abends, als meine Frau in der Kirche war, zur Bank geflitzt, um Bargeld zu ziehen. Ich stellte den Motorroller gegenüber der Bank ab (die Verkehrspolizei hat ja Feierabend). Als ich mich vom Parque Bolivar Richtung Bank auf den Weg mache, höre ich neben mir ein Geräusch. Ich sehe nach rechts. Nichts. Ich sehe nach rechts unten.
Ein halber Mann sitzt auf einem Brett. Das habe ich auf dem indischen Subkontinent erwartet, nicht hier. Er hat keine Beine mehr. Das Brett ist etwa 40 cm breit und 50 cm lang. Es hat vier Rollen. Er hat in jeder Hand ein Brettchen mit einem Griff, das er auf die Erde drückt, dann bewegt er das Rollbrett, auf dem er sitzt, nach vorne.
Wieder zu Hause, habe ich darüber nachgedacht. Sowas kannte ich bisher nur aus den Bildbänden von Rien Poortvliet über die Zeit um 1566 in den Niederlanden. Oder aus dem Comic.
Das kolumbianische Gesundheitssystem ist zwar nicht perfekt, aber wer so verkrüppelt ist, kriegt garantiert einen Rollstuhl von der EPS. Ich sehe jeden Tag genug Behinderte vor den Ampeln im Rollstuhl betteln, und sie haben alle noch ein Bein. Schlimm genug.
Ist das etwa eine besonders perfide Art zu betteln? Ich habe keine Antwort darauf. Sowas sehe ich hier zum ersten Mal…..
An der Kreditfront….
.. ist Ruhe eingekehrt. Es gibt keinen Waschmaschinenkredit. Ich bin nicht böse darüber, im Gegenteil. Für knapp 1,7 Mio COP (rund 370 Euro) incl. Lieferung kriegt man hier das Modell unserer Wahl incl. Aufbau bei allen Anbietern. Das sind deutlich weniger als die 3,1 Mio. COP per 12-monatigem Kredit. Man könnte auch sagen, daß ich für den Kreditpreis fast zwei Maschinen cash kriege und ein Riesen-Blumenstrauß für meine Frau auch noch drin wäre.
Die nationale Bausparkasse sucht das Gespräch mit uns. Man sehe doch neben dem Kreditscore noch andere Möglichkeiten der Finanzierung einer Immobilie. Nur zu! An uns wird es nicht liegen.
Wir werden in der nächsten Woche wieder nach Pereira fahren, um auszuloten, wie die Dinge stehen. Natürlich würden wir die Finanzierung der FNA bevorzugen, denn sie liegt zwischen 8 und 12% p.a.
Hausbesichtigung
In der Straße von unserem Barrio Richtung Transito wurde ein Haus renoviert. Nun stand es zum Verkauf. Die Front ist 5 m breit. 3,50 Meter davon auf der rechten Seite nimmt ein aufschiebbares Schaufenster ein. Das eröffnet einen etwa 15 m² “großen” Verkaufsraum. Daran schliesst sich ein kleiner Sanitärraum an.
Auf der linken Seite der Front ist eine Tür, die nach 2 Stufen (Achtung Motorroller!) den landestypischen Gang nach hinten öffnet. Rechts auf diesem Gang befindet sich ein kleiner, fensterloser Raum, danach ein fensterloses Minibad und wieder ein fensterloser, kleiner Schlafraum.
Der Gang endet in einer Küche, daran schließt sich das unvermeidliche Patio an, der nach oben offene Allzweckraum, den wir nicht brauchen.
Die Wände sind frisch gestrichen, jedoch schimmert untern bereits wieder die hellbraune Feuchtigkeit durch. Alle Häuser hier haben diesen Baumangel, denn die Wände über den Fundamenten sind nicht gegen aufsteigende Feuchtigkeit isoliert. In diesen Häusern riecht es immer muffig.
Für diesen architektonischen Albtraum werden 135 Mio COP (fast 30.000 Euro) verlangt. Von mir: nicht einen Peso.
Zumindest das Ladenlokal ist derzeit vermietet. Ich bin kein Kaufmann, aber wie eine Damenboutique auf 15 m² Verkaufsfläche überhaupt die Ladenmiete erwirtschaften soll, ist mir ein Rätsel. Auf einer derart kleinen Verkaufsfläche Miete plus Gewinn erzielen, geht nach meiner Lebenserfahrung nur, wenn in der Mitte ein großes Bett steht.
Die Immobilienpreise IN CARTAGO sehen derzeit so aus:
1. klassischer Altbau (estrato 2 oder 3), muffig, mangelhafte Innenbeleuchtung, komplett sanierungsbedürftig:
135-150 Mio. COP (30.000-35.500 Euro). Je nach Zustand dieser Ruine steckst du mindestens 20 Mio. COP (4.300 Euro), aber eher 50 Mio. COP (11.000 Euro) rein, wenn das ein Haus nach deinen Wünschen werden soll. Der Muff bleibt dir aber. Diese Lösung kommt für uns aus mehren Gründen nicht in Frage.
2. Neubau in der Nähe des Sportflughafens:
Dort kriegst du ein neues Haus schlüsselfertig für 135 Mio. COP (30.000 Euro). ABER: es gibt keine Infrastruktur, also keine Straße. Ein Haus auf der grünen Wiese. Das ist was für junge Familien MIT AUTO. In spätestens 2 Jahren wird dort alles bebaut sein. Einmal im Monat wird ein Haus fertig.
3. Bauträger:
Die Reihenhäuser stehen schlüsselfertig da mit Infrastruktur. In diesen Neubaugebieten steht ein Reihenhäuschen neben dem anderen. Alle sind innen gleich. Das hat den Charme einer (neuen) Legebatterie. Da geht es ab 190 Mio. COP (fast 40.000 Euro) los. In Pereira kriegst du für diesen Preis kein Apartamento. Das sprengt unser Budget.
Durch einen Zufall hat man uns im Neubaugebiet Nueva Cartago ein Haus angeboten, das so gut wie neu (2021) ist, aber nicht im Internet auftaucht. Es hat Hanglage und liegt in einer Kurve. Daher nimmt man die Nachbarn nicht als solche wahr, weil man sie nicht sieht. Gegenüber liegt nur eine Häuserzeile gleicher Bauart. Ich habe keine Baumängel erkannt. Das Dach ist ein Satteldach, KEIN Flachdach, PVC-gedeckt mit darüber liegender klassischerer Bedachung. An der Decke sind keine Wasserflecken sichtbar.
Das Pacio ist auf einen kleinen Raum reduziert, dafür hat das Schlafzimmer ein direkt angrenzendes Bad. Ein Calentador, also Warmwassertherme für Gas, braucht nur noch installiert werden, die Anschlüsse sind da. Ebenso ist eine brauchbare Küche da, die erweitert werden würde. Sie ist aber nicht schrottreif, wie regelmäßig in Punkt 1.
Ein zweites Bad mit Dusche ist vorhanden. Daran grenzt ein Schlafzimmer, daß wir als Gäste- und vor allem als Ankleidezimmer nutzen würden. Da kämen ordentlich Schränke rein.
Das Zimmer vorne würde seine Wand zur klassischen langen Gangseite verlieren, damit es als TV-Raum mit dem Eßbereich verbunden wird. Ein Raumteiler zur (verdoppelten) Küchenzeile würde die klassische Anordnung des langen Flures günstig auflösen. Das alles würde sowohl nach und nach machbar sein als auch kostenmäßig überschaubar ausfallen. Der Wunsch-Kaufpreis von 160 Mio. COP (knapp 35.000 Euro) ist daher nicht ungerechtfertigt. Das würden wir auch wohl anlegen wollen, wenn der Verkäufer die Kosten für Notar, etc. trägt. Wenn die FNA oder die Davivienda mitspielen, könnte in den nächsten Monaten alles unter Dach und Fach sein. An mir wird es nicht liegen. Nachdem das Haus im Barrio Torre La Vega verkauft ist, wäre dieses Objekt sowohl das optimal zu uns passende als auch machbar, aber es ist auch das finanzielle Ende unserer Fahnenstange.
Eins stößt meiner Frau immer auf, wenn wir unser barrio verlassen: es gibt in keinem der Neubaugebiete einen einzigen Supermarkt. Da sie nur zu Fuß geht oder von mir gefahren wird , ist das für sie ein Riesenproblem. Daher liebt sie auch diese alten Mistbuden hier im Viertel, denn alles ist fußläufig erreichbar und Taxen fahren alle 180 Sekunden. Natürlich verstehe ich sie.
Will sie ein eigenes Haus, wobei ich mir die hiesigen Altbauten nicht antue, nur weil es für sie bequemer ist, wird sie nicht umhin kommen, selber fahren zu lernen. Sie muß halt nur ihre Angst überwinden und üben. Ich weiss, das ist leichter gesagt als getan. Eine Hilfe könnte ein elektrisches Dreirad sein. Die können bis zu drei Personen tragen oder eine Person plus Einkauf. Wir denken an diese (bezahlbare) Lösung. Vielleicht ist das ein richtiger Zwischenschritt zum selbstständigen Autofahren.
Warum überhaupt ein eigenes Haus?
Mir reicht eine renovierte Bude zur Miete im Condomino Los Robles völlig aus. Allerdings wird das meine Frau nicht mehr bezahlen können, wenn ich in Walhalla bin. Ihr Witwenrente wird das nicht hergeben. Allerdings ist ein eigenes Haus für sie dann tragbar, wenn es abbezahlt ist. Müßte sie es eines Tages verkaufen, darf es keine Wohnruine sein: “Einmal gekauft und 40 Jahre nix dran gemacht”
Da ich erst zarte 71 bin und ich nicht weiss, ob ich 100 werde (ich lebe nicht danach), bleibt mir nicht mehr alle Zeit der Welt und daher will ich mit geplanten 76 Jahren mit dem Thema durch sein. Dann ist das Objekt entweder Cash bezahlt oder jetzt gekauft mit Belastung für die nächsten 5 Jahre. Mal sehen, was möglich ist.
Ich will euch aber jetzt nicht weiter langweilen mit Haus und Co. Schaut also gerne mal wieder rein, wie es mit uns weiter geht.
Andere in meinem Alter sterben vor Langeweile vor dem Fernseher, ich weiss nicht, was ich zuerst machen soll. Jetzt muß ich zum D1, denn meine Holde sitzt im Malkurs.
Vor einigen Tagen hörte ich auf einmal kaum noch etwas auf dem linken Ohr. Und das, obwohl ich die Ohren jeden 2. Tag mit Wattestäbchen reinige!
Also ab zur Clinica der Nueva EPS und einen Termin vereinbaren. Aber meine Frau schlug eine Alternative vor, die evtl. schneller sein würde: das Rote Kreuz Colombia.
Wie das? Das Rote Kreuz arbeitet mit Allgemeinmedizinern und Fachärzten zusammen.
Also sind wir vormittags beim Roten Kreuz in der “Floristenstraße” vorgefahren, die sich in unmittelbarer Nähe des Parques “La Isleta” befindet. Meine Frau hat sich bei der Anmeldung nach einer Behandlung bei einem HNO-Arzt erkundigt. Sie erhielt die Auskunft, ich könne warten (Versorgung durch einen Allgemeinmediziner) oder heute am Nachmittag einen Spezialisten aufsuchen. Wir entschieden uns für den Spezialisten um 4 p.m. und zahlten im Voraus 82.000 COP (18 Euro) für die Behandlung. Meine Frau erhielt die Adresse. Ab nach Hause.
Um 15.45 Uhr habe ich den Roller angelassen und wir fuhren ins Zentrum. Im Ärztehaus, vor dem wir parkten, waren einige Praxen untergebracht. Die Anmeldung sagte uns, der HNO-Arzt sei in der 4. Etage. Also los!
Wir wurden vom Vorzimmer des Arztes bereits erwartet, das Rote Kreuz hatte mich angemeldet.
Der Doc ist ein gemütlicher Mann, ich schätze Anfang 60. Als er hörte, ich sei Deutscher, wollte er mir auch gleich ein Baugrundstück verkaufen. Ob das ernst gemeint war?
Er hat meinen Blutdruck gemessen (zu hoch wie immer) und meinte, ich müsse abnehmen. Eine Dauerbaustelle seit 30 Jahren. Nun ging’s zur eigentlichen Sache: eine Ohrenspülung. Das war Zacki-Zacki erledigt. Und man höre und staune: ich hörte sofort danach wieder gut wie gewohnt.
Er hat mir noch eine Musterpackung Blutdrucksenker mitgegeben. Bezahlt hatten wir ja schon beim Cruz Rojo. Gut zu wissen, daß es einen HNO-Arzt in der Stadt gibt, den man noch am gleichen Tag aufsuchen kann, wenn man privat zahlt.
Medikamentenversorung
Meine Frau hatte von der Clinica der Nueva EPS ein Rezept für einige Medikamente erhalten. Darauf hin hat sie einen arbeitslosen jungen Mann angesprochen, der seine alte Tante im Nebenhaus regelmäßig besucht, ob er sich was verdienen will. Er wollte. Für 50.000 COP (11 Euro) hat er sich morgens um 5 Uhr bei der Medikamentenausgabestelle angestellt und eine Nummer gezogen. Dann begann er zu warten. Mittags gegen 2 p.m. rief er an, meine Frau könne sich langsam fertig machen, in einer Stunde könnte sie dran sein. Nachdem ich meine Frau zur Ausgabestelle mi Norden der Stadt gefahren habe, hat sie dort noch etwa eine Stunde warten müssen. Um 4 p.m. kam sie wieder per Taxi nach Hause.
Im Gepäck hatte sie einzelne Streifen ihrer Medikamente.
Der Leser in Deutschland wird jetzt stutzen, da er gewohnt ist, in der Apotheke auf Rezept Schachteln mit 50 oder 100 Stück zu erhalten. Hier kriegst du von der Krankenkasse sowieso (in der Prämie enthalten), aber auch in der Apotheke (das zahlt man dann selber) nur einen Streifen aus ebendiesen Schachteln. Das bedeutet, eine 100-er Schachtel mit Medikamenten zu 20 Tabletten je Streifen muß für 5 Patienten reichen.
Kolumbien muß seine Medikamente wie alle anderen Länder auch am internationalen Markt (Indien) einkaufen und sie in Devisen bezahlen. Was willst du da für 250.000 COP (55 Euro) für 2 Personen je Monat Beitrag zur EPS verlangen?
Immer wieder Sonntags
Sobald ich meine Holde vor der Kirche “Fe y Esperanza” abgesetzt habe, starte ich durch zur Hausbank, um Bargeld zu ziehen. Sonntags ist es am späten Vormittage leer und keine Verkehrspolizei schleppt den Roller ab, weil er am Parque Bolivar steht. Das Foyer ist leer, die Bankautomaten noch nicht.
Da ich das Mittagessen (häufig ist das Spaghetti Kaliber drei mit Bolognese und ein gemischter Salat) schon vorbereitet habe, kann ich noch auf der “Floristenstraße” vorbeifahren und einen Strauß Blumen kaufen. Sonntags um kurz nach 11 sind alle Läden offen und man hat eine gute Auswahl. In der Regel lege ich für einen ansehnliche Blumenstrauß 50.000 COP hin (11 Euro).
Kommt SIE mit mir nach Hause, stehe frische Blumen auf dem Tisch und das Essen ist (fast) fertig. Sie ist mit all ihrer Herzenswärme für mich da, da darf ich IHR auch eine Freude machen. Wir Männer sind in dem Punkt ja eher zurückhaltend…..
Preise für’s Mittagessen
In der Hühnerbraterei in der Vierten Straße kann man (noch) für 22.000 COP (5 Euro) mit zwei Personen satt werden. Du bekommst eine Vorsuppe und ein überschaubares Hauptgericht. Aber du wirst satt. Streunende Hunde und Bettler dürfen dich aber nicht stören. Dafür putzt der Alte vor dem Laden dein Moto. Er kriegt von uns 10.000 COP (2,20 Euro) dafür. Hierzulande ein prima Stundenlohn. Im Advent gehen wir aber nicht dort essen, denn dann kannst du dich vor Bettlern nicht mehr retten. Ab dem 03.01. des Neuen Jahres sind sie dann alle für 11 Monate weg, wie von Zauberhand.
Bei Yolanda kriegst du die größten Portionen, wenn dich Verkäufer von “irgendwas” am Tisch oder ungebetene Musiker nicht stören. Auch wenn dir seine Musik gefallen hat, gib ihm nicht mehr als den kleinsten Schein (2.000 COP, also 44 Cent), sonst buchst du sein 10- minütiges “best-of”-Programm. Schließlich willst du hier nur essen. Häufig wird dein Hauptgang schon mit der Vorsuppe serviert. Der Bettler am Eingang und der Abdecker fürs Moto kriegen ein paar monedas von uns. Wenn meine Frau einheimischen Fisch dort isst, zahlen wir bis zu 48.000 COP (10,50 Euro), das ist viel für 2 Personen, aber die Qualität stimmt. Ohne Fisch kannst du 10.000 COP abziehen.
Wir gehen gerne ins “comer como en casa”. Die Karte ist jeden Tag neu, das Essen frisch und schmackhaft. Die Tische sind mit weiss-roten oder weiss-blauen Tischdecken eingedeckt. Die Bedienung ist flott. Es gibt keine Störenfriede, wenn zwei- noch vierbeinige. Für 2 Personen zahlst du hier 30.000 COP (6,56 Euro).
Neulich in der Hausbank
Ich habe nach einer Kreditkarte mit “cupo bajo”, also Schmalspurkredit nachgefragt. Nix zu machen, auch eine Hypothek ist nicht möglich. Mal sehen, was andere Banken so sagen…..
FNA
Die Bausparkasse will einige Bescheinigungen von mir sehen. Bis Ende Oktober habe ich die beisammen, dann entscheidet die Zentrale, ob ich eine Hauskredit bekomme. Bis Ende des Jahres sollte ich also wissen, ob Hop oder Top.
Die neue Waschmaschine
Ich habe mich immer mit der Gasrechnung gewundert, warum darin steht, daß die Brilla-Kreditsumme meiner Frau Null ist. Was ein Konsumerkreditunternehmen mit dem Gasversorger zu tun hat, weiss der Himmel. Jedenfalls ist meine Frau zum Gasversorger marschiert, um nachzufragen. Dabei kam heraus, daß die Vorbesitzrein des Hauses eine mögliche Kreditsumme hat sperren lassen, warum auch immer. Meine Frau - seit Jahrzehnten nun Eigentümerin - hat das nun entsperren lassen.
Neulich fuhren wir zum “Allkauf” in Nuestro Cartago. Eine neue Mikrowelle und eine passende Waschmaschine waren schnell gefunden. Meine Frau steuerte dann auf den Kreditmenschen zu. Der Vertreter des besagten Konsumentenkreditinstitutes befragte sein Laptop. Und siehe da: wir kaufen jetzt für etwas über 2,1 Mio. COP ein und zahlen in 7 Raten etwas über 2,4 Mio. COP (525 Euro). Da sind ja ganz andere Zahlen als neulich. Der monatliche Zahlbetrag von 350.000 COP wird mit der Gasrechnung eingezogen. Damit kann man leben.
Zu Beginn der Verhandlung mit dem Vertreter betrug der Kreditrahmen meiner Frau 4 Mio. COP, als wir gingen über 7 Mio. COP. Bin ich in Las Vegas?
Servus Gordito, Danke für die Aktualisierung. Besonders interessant ist die Medikamenten Historie. Ich freue mich sehr für euch das ihr alles in Cartago bekommt. Leider müssen die Medikamente für meine Schwiegermutter in Pereira geholt werden,da die Apotheken nicht in der Lage sind diese selbst aus Pereira zu holen.
Und sonst scheint ja bei dir alles i.O. zu sein,was mich sehr freut.
Grüße an deine Holde
Ich werde immer wieder von meiner Frau und Familienangehörigen gewarnt, was hier in Kolumbien alles gefährlich sei. Zuerst habe ich auch alles kritiklos geglaubt, aber nach und nach kamen mir Zweifel. Kann das wirklich alles stimmen?
Beispiel 1: Die Nationalstraße von Cartago nach Pereira sei sehr gefährlich, hieß es. Es komme immer wieder zu Überfällen.
Diese autopista ist sehr befahren. Da müssten die Kriminellen sehr schnell sein, sonst werden sie über den Haufen gefahren. Tatsächlich ist diese Straße gefährlich, aber für diejenigen, die Drogen befördern, denn an der Zahlstelle Cerrito kontrolliert der Polizeiposten täglich rund um die Uhr. Angeblich werden sie immer wieder fündig.
Ein befreundetes Ehepaar fährt diese Strecke dreimal in der Woche mit dem Motorrad und das seit Jahren. Passiert ist ihnen nie etwas.
Beispiel 2: Vor dem Genuss von Dosenbier soll man den Deckel abwischen, denn er sei von Ratten bakteriell verseucht. Wer sowas in die Welt setzt, weiss nicht, daß man Bakterien nicht wegwischen kann. Dazu müßte man die Fläche mit Alkohol einreiben und ihn zur Desinfektion einwirken lassen. Alles andere ist Blödsinn. Zudem habe ich mir im Internet den Abfüllvorgang angesehen. Der ist hier nicht anders als in Europa. Die offenen Dosen werden in der Abfüllstraße gefüllt, der Füllstand kontrolliert, dann kommt der Deckel drauf. Danach werden die Dosen zu 12 Stück auf ein Stück Karton gestellt und in Folie eingeschweisst. Im nächsten Schritt werden sie auf Paletten gestapelt und kommen ins Lager. Ende. Ein direkter Kontakt mit Mäusen oder Ratten ist somit nicht möglich.
Beispiel 3: Meine Frau zeigte mir eine Nachricht auf facebook. Natürlich…..
Darin wurde behauptet, ein Paar gehe in Begleitung eines Kindes von Haus zu Haus. Wenn man öffnet, halten sie dir eine Waffe vor die Nase und rauben dich aus. Ich stelle mir das gerade vor, sie gehen unbehelligt von Haus zu Haus und rauben…..
Spätestens am 10. Haus müßten sie doch damit rechnen, daß jemand zurückschießt, oder?
Die “Warnung” hatte weder Absender noch Namen noch sonstwas. Da wollte sich wohl jemand wichtig machen. Trotzdem wird sowas für bare Münze genommen. Aber nicht mit mir....
Beipiel 4:
Die Nebenstrecke von Cartago nach Alcala sei gefährlich, siehe Beispiel 1. Ich kann mir vorstellen, daß ein neuer, teurer SUV für Räuber interessant sein könnte. Aber ein Motorroller? Am Sonntagmittag?
Macht das die permanente potentielle Präsenz von Kriminalität mit einem?
Tritt das rationale Denken durch Angst in den Hintergrund?
Ich habe darauf keine Antwort. Für mich bleibt es dabei: Kann das denn überhaupt stimmen?
Contador
Vor drei Monaten hat sich unser Trinkwasserverbrauch glatt von 6 auf 12 cbm monatlich verdoppelt. Wir haben nach der Ursache gesucht. Keine feuchte Stelle in einer Wand, es tropfte kein Wasserhahn, nur die Waschmaschine leckte gelegentlich. Aber das konnten kein 6 cbm im Monat gewesen sein.
Bei letzten Ablesen der Wasseruhr informierte und der Mitarbeiter darüber, daß der Schacht der Wasseruhr unter Wasser stehe. AHA!
Für die Leser in Deutschland muß ich jetzt etwas ausholen. Sowohl der Stromzähler, der Gaszähler und der Wasserzähler sind alle vor und an unserem Haus installiert und damit jederzeit ohne Hilfsmittel ablesbar. Der contador, der Wasserzähler, befindet sich unter einem Gußdeckel im Bürgersteig vor unserem Häuschen. Im Fußbereich der Fassade ist ein grauer Kasten installiert. Darunter befindet sich die Gasuhr. In Augenhöhe unter dem kleinen Vordach hängt unter Plexiglas vor Schlagregen geschützt der Stromzähler.
Jedes Haus UND JEDE WOHNUNG ist so angsschlossen. Vor einem 4-Familienhaus findet man im Boden also vier getrennte Wasseruhren, vier Gaszähler an der Außenfassade und on top hängen vier Stromzähler.
Am nächsten Tag sind wir zum Wasserversorger gefahren. Die Wasseruhr sei 9 Jahre alt und müsse eh getauscht werden. Getauscht bedeutet hier, du kaufst einen neuen Zähler und lässt ihn einbauen. Das macht dann 380.000 COP (84 Euro). OK, in 12 Monatsraten ist das mit der Wasserrechnung abbezahlt.
Restaurant de los Llanos
Fährt man die schöne Route aus Beispiel 4, dann kommt man in Alcala an die Kreuzung Ortsmitte/Quimbaya/Armenia.
Dort bitte einen Parkplatz suchen, Platz genug ist vorhanden, die Kreuzung ist groß.
Dort hat nur sonntags ein Restaurant geöffnet, wie es in den Llanos, also in der landwirtschaftlichen Tiefebene, üblich ist. Dazu gehört halt Viehzucht und damit ist klar: Fleisch kommt auf den Tisch.
Am Eingang hängen über dem Holzfeuer ein geschätzer Quadratmeter Rind in trauter Gemeinschaft von einer Schweinehälfte. Heute sind wir nicht alleine, denn dank Leihwagen aus der Familie ist unser Besuch aus Spanien mit von der Partie. Wir bestellen, ich ahne, was kommt und lasse die Vorsuppe weg.
Ich dachte, der erste Teller ist für alle und jeder nimmt sich was auf seinen Teller. Denkste. Das war die erste Ladung für EINE Person. Ich habe meine riesige Ration mit Genuss gegessen, aber mehr hätte es nicht sein dürfen . Die Reste gingen in Alufolie mit nach Hause.
Zum Fleisch gibt es Papas amarillos in Salz gewendet. Lecker!
Für Fleischesser ist es hier für etwa 40.000 COP (8,81 Euro) pro Person paradiesisch und wesentlich günstiger als beim Brasilianer. Mit Getränken rechne mit 10 Euro je Person.
Nur Vegetarier gehen hier wieder hungrig raus, denn das Salatblatt auf deinem Teller mußt du suchen.
Heute am 13.10. ist hier noch Feiertag, alles liegt in Essig und Öl im Bett. Gestern war “Tag der Rasse”, da wird die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus gefeiert. In unserer Straße wurde kräftig gefeiert und es dudelte auch die ganze Nacht bis gerade noch. Wir haben also nicht gut geschlafen, aber hier ist das halt so. Mit einer ausgedehnten Siesta hole ich das nachher auf.
Obwohl heute Feiertag ist, kommt gleich die Müllabfuhr, danach schwingen wir uns auf den Roller Richtung Hühnerbraterei 4. Straße, denn heute bleibt die Küche kalt.
dann musst du unbedingt in die Los Llanos reisen und vor Ort die Carne Llanera essen, am besten in Restreop.
Dort hat es ein riesen Restaurante und meist mit Livemusik...wenn man rein kommt, linke Hand hinter der Tankstelle meine ich.
Das mit den Gefährdungen in Kolumbien kenne ich aus meinem Freundes und Bekanntenkreis auch. Die machen sich teilweise
selbst verrückt damit.
Klar, keine Frage, dassman mit offenen Augen und Sinnen durch das dortige Leben gehen muss.