Bald visafrei in die EU?

Das Forum zu allen Fragen zur Visumfreien Einreise von Kolumbianern nach Europa.
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Ernesto
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Bald visafrei in die EU?

Beitrag von Ernesto »

⇒ Letzter Beitrag der vorhergehenden Seite:

:wil: Eddi

Du als Deutscher kannst problemlos, pleite und abgefackt ohne Visum nach Kolumbien kommen! Was willst du mehr? Die Kolumbianer müssen sich allerschwersten Bedingungen beim Antrag eines Visums stellen. Du kannst jetzt schon ohne Visum länger in Kolumbien bleiben als ein Kolumbianer in Deutschland mit Visum. Ist das gerecht? (Touristen!)
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donchrisml
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Bald visafrei in die EU?

Beitrag von donchrisml »

man kann Ernesto nur zustimmen.

Nebenbei bemerkt: Der Wegfall des so genannten "Schengen-Visums" (= Besucher-Visum) wird es nicht einfacher machen, eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen (so genanntes nationales Visum).

Das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.

Ein dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung für Kolumbien zu bekommen ist viel einfacher als andersrum.

Dies sieht man schon daran, dass die Termine für die Beantragung eines nationalen Visums bei der Deutschen Botschaft bis August 2015 ausgebucht sind. Selbst wenn man einen Termin hat, dauert es ca. 8 Wochen bis der Visumsantrag gebilligt bzw. abgelehnt wird (nach Einschaltung der lokalen Ausländerbehörde, die für den gewünschten Wohnort in Deutschland zuständig ist).

Bei der Cancillería kann man täglich vorbeischauen und ein Visum beantragen. Die Bearbeitungszeit ist in der Regel ein Zeitraum von wenigen Tagen.

Hier eine weitere Ungerechtigkeit, mit der ich mich in der Praxis gerade auseinandersetzen muss: Das Rentnervisum.

In Kolumbien bekommt ein Rentnervisum, wer eine Rente in Höhe von mindestens ca. USD $800 vorweisen kann, fertig und aus.

Wer als Kolumbianer seinen Lebensabend in Deutschland verbringen will, kann eine noch so hohe Rente vorweisen, es gibt kein Visum.

Dies betrifft vor allem Eltern von nach Deutschland ausgewanderten Kolumbianern, auch wenn die Kinder schon seit vielen Jahren in Deutschland leben, die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, sich vorbildlich in Deutschland integriert haben, ehrenamtlich engagiert sind und sogar ein Empfehlungsschreiben des jeweiligen Oberbürgermeisters beilegen können.

Dass die Eltern in Kolumbien allein sind, pflegebedürftig und aufgrund der räumlichen Distanz zu Ihren Kindern dementsprechend traurig, beeindruckt die Botschaft nicht (wobei dies keine Kritik an der Botschaft Bogotá sein soll, da diese an Verwaltungsanweisungen aus dem Außenministerium gebunden ist).

Die Rechtfertigung der Botschaft im Ablehnungsschreiben: Man könne in Kolumbien ins Altersheim gehen..

Wie eine solche Begründung in einer Kultur aufgenommen wird, in der die Familie noch den Kern der Gesellschaft ausmacht, kann man sich denken.

Weltoffenheit, Respekt und Toleranz sind Werte mit denen wir tagtäglich in den deutschen Medien berieselt werden (ich persönlich nicht mehr, da ich nicht mehr in Deutschland lebe).

Wenn es um ältere Menschen geht, scheint diese "Willkommenskultur" aber nicht zu gelten. Diese können - so die Botschaft - in ihrem Heimatland ins Altersheim gehen, völlig gleichgültig, ob sich deren in Deutschland lebende Kinder zur Pflege verpflichten oder nicht und ob der deutsche Steuerzahler einen Nachteil erleidet oder nicht. Nach Deutschland sollen sie jedenfalls nicht..

Deutschland braucht ausländische Arbeitskräfte, so das Kalkül der Politik. Alte Menschen gibt es in Deutschland bekanntlich genug und es werden immer mehr.

Dass auch Einwanderer irgendwann älter werden, scheint man dabei zu vergessen oder bewusst zu verdrängen.

Das Ergebnis wird man in wenigen Jahrzehnten sehen.

Dolfi
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Bald visafrei in die EU?

Beitrag von Dolfi »

Dem kann ich nur zustimmen. Noch ein Aspekt: Ich habe vor ca. einem Jahr eine ältere Frau aus Kolumbien kennen gelernt, die mit ihrer Tochter politisches Asyl in Deutschland gesucht hat; sie durften wohl erstmal bleiben, aber mit dem Asyl wurde es nichts und inzwischen sind sie wieder zurück in Cali.

Anders als für Syrer oder Eritreer ist es für Kolumbianer auch praktisch unmöglich, politisches Asyl in D zu erhalten.

puravidasuiza
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Bald visafrei in die EU?

Beitrag von puravidasuiza »

Hab das in der El Tiempo gefunden.Klingt d0ch schon mal vielversprechend:-)
--> eltiempo.com/politica/gobierno/eliminacion-de-visa-schengen-para-colombianos-en-europa/15926837
Pura Vida Colombia!!!
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bastians
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Beitrag von bastians »

@donchrisml:

Dein Vergleich bzgl. der Visumbearbeitungszeiten hinkt: Du Vergleichst das Beantragen eines Visums für D von Kolumbien aus via Botschaft mit der Beantragung eines Visums für Col im Land selbst.

Wie lange dauert das Beantragen eines Visum für Kolumbien via Botschaft in D?

Und wenn Du hier in Berlin zum Labo gehst, kriegst Du das Visum sofort, nix Bearbeitungzeit von ein paar Tagen! Wenn Du das Visum als Chipkarte kriegst, mußt Du zwar auf die Karte warten, aber Du bekommst ein Schreiben, das Du eine legales Aufenthaltsrecht hast (nur ins Ausland Reisen geht damit nicht). Ist jedenfalls meine Erfahrung.

ciao
Bastian
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Ernesto
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Bald visafrei in die EU?

Beitrag von Ernesto »

Wie schon von @puravidasuiza verlinkt ist das Schengen-Visum für Kolumbianer abgeschafft. Gerade, in den Siebenuhrnachrichten spricht Präsident Santos, das es noch vor Weihnachten rechtskräftig werden soll. Gute Sache ;-)
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donchrisml
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Beitrag von donchrisml »

@Bastians:

Danke für Deinen Kommentar.

Von Deutschland aus kann man das Visum für Kolumbien in einem der beiden (kolumbianischen) Generalkonsulate beantragen, entweder in Frankfurt oder Berlin.

In meinem Fall war das Visum nach Beantragung innerhalb von 1-2 Stunden fertig, d.h. ich habe im Copy-Shop in Frankfurt meine Dokumente auf das Interportal der Cancillería hochgeladen. Bin dann eine Straßenecke weiter zum Generalkonsulat. Dort lag innerhalb von 1-2 Stunden die Genehmigung der Cancillería vor. Das Konsulat hat dann das Visum in meinen Pass gestempelt und ich bin gegangen.

Heutzutage ist es sogar noch einfacher, Stichwort "elektronisches Visum", siehe Art. 23 der Resolución 532 de 2015:

--> cancilleria.gov.co/sites/default/files/Normograma/docs/resolucion_minrelaciones_0532_2015.htm

Jetzt kann man sich sogar einen Gang zum Generalkonsulat sparen (was vor allem einen Vorteil für Antragsteller darstellt, die nicht in der Nähe von Berlin oder Frankfurt wohnen).

In diesem Fall muss man sich das Visum innerhalb von 15 Tagen nach Ankunft in Kolumbien bei der Cancillería in den Pass stempeln lassen. (Außerdem dürfen zwischen Erteilung des "elekronischen Visums" und Einstempelung nicht mehr als 2 Monate liegen.)

Was das Labo in Berlin betrifft, kann es schon sein, dass man das Visum dort sofort in den Pass gestempelt bekommt. Allerdings ändert das nichts daran, dass das Visum zunächst in Bogotá beantragt werden muss. Bevor ich zum Labo gehe, muss ich also schon das ganze Verfahren in der Botschaft in Bogotá hinter mir haben.

klassiker
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Bald visafrei in die EU?

Beitrag von klassiker »

Die Frage die sich stellt ist ja, welche Voraussetzungen ein Kolumbianer erfüllen muss, um nach Deutschland zu kommen. Keine Einladung mehr, keine Kostenübernahmeverpflichtung? Ticket gekauft und einfach losgeflogen?



Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat laut unseren Forenregeln automatisiert entfernt. Powered by Datacom © 2014
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Ernesto
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Beitrag von Ernesto »

@klassiker

Es einfacher, denn der schwierige Schritt Visum fällt nun weg. Wer kein Geld hat um eine Pauschalreise zu kaufen, die Hin- und Rückflug, Unterkunft, Versicherung und Verpflegung beinhaltet, der muss wohl oder übel jemand haben der sich für ihn verbürgt, denn bei der Einreise wird überprüft ob der Reisende in der Lage ist seine Kosten zu tragen! Umgekehrt interessiert das niemand!

Karsten
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Beitrag von Karsten »

@Klassiker: Für Argentinier, Brasilianer und Chilenen gilt eine solche "Visumsbefreiung" schön länger. Dennoch müssen diese bei der Einreise quasi die gleichen Nachweise vorzeigen, wie bei der Beantragung eines Schengen Visums für Kolumbianer auch vorzuzeigen sind (s. dazu mein Beitrag in diesem Thread vom Juni letzten Jahres).

Im wesentlichen entfällt also "nur" bzw. immerhin der Termin in der Botschaft und die kritische Prüfung der Rückkehrbereitschaft (wie von bastians zu recht angemerkt).

Da für Argentinier, Brasilianer und Chilenen die Reisemittelnachweise gleich sind, gehe ich davon aus, dass man die gleichen auch von den Kolumbianern (und Peruanern) nach Wegfall des Zwangs der Schengen Visums Beantragung einfordern wird (bei der Einreise an der Grenze...).

klassiker
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Beitrag von klassiker »

Danke für die Antworten. Also erst einmal abwarten, was konkret an Einreisebedingungen gefordert wird. Lässt Kolumbien auch jene Männer raus, die ihren Militärdienst nicht absolviert haben?
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Ernesto
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Beitrag von Ernesto »

@klassiker

traurig zu lesen, das dein Internetbekannter, wie soll ich ihn anders nennen, die Zeit nicht genutzt hat um eine Libreta Militar zu beschaffen. Ein großes Licht scheint er ja nicht zu sein!

Eine Libreta Militar wird bei Passausstellung in Kolumbien nicht verlangt! Nachlesen kannst du das hier:
--> cancilleria.gov.co/tramites_servicios/pasaportes/requisitos

Dolfi
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Beitrag von Dolfi »

Ich halte die Regelung so schon für ganz OK. Der teuerste und aufwendigste Teil, die Reise zur Botschaft in Bogotá und das Interview, fällt weg weg. Eine Krankenversicherung sollte man bei Fernreisen eh haben, und die Überprüfung der Einkommensverhältnisse macht durchaus Sinn. Wir haben schon genug Menschen, die durch eine von den Ersparnissen der ganzen Familie finanzierten reise nach D kommen in der Absicht, hier zu bleiben und sich irgendwie durchzuschlagen.

Dolfi
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Beitrag von Dolfi »

Ein schöner Kommentar zum Thema von Héctor Abad Faciolince in El Pais aus Madrid:

--> elpais.com/elpais/2015/06/08/opinion/1433789668_587248.html

„Si Colombia y Perú habían firmado sendos acuerdos de libre comercio con la UE, resultaba impresentable que casi todo pudiera fluir sin trabas (el vino y el aceite, los aviones y el café, las naranjas y los plátanos, el capital financiero y los teléfonos celulares), todo, menos las personas.


Anmerkung der Moderation: Zitat wegen Verstoß gegen das Urheberrecht gekürzt. Oswaldo

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Mark
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Beitrag von Mark »

donchrisml » 09 Jun 2015, 01:55 hat geschrieben:Die Rechtfertigung der Botschaft im Ablehnungsschreiben: Man könne in Kolumbien ins Altersheim gehen..
... wirklich eine Frechheit. Man will schliesslisch im Alter in der Naehe von seinen Kindern sein.

und Grundsaetzlich: Wir die wir in Kolumbien leben wissen wie nett, freundlich, hilfsbereit und arbeitsam die Kolumbianer sind. Mehr Kolumbianer wuerden Deutschland gut tun, aber man hat sich ja fuer andere Nationalitaeten entschieden. Deutschland wird jedes Jahr weniger attraktiv um dort zu Leben.
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donchrisml
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Beitrag von donchrisml »

Du hast völlig recht, Mark. Wenn man die Meldungen aus Deutschland der letzten Wochen verfolgt, kann einem angst und bange werden..

Europa hat einen sehr bedenklichen Kurs eingeschlagen. Eine der großen Herausforderungen Lateinamerikas im 21. Jahrhundert wird sein, die Fehler zu vermeiden, die Europa gerade begeht und in den kommenden Jahren weiter begehen wird..

Sorry, das war vielleicht etwas off topic, aber die Scheinheiligkeit der von der deutschen Regierung (die an den schrecklichen Zuständen in Libyen und Syrien durch politische, finanzielle und logistische Unterstützung der bewaffneten Opposition eine Mitschuld trägt und damit auch an der Flüchtlingskrise) propagierten "Willkommenskultur" wird am oben erwähnten Fall sehr deutlich.

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