Spanischkenntnisse zwingend notwendig? Sicherheit?

[paranoid68]

Hallo zusammen,

wir überlegen aktuell, Ende Dezember/Anfang Januar für ein Paar Wochen nach Südamerika zu fliegen, wobei Kolumbien aufgrund all der positiven Erfahrungen, die man so über das Land liest, den Hauptteil bilden soll. Wie für uns üblich denken wir an eine selbstorganisierte Backpack-Tour, d.h. mit Überlandbussen, Hostels usw.

Kopfzerbrechen bereiten uns hierbei allerdings primär zwei Dinge:

1. Wir sprechen tatsächlich kein Wort Spanisch, d.h. auch nicht auf Schulniveau oder sonstiges! Ist es empfehlenswert, das Land gänzlich ohne Spanischkenntnisse zu bereisen - insbesondere im Hinblick auf die Eigenorganisation der Reise. Oder läuft man Gefahr, sich ohne Spanisch gänzlich in rein touristischen Einrichtungen und auf rein touristischen Pfaden bewegen zu müssen, ohne die Möglichkeit zu haben, das Land, die Leute und ihre Kultur tatsächlich auch wirklich kennenzulernen. Kann man davon ausgehen, dass in Hostels, auf erschwinglichen Touren und den größeren Städten Englisch gesprochen wird oder wäre man hier ohne Spanisch auch "verloren"?

2. Wenn man sich bei offiziellen Portalen (z.B. Auwärtiges Amt o.ä.) umschaut, wird vor vielen Gegenden des Landes (z.B. Cauca, gesamte Pazifikküste o.a.) eindringlich gewarnt. Liest man Reisereportagen oder Travelblogs, so ist die Sicherheit oftmals gar kein Thema. Hier würde uns interessieren, was man denn nun wirklich glauben kann! Kann man tatsächtlich aus Sicherheitsgründen nur einen kleinen Teil des Landes bereisen oder ist - bei Einhaltung gewisser Regeln, die uns aus anderen Ländern natürlich auch bekannt sind - ein entspannter Urlaub überall im Land möglich. Aber auch an dieser Stelle gilt: wir können kein Spanisch - macht es das ggf. komplizierter oder gefährlicher?

Ich hoffe, ihr könnt uns ein wenig weiterhelfen...!

Dankeschön!


Tobi

[ColombiaOnline]

Spanischkenntnisse sind von großem Vorteil jedoch nicht zwingend erforderlich. Mit Englisch kommst du in Kolumbien leider nicht weit. Die Reisehinweise/warnungen des Auswärtigem Amtes solltest du beachten, besonders wenn man der Landessprache nicht mächtig ist. Am besten hier vor Ort bei eventuellen Reisen in diese Gebiete bei der Policía de Turismo nachfragen. Der größte Teil des Landes kann bereist werden. Es wird dir gefallen nun nutzt die Zeit um etwas Spanisch zu lernen.

[KolumbienLindaTours]

Um irgendwo hinzukommen ist kein Spanisch notwendig. Am Besten immer zum Busterminal der Städte oder Dórfer gehen - da wird dann schon rumgeschrien die verschiedene Ortschaften die angefahren werden. Ich denke es ist wichtig die zahlen zu lernen - zum Bsp. wenn eine Abfahrtszeit genannt wird ist natürlich blöd wenn man das nicht versteht. Oder der Preis ist immer gut zu wissen, was es denn eigentlich kostet. Mit Englisch braucht ihr garnicht zu versuchen zu kommunizieren, am Flughafen vielleicht aber danach ist schon schluss.
Grüsse aus Cali

[Toska]

Während meiner ersten vier Wochen in Kolumbien hab ich erst am vorletzten Tag jemanden getroffen, mit dem eine Unterhaltung auf Englisch halbwegs möglich war. Wenn du dich in rein touristischen Ressorts bewegst, sind die Chancen auf einen Englisch-Sprecher zu treffen natürlich höher, aber das bewegt sich noch immer im Promille-Bereich. Ich würde da aber dringend einkalkulieren, dass du damit Pech haben wirst. Eher mehr Pech als Glück, um es ganz deutlich zu sagen. Auf alle Fälle besorg dir eine Übersetzungs-App für dein Smartphone, damit man wenigstens mal einfache Dinge regeln kann (Z.B.: "Wann fährt der Bus?" "Hält der auch in Manizales?"). Und mach einen "Pfusch-Zettel" mit den einfachsten Phrasen wie "Bitte", "Danke", "Guten Tag" und "Können Sie mir vielleicht helfen?" und "Spricht hier jemand Englisch?". Kannst du vor der Reise bequem mit Google Translate machen und dann ausdrucken.

Die Reisewarnungen sollte man unbedingt beachten. Da bitte kein Risiko eingehen. Die Kolumbianer sind ein nettes und freundliches Volk, aber die Kriminalitätsrate ist halt schon sehr beachtlich und das Land ist nicht gänzlich frei von Konflikten. Es gibt halt immer wieder mal Touristen, die meinen, mit 'nem Zelt auf dem Buckel durch ein Guerilla-Gebiet radeln zu können. Das ist ungefähr so clever wie mit einer Mohammed-Karrikatur auf dem T-Shirt durch Berlin Kreuzberg zu laufen. Geht mit offenen Augen durch die Welt und beobachtet die Leute um euch herum. Vermeidet es, alleine auf weiter Flur unterwegs zu sein und nach Einbruch der Dunkelheit sollte man doppelt vorsichtig sein. Generell auf der Straße nicht mit Smartphone und/oder teurer Kamera rumfuchteln, oder beim Bezahlen zeigen, wie dick die Brieftasche ist. Diese kleinen Vorsichtsmaßnahmen machen einem das Leben und den Aufenthalt in Kolumbien deutlich angenehmer.

[Karsten]

@Toska:

Während Ich Deinen übrigen Ausführungen nur zustimmen kann, hast Du Dich m. M. n. mit der Einschätzung

Das ist ungefähr so clever wie mit einer Mohammed-Karrikatur auf dem T-Shirt durch Berlin Kreuzberg zu laufen.

in einem nicht realistischen Klischee vergriffen.

Wenn überhaupt, würde es inzwischen für den Wedding oder das Rollberg Viertel in Neuköln gelten, aber selbst dort solltest Du deswegen kaum angesprochen werden. Hier gelten dann schon eher Deine für Kolumbien dringend wichtigen Hinweise, Wertsachen nicht zu demonstrativ zu tragen...

[Toska]

Klischees sind manchmal des besseren Verständnis wegen nützlich. Deine Beispiele passen da natürlich schon besser.

[PocoLoco]

Das Thema Sprachkenntnisse passt grad so gut. Weiß jemand zufällig wie es mit den Englischkenntnissen der Leute die für Migración Colombia am Flughafen arbeiten aussieht? Mir kann das egal sein mein Spanisch reicht für die paar Fragen aus, allerdings könnte ich mir vorstellen das es problematisch wird wenn jemand einreisen will der der Sprache Spanisch nicht mächtig ist.

[Ernesto]

Die Worte von Toska erklären die Situation treffend. Bei der Einreise geht alles schnell, das heisst Pass, Computer, gedruckter Stempel, fertig! Stimmt was nicht, dann fängt der Ärger erst richtig an.
@PocoLoco: nicht nur Touristen, auch Leute die hier schon Jahre leben sind der Sprache nicht mächtig. Habe ich schon mehrfach erlebt.