Durch einen älteren Beitrag im Forum bin ich auf den Namen Chamberlain gestoßen. Er beschreibt eine besonders riskante Mischung: Billiger Industriealkohol, verdünnt mit Wasser und oft ergänzt durch Kondensmilch, Fruchtsaft oder andere Zutaten, um den Geschmack zu mildern. Die gesundheitlichen Risiken sind enorm – von akuten Vergiftungen bis zu langfristigen Organschäden. Dieses Getränk ist ein Paradebeispiel für improvisierte Alkoholmischungen, die in marginalisierten Stadtteilen kursieren.
Chirrinchi ist da etwas „weicher“ – zumindest im Geschmack. Es wird in städtischen Gebieten wie Medellín aus Alkohol, Anis und weiteren Zutaten hergestellt. In Medellín wird es unter Namen wie Niquelado oder Norteño konsumiert und ist besonders bei Alkoholikern in den Parkanlagen beliebt. Auch wenn es in anderen Regionen kulturell verankert ist, sollte man sich bewusst sein: Die Qualität ist oft fragwürdig, und der Konsum nicht ungefährlich. Der Alkoholgehalt kann zwischen 17 % und 40 % schwanken und die Herstellung erfolgt meist in informellen Alambiques.
Etwas edler gilt unter Kennern der Tapetusa dessen Name sich von der Mais-Tusa ableitet, mit der traditionell die Flaschen verschlossen wurden. Er wird ausschließlich in der Region Guarne (Antioquia) auf Fincas destilliert. – manche nutzen Zuckerrohr, andere Mais. Der Geschmack erinnert an Aguardiente, ist aber oft intensiver und komplexer. Tapetusa gilt unter Kennern als edler, bleibt jedoch ein Produkt ohne offizielle Qualitätskontrolle. Daher gilt auch hier: Man sollte genau wissen, woher er stammt und wie er hergestellt wurde, bevor man ihn probiert.
Dann gibt es noch den Ñeque es ist die karibische Version des Chirrinchi und wird aus Zuckerrohrsaft destilliert. Sein Geschmack ist eigenwillig, oft mit einem fermentierten Unterton. In Regionen wie Magdalena, Bolívar und Cesar ist er tief in der lokalen Kultur verwurzelt. Seine Herstellung ist oft improvisiert, und die Qualität schwankt stark.
Diese Getränke sind Ausdruck kolumbianischer Identität, Widerstand und Kreativität – aber sie bergen auch erhebliche gesundheitliche Gefahren. Die informelle Herstellung, fehlende Kontrolle und hohe Alkoholkonzentration machen sie zu einem riskanten Konsumgut. Auch wenn sie kulturell bedeutsam sind, bleibt die Empfehlung klar: Lieber nicht.
Kolumbiens Schattenseite der Spirituosen: Chamberlain, Chirrinchi, Ñeque & Tapetusa
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Themenstarter - Moderator(in)
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Kolumbiens Schattenseite der Spirituosen: Chamberlain, Chirrinchi, Ñeque & Tapetusa
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Chirinchi kommt hauptsächlich aus der Guajira , wenn er frisch ist schmeckts grausam wie Benzin läßt den 3 Monate stehen ein excellenter Schnaps.
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Themenstarter - Moderator(in)
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Kolumbiens Schattenseite der Spirituosen: Chamberlain, Chirrinchi, Ñeque & Tapetusa
@Max, danke für deinen Beitrag – da spricht definitiv jemand mit Erfahrung!
Und tatsächlich: Chirrinchi hat seine Wurzeln in La Guajira, besonders bei den Wayúu, wo er traditionell aus fermentiertem Zuckerrohrsaft (Guarapo) hergestellt wird. Dass er frisch wie Benzin schmeckt, wusste ich ehrlich gesagt nicht, aber ich habe schon öfter gehört, dass man ihn „reifen lassen“ sollte, damit er sein volles Aroma entfaltet. Nach ein paar Monaten Lagerung kann sich der Geschmack wohl deutlich verändern – und für geübte Gaumen sogar als exzellenter Schnaps durchgehen.
Was allerdings in Medellín und anderen Städten unter der Hand verkauft wird, hat leider meist wenig mit dem ursprünglichen Chirrinchi der Wayúu zu tun. Die Qualität ist oft zweifelhaft, die Herstellung inoffiziell – und gesundheitlich sollte man da wirklich vorsichtig sein. Da hilft auch kein „Reifen“, sondern eher Abstand.
Danke nochmal für deinen Kommentar – spannend, wie viel Wissen hier im Forum zusammenkommt!
Und tatsächlich: Chirrinchi hat seine Wurzeln in La Guajira, besonders bei den Wayúu, wo er traditionell aus fermentiertem Zuckerrohrsaft (Guarapo) hergestellt wird. Dass er frisch wie Benzin schmeckt, wusste ich ehrlich gesagt nicht, aber ich habe schon öfter gehört, dass man ihn „reifen lassen“ sollte, damit er sein volles Aroma entfaltet. Nach ein paar Monaten Lagerung kann sich der Geschmack wohl deutlich verändern – und für geübte Gaumen sogar als exzellenter Schnaps durchgehen.
Was allerdings in Medellín und anderen Städten unter der Hand verkauft wird, hat leider meist wenig mit dem ursprünglichen Chirrinchi der Wayúu zu tun. Die Qualität ist oft zweifelhaft, die Herstellung inoffiziell – und gesundheitlich sollte man da wirklich vorsichtig sein. Da hilft auch kein „Reifen“, sondern eher Abstand.
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Mein Boots Kapitän bringt mir immer was mit wenn er in der Guajira ist.