Gringos bescheissen wollen - Phänomen nur an der Küste?

[vertigo75]

So mit diesem schönen Betreff freue ich mich schon auf die Kommentare

Also nachdem ich nun schon fast 6 Jahre nach Kolumbien reise und auch dachte, das Land gut zu kennen, haben mich die letzten Monate doch unglaublich enttäuscht, in Bezug auf Geschäfte machen in Kolumbien.

Ich habe nun mein erstes grösseres privates Projekt in Kolumbien abgeschlossen und habe mehr Zeit als sonst in den letzten Monaten in Kolumbien verbracht und die Erfahrungen die ich in Barranquilla gemacht habe, haben mich ehrlich gesagt doch sehr erschreckt und ziemlich enttäuscht.

Mein Eindruck ist, dass sobald man als Gringo den Mund aufmacht und als Gringo ausgemacht wird, wirklich fast jeder Barranquillero versucht (unabhängig ob Empfehlung, kleine oder grosse Firma) den Gringo zu bescheissen. Erscheint mir fast als gäbe es sogar eine Preisleiste für Einheimische und dem vermutlich so "reichen" Ausländer.

Erst gestern habe ich mitbekommen, dass von meinem deutschen Mieter des Appartments (der leider überhaupt kein Spanisch spricht) für ein paar Kurzstreckenfahrten mit dem Taxi 150 Mil abgschließend verlangt wurden und dieser dann gutgläubig auch bezahlt hat. Denn in Barranquilla gibt es halt kein Taximetro wie in anderen kolumbianischen Städten und wie oft hat man dasselbe auch bei mir probiert. 2 oder 3-fach höhere Preise als normal wollten die Taxifahrer oft von mir bis dass sie dann festgestellt hatten, dass ich mich bestens in Barranquilla auskenne und das nicht bezahlen werden. Letzendlich für mich dann aber dennoch der Grund gewesen zu Indriver zu wechseln.

Ich finde das einfach nur beschämend und auch wenn ich die Costenos mag, enttäuscht mich das doch ungemein.

Und für mich wäre mal interessant von euch zu wissen, ob das ein Phänomen an der Küste ist oder wirklich für ganz Kolumbien gilt..Denn die Sprüche der Cachacos zu den Costenos, dass die faul / lässig sind (leider auch viel wahres dran), kannte ich bereits, aber dass die Costenos so geil darauf sind, Ausländer zu bescheissen ist mir erst durch meine Erfahrungen in den letzten Monaten bewusst geworden. Man scheint wirklich niemand trauen zu können...Egal was man kaufen möchte.

Feuer frei für Kommentare

[anuja]

Auch im Inland, wenn du als Ausländer erkannt wirst, verlangen einige von dir den erwähnten Gringozusschlag.
Du musst dich einfach gut erkundigen und die Preise kennen, dann kann dich so schnell keiner hereinlegen.

In Cartagena ist es ganz schlimm. Ein eigenes Thema dazu gibt es im Forum. Die bescheißen nicht nur Gringos, sondern auch inländische Touristen. Schuld sind die Kreuzfahrttouristen, die nur für wenige Stunden kommen und alle Preise akzeptieren und dazu teilweise gigantische Trinkgelder geben.

Die Cachacos/Rolos/Paisas sind nicht besser! Abzocke gehört bei denen dazu.

[vertigo75]

Hatte ich mir schon gedacht, dass das nicht nur an der Küste so ist. Das ist echt enttäuschend.

Das mit den Preisen erkundigen ist dann halt nicht immer so einfach, gerade im "Handwerk", da man die preise halt mit Deutschland nicht vergleichen kann, da das Lohnniveau doch rechts anders als in Deutschland ist. Was kostet ein Capintero, Plumero etc. in Kolumbien...

Für die Zukunft werde ich nur noch einen Contraisten bemühen, ansonsten wird man zumindest an der Küste wahnsinnig. Neben der Abzocke kommen schlechte Gewohnheiten wie Unpünktlichkeit und der Drang nicht unbedingt beste Qualität in Sachen Arbeit abzuliefern. Nicht ohne Grund haben Capinteros in Kolumbien beispielsweise einen schlechten Ruf. Meine Erfahrung...

[anuja]

Das ist der Fehler, mit Deutschland zu vergleichen. Du bist in Kolumbien, tauche ein in das Leben, die Mentalität dann merkst du das hier alles anders ist. Ich kann nicht bestätigen, dass Schreiner im Allgemeinen einen schlechten Ruf haben.
Hier in Kolumbien findest du Handwerker, die um ein vieles besser sind als in Deutschland. Dazu um Welten billiger. Du musst suchen, die Sprache sprechen und verhandlungssicher sein.

[desertfox]

@anuja,

Es gibt auf der ganzen Welt gute und schlechte Handwerker.., aber bei dem das ich bisher in Kolumbien gesehen habe überwiegt das schlechte. Es wird halt gerne gepfuschelt..., man ist unorganisiert, unpünktlich, kommt ohne passendes Werkzeug, von Material ganz zu schweigen.
Es gibt auch gute Handwerker, da kenne ich nun einen, der arbeitet aber auch besser seitdem er weiß dass ich mich auch mit vielen handwerklichen Dingen auskenne.
Was Kolumbianer halt gut können ist improvisieren, sprich Provisorien basteln, nur, nichts hält länger als ein Provisorium...

[vertigo75]

@desertfox

Das deckt sich mit den Erfahrungen die ich speziell in Barranquilla gesammelt habe. Unpünktlich oder auch gar nicht erscheinen und anständig arbeiten nur wenn man ständig über die Schultern schaut. Läuft was falsch wird natürlich nicht darauf hingewiesen mit der Hoffnung der Auftraggeber bemerkt es nicht. Statt etwas nacheinander abzuarbeiten, fängt man 5 Sachen an und wundert sich wenn man dann nicht rechtzeitig fertig wird.

[Viscolo]

In Südamerika heissen sie "Gringos", in Kenia "Mzungus", es geht ja kaum um das Feindbild "Ausländer", sondern um die Möglichkeit, ans schnellere Geld zu kommen, die Unwissenheit des Anderen auszunutzen!
Weshalb mehr arbeiten, wenn für weniger mehr verlangt werden kann! Das kommt fast überall vor und man kann es vor allem den Wenigverdienenden nicht übel nehmen. Mich ärgert mehr, wenn bei gesalzenen Preisen noch draufgeschlagen wird!

[Ernesto]

⇨ Hier das erwähnte Thema: Ojo - Nepp und Abzocke in Cartagena.
Viel Spass bei der Lektüre

[Glboetrotter]

Das mit den Taxipreisen an den Küsten wegen den bewusst fehlenden Taximetern ist häufig ein Aergernis. Man soll sich vorher schlau machen (so ab 8'000 Pesos ist der Grundbetrag, nachts teilweise 10'000 Pesos ..... Zentrum Cartagena nach Bocagrande, oder auch in Barranquilla).
Am Strand und im Centro Historico in Cartagena kaufe ich gar nichts bei den fliegenden Händlern (Ausnahme im Zentrum für die Biers bei den Venezuelanern) mit den Horrorpreisen. Dann laufe ich lieber einige Schritte ins nächste offizielle Geschäft.

Handwerker: Arbeit besprechen (grössere Arbeiten in kleinere Arbeitsblöcke teilen), keine Vorauszahlung, genügend Zeit einrechnen (nochmals anrufen zur Terminbestätigung 2 bis 3 Stunden vorher), bei der Arbei über die Schulter schauen und selber nach kontrollieren. Unsaubere und/oder falsche Arbeit nicht akzeptieren (Frage an den Handwerker, ob er seine Arbeit gut finde und ob alles fuktioniert wie vereinbart?) bis es richtig beendet ist. Geduld und klar in den Anweisungen bleiben. Gute Arbeit mit einem Trinkgeld extra belohnen; vielleicht braucht man ihn ja wieder einmal.

[vertigo75]

@Ernesto

Vielen Dank für die Lektüre.

Das Erzählte zu den Masseusen in Cartagena, das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen. Und denke da ein fast schon lustiges Erlebnis (wenn man dann nicht doch Ärger mit der Polizei gehabt hätte) in Cartagena zurück. Dienstreise mit nicht spanisch sprechenden Kollegen nach Cartagena, tagsüber verbringend am Strand von Bocagrande. War nur kurz zum Hotelzimmer und kehre zum Strand zurück und die Hälfte meiner Kollegen mit Creme/Lotion vollständig eingecremt, weiss wie gespenster, da man sich den Masseusen verbal nicht entledigen konnte. Auch hier angeblich die Massage zumindest zu beginn umsonst und leider war ich mal kurz nicht vor Ort gewesen, denn ich kenne das ganze Spiel. Zum Ende wurden dann horrende Preise für die angeblich kostenlose Massage verlangt (200 mil pro Person) und auch hier wurde dann die Polizei gerufen, weil wir das nicht bezahlen wollten. Und es war gut das zumindest ich, des Spanischen mächtig bin. Das endete dann aber so, dass die Masseusen mit der polizei rumgeschrieen haben und die Kollegen dann kleine angemessene Summen bezahlt haben und mehr nicht.

Zu Taxis fällt mir nur ein. Preis vorher vereinbaren und Taxis nur wenn unbedingt nötig, ansonsten Indriver (dazu braucht man aber ein kolumbianische Nummer). Weil man hier den Preis selbst bestimmen kann und nachträgliche Diskussionen zum Preis so vermieden werden können. Aber auch hier sollten die Nutzer Spanisch können, weil sehr viele Rückfragen von den Fahrern kommen. Was mich mittlerweile allerdings an Indriver stört, dass auch hier zumindest in Barranquilla hinter 90% der Indriver Angebote mittlerweile Taxis stecken. Selbst ein Kommentar mit No Taxi nützt wenig und ich löse das für mich, in dem ich im Kopf dann doch eine Liste habe, welche Marken Taxis zumeist Zapaticos (Kia Picanto, Chevrolet Spark etc.) sind. Denn bei Angeboten kann man leider nicht erkennen, ob es sich um Taxis handelt oder nicht. Bekomme zwar den Fahrzeuptyp angezeigt, aber leider nicht die Farbe (gelb wäre Hinweis auf Taxi). Denn so bin ich überhaupt kein Freund der Zapaticos. Klein da kaum Kofferraum, schmutzig und fast immer alle Fenster offen statt die Klima anzumachen und in der Hitze von Barranquilla oft ein No-Go. Und die Idee Indriver zu nutzen ist ja letzendlich weil viele mit dem Service der Taxis nicht zufrieden sind, passt also nicht so ganz, das sich dort nun auch die Taxi Fahrer tummeln, denn letzendlich sind sie es ja auch die sich über die Applikationen beschweren und ja auch schon mal deswegen auf die Strasse gehen

[anuja]

Zu Zeiten von Corona sind offene Fenster im Wagen wegen der Lüftung der Klimaanlage vorzuziehen.

[vertigo75]

@Globetrotter:
In Bezug auf Handwerker, kann ich deine Tips nur bestätigen. Habe für ein Projekt sage und schreibe 4 verschiedene Capinteros nutzen müssen, um den zu finden der dann wirklich anständig gearbeitet hat (anständig heisst für mich, pünktlich zur Arbeit erscheinen, normaler Zeitrahmen und zumindest normale Qualität) und ich kann deine Punkte nur bestätigen. Der 1. Capintero hat sich nach Vorabzahlung einer Materialposition schlichtweg das Geld eingesteckt und nicht mehr gemeldet, der 2. kam wann er gerade Lust hatte und an manchen Tagen auch gar nicht. Der 3. hat schlichtweg nicht nur einmal falsche Vermessungen druchgeführt, Nägel falsch ins Holz geschlagen und immer wieder Material vergessen so dass das Projekt ständig unterbrochen werden müsste. Und es geht wirklich nichts ohne dass man an demjenigen ständig über die Schulter schaut und die Arbeit nachträglich kontrolliert. Sehr gewöhnungsbedürftig das ganze, zeitintsiv und letztendlich auch nervenaufreibend und für mich ein Grund zukünftig wirklch nur noch mit Contratistas zu arbeiten. Und nie im leben werde ich mehr auf Empfehlungen anderer zurückgreifen. Es gibt wohl den schönen Spruch in Kolumbien was zuerst billig erscheint, geht letzendlich teuer aus und das werde ich zukünftig berücksichtigen.

@anuja

Dann versuch das Mal in Barranquilla. Bei den Temperaturen verzichte ich lieber drauf und der Grund weshalb die Taxifahrer das machen ist sicherlich nicht die Pandemie. Die Plastikdinger zum Abtrenner der Fahrerkabine vom Fahrgast sollte wohl ausreichen, aber selbst daran halten sich die Taxifahrer nicht.