Krankenversicherung in Kolumbien: Herausforderungen und Lösungen für Auswanderungswillige

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Eisbaer
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Krankenversicherung in Kolumbien: Herausforderungen und Lösungen für Auswanderungswillige

Beitrag von Eisbaer »

Im Forum habe ich festgestellt, dass sich viele Auswanderungswillige nach der Krankenversicherung und dem Gesundheitssystem erkundigen. Daher teile ich im Folgenden Informationen mit allen, die eine herkömmliche Krankenversicherung (EPS) in Kolumbien abgeschlossen haben oder planen, dies zu tun. Es ist wichtig zu erwähnen, dass die EPS erschwinglich, umfassend und relativ benutzerfreundlich ist. Allerdings gibt es auch einige Herausforderungen wie lange Wartezeiten, Korruption und eine eingeschränkte Versorgung.

Folgendes wird durch die EPS abgedeckt:

Maßnahmen zur Förderung von Gesundheit und Krankheitsprävention, unter anderem im Zusammenhang mit:
  • Impfungen gemäß dem erweiterten Immunisierungsplan (PAI).
  • Konsultationen: Allgemeinmedizinische und spezialisierte Versorgung, einschließlich Optometrie und Psychologie.
  • Diagnostik: Klinische Labortests, Radiologie, Ultraschalluntersuchungen, Nuklearmedizin, Magnetresonanztomografie und Szintigrafie.
  • Medikamente, die im Leistungskatalog der Krankenversicherung enthalten sind (ehemals POS).
  • Therapeutische Unterstützung: Physiotherapie, Atemtherapie, Ergotherapie und Sprachtherapie.
  • Krankenhausaufenthalt.
  • Chirurgische Behandlungen in Einrichtungen mit geringer, mittlerer und hoher Komplexität.
  • Zahnmedizin, mit Ausnahme von Kieferorthopädie und Parodontologie.
  • Notfallversorgung im gesamten Land.
  • Frauengesundheit.
  • Geburtshilfe: Umfassende Betreuung von schwangeren Frauen, Geburt, Neugeborenenpflege und Stillzeit.
  • Gesundheitsversorgung für Kinder, einschließlich Überwachung von Wachstum und Entwicklung.
  • Familienplanung.
Im Gegensatz zu Deutschland gibt es im Notfall keinen Krankenwagen oder Notarzt auf Abruf. Ebenso existiert kein fest zugewiesener Hausarzt, dem man im Laufe der Zeit vertrauen kann. Hausbesuche werden von der herkömmlichen Krankenversicherung nicht übernommen. Die vom behandelndem Arzt verschriebenen Medikamente sind weitgehend kostenlos, jedoch oft von minderer Qualität und für eine wirksame Behandlung nicht immer ausreichend.

Im Notfall muss man auf ein Taxi zurückgreifen, um in die Notaufnahme eines Krankenhauses zu gelangen.

Für wohlhabende Einheimische und Auswanderer, die in der Regel über ein solides regelmäßiges Einkommen verfügen, bieten die meisten Krankenkassen Zusatzversicherungen an, die die genannten Defizite abdecken. Zudem existieren in vielen Großstädten unabhängige Anbieter, die Krankentransporte mit Notarzt anbieten.

In ländlichen Gegenden ist die medizinische Versorgung nicht immer zuverlässig gewährleistet.
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Holger78
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Krankenversicherung in Kolumbien: Herausforderungen und Lösungen für Auswanderungswillige

Beitrag von Holger78 »

Danke für die Information. Wie sieht es mit IPS aus? Kannst Du hierzu auch etwas berichten.
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Eisbaer
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Wie sich IPS und EPS in Kolumbien unterscheiden

Beitrag von Eisbaer »

Die Abkürzungen IPS und EPS repräsentieren zwei unterschiedliche Institutionen im kolumbianischen Gesundheitssystem.

EPS, oder "Entidades Promotoras de Salud", fungieren als Gesundheitsfördernde Einrichtungen. Ihre Hauptaufgabe liegt in der Verwaltung und Gewährleistung des Zugangs zum obligatorischen Gesundheitsplan (POS). EPS übernehmen die Rolle von Vermittlern zwischen den Versicherten und den Gesundheitsdienstleistern. Sie sind verantwortlich für die Anmeldung, Registrierung und Beitragseinzüge der Versicherten. Zudem organisieren sie die Umsetzung des POS und überweisen entsprechende Mittel an den Fondo de Solidaridad y Garantía, wo die Ressourcen des Gesundheitssystems verwaltet werden. Die Überprüfung der Zufriedenheit der Nutzer und die Evaluierung der Gesundheitsergebnisse der Versicherten fallen ebenfalls in ihren Zuständigkeitsbereich.

Im Gegensatz dazu sind IPS, oder "Instituciones Prestadoras de Servicios de Salud", direkte Gesundheitsdienstleister. Hierzu gehören Krankenhäuser, Kliniken und andere Gesundheitszentren. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die medizinischen Leistungen direkt an die Bürger zu erbringen. IPS sind berechtigt, die Verfahren im Rahmen des POS (Plan Obligatorio de Salud) teilweise oder vollständig durchzuführen, sowohl im beitragspflichtigen als auch im subventionierten Regime.

In einem koordinierten Zusammenspiel müssen EPS und IPS zusammenarbeiten, um eine effektive Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung zu gewährleisten. Während EPS die organisatorischen Aspekte und den Zugang zum Gesundheitsplan managen, stehen IPS im direkten Kontakt mit den Bürgern und bieten die notwendigen medizinischen Dienstleistungen an.
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Holger78
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Krankenversicherung in Kolumbien: Herausforderungen und Lösungen für Auswanderungswillige

Beitrag von Holger78 »

Aha, jetzt wird ein Schuh daraus. Danke dir für die Erklärung.
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Eisbaer
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Private Gesundheitszusatzversicherung: Einblick in Plan Complementario und Medicina Prepagada

Beitrag von Eisbaer »

In Kolumbien bieten der "Plan Complementario" und die "Medicina Prepagada" wertvolle Optionen für eine erweiterte Gesundheitsversorgung jenseits des obligatorischen Gesundheitsplans (POS). Diese privaten Zusatzversicherungen ermöglichen den Versicherten den Zugang zu zusätzlichen Leistungen und Annehmlichkeiten, um ihre individuellen Gesundheitsbedürfnisse besser zu erfüllen.

Der "Plan Complementario" ist ein Zusatzplan, der von den Entidades Promotoras de Salud (EPS), den Gesundheitsfördernden Einrichtungen, angeboten wird. Diese Pläne werden den Versicherten als Optionen angeboten, um ihre obligatorische Gesundheitsversorgung zu erweitern. Der Fokus liegt darauf, zusätzliche Leistungen und Abdeckungsbereiche zu bieten, die über die im Obligatorischen Gesundheitsplan (POS) enthaltenen Leistungen hinausgehen.

Typische Leistungen des "Plan Complementario" können beispielsweise spezialisierte medizinische Konsultationen, erweiterte diagnostische Verfahren, Zahnversorgung, physiotherapeutische Sitzungen und andere gesundheitsfördernde Maßnahmen umfassen. Versicherte können zwischen verschiedenen Plänen wählen, die ihren individuellen Bedürfnissen und Präferenzen entsprechen.

Die "Medicina Prepagada" ist eine Form der privaten Krankenversicherung. Anders als der "Plan Complementario", der von den EPS angeboten wird, können private Versicherungsunternehmen die "Medicina Prepagada" bereitstellen. Es handelt sich um eine Art Vorauszahlungsmodell, bei dem Versicherte eine monatliche Prämie zahlen, um Zugang zu einer breiteren Palette von Gesundheitsdienstleistungen zu erhalten.

Die "Medicina Prepagada" bietet oft umfassendere Leistungen als der "Plan Complementario" und kann unter anderem Krankenhausaufenthalte, Arzneimittel, spezialisierte ärztliche Versorgung und sogar internationale medizinische Dienstleistungen abdecken. Es handelt sich um eine private Krankenversicherungsoption für diejenigen, die eine zusätzliche Ebene der Gesundheitsversorgung und Flexibilität suchen.

Der Hauptunterschied zwischen dem "Plan Complementario" und der "Medicina Prepagada" liegt in ihrer Herkunft und Struktur.

Allerdings sind diese Zusätze nicht ganz billig und ab einem bestimmten Alter nicht mehr verfügbar. Die Kosten für den "Plan Complementario" und die "Medicina Prepagada" können variieren, und es ist wichtig zu beachten, dass die Prämien mit dem Alter steigen können. Insbesondere ab einem fortgeschrittenen Alter können bestimmte Leistungen schwerer zugänglich oder die Aufnahme in diese Zusatzversicherungen eingeschränkter sein.

Es ist ratsam, dass potenzielle Versicherte frühzeitig prüfen, welche Zusatzversicherungsoption am besten zu ihren Bedürfnissen passt und die Konditionen im Hinblick auf Alter und Kosten berücksichtigen. Eine frühzeitige Entscheidung für eine private Gesundheitszusatzversicherung kann dazu beitragen, die Verfügbarkeit von Leistungen zu sichern und finanzielle Belastungen im Alter zu minimieren.

Insgesamt bieten der "Plan Complementario" und die "Medicina Prepagada" wertvolle Ergänzungen zur staatlichen Gesundheitsversorgung. Es ist jedoch wichtig, sich bewusst zu sein, dass diese Optionen finanzielle Überlegungen erfordern und dass eine rechtzeitige Entscheidung im Lebensverlauf von Vorteil sein kann.
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Krankenversicherung in Kolumbien: Herausforderungen und Lösungen für Auswanderungswillige

Beitrag von Eisbaer »

Kolumbianische Krankenversicherung EPS vs. Krankenversicherung in Deutschland | Mythos und Realität

Auf verschiedenen Internetseiten und Foren, auch hier, wird von einigen Mitgliedern behauptet, dass die Leistungen der kolumbianischen Krankenversicherung EPS ohne Zusatzversicherung in etwa gleich hoch sind wie z.B. die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland. Diese Behauptung ist jedoch falsch.

Die Leistungen der EPS sind im allgemeinen deutlich geringer als die der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland. Die EPS übernimmt in der Regel nur die Kosten für die Grundversorgung wie Arztbesuche, Medikamente und Krankenhausaufenthalte. Behandlungen in Privatkliniken, die nicht direkt mit der EPS zusammenarbeiten, komplexe Zahnbehandlungen oder bestimmte Medikamente werden nicht übernommen. Die Wartezeiten auf einen Termin beim Arzt können sehr lang sein.

In Deutschland hingegen sind die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung sehr umfassend. Sie übernimmt die Kosten für die Behandlung aller Krankheiten und Verletzungen, unabhängig von der Schwere oder dem Ort der Behandlung. Auch die Kosten für Zahnbehandlungen, Vorsorgeuntersuchungen und Medikamente werden in der Regel ganz oder teilweise übernommen.

Die Unterschiede zwischen den beiden Systemen können im Ernstfall lebensbedrohlich sein. So ist es in Kolumbien möglich, dass eine EPS die Kosten für eine lebensrettende Operation nicht übernimmt. In Deutschland wäre das undenkbar.

Laut der kolumbianischen Gesundheitsbehörde Superintendencia Nacional de Salud starben im Jahr 2019 in Kolumbien 1.330 Menschen durch Fehler im Gesundheitswesen. Diese Zahl ist zwar nicht direkt mit den Leistungen der EPS vergleichbar, zeigt aber, dass es in Kolumbien immer noch Probleme im Gesundheitswesen gibt.

Auswanderer, die sich in Kolumbien niederlassen wollen, sollten sich vor der Wahl einer Krankenversicherung genau über die Leistungen informieren. Eine EPS ohne Zusatzversicherung ist nur dann eine gute Option, wenn keine ernsthaften Erkrankungen zu erwarten sind.

Wer über dieses Thema diskutieren will, der kann dies gerne hier tun.
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