Auf der Suche nach mir selbst: Namensfragen, Pass und familiäre Herkunft

[patti86]

Hallo, ich bin Patti und wurde in der Nähe von Bogotá geboren. Vor einigen Jahren war ich schon einmal aktiv, als ich begann, mich auf die Suche nach meiner Herkunft zu machen.

Inzwischen bin ich einige Schritte weitergekommen, aber es bleiben Fragen, die in ganz unterschiedliche Bereiche fallen. Ich beginne mal mit dem Thema Pass:

Ich weiß, dass ich mittlerweile den kolumbianischen Pass beantragen und die doppelte Staatsbürgerschaft eintragen lassen kann. Allerdings trage ich noch den Nachnamen meines Exmannes. Sollte ich für den Antrag besser wieder meinen Adoptivnamen annehmen? Leider hat die letzte Reform nicht ergeben, dass ich meinen ursprünglichen Geburtsnamen wieder annehmen darf.

Was mich außerdem sehr beschäftigt, ist meine Herkunft. Ich habe meine leibliche Mutter gefunden, aber leider besteht kein Kontakt. Ich komme an keine weiteren Informationen zu meiner Abstammung oder familiären Geschichte. Gibt es hier jemanden, der sich mit solchen Themen auskennt oder ähnliche Erfahrungen gemacht hat? Ich habe ein starkes Gefühl, dass „da noch mehr ist“, und würde dem gerne weiter auf den Grund gehen.

Liebe Grüße und danke für eure Hilfe,
Patti

[Eisbaer]

Hallo Patti – willkommen (zurück) im Forum und danke für deinen Beitrag. Du sprichst zwei sehr persönliche und komplexe Themen an, und ich möchte zumindest ein paar Hinweise geben, die dir hoffentlich weiterhelfen oder andere Mitglieder zur Beteiligung motivieren.

1) Zur Namensführung im Zusammenhang mit dem Passantrag:
Wenn du durch Adoption in Deutschland den Familiennamen deiner Adoptiveltern erhalten hast, gilt dieser Name zunächst nur im deutschen Recht. Für kolumbianische Behörden zählt ausschließlich der Name, der im kolumbianischen Geburtsregister eingetragen ist.
Falls die Namensänderung nicht durch eine kolumbianische notarielle Urkunde beurkundet und in Kolumbien registriert wurde – etwa über das Konsulat oder direkt bei der Registraduría – dann führst du in Kolumbien weiterhin deinen ursprünglichen Geburtsnamen.
Für den Passantrag und die Rückgewinnung der Staatsbürgerschaft ist es entscheidend, dass die Angaben mit den kolumbianischen Registern übereinstimmen.
Ob du deinen Adoptivnamen in Kolumbien führen kannst, hängt davon ab, ob die Adoption dort anerkannt und die Namensänderung entsprechend dokumentiert wurde.
Ich hatte 2009 einen Beitrag zum Thema „Kolumbianisches Namensrecht bei binationaler Eheschließung in Deutschland“ verfasst – dort ging es u. a. um die Voraussetzungen für Namensänderungen nach kolumbianischem Recht. Vielleicht hilft dir das als Ausgangspunkt.
Ich hoffe, dass sich auch Mitglieder melden, deren Partner kürzlich den Rückgewinnungsprozess durchlaufen haben und ihre Erfahrungen teilen können.

2) Zur Herkunft und familiären Geschichte:
Das ist ein sehr persönliches Thema, und ich danke dir für das Vertrauen, es hier zu teilen. Vor einigen Jahren hatten wir einen ähnlichen Fall im Forum – damals hat ein Anwalt die Nachforschungen übernommen und konnte über das kolumbianische Personenstandsregister und kirchliche Archive einige Hinweise finden.
Vielleicht liest jemand mit, der ähnliche Wege gegangen ist oder Kontakte zu genealogischen Initiativen in Kolumbien hat.
Für die genealogische Spurensuche könnte auch die Seite Genealogías de Colombia hilfreich sein – dort lassen sich historische Familiendaten und Stammbäume recherchieren.

Ich hoffe, dass sich weitere Mitglieder melden – sei es mit rechtlichen Hinweisen oder persönlichen Erfahrungen. Danke nochmals für deinen Beitrag.

[Holger78]

Hallo Patti,
auch von mir ein herzliches Willkommen zurück.
Meine Frau hat vor kurzem die kolumbianische Staatsbürgerschaft angenommen. Da wir unsere Hochzeit nicht bei einem Konsulat oder bei der Registraduría registriert hatten, wie @Eisbaer es erwähnt hat, bekam meine Frau ihren Reisepass und Personalausweis mit ihrem Mädchennamen / kolumbianischen Nachnahmen. Jetzt beginnt die Beglaubigung der Ehe und die Namensänderung. Das ist aber eine andere Geschichte.
Zu deinem zweiten Thema kann ich Dir leider nicht weiterhelfen. Hier wünsche ich Dir viel Erfolg und eventuell meldet sich hier ein anderes Forenmitglied und kann dich unterstützen.

[patti86]

Vielen Dank Holger ! Ich beschäftige mich mal mit dem oben beschriebenen

@Eisbaer,

vielen Dank für deine ausführlichen Beschreibungen.

Ja es ist alles sehr persönlich, aber ich komme alleine nicht weiter, ich spreche die sprache leider zu schlecht (weiteres Thema ^^) und wünsche mir Austausch mit Menschen, die mich unterstützen auf dem Weg.

Ich muss mir meine Unterlagen noch mal genauer ansehen, denn soweit ich weiß habe ich "nur" die Adoptivurkunde, keine Geburtsurkunde oder ähnliches.

Vielen Dank, ich hoffe hier finden sich noch Menschen, die mich begleiten und unterstützen können.

[Eisbaer]

Hallo Patti – du sprichst erneut einen sehr persönlichen und zugleich wichtigen Punkt an, und ich möchte dir gern noch einige Hinweise geben, die dir hoffentlich weiterhelfen oder vielleicht andere Mitglieder zur Beteiligung motivieren.

1) Zur Adoptivurkunde und fehlender Geburtsurkunde:
Wenn du in Kolumbien geboren wurdest, existiert mit hoher Wahrscheinlichkeit eine registro civil de nacimiento – also eine kolumbianische Geburtsurkunde. Auch bei einer späteren Adoption durch eine deutsche Familie bleibt die ursprüngliche Registrierung bestehen, selbst wenn du selbst nur die Adoptivurkunde erhalten hast.

Entscheidend ist, ob die Adoption in Kolumbien registriert wurde und ob es eine Eintragung bei einer Registraduría oder eine notarielle Beurkundung gibt. Falls du magst, kannst du hier anonymisiert schildern, was auf deiner Urkunde steht (z. B. ob ein Notar genannt ist, ob ein Datum der Registrierung auftaucht, ob eine Registraduría erwähnt wird). Dann lässt sich besser einschätzen, ob du bereits eine gültige kolumbianische Personenstandsurkunde besitzt oder ob ein zusätzlicher Schritt nötig ist.

Du bist durch die Adoption Deutsche geworden – das ist rechtlich eindeutig. Die kolumbianische Staatsangehörigkeit hast du dabei nicht verloren, denn Kolumbien erkennt doppelte Staatsangehörigkeit an und entlässt niemanden automatisch aus der eigenen Staatsangehörigkeit. Für kolumbianische Behörden zählt weiterhin die Registrierung, die in Kolumbien vorliegt – sei es die ursprüngliche Geburtsurkunde oder eine nachträglich ausgestellte Urkunde im Rahmen einer registrierten Adoption.

2) Zur familiären Spurensuche und dem Kontakt zur Mutter:
Du hast erwähnt, dass du deine leibliche Mutter gefunden hast, aber derzeit kein Kontakt besteht. Das ist sicher nicht leicht – aber zugleich ein möglicher Schlüssel. In vielen Fällen ist die Mutter die einzige Person, die weiß, wo und wie die Geburt registriert wurde oder Zugang zu den ursprünglichen Dokumenten hat.

Falls du irgendwann die Möglichkeit hast, persönlich nach Kolumbien zu reisen, könnte das nicht nur helfen, mit deiner Mutter in Kontakt zu treten, sondern auch, direkt bei einer Registraduría nach deiner Geburtsurkunde zu suchen. In solchen Fällen ist es oft einfacher vor Ort als über internationale Anfragen.

[patti86]

Hallo Eisbär,

danke noch mal für deine Unterstützung

Zu 1)
Ich habe lediglich eine Kopie des Kinderheimes bekommen, auf dem Daten meiner Mutter und der Familie stehen. Also Name der Mutter, Name der Großmutter und des Großvaters und den Grund der Adoption.
Ich habe an das Konsulat eine E-Mail geschrieben, um herauszufinden wie ich vorgehen kann. Von denen kam nun ein Antrag für den Pass, aber mir fehlt dann wie du gesagt hast, weiterhin eine Bescheinigung aus dem Geburtsregister, diese muss ich nämlich dem Antrag im Original beilegen.

Zu 2)
Ich war bereits dort und habe auch versucht Kontakt aufzunehmen, leider besteht von ihrer Seite kein Interesse.

Ich könnte sonst noch mal eine EMail an das Kinderheim senden.

VG Patti

[Eisbaer]

Du hast eine Kopie vom Kinderheim erhalten, die wichtige Informationen zur leiblichen Mutter, den Großeltern und den Grund der Adoption enthält. Dieses Dokument ist für dich von unschätzbarem Wert und dein wichtigster Startpunkt. Das Konsulat hat dir den Antrag für den kolumbianischen Pass zugesandt, verlangt aber eine Originalbescheinigung aus dem kolumbianischen Geburtsregister. Dieses Dokument ist der amtliche Nachweis deiner Geburt in Kolumbien und damit die Grundlage für die Bestätigung deiner Staatsbürgerschaft und des neuen Passes.

In dieser Situation ist das Instituto Colombiano de Bienestar Familiar (ICBF) deine zentrale und wichtigste Anlaufstelle. Das ICBF ist die zuständige kolumbianische Behörde für Adoptionen und verwaltet die Adoptionsakten. Als adoptierte Person hast du ab dem 18. Lebensjahr ein gesetzliches Recht, Einsicht in deine Adoptionsakte zu nehmen. Dies ist der direkteste Weg, um an die notwendigen Informationen zur Registrierung deiner Geburt und an die Kopie der Geburtsurkunde nach der Adoption zu gelangen, welche für den Passantrag erforderlich ist und deine Adoptiveltern ausweist. Die Services des ICBF für Adoptierte sind in der Regel kostenlos.

Da der Kontakt zur leiblichen Mutter leider gescheitert ist, solltest du dich unter Berufung auf dein Auskunftsrecht und unter Beifügung aller Daten aus dem Dokument des Kinderheims direkt an das ICBF wenden. Du kannst sie bitten, dir die Registrierungsnummer der Geburtsurkunde mitzuteilen. Mit dieser Nummer könntest du dann möglicherweise einfacher das benötigte Originaldokument bei dem zuständigen kolumbianischen Notariat (Notaría) anfordern.

Falls der direkte Weg über das ICBF oder das Kinderheim nicht schnell zum Erfolg führt, ist es im Hinblick auf die Klärung der Staatsbürgerschaft ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine auf internationales Familienrecht oder Adoptionen spezialisierte Kanzlei in Deutschland oder Kolumbien hat die nötigen Kontakte und weiß genau, wie man bei den kolumbianischen Behörden effektiv die benötigten Originaldokumente zur Bestätigung deiner Staatsangehörigkeit anfordert. Lass dich von der Bürokratie nicht entmutigen, der Weg ist mit dem vorhandenen Dokument machbar.