Die Kehrseite der Medaille – Gesundheitsversorgung im Régimen Subsidiado

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Eisbaer
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Die Kehrseite der Medaille – Gesundheitsversorgung im Régimen Subsidiado

Beitrag von Eisbaer »

Ich teile hier im Forum meine positiven Erfahrungen über meine eigene medizinische Versorgung. Ich bin selbst ganz regulär über die EPS im Régimen Contributivo ohne Zusatzversicherung versichert und bisher sehr zufrieden. Doch heute möchte ich ein Thema ansprechen, das mich sehr nachdenklich gestimmt hat und die harten Kontraste dieses Landes zeigt.

Heute traf ich einen Bekannten, dessen Geschichte die bittere Realität vieler Kolumbianer widerspiegelt. Er und seine 84-jährige Partnerin haben ihr Leben lang informell gearbeitet – wie fast 60 % der Bevölkerung. Sie sind daher im Régimen Subsidiado (über den Sisbén) versichert.

Seine Partnerin liegt seit fünf Tagen im Krankenhaus und benötigt dringend zwei Liter Blut. Obwohl die Blutbank die passende Blutgruppe vorrätig hat, wurde er dennoch aufgefordert, selbst Spender zu organisieren, bevor die Transfusionen vollumfänglich durchgeführt werden. In der Theorie ist die Versorgung gesetzlich geregelt; in der Praxis wird der Druck zur „Wiederbeschaffung“ (reposición) jedoch häufig auf diejenigen abgewälzt,
die am wenigsten Ressourcen haben.

Warum erzähle ich das?

Es zeigt die „Zwei-Klassen-Medizin“, die schon weit unterhalb von privaten Zusatzversicherungen wie der Prepagada beginnt:
  • Régimen Contributivo (für viele der Standard): Hier funktionieren die Abläufe meist effizient und die Versorgung ist, wie ich selbst erfahren durfte, oft erstklassig.
  • Régimen Subsidiado: Hier herrschen oft bürokratische Hürden, Wartezeiten und eine belastende Logistik für die Angehörigen, die im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden kann.
Während wir im Régimen Contributivo häufig das Privileg einer funktionierenden und effizienten Versorgung genießen, müssen Millionen Kolumbianer im Régimen Subsidiado mit bürokratischen Hürden und belastenden Anforderungen leben. Dieser Kontrast macht deutlich, dass der Zugang zu einer würdevollen und schnellen Behandlung in Kolumbien leider noch immer stark vom jeweiligen Versicherungsstatus abhängt.
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Bogotano
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Die Kehrseite der Medaille – Gesundheitsversorgung im Régimen Subsidiado

Beitrag von Bogotano »

Ich habe schon mehrfach erlebt, dass Angehörige in solchen Situationen aufgefordert wurden, Blutspender selbst zu organisieren. Manche wenden sich dann sogar an Polizei- oder Militärkommandos, weil dort eher Bereitschaft besteht, Spenden zu leisten. Das zeigt, wie improvisiert die Versorgung in manchen Bereichen des kolumbianischen Gesundheitssystems ist.

Benjamin
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Die Kehrseite der Medaille – Gesundheitsversorgung im Régimen Subsidiado

Beitrag von Benjamin »

Schon krass das Ganze, davon hatte ich ehrlich gesagt nichts gewusst. Wieder ein Beweis, nicht alles Gold, was glänzt. In Kolumbien funkelt manches System von außen, aber innen ist es eher Blech mit Rostflecken.

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