Menschenrechte in Kolumbien | Derechos humanos en Colombia

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Eisbaer
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Menschenrechte in Kolumbien | Derechos humanos en Colombia

Beitrag von Eisbaer »

Ein trauriges Thema:
Die menschenrechtliche Situation in Kolumbien ist anhaltend besorgnis­erregend. Trotz rückgängiger Mord- und Entführungsraten ist die Zivilbevölkerung schweren Übergriffen von allen Parteien des bereits Jahrzehnte andauernden bewaffneten Konflikts ausgesetzt. Insbesondere die Zahl der gezielten Bedrohungen und Tötungen von Gewerkschaftlern, Menschenrechtler und andere zivilgesellschaftlich engagierten Personen ist in den letzten Jahren gestiegen.
=> amnesty-kolumbien.de/de/menschenrechte_de.html

Die Situation in Kolumbien
Täglich werden Menschen in Kolumbien aus politischen Gründen bedroht, ermordet oder gewaltsam verschwunden: MenschenrechtsverteidigerInnen, GewerkschafterInnen oder Mitglieder sozialer Bewegungen. Dadurch wird politische und soziale Opposition verhindert und politische Partizipation stark eingeschränkt; Veränderungen an der extrem ungleichen Verteilung des Reichtums des Landes werden unmöglich gemacht. Jedes Jahr werden in dem südamerikanischen Staat Hunderttausende von ihrem Land vertrieben: KleinbäuerInnen, indigene Volksgruppen, afrokolumbianische Gemeinden. Der Grund für diese Vertreibungen ist in der Regel in wirtschaftlichen Interessen zu suchen; an Stelle einer Agrarreform findet auf diese Weise eine weitere Landkonzentration und eine Verstärkung sozialer Ungleichheit statt.

Fast alle Menschenrechtsverletzungen bleiben bisher straffrei. Kolumbien ist - menschenrechtlich gesehen - ein Land im Ausnahmezustand. Dennoch gibt es viele Menschen, die für ihre Rechte und ein Leben in Würde kämpfen. Menschenrechtsorganisationen und soziale Bewegungen spielen eine wichtige Rolle beim Schutz der zivilen Freiräume inmitten des gewaltsamen Konfliktes in Kolumbien. Die internationale Aufmerksamkeit und politische Unterstützung trägt essenziell zu ihrem Schutz bei und leistet somit einen Beitrag dazu, dass diese Organisationen vor Ort ihre Arbeit weiterführen können.

Das humanitäre Völkerrecht verpflichtet alle bewaffneten Akteure - staatliche Sicherheitskräfte, Paramilitärs und Guerilla - die Rechte der Zivilbevölkerung, beispielsweise nicht in die bewaffneten Auseinandersetzungen einbezogen zu werden, zu respektieren. Bisher verletzen alle bewaffneten Akteure dieses Recht.
=> kolko.de/kolko.php


Links entfernt, da nicht mehr existent. Eisbaer - Moderator
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Menschenrechte in Kolumbien | Derechos humanos en Colombia

Beitrag von Eisbaer »

Da obige Links nicht mehr existieren und die Angaben schon ein paar Jahre alt sind, habe ich für einen neuen Bericht recherchiert.

Die Menschenrechtslage in Kolumbien ist nach wie vor besorgniserregend. Obwohl sich die Regierung von Gustavo Petro um einen umfassenden Frieden mit allen illegalen bewaffneten Gruppen bemüht, kommt es in verschiedenen Regionen des Landes weiterhin zu schweren Menschenrechtsverletzungen. Opfer sind vor allem indigene, afrokolumbianische und bäuerliche Gemeinschaften, Menschenrechtsverteidigerinnen, Umweltaktivistinnen, Journalistinnen und soziale Führungspersönlichkeiten.

Zu den häufigsten Menschenrechtsverletzungen gehören Morde, Drohungen, Vertreibungen, Zwangsrekrutierungen, sexuelle Gewalt, Landraub, Umweltzerstörung und Einschränkungen der Meinungs-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit. Die Täter sind sowohl staatliche Sicherheitskräfte als auch paramilitärische Gruppen, Guerillas und die organisierte Kriminalität, die oft miteinander verstrickt sind. Die Straflosigkeit für diese Verbrechen ist hoch und die Opfer erhalten nur unzureichende Wiedergutmachung und Schutz.

Einige der gravierendsten Menschenrechtsprobleme in Kolumbien sind:

• Die anhaltende Gewalt gegen MenschenrechtsverteidigerInnen, die sich für Frieden, Landrechte, Umwelt, Frauenrechte, LGBTI und ethnische Minderheiten einsetzen. Laut der kolumbianischen Nichtregierungsorganisation Somos Defensores wurden im Jahr 2022 mindestens 159 Menschenrechtsverteidigerinnen ermordet, was einem Anstieg von 65% im Vergleich zu 2019 entspricht. Die meisten dieser Morde wurden von paramilitärischen Gruppen verübt, die versuchen, soziale Bewegungen zu kontrollieren und zu unterdrücken. Die Regierung hat zwar einige Schutzmaßnahmen ergriffen, diese sind jedoch oft unzureichend, ineffektiv oder werden nicht umgesetzt.

• Die systematische Anwendung exzessiver Gewalt durch die Polizei zur Unterdrückung von Protesten, die seit 2019 regelmäßig im ganzen Land stattfinden. Diese Proteste richten sich gegen soziale Ungleichheit, Korruption, die Steuerreform, die Gesundheitskrise und Menschenrechtsverletzungen. Die Polizei hat wiederholt scharfe Munition, Tränengas, Blendgranaten und Schrotflinten eingesetzt, um die Demonstrant*innen zu vertreiben, was zu mindestens 89 Todesopfern, mehr als 2.300 Verletzten und Hunderten von Festnahmen geführt hat. Es kam auch zu Folter, sexuellem Missbrauch, willkürlichen Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen von journalistischem Material. Die meisten dieser Übergriffe wurden weder untersucht noch geahndet, und die Regierung hat sich geweigert, eine umfassende Reform der Polizei durchzuführen, um deren Rolle und Verantwortlichkeiten zu klären.

• Die anhaltenden Verletzungen des humanitären Völkerrechts durch bewaffnete Gruppen, die trotz des Friedensabkommens zwischen der Regierung und der ehemaligen Guerillaorganisation FARC-EP im Jahr 2016 weiterhin in ländlichen Gebieten operieren und um die Kontrolle über die von der FARC-EP verlassenen Gebiete und illegalen Einnahmequellen aus Drogenhandel, illegalem Bergbau und Erpressung kämpfen. Sie begehen schwere Menschenrechtsverletzungen wie Morde, Entführungen, Zwangsrekrutierungen, Landminen, sexuelle Gewalt und Massaker an der Zivilbevölkerung, insbesondere an indigenen und afrokolumbianischen Gemeinschaften, die häufig in den Konflikt hineingezogen werden. Diese Gruppen verletzen auch das humanitäre Völkerrecht, indem sie humanitäre Hilfe behindern, die Bewegungsfreiheit einschränken und die sozialen und wirtschaftlichen Rechte der Bevölkerung verletzen.

Die Menschenrechte in Kolumbien sind daher nach wie vor in Gefahr und es bedarf dringender nationaler und internationaler Maßnahmen zu ihrem Schutz und ihrer Förderung. Die Regierung muss ihre Verpflichtungen aus dem Friedensabkommen mit der FARC-EP erfüllen, die Sicherheit und den Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen gewährleisten, Polizeigewalt untersuchen und ahnden, Straflosigkeit bekämpfen und die Opfer entschädigen. Die internationale Gemeinschaft muss die Menschenrechtssituation in Kolumbien weiterhin beobachten, die Regierung zu Reformen drängen und zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich für die Menschenrechte einsetzen, unterstützen.

Quellen: [Somos Defensores] [Amnesty International] [Human Rights Watch] [Thpanorama]
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