BESUCH BEIM ONKEL IN SUED AMERIKA

Ein kolumbienerfahrener Schweizer berichtet von seinen Erkundungen und Touren mit dem Wagen quer durch Kolumbien.

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Don-Pedrinio
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BESUCH BEIM ONKEL IN SUED AMERIKA

Beitrag von Don-Pedrinio »

der etwas andere Reisebericht:

Besuch beim Onkel in Sued-Amerika

fuer mich als Onkel was ganz spezielles. so wollte ich den Jungs meiner Schwester denn auch was ganz spezielles bieten. was unvergessliches. ich denke ich habs erreicht.

tsja was waren das fuer Worte, welche ich vor ca einem Jahr in einem Mail zu lesen bekam:
"lieber Onkel, anlaesslich unserer Weltreise planen wir im kommenden Fruehling bei dir in Kolumbien vorbei zu kommen".
wow, das ist doch nichts weiter als leere Luft, schon so viele hatten sich angemeldet doch der Angst vor Kolumbien wegen es dann doch nur bei den Worten belassen. als ich im vergangenen Juni in die CH zurueck kam um sie zu treffen und danach auszufragen waren die beiden Jungs bereits unterwegs richtung Asien.

Teil 1: die Kueste
irgendwann und aufgrund einer konkreten Nachfrage einer bestimmten Reisestrecke sowie der Nachfrage nach einem Spanischkurs durfte ich erstmals damit rechnen dass sie hier tatsaechlich vorbei kommen. die Reisestrecke lautete: per Segelschiff von Panama via islas San Blas nach Kolumbien. ganz schwach hatte ich schon davon gehoert, doch jetzt gings daran mich dafuer umzuhoeren. zuerst dachte ich: dass mache ich auch mit, doch nach und nach legte sich dieser Wunsch. ist wohl eher etwas fuer junge abenteuerliche Menschen. ausfuehrlicher darueber in einem andern Bericht. alles was ich ausfindig machen konnte sendete ich ihnen. hauptsaechlich von Portobello nach Capturno und letztlich Turbo. irgendwann kam die Meldung: wir haben ein Schiff gebucht dass am 15. Feb in Cartagena landet. schnell ging ich an, mich nach jener Strecke umzuhoeren. hoher Wellengang, stuermische See habe ich zu hoeren gekriegt. nee das machst du dev nicht mit.

auch sendete ich ihnen Rundreise Moeglichkeiten welche sie aber allesamt ablehnten mit den Worten: wir planan dann lieber vor Ort und von Tag zu Tag. irgendwann war dann auch noch die Rede voin einem Kumpel der ab Panama mitkaeme und die dringende Nachfrage fuer den Carneval in Barranquilla. so machte ich mich an, am So 12. Feb nach Cart zu reisen, denn erfahrungsgemaess hat es am Sonntag weniger Tracks auf den Strassen. kaum in Cartagena angekommen meldete sich "Une" bei mir, dass sie am 16. bei mir nun endlich Internet installieren wollten. dank Freunden in Medellin hatte ich bei meiner Rueckkehr dieses dann auch tatsaechlich. 1 Monat war zuvor verstrichen wo ich trotz anmelden und immer wieder danach fragen in meinem neuen Heim kein Internet hatte. fuer mich komplett neu: mich dafuer in ein Int-cafe begeben musste und so nur noch das wichtigste machte, manchmal immerhin noch in den Zeitungen der Heimat stoeberte um nicht komplett davon getrennt zu sein. ueber 1 Mt ohne Internet, sehr hart fuer mich.

wo bleiben die Jungs nur:
zwar hatten sie mir geschrieben dass sie irgendwelchen Verzoegerungen wegen erst am 17. in Cart sein werden. doch jetzt ist schon der 18.
um 19 Uhr endlich das erloesende Telefon: " Onkel wir sind angekommen." "wie bitte????" ich hab den Ort nicht richtig entziffert und dennoch richtig gehoert. shitt die sind in Capturno. mind 1 tagesreise von mir in Cartagena entfernt. nach einem weiteren anstrengenden Tag: per Boot von Capturno nach Turbo und ab da per Bus nach Cart erreichten sie mich dann schliesslich Sonntag Nacht um 23 Uhr in Cartagena. im Schlepptau brachten sie gleich noch das halbe Boot mit, so dass ich erstmals in meinem Leben direkten und intensiven Kontakt mit Backpackern bekam. die erste und wichtigste Antwort war: unser Kapitaen erzaehlte uns, dass man ab Jan bis Maez die Strecke Panama - Cart nicht reisen sollte, es auch kaum Schiffe habe welche dies dennoch machten, da dann die See viel zu rauh sei und praktisch alle Gaeste aller Boote Seekrank wuerden. darum der Umweg nach Capturno / Capurgana.

hier erwaehnt fuer alle welche davon hoerten und es gerne erleben moechten: idealste Reisezeit: Nov/Dez.
ab Jan ist nur noch die Strecke nach Capturno zu empfehlen egal was Reiseveranstalter anpreisen.
meine Jungs haben genau deswegen 100 Dollar und der Vorreservierung in den Sand gesteckt....

da einer der Jungs am Fr Geburtstag hatte wollten sie bis dann in Medellin sein um diesen dort feiern zu koennen. mein Programm der Kueste entlang musste somit fuer sie kurz und intensiv sein. so haben wir am Mo die Festung und Altstadt von Cartagena angesehen. Baden gehen mussten sie ja nicht mehr, davon hatten sie genug. den Mo und Di Abend verbrachten wir mit dem ueblichen Programm: einmal auf dem placo Santo Domingo essen einmal im Fischrest am lago. danach Cafe del Mar (eine Art open air Disco auf den Umfassungsmauern der Altstadt mit House Musik), sowie zum Schluss ein paar Drinks in tucandela (eine wunderschoende Disco innerhalb der Altstadt) Montags und Dienstags hat es nicht viele andere Moeglichkeiten wobei tu candela zum aus gehen eh was vom schoensten ist.
gewohnt haben wir uebrigens in einer moeb. WG an der Boca Grande. unter dem Strich eine Moeglichkeit welche fuer Backpacker mehr als interesannt waere, sofern sie in einer Gruppe von mind. 4 Pers. sind. Preis pro Nacht 200 000 Pesos. zusammen mit ihren CH Freunden waren wir zu 6. die ganze Clique aus dem Segelboot welche wir immer wieder antraffen waren denn:
5 Schweizer (mit mir 6), 2 Australier, 1 Irlaender, 1 Englaenderin, 1 Argentinierin, 1 Japaner.
P.S. in Santa Marta bezahlten wir 120 000 fuer ne WG (4 Pers.)

am Di fuhren wir nach Barranquilla zum letzten Tag des Carnevalles. eigentlich hatte ich eine kleine Abneigung gegen diesen Tripp, da ich annahm dort eher chaotisches zu erleben wie damals 2006 als ich jenen einmal besuchte. zu meiner grossen Ueberaschung war es dieses Mal perfekt organisiert und fuer mich selbst der idealste Tag. denn der letzte Tag bildete das Trachten Tanzgruppen Fest. zum Schluss des Umzuges weit ueber eine Stunde lang grosse Tracks mit laitein Musik aller art. fast schon wie an einer Street Parade in Europa. ich werde diesen letzten Tag nicht zum letzten Mal besucht haben, er hat mich voll und ganz ueberzeugt gehabt, sowie die gute Organisation des ganzen Festes, hat ueberrhaupt nichts mehr damit zu tun von: Chaos. gut wir waren eine Gruppe von 6 Schweizern welche allesamt nur Fassnachtsstimmung hatten (plus ein paar ihrer Freunde). im Nu haben wir mit allen Kolumbianern rund herum gefeiert und uns mit Schaum vollgespritzt. vor allem die kleinen Jungs direkt vor uns (denen wir 2 Flaschen Schaum schenkten) waren Feuer und Flamme, haben sich kaum mehr fuer den Umzug interessiert als viel mehr nur mit uns rumgebloedelt (gehoert ja schliesslich auch dazu). 3 aus unserer Reisegruppe sind blond und haben blaue Augen, mehr muss ich ja wohl nicht mehr schreiben. und eigentlich bis heute war es ueberall gleich: scharenweise drehen sich die Kolumbianerinnen nach ihnen um, nicht zuletzt ihrer offenen lockeren Art sich zu geben.

am Mittwoch gings nach Rodadero (Santa Marta) mit zwischenstopp beim puerto Colombia (Barranquilla) den Nachmittag verbrachten wir in Taganga. kaum angekommen sahen wir irgendwo den Spielbeginn Basel-Bayern. aber eigentlich hatten wir hunger und assen wo anders einen feinen Fisch. danach zurueck zu jenem Rest um zu sehen wie viele Tore wir kassiert hatten. es war erst die 83. Minute so dass wir noch 10 Minuten zusehen konnten. kaum 2 Minuten zugesehen und schon faellt das 1:0 fuer uns. was fuer ein gelungener Nachmittag. danke Basel auch wenn ihr in der Heimat unsere Erzfeinde seit...

am Do dann hiess es frueh aufstehen. denn ich wollte mit meinen 3 Jungs einen ausfuehrlichen Tag in Parque Tayrona verbringen. ev noch bis Buticara fahren um ihnen auch jenes noch zu zeigen. ich empfahl ihnen das wir bis zum hintersten Strand reiten um so ausfuehrlicher den Rueckweg und zu Fuss geniessen zu koennen. kaum hockten wir auf den Pferden als einer nach dem andern zugab, zuvor noch nie auf einem Pferd geritten zu sein und dies eh irgendwann noch vor hatten (32000 pesos kostete es fuer die 5/4 Std reiten). ein einziger Tag Tayrona kann sehr schnell stressig werden, dann wenn man alles ablaufen will um ein paar Groschen zu sparen. fuer mich selbst am falschen Ort gespahrt. der Tayrona ist was spezielles und dieses sollte man auch speziell planen. vor allem dann, wenn eine Reise nicht die Moeglichkeit laesst zu verweilen wo es einem gefaellt. der Weg per Pferd fuehrt bis zum ersten Strand identisch wie jener zu Fuss. danach durch die Gebuesche so dass man eigentlich erst am hinteren Ende und schoensten Teil den Tayrona erstmals richtig zu sehen bekam, jetzt hatten wir auch Zeit auszuruhen, zu baden und essen.
als wir am ersten Strand ankamen begegneten wir fast der ganzen Reisegruppe des Bootes Panama-Kolumbien. alle besseren Freunde mit denen wir schon in der Altstadt von Cartagena feierten waren mittlerweile im Tayrona angekommen und hatten dort in gemieteten Haengematten die vergangene Nacht verbracht. bewusst den Taganga Strand aus gelassen um so auch ihren Tag am Tayrona voll geniessen zu koennen. (ich glaube jene Idee kam von der Argentinerin welche sich auf ihren Web Seiten entsprechend vor orientierte. letztlich liesse sich dadurch auch einen Reisetag einsparen). spaeter trafen wir die ganze Meute erneut, dann gabs einen tiefen Schluck Rum, denn der Tag stellte der 2. letzte dar fuer 2 der andern Backpackern, welche am kommenden Tag in ihre Heimat zurueck flogen und diesen Abschied musste nun entsprechend gefeiert werden, mit selbem Rum welchen sie schon auf der ueberfahrt nach Kolumbien ausfuehrlich genossen haben. alle "soffen" wir aus jener Muschel welche irgendwann auf dem segeltripp zum idealsten Trinkgefaess erkoren wurde, fuer spezielle Momente um einen speziellen Tripp noch spezieller werden zu lassen. der Tag neigte sich langsam dem Ende zu so dass ich meinen Jungs die peitsche geben musste, wollte ich doch vor einbruch der Dunkelheit zurueck in Rodadero sein um mich fuer den kommenden sehr anstrengenden Tag entsprechend ausruhen zu koennen.

Fr 24 feb. wie von mir gewuenscht sassen wir bereits um 05:00 im Auto. 850km fahren lagen vor uns. gerechnete Ankunftszeit in Medellin ca 20 Uhr. grosse Strecken lang hatte es sehr wenig Verkehr, so dass wir mehr als gut vorankamen. zumeist 20 bis 40km/h zu schnell fahrend. auf einer Strecke von ca 50km wurde zu meiner grossen Ueberraschung an einer 4 spurigen Autobahn gebaut. dort haben wir dann wiederum etwas zeit eingebuesst, zum Teil ging es nur im Schneckentempo voran. dennoch war ich letztlich uebergluecklich um 19 Uhr vor meiner Haustuer in Medellin zu stehen.
vor allem die letzten 3 Std fahren durchs Gebirge bzw ab Puerto Berrio zeigte sich die Natur von der allerbesten Seite, noch nie zuvor war es dort derart schoen und klar. zumeist muss man dort beim ueberqueren des Passes in der Naehe von Cisneros mit Nieselregen rechnen, da dort die Klimazone gewechselt wird.

so hatten wir am fruehen Abend noch die Moeglichkeit uns hin zu legen und auszuruhen ehe es zur Geburtstagsparty ab in die Disco Mangos ging. zu meiner grossen Trauer, meine allerletzte Party in jener Disco, denn jene wurde am 26. Feb geschlossen. jetzt wird sie umgebaut. ein anderer Name ein anderes Outfit und andere Musik. in ca 5 Wochen ist neueroeffnung. 8 Jahre lang war ich dort Gast, mehrere hundert Besuche, fuer mich war es damals 2004 Liebe auf den ersten Blick. heute ist sie nicht mehr.... zur Party hatte ich mehrere gute Freunde, allesamt Profitaenzer eingeladen gehabt, so dass meine Jungs einfacher und schneller hier in Medellin Teil der Kultur werden konnten und nicht einfach nur durchreisende Touris sind. um 05:00 lag ich dann totkaputt endlich wieder in meinem Bett.

fazit der ersten Woche:
wer wenig Zeit hat der kann jene 3 Staedte in diesen 5 Tagen reisen. man muss aber genau wissen wohin man will und wieviel Zeit es dazu kostet. die Idee in Santa Marta direkt richtung Tayrona Park zu gehen finde ich gar nicht schlecht. denn fuer einen Taganga Strand und Uebernachtung muss man die Stadt Santa Marta durchqueren und wer mit dem Bus zum Park will, der verliert dadurch 2 mal diese Fahrstrecke bzw reichlich Zeit welche man mit besserem fuellen koennte. kurz vor dem Park hat es ca 10-20 Hostals. wo man auch uebernachten kann, sofern man tags zuvor zu spaet ankommt. von den andern Backpackern weiss ich, dass sie Abends den nationalpark erreicht hatten (bzw kurz vor einbruch der Dunkelheit an den Straenden ankamen) und danach am kommenden tag mit dem Boot ab Tayrona nach Taganga fuhren. mind. 2 meinten dass sie jenes nie mehr machen wuerden, schon die Fahrt Pan-Kol zeitweise sehr ruppig war, jene fahrt aber doch fast zuviel, hart und unangenehm, fuer einen andern Gast sogar zum alptraum wurde, er aus dem Boot geschuettelt wurde und man ihn mit muehe wieder rein zog. ich weiss, Veranstalter solchem lesen dies nicht gerne, verharmlosen lieber.... auch deren 3 Rucksaecke schon in Tayrona ein unfreiwilliges Bad genommen haben. aber eben jeder soll seine Reise selbst bestimmen. mit dem ganzen Gepaeck bei sich, ist die variante mit dem Boot nach Taganga mehr als Sinnvoll.

zusammenfassung:
Tag 1: Capurgana - Turbo per Schnellboot 3Std. Turbo - Cartagena per Bus 11 Std.
Tag 2: Cartagena: besichtigung der Altstadt sowie der Burg. in der Nacht: placo Santo Domingo, Cafe del mar sowie zum Schluss disco tu candela
(alles in der Altstadt drin)
Tag 3: nach Barranquilla und zurueck. zum letzten Tag des Carnevalles. am Abend in Cartagena ein aehnliches Programm wie am Vortag.
Tag 4: Cartagena - Barranquilla - Santa Marta, Wohnung buchen in Rodadero, den Nachmittag in Taganga verbracht.
(beim Flughafen in Cartagena gaebe es ein Bus der nach Santa Marta faehrt womit man nicht zuerst zum Busbahnhof fahren muss der fast in der andern Stadtseite ist)
Tag 5: 06:30 Abfahrt zum Tayrona Park (5/4 Std fahrzeit ab Rodader) ab Taganga waere dies wohl noch 1 Std mehr, sofern man da nicht einen direkten Bus findet.
rueckkehr nach einem langen und intensiven Tag kurz vor 20:00.
Tag 6: Santa Marta - Medellin. 850km absolut nicht zu empfehlen (fliegen waere gescheiter, egal wohin. Buc / Bog oder Med)
letztlich 14 Std gefahren. immer 20-40 zu schnell. die aufgezeichnete Spitze: 137 km/h (57 zu schnell)

iPhone, dies moechte ich hier auch noch erwaehnen: fuer mich ist ein Telefon zum telefonieren da, fuer nix anderes. alle, absolut alle Backpacker die ich kennen lernte hatten ein iPhone und was sie bis heute damit zauberten oder machen konnten (3 Wo insgesamt) hat mich mehr als massiv beeindruckt. zum Beispiel auch die Aufzeichnung der Fahrt zum Nevado Piz Ruiz vom verg. Samstag auf 4800m u Meer. oder der aufzeichnung der Radtouren welche einer meiner Sproesslinge ab hier Med macht, usw usw, sich gegenseitig Musik geben oder ueber 100 Videos welche einer hatte. in D, E oder S. einfach am Fernseher angehaengt und schon koennen alle hoeren oder sehen. wow. usw usw....

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Beitrag von Don-Pedrinio »

Woche 2:

diese Woche verbrachten wir voll und ganz damit dies und jenes rund um Medellin anzusehen. 2 Mal mit je 3 verschiedenen gings auf den Penol.
allesamt fuhren wir mit der Metro sowie den beiden Gondelbahnen (hier aufgepasst: jeweils am Mo ist die Gondelbahn ab Santo Domingo hinauf ins Naherholungsgebiet oben auf dem Berg wegen renovationen geschlossen). nebenbei mussten wir in dieser Woche von 2 CH sowie 1 Arg. abschied nehmen welche andere Plaene hatten oder zurueck in ihre Heimat mussten, denn mitlerweile war die ganze verbiebene Meute des Segeltrippes wieder beisammen in Medellin angekommen.
und jeweils fuer jeden Abgang einer der ihrer wurde tuechtig gefeiert.

im Nachhinein gesehen (von mir als aussenstehender) ein solcher Segeltripp auf einem Boot mit 14 andern Menschen ist was spezielles. ausserdem bindet es zusammen wenn der ganze Tripp fuer alle Beteiligten was besonderes, was wunderschoenes darstellt wie eben dieser Tripp den meine Meute gemeinsam gemacht hat. immer war man gegenseitig in Kontakt und man wusste wo die andern gerade sind. ueber facebook denn auch Fotoeindruecke einander zugesandt wurde. kaum hatten wir z.B. Fotos von Rumbas mit Kolumbianern hoch geladen so hiess es von allen Seiten, wir kommen auch, wir wollen auch.

einen sehr negativen Beigeschmack bescherten mir 2 Backpacker ausgerechnet aus der CH die wir hier antraffen. so haben diese meine Jungs mit den Worten angequatscht: "wie lange seit ihr schon in Kolumbien, wie viele Frauen habt ihr schon gerissen und in eurem Bett verfuehrt." fuer mich selbst die bekloppteste Art ein Land wie Kolumbien bereisen zu wollen. schade dass so viele Typen nach diesem Motto nach Kolumbien kommen. zum Glueck wiederum ist genau dieser Typ hier laengst bekannt und von den Kolumbianern komplett verhasst und er wird als Aussaetziger gemieden. schade fuer alle andern welche rein nur die Kultur, den gastfreundlichen Kolumbianer und seine wunderschoene Heimat kennen lernen wollen. der Unterschied der 2 reisetypen ist zum vornherein schwer aus zu machen, so dass der Kolumbianer fast keine andere Wahl hat als den Auslaender nur oberflachlich und auf distanz zu behanden.

meine beiden Jungs wollten unbedingt spanisch lernen. am liebsten in einer Uni. so haben wir uns in die Uni Eafit begeben und zur grossen Ueberraschung konnten sie mit dem kommenden Mo beginnend sich fuer einen Anfaenger Kurs anmelden. schnell hatten auch die andern Backpacker davon Wind bekommen, so dass sie insgesamt zu 6. und in 3 verschiedenen Klassen spanisch lernen koennen. an der Uni Eafit meinte man: ab 2 Schuelern wird ein Intesivkurs angeboten. besser waere es dass es 5 Schueler waeren. meistens auch andere Interessierte warten bis ein Kurs eroeffnet wuerde. so sind sie nun alle in Klassen von 4-5 Schuelern. mind 4 von ihnen wollen noch einen 2. Intensiv Kurs anhaengen und 2 Wochen laenger in Medellin bleiben als geplant.

ein Intensivkurs beinhaltet: taeglich 4 Std Schule, insgesamt 2 Wochen lang fuer total 830 000 Pesos. von 08:00 bis 12:00

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Beitrag von Don-Pedrinio »

Woche 3:
dazu gibt es nicht viel zu berichten. endlich konnte ich mich erholen. war nach den ersten beiden Wo nur noch ein frack, komplett ausgekotzt von der strapazioesen Gruppe 23 bis 30 jaherigen, welche das Wort Muedigkeit einfach nicht kannten....

fuers Wochenede hingegen stand wiederum was spezielles auf dem Programm. Nevado Piz Ruiz, gemuetliche fahrt durch die Kaffezone sowie ein erholendes Bad in den Termales von Santa Rosa.

am Fr um 13:30 gings los. abwechslungsweise sind wir gefahren, so dass alle einen Eindruck bekamen was es heisst auf kolumbianischen Strassen zu fahren. es grenzt an Lebensgefaherlich bis selbstmoerderisch was man uns vorfuehrte (zum Glueck ist nirgens was passiert was eher an ein kleines Wunder grenzt), vor allem letzte Nacht als wir die letzten 3 Std nach Einbruch der Dunkelheit noch von la Pintada nach Medellin fahren mussten.
da wir zu 7. waren haben wir einen Prado gemietet, vor allem fuer die fahrt hoch auf 4800m musste es ein starkes Fahrzeug sein, was letztlich sogar fuer uns ein Vorteil war. anders waeren wir nie da hoch gekommen.

um 20 Uhr erreichten wir Manizales und vom bunten treiben der Stadt beeindruckt sind wir erst mal ne halbe Stunde drin rum gekurft. (keiner mochte noch laufen wollen). danach haben wir das von einem ausgesuchte und reservierte Hostal gesucht.

an dieser Stelle moechte ich folgendes beifuegen:
die meisten meiner Reisebegleiter meinten: "auf der ganzen Welt reisen wir Backpacker nach Infoseiten vom web. hier in Kolumbien im Gegensatz zu vielen andern Laendern findet man praktisch ueberall wo man ankommt Infos ueber andere Destinationen, andere Hostals wo man absteigen kann. dies ist eine zusaetzliche Reisehilfe vom allerfeinsten und dies in einem Land wo ein Tourismus erst richtig einsetzen koennte. wo man an speziell schoene Orte kommt wo es kaum Auslaender hat. in andern Laendern es an solchen Orten von Touristen nur so wimmelt. Hut ab vor dem was Kolumbien diesbezueglich den Backpackern bietet". aus eigener Erfahrung aus frueheren jahren (2006-8) als ich manchmal auch solche Hostals suchte kann ich selbst dem nur beipflichten.

nun, der Ort in dem wir diese Nacht verbrachten heisst -Pit Stopp-. er hat mich ganz positiv ueberrascht, vor allem auch desswegen dass unten im Keller eine kleine Disco ist. mit 20-30 jaehriger Rockmusik, sowie am Abend viele junge Kolumbianer, welcher diese Musik gefaellt. so ist man natuerlich sehr schnell mit dem einheimischen Kolumbianer in Kontakt. nicht zuletzt wird dazu etwas nachgeholfen, einem ankommenden ein Bier geschenkt, welches man da unten einloesen kann. ich der kein Bier trinke, habe meine Flasche dem Typen links von mir geschenkt und statt dessen ne halbe Rum bestellt. schon war ich mit allen an der Bar in kontakt. ne halbe Rum zu einem Preis von 22 000 Pesos. das krieg ich in ganz Kolumbien kaum zu diesem Preis. es sollte denn nicht die letzte sein und statt frueh ins bett zu gehen verliessen 2 meiner Begleiter das Lokal erst nach 2 Uhr. nachdem es geschlossen wurde... im Gepaeck mehrere Adressen von Bekanntschaften welche sie diesen Abend machen konnten.

da kein Parkhaus vor 06:30 oeffnete konnten wir auch ne halbe stunde laenger schlafen als geplant. um 06:45 gings dann los. Ziel Nevado Piz Ruiz. zur Ueberraschung konnte man diesen ab Manizales sehen obschon es in der Nacht immer wieder Nieselregen gab.

eigentlich hatte ich ja grosse Angst, dass der Tag zur Misere wuerde. schliesslich schon beinahe Winterzeit ist und man nur mit riesen Glueck etwas vom 5300m hohen Vulkan mit bekommt. schon auf halbem Weg dann der erste Daempfer, irgendwo hoerten wir, dass man nicht zum Vulkan hinauf laufen kann, da dieser in juengster Vergangenheit Aktiv sei, kuerzlich Wolken aus ihm hoch stiegen. dennoch wollte man weiter fahren, auch wenn es dadurch kein Erinnerungsfoto von 5000m geben sollte. inmitten des ewigen Eises welches in etwa auf jener Hoehe beginnt. inzwischen verhuellte sich alles in dicke Wolken.

endlich kamen wir beim Eingang des Parkes an. wir waren die ersten an diesem Morgen. nach einer Verpflegung ging es dann mit dem obligaten Fuehrer los. hier und da wurde gestoppt und er erklaerte uns dies und das. stets in dickem Nebel so dass ich mich zu schaemen begann ihnen etwas derartes zugemutet zu haben.

dann irgendwann kleine Wolkenluecken und zu meiner riesen Ueberraschung Schnee. Schnee, viel Schnee und soweit das Auge reicht. im Wagen innern wurde gejolt und getobt. Schnee hier in Kolumbien auf dem Equator. das gibt es doch gar nicht. und da wo die Schneegrenze begann, da war noch lange nicht Endstation des Weges nach oben. die Schneeschicht wurde dicker und dicker und unsere Reifenspur die einzige die sich diesen Morgen in den Neuschnee presst. schnell haben wir viele Fotos von diesem doch eher seltenen Ereignis geschossen. oben angekommen hiess es dann, dass maximal 5 - vielleicht 10 mal im Jahr soviel Schnee faellt. jeweils der darauf folgende Tag und der geografische Ort (Equator) schon den meisten Schnee wieder wegfrisst. bei unserer Talfahrt war denn auch die Schneegrenze rund 100m hoch geklettert, bzw der dort magere Schnee weggetaut. und auch die Sicht viel besser. ganz oben angekommen tobte ein Schneesturm so dass wir praktisch nur in der Berghuette hockten. kalt frierend, denn mit Null Temperaturen haette ich zuletzt gerechnet.

alles in allem ein Traum-Samstag wie ich ihn mir nicht besser haette vorstellen koennen. wann zum naechsten Mal stehe ich in Kolumbien in 15cm Neuschnee der vergangenen Nacht. wohl nie mehr. als wir in den Wagen stiegen um die Talfashrt anzutreten just in dem Moment kamen 2 weitere Gelaendewagen daher. um dieses Ereignis beweisen zu koennen fotagrafierte ich noch schnell alle drei Fahrzeuge, speziell jenes aus Bogota. wer weiss schon wo eine Autonummer her kommt mit der aufschrift Envigado. (nachbarort von Medellin)

auf der runterfahrt Richtung Pereira unterlief uns ein kleiner Lapsus, bzw, da in Manizales eines Unfalles wegen ein Stau war, entschlossen wir uns einen andern Weg zu suchen statt da lange stehen zu bleiben. immer wieder fragten wir nach dem Weg. irgendwann haben wir dann wohl einen Fehler gemacht und ladeten auf einer Kiesstrasse richtung Chinchina. doch da allen diese traumhafte Natur da hinuter geviel fuhren wir weiter. rund 2 Std dauerte diese Strecke welche ich im Nachhinein niemals missen moechte. eine wundervolle Strecke wenn auch 3 Mal laenger als der Weg ueber die Autobahn. auch waren wir alle Muede und wollten gar nichts anderes mehr erleben als einfach nur nach Pereira zu fahren.
auch der Abend dauerte dann nicht lange.
dafuer standen wir am Sonntag schon um 9 vor dem Hotel mit Ziel Termales Santa Rosa. das 3-stuendige Bad war eine gelungene Erholung fuer unsere Koerper so dass wir erfrischt den erweiterten Heimweg antreten konnten. gestaerkt haben wir uns in Santa Rosa mit den dort im Ort hergestellten sehr rezenten Wuerstchen und einer Platte mit Frigoles Spiegelei Reis und Avocado. dann gings los Richtung fuer mich selbst das schoenste Gebiet der Region. beim Ort Tres Puentas verliessen wir die Hauptstrasse richtung Medellin. auf nebenstrassen durchquerten wir das naherholungsgebiet der Menschen aus Manizales mit fast sommerlichen Temperaturen (ueberall hat es da Schwimmbaeder und Hostals sowie eine breite palette von Rest und Discos. dann fuhren wir richtung dem Ort Arauca, der direkt am Rio Cauca liegt. ein komplett herunter gekommenes schaebiges und der hoehenlage entsprechendes und im engen Talkessel drin liegend sehr heisses Pflaster, ein komplett gegensaetzliches Bild zur sonst so fruchtbaren Kaffeezone. danach ueberquerten wir den Bergkamm wo wir obenauf im Ort Risaralda halt machten (bereits wieder 1000m hoeher als noch am Fluss unten). und am Sonntag nachmittag um 4 von der ganzen Dorfbefoelkerung bestaunt wurden (die hatten wohl noch nie 3 blonde schoenlinge gesehen). danach gings runter richtung Cartago bis wir beim Ort Anserma zur alten Hauptstrasse richtung Medellin gelangten. eine Strecke die ich selbst auch sehr liebe. oben auf dem Kamm man irgendwo einen Ausblick bis nach Manizales hat, was dieses mal auch tatsaechlich der Fall war. immer aber einen weiten Ausblick. mal nach links mal nach rechts. angesicht der spaeten Uhrzeit wir aber kaum davon Notiz nehmen konnten. die Strecke von Tres Puetes bis nach Anserma ist fuer mich das schoenste was die zona cafetera an Abwechslung und Natur zu bieten hat, auch wenn hier eben keine Koenigspalmen wachsen, fuer mich dennoch was spezielleres als eben Salento. ein letzeres eben mit siener Eigenheit ein anderer Hoehepunkt darstellt den wir diese Fahrt nicht erreichen konnten, da der Montag mit dem naechsten spanisch Unterricht auf meine 6 Fahrgaeste wartete.

fuer das kommende Wochenende ist die hazienda Napoles geplant. sowie das fuer mich selbst letzte gemeinsame Wochendende mit meinen Sproesslingen. die Woche darauf muss ich aus dritten Gruenden fuer kurze Zeit zurueck in die CH. ich hoffe aber meine Familie nochmals zu sehen. dass sie nach meiner Rueckkehr immer noch irgendwo im kolumbianischen Sueden unterwegs sind, wo ich sie antreffen kann. dann ein letztes Mal mit Backpackern zu tun bekomme. danach endet jenes Kapitel, letztlich doch auch fuer mich einiges an Erfahrung reicher. interesant was man als Backpacker machen kann. vor 30 Jahren reiste man noch nicht einfach durch die halbe Welt. damals war alles einiges schwieriger als heute. darum betrachte ich alle welche mit einem Rucksack hinten auf unterwegs sind mit 2 unterschiedlichen Augen. das eine des Neides wegen und das andere der freude fuer sie wegen, dies einfach so machen zu koennen und ueberhaupt den Mut hatten dies zu tun. viel spass allen denen welche sowas noch nie machten oder selten. und irgendwann in den Genuss dieses gekommen sind. wohl fuer jeden der so eine Reise hinter sich hat, das wohl groesste und intensivste Abenteuer seines Lebens.

meine Sproesslinge und ihre Kumples fuehlen sich hier in Medellin Puddelwohl. haben durch mich sofortigen Anschluss zur hiesigen Bevoelkerung gewonnen welche sich auch regelmaessig nach ihrem Wohlbefinden erkundigen. alle haben das spezielle an Medellin kennen und lieben gelernt und koennen sich kaum vorstellen das es in Kolumbien fuer sie was besseres gaebe als eben diese spezielle Stadt. danke Jungs, danke dass ihr den Weg hier zu mir gewagt habt. mit den fuer mich schoensten Ecken dieses Landes welche wir in so kurzer Zeit erreichen konnten, habe ich denn euch auch einen Teil, eine spezielle Erinnerung einer nicht alltaeglichen Reise schenken koennen. euer Onkel aus Kolumbien...

Max
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Beitrag von Max »

Guter Bericht, schad das net vorbeigekommen bist auf a Bier in Taganga
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Ernesto
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Beitrag von Ernesto »

Vielen Dank Don-Pedrinio. Ein sehr guter Bericht und nicht nur das sondern auch eine wertvolle Hilfe.

santamarta
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Beitrag von santamarta »

Danke für die vielen Eindrücke.
Und du wirst es auch überleben das Basel nacher gegen die Bayern verliert ;-).

saludos von der Küste
Berge ? - Mehr als Deichhöhe ist überflüssig ! (Jan Fedder)
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Beitrag von ColombiaOnline »

Gut berichtet. Viele Eindrücke. Danke, das du uns daran teilgaben lässt.
„Wer fragt, ist ein Narr für eine Minute. Wer nicht fragt, ist ein Narr sein Leben lang.“

scooby
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Beitrag von scooby »

Sehr schön geschriebener Bericht!

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