Vom E-Mail Scamming ins Gefängnis in Bogotá: Der Fall Baumgartner

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Ernesto
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Vom E-Mail Scamming ins Gefängnis in Bogotá: Der Fall Baumgartner

Beitrag von Ernesto »

St.Galler Rentnerin (68) muss wegen Betrügern in Kolumbien-Knast

Lese gerade in der NZZ diesen Artikel: Peter Baumgartner glaubt an das grosse Glück, als ihm eine Reise nach Kolumbien angeboten wird. Dann bringt er seine Frau ins Gefängnis. Erschienen in der Neue Zürcher Zeitung am: 25.03.2022, 23.35 Uhr

Hier der Link:
https://www.nzz.ch/gesellschaft/vom-e-mail-scamming-ins-gefaengnis-in-bogota-der-fall-baumgartner-ld.1675976
Immer wieder fallen Leute auf diese alte Masche rein und verlieren dazu alles.
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Hamid
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St.Galler Rentnerin (68) muss wegen Betrügern in Kolumbien-Knast

Beitrag von Hamid »

Hört sich natürlich schrecklich an und ist es auch, wenn die Unschuld wahr ist. Es erscheint dieser alten Dame bestimmt wie ein schlechter Film.

Das aber ist nicht zum ersten mal passiert. Wie soll sich da der kolumbianische Staat verhalten? Ein Persil schein für alle in die Falle getappten alten und unwissende ausgeben?
Dann müsste man ja nur die Unwissenheit beweisen und wäre fein raus.

Ich persönlich finde die Story vom feigen Imstichlasser unglaubwürdig. Und warum bekennt Frau sich schuldig, wenn sie nur mitgereist ist und wideruft ihr eigene Schuldzuweisung nicht, nach dem sie dort sitzen gelassen wurde, weil der Feigling sich nicht stellt.

Zuerst dachte ich an einen Fake eines Schmierblattes, aber: ⇨ viewtopic.php?p=97245#p97245

Glboetrotter
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St.Galler Rentnerin (68) muss wegen Betrügern in Kolumbien-Knast

Beitrag von Glboetrotter »

Sie hat noch Glück im Unglück.

Sie kann die Gefängnisstrafe im Hausarrest in einer kleinen Wohnung in Bogota absitzen und kann jederzeit frei herumlaufen.

Nach guter Führung ihrerseits könnte die Haftstrafe (Hausarrest) um rund 30 % gesenkt werden. Nach rund 3 Jahren könnte sie offiziell Kolumbien verlassen.
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Don Maximo
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St.Galler Rentnerin (68) muss wegen Betrügern in Kolumbien-Knast

Beitrag von Don Maximo »

Die Geschichte war bereits vor mehr als einem Jahr in den Medien.
Ihr Mann scheint wiederholt in ähnliche Fallen getappt zu sein. Ein Mensch, der in dieser Hinsicht anscheinend keine Lernfähigkeit besitzt.
@Hamid die 'feigen Imstichlassen'-Geschichte scheint leider zu den Fakten zu passen. Außerdem hat er selbst vor mehr als einem Jahr gestanden, dass er das fragliche Geschenk ohne ihr Wissen in den Koffer seiner Frau gepackt hatte (siehe NZZ-Artikel https://www.nzz.ch/english/a-swiss-couple-gets-scammed-into-trafficking-drugs-in-columbia-ld.1676987 vom März 2022). Warum sie, wenn auch gegen seine eigene Überzeugung, ein Geständnis abgelegt hat, macht Sinn und wird erklärt.
Ich stimme mit @Glboetrotter überein, dass Elisabeth Glück im Unglück hatte.
Ihm gegenüber ist, zumindest soweit ich weiß, noch ein staatsanwaltschaftliches Verfahren (in der Schweiz) in dieser Sache anhängig.
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Nico
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St.Galler Rentnerin (68) muss wegen Betrügern in Kolumbien-Knast

Beitrag von Nico »

Ich finde es auch unlogisch, etwas zu gestehen, was man nicht begangen hat. Meistens ist ein Grund für das falsche Geständnis, eine brutale Verhörmethode oder, wie ich vermute, ein Versprechen für eine Strafmilderung.
Warum etwas gestehen, was man nicht begangen hat? So kommen die wirklichen Täter straffrei davon!
Wie sagte der ausgelieferte Chef des Clan del Golfo kürzlich vor einem Gericht in den USA, UNSCHULDIG!

Glboetrotter
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St.Galler Rentnerin (68) muss wegen Betrügern in Kolumbien-Knast

Beitrag von Glboetrotter »

@ Nico
Der Fall ist in Kolumbien klar, aber auch kompliziert. Bei der Ausreise am Flughafen in Kolumbien ist es einfach: Dein Gepäck ist dein Problem. Der Koffer war auf den Namen von der Frau aufgegeben worden (ja, sie hatte Pech gehabt).
Dem kolumbianischen Staatsanwalt ist dieser Fall selbst sehr peinlich, da auch ihr Ehemann in der Zeit und im TV selbst zugegeben hat, dass diese Kontakte wegen seinen dummen Email-Geschichten überhaupt entstanden sind. Jeder weiss, dass die Ehefrau keine Ahnung vom Drogenpacket hatte. Nur, was soll der Staat machen? Man hat die Drogen im Koffer gefunden, welche sie aufgegeben hat. Einfach frei laufen lassen, kann man nicht. Sonst würden andere diesen Check-in Trick zukünftig auch anwenden.
Hätte sie es nicht zugegeben, wäre die Strafe bei mindestens 8 Jahren gewesen und das dann wahrscheinlich in einer diesen Massenzellen im Gefängnis.
Dem Staatsanwalt (oder wer auch immer dafür zuständig ist) wäre es am liebsten, wenn die Ehefrau einfach verschwinden würde, natürlich nicht mit dem Flugzeug.

Nico
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St.Galler Rentnerin (68) muss wegen Betrügern in Kolumbien-Knast

Beitrag von Nico »

Ich verstehe voll und ganz was du sagen willst, nur ... egal. Dummheit muss bestraft werden!

Andere, die Drogen im Koffer hatten, vielleicht auch unwissend, sitzen jahrelang im Gefängnis, warum wird die Frau, die ja sogar zugegeben hat eine Drogenschmugglerin zu sein, nun besser behandelt?

Ich habe kein Mitleid mit solchen Menschen, die von der Gier nach leicht verdientem Geld sich auf solche Sachen einlassen. Wie schon gesagt, Dummheit muss bestraft werden.

Genuasd
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St.Galler Rentnerin (68) muss wegen Betrügern in Kolumbien-Knast

Beitrag von Genuasd »

jeder kennt diese Art von Spam-Mail und wenn jemand auf einen Phishing-Link, z.B. Trackinglink von einem Paketzusteller hereinfällt, dann kann das passieren.
Es gehört aber schon sehr viel Dummheit dazu, sich in einen Flieger zu setzen und um den halben Erdball zu fliegen, weil ein Unbekannter einem ein Millionenerbe verspricht.
Man kann solche notariellen Dinge auch bevollmächtigen und seine Eigene Unterschrift in Botschaften beglaubigen lassen, damit man nicht quer durch die Welt fliegen muss.
Ich habe überhaupt kein Mitleid, wenn Gier das Hirn frisst und wie Glboetrotter sagt, hat die Frau großes Glück mit ihrer Strafe, weil 3,7 kg Koks ist ne Menge wert.
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News Robot
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Die wilde Flucht einer 68-jährigen St. Gallerin von Bogotá in die Schweiz

Beitrag von News Robot »

Im Jahr 2021 reisen eine Rentnerin aus St. Gallen und ihr Mann nach Kolumbien, geködert mit dem Versprechen einer Erbschaft. Die Schweizerin wird wegen Kokainhandels festgenommen und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Nach zwei Jahren Hausarrest gelingt ihr die Flucht und sie kehrt in die Schweiz zurück. Der Schweizerin drohen weitere vier bis neun Jahre Haft wegen ihrer Flucht. Ausserdem liegt ein internationaler Haftbefehl gegen sie vor. Nach Schweizer Recht kann sie jedoch nicht ausgeliefert werden.

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Du hast einen simplen Roboter sehr glücklich gemacht. Vielen Dank.

Nico
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Die wilde Flucht einer 68-jährigen St. Gallerin von Bogotá in die Schweiz

Beitrag von Nico »

Ende gut, alles gut. Wer der Frau da wohl geholfen hat? Gut, dass sie wieder zu Hause ist.

Dididiamond
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Vom E-Mail Scamming ins Gefängnis in Bogotá: Der Fall Baumgartner

Beitrag von Dididiamond »

Meiner Information nach ist Frau Baumgartner wieder in der Schweiz! Wie ihr das gelang, wird man wohl nie erfahren, ist aber auch letztendlich egal!!

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Vom E-Mail Scamming ins Gefängnis in Bogotá: Der Fall Baumgartner

Beitrag von Glboetrotter »

Frau Baumgartner ist in der Schweiz.

Ich kann detailliert hier nicht darüber schreiben, wie es gelaufen ist. Aber es gibt natürlich Möglichkeiten. Dafür braucht man jedoch zuerst im Hausarrest zu sein. Dann eine gute, effiziente Organisation, wo die Person einfach alles mitmacht, was man ihr/ihm sagt. Und natürlich ein paar Tausend Dollars. Ohne Geld geht nichts. Busfahrten und Flüge Kosten.

axko
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Vom E-Mail Scamming ins Gefängnis in Bogotá: Der Fall Baumgartner

Beitrag von axko »

Ist ne delikate Sache was die Frau gemacht hat.
1. Wird sie mit einem internationalen Haftbefehl gesucht. Da die Schweiz kein Auslieferungsabkommen mit COL hat ist sie in der CH sicher. Sollte aber das Land nicht verlassen.
2. Die Staatsanwaltschaft vom Kanton St.Gallen hat gegen sie und ihren Mann Ermittlungen eingeleitet wegen den Drogenschmuggel.
3. Sehr schlimm ist, mit solchen Aktionen vergraulen sich die Ausländer das Vertrauen von Staatsanwaltschaft und Richtern. Hausarrest ist eine Vertrauensache die im Ermessen des Richter und der Staatsanwaltschaft liegen. Durch solche Fluchtkapriolen wird es für zukünftige Anträge wohl unmǒglich Ausländer schonend in Hausarrest zu überführen wenn dies als Fluchtmǒglichkeit missbraucht wird.
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Bogotano
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Vom E-Mail Scamming ins Gefängnis in Bogotá: Der Fall Baumgartner

Beitrag von Bogotano »

@axko

Das stimmt, aber für die fast 70-jährige Frau war das Leben im Hausarrest sicher die Hölle, zumal ich in der Presse gelesen habe, dass sie wieder in den normalen Strafvollzug zurückkehren sollte. In so einer Situation denkt man zuerst an sich und nicht an andere. Allein hat sie es sowieso nicht geschafft. Ich freue mich für sie, dass sie wieder zu Hause ist. Hier im Forum gibt es einen interessanten Bericht zum Thema: Überleben im kolumbianischen Gefängnis.

Genuasd
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Beitrag von Genuasd »

Verdenken kann man es ihr nicht, ist nur menschlich.
Aber leider auch ein Grund, weshalb es für andere schwieriger wird einen Hausarrest zu bekommen.
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