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Guten Abend, liebe Leser und Mitforisten!EINKAUFEN MIT GORDITO
Heute möchte ich mal etwas zu den Einkaufsmöglichkeiten hier erzählen.
Die "Basisversorgung" -im wahrsten Sinne des Wortes"- übernehmen hier die "tiendas", wenn ich das richtig eingeordnet habe. Das sind "Tante Emma-Läden", die es in Deutschland nicht mehr gibt. Sie haben das Nötigste im Angebot, sie sind in jedem Barrio mindestens einmal vertreten, fast in jeder Straße. Häufig werden am Abend vor dem Lädchen noch Arepas hergestellt. Wer nicht abends nochmal zum Supermarkt laufen mag, kauft dort, was er vergessen hat. Häufig werden sie im Nebenerwerb betrieben, sie öffnen also erst am Abend. Hilft die Familie, dann sind sie bereits vormittags geöffnet. Normalerweise kaufen wir dort nicht, denn ohne Kühlung wird das Gemüse schnell welk.
Aber zu Chicos-Gemüseladen gehen wir und in die verduraria neben Gladys Restaurant unweit der Metzgerei Gomez. Dort kaufe ich jeweils frisch den fertig geschnittenen gemischten Salat. Ein Tütchen reicht für 2 Portionen und kostet 2.000-2.500 COP, etwa 50 Cent, je nach Zusammenstellung.
Staudensellerie, Erdbeeren und Radieschen sind dann bei Chico frisch, wenn man sie vorbestellt. Übrigens haben die Radieschen die Größe von kleinen Kartoffeln. Sie sind auch mächtig scharf, daher werden sie so gut wie nie von den Einheimischen gekauft. "Pikante" ist hier unbeliebt.
Erdbeeren werden handverlesen von ihm abgegeben. Ich habe für ein Kilo 8.000 COP bezahlt (1,73 Euro), aber nagelt mich bitte nicht darauf fest. Wenn wir hingehen, dann sind Tomaten, Paprika, eine Gurke, Staudensellerie, etc. mit im "Carrito", das ist der kleine Einkaufswagen auf Rollen. Ich habe nicht alle Preise im Kopf, weil bei einem Einkauf bei Chico von umgerechnet 10 Euro "Carrito" zusammenbrechen würde.
Meine Bananen kaufe ich grün aus dem Supermarkt. Bei Chico sind sie schon zu reif und damit zu süß. Zudem verderben sie sehr schnell. Dann lieber Supermarktware zu Hause nachreifen lassen.
Neben der Metzgerei Gomez ist eine der vielen Bäckereien. Am Samstagmorgen ist alles frisch und warm. Für etwa 5 Euro kriegt man reichlich was in die Tüte in prima Qualität.
Mehrmals täglich schieben fliegende Händler ihre Karren über die Straße mit Tomaten, Pina (eine ganze Ananas, eine kostet im Supermarkt 3.500 COP (75 Cent). Am Wochenende kommt gelegentlich auch ein alter Mann vorbei, der Gebrauchtteile für Ventilatoren (Propeller z.B.) verkaufen will.
Neben dieser Basisversorgung gibt es drei Supermärkte auf der Hauptstraße zwei Ecken weiter. Das Angebot ist national ausgerichtet. Im D1 habe ich erst einmal einen Camembert kaufen können. Herkunft: Bayern. Niemand kauft hier Käse, der schon verschimmelt ist.
Das Angebot mit Waschmittel, Brot etc. ist vielfältig und völlig ausreichend. Nur Vollkornbrot, Paderborner oder Weizenbrot gibt es nicht. Daher nehme ich Pan Integral, das geht.
Marmelade gibt es im D1 im Glas. Erdbeere und Aprikose. Ende. Wer was anderes will, muß auf die Plastik-Tütenware zurückgreifen, ähnlich der Majonaise- oder Tomatensaucetüten.
Im übrigen: Plastiktüten. In den Supermärkten habe ich keine mehr gesehen, falls es überhaupt welche gab. Da wir mit "Carrito" losziehen, habe ich nie darauf geachtet. Seit Jahresmitte gibt es hier ein Plastiktütenverbot im Land, wie ich diesem Forum entnehmen konnte. Allerdings wird in JEDEM Laden unterhalb der Größe Supermarkt alles in Plastiktüten verpackt. Entweder sind die ausgenommen oder sie wissen es nicht oder ignorieren es einfach. Ich weiss es nicht.
Am Nachmittag nehme ich am Kaffeestand im Zentrum meinen kalten Kaffee im Plastikbecher ein, natürlich mit Plastikstrohhalm.
Importiertes wie goldene Kugeln aus Italien kosten im Supermarkt entsprechend. Die heimischen Produkte sind natürlich günstiger. Nur in einem der drei Geschäfte habe ich bisher heimische Tafel-Schokolade gefunden. Es gibt Vollmilch und Nuss. Ende.
In allen drei Supermarktketten findest du beim Kauf von Trinkmilch einen alten Bekannten aus Deutschland wieder: Milch in Plastikschläuchen. Sie wird einzeln oder Paketweise abgegeben. In nehme immer ein Paket, das hält sich im Kühlschrank. Wer die Hühnerbrust oder AAA-Eier nicht im kleinen Laden nebenan kaufen mag, der kann hier alles mitnehmen, sogar Jalapenos und schon geschälten Knoblauch gibt's auch. Kaffee: nur gemahlen, egal welche Marke und Preislage.
Unsere Einkäufe liegen jeweils im Bereich 100.000 - 250.000 COP (21,60 - 54,00 Euro). Bei 50 Euro quillt "Carrito" fast über. Niemand sonst kauft auf einen Schlag soviel ein wie wir. Viele gehen täglich für Kleinigkeiten einkaufen. Ich mag das nicht.
Ein Tip: es lohnt sich, vor dem Kauf von Fleisch auf die Sauberkeit der Scheiben der Kühlung zu achten. Auch daher kaufen wir bei Gomez und nicht mehr in einem der drei Supermärkte um die Ecke. Der Besuch einer deutschen Lebensmittelkontrolle hätte zur sofortigen Schließung der Kühltheken geführt.
Was wir hier um die Ecke nicht finden, gibt's evtl. in der Metro. Das ist ein Laden wie früher die REAL-Märkte in Deutschland, aber die sind ja auch Geschichte. Kleinmöbel, Autoreifen, Wasch- und Lebensmittel sind vorhanden, gerne auch Importiertes zu entsprechenden Preisen. Da unsere Kaffeemaschine nur Bohnenkaffee verträgt, kaufe ich ihn dort. 500 g aus hiesiger Produktion, Spitzenqualität, je 35.000 COP (7,56 Euro) das 500 G-Päckchen. Wir verbrauchen etwa vier davon im Monat. Franz. Camembert oder Brie gibt es auch dort nicht. Das einheimische Produkt ist nicht schnittfest und mittlerweile auch dort nicht mehr verfügbar. Aufgrund der Preise suchen wir die Metro selten auf, hauptsächlich für Kaffee und ital. Pasta. Ab und zu nehme ich auch ein Glas deutschen Rotkohl mit. Den kennt hier niemand. Dazu gibt es meine hausgemachten Frikadellen. Ich nehme dazu Fritten, meine Frau Reis. Dazu mache ich Jägersauce mit ganzen Champignons. Neulich bin ich daher gefragt worden, was das in der Sauce sei...... Dafür esse ich keine Avocado in der Suppe oder habe Käse in Kaffee oder Kakao.
Wer ganz was Besonderes braucht, wir in den landesweit bekannten Supermarktketten evtl. fündig. Die findet man ich den Centros Comerciales, also in den überdachten Einkaufstempeln. Ich jedenfalls zahle jedoch keine 10 Euro für eine 200 Gramm-Chorizo aus Spanien. Das Gegenteil, das Angebot der Woche in der Billigfleischkette, muß es aber auch nicht sein. Das ist Müll im Plastikdarm. Wir haben das einmal gekauft, nie wieder. Wenn du hier was haben willst, was eine annehmbare oder gute Qualität hat, macht es der Preis. Der deutsche Metzger in Pereira, der eigentlich Tscheche ist, arbeitet die nächsten drei Monate in der Schweiz, wir Deutschen in Pereira und Umgebung freuen uns schon jetzt auf seine Rückkehr.
Wenn alle Stricke reißen, nimmt man den Großversand aus Nordamerika oder den mercado libre, da offerieren Kleinhändler im Internet ihre Waren.
Da meine Pfeffer- und Salzstreuer der bekannten Baden-Württembergischen Metallwarenfabrik nicht importiert werden konnten, könnte ich sie dort erwerben, allerdings zum 10-fachen Preis, also 360 Euro. Danke!
Eine Freundin kommt im März zu uns zu Besuch, sie wird ein Set im Gepäck haben.
Letze Woche hätte ich bereits in der Metro einen Plastikweihnachtsbaum kaufen können, das Weihnachtsgeschäft läuft bereits an. Es wurde auch Zeit.
Ich habe das jetzt einfach mal runtergeschrieben. Wer Fragen hat, die ich beantworten kann, bitte.
MI CHEFA
Meine Frau wird am Samstag um 19:30 Uhr am Flughafen Pereira mit einem Airbus der avianca einschweben. Fünf Wochen war sie dann weg.
Ich war daher beim Frisör. Der Chico, der mich beim letzten mal sehr gut bedient hatte, war nicht da. Bei dem Jüngelchen mit BaseballCap sagte mir mein Instinkt: lass es. Ich liess es nicht. Obwohl ich ihm sagte "cortar poco" sehe ich jetzt aus wie Ernie und Bert aus der Sesamstraße. Ein Frisör wird er nie. Seine Zukunft sehe ich eher in Neuseeland oder Australien als Schafscherer im Accord. Aber dazu müßte er ja englisch lernen, eine Klippe.
Meine Frau wird mich an Kleidung und Stimme erkennen, hoffe ich. Haare wachsen ja zum Glück nach. Ich habe allerdings mit Entsetzen festgestellt, daß ich die ersten grauen Haare habe, das kann nur an der hohen UV-Belastung hier liegen und wohl kaum an meinem jugendlichen Alter.
Meine Frau wollte ihren Flug für Samstag heute noch auf früher umbuchen, aber das wird wohl nichts, wenn sie den teuren flextarif nicht gebucht hat. Hidalgo, der Ehemann einer Schwester, ist heute morgens in der Reifenwerkstatt, in der er arbeitet, tot aufgefunden worden. Ich habe meiner Frau von einer Änderung des Fluges abgeraten, denn der Begräbnistermin steht noch nicht fest. Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln noch. Der Leichnam ist noch nicht von der Pathologie freigegeben. Die Werkstatt ist versiegelt und beschlagnahmt.
Weiteres entfällt hier, da es nichts mit Colombia zu tun hat und zu privat ist. Ein trauriger Tag für Carmen und ihre Kinder. Wer abkömmlich war, hat sie sofort aufgesucht, ich auch.
Ich meine, ich habe mir jetzt mindestens ein "Andina" verdient.
Ich grüße alles Leser und die Redaktion sehr herzlich, geniesst das Leben, jeder Tag ist ein Geschenk, auch wenn es mal nicht gut lief.
gordito54
Cartago/Valle
Colombia