Guten Morgen zusammen!
Danke für eure Anregungen. Ich habe sämtliche Accounts auf Kolumbien umgestellt, als im Dezember 2023 meine deutsche Bank mit spanischen Wurzeln den Zugriff auf mein Konto gesperrt hatte. Begründung: eine Einwahl aus Kolumbien sei nicht erwünscht. Es folgte ein finanzieller "Blindflug", an dem ich heute noch zu kauen habe.
Da ich von EDV keine Ahnung habe, wird es wohl beim Papier bleiben müssen. Ich bin auch nicht mehr gewillt, mehr kostbare Lebenszeit ins sowas zu verbraten. Eigentlich ist das alles ein Trauerspiel, denn per whatsapp kann ich mit Bild und Ton mit Deutschland sprechen, erst gestern noch mit Freunden am Bodensee. Sowohl per Telefon als auch per PC. Funktioniert, ist offenbar aber zu einfach und problemlos und daher nicht erwünscht.
Die Kommunikation mit der Stelle für meine Betriebsrente klappt einwandfrei über E-Mailverkehr. Mit meinem Anwalt sowieso.
Mit Zoom und anderen Tools arbeiten TV-Stationen weltweit und senden auch Berichte, die mit Hilfe dieser Medien erstellt wurden. All das klappt weltweit. Nur wenn die deutsche Post oder die DRV ins Spiel kommen, rien ne vas plus......
Das Leben ist zu kostbar, um sich weiter über solchen Mist zu ärgern. Heute ist Sonntag und wie ich gelesen habe, ist es auch in Deutschland lecker warm. Daher wünsche ich allen Lesern einen schönen Sonntag. Erholt euch gut, morgen geht die Tretmühle wieder los.
Herzliche Grüße aus Cartago/Valle und danke für über 20.000 Zugriffe.
schöne Grüße aus Münsters guter Stube soll ich ausrichten
Das mit dem Ident-Verfahren soll Betrug vermieden werden, den mit KI kannste heute nen Teams oder Whatsapp Videoanruf problemlos fälschen!
Vielen Dank für deinen hervoragenden Bericht...
Eine weitere Woche ist rum, was ist berichtenswertes passiert?
DER KLEINE PARK OHNE NAMEN
Wenn man in Cartago nordwärts Richtung Einkaufzentrum “Nuestro Cartago” fährt, befindet sich auf der rechten Seite unweit des condomino “Los Robles” ein Neubaugebiet. Die Häuser sind 2-geschossig. Alles ist gepflegt, ruhig und sauber. Hier möchte man wohnen.
Unmittelbar dahinter befindet sich ein kleiner Park, an dem man vorbeifährt, wenn man nicht danach sucht. An seinem Eingang steht ein Pförtnerhäuschen, vielleicht 2X2 Meter im Grundriss. Darin hat der Mitarbeiter auch seine Reinigungsutensilien wie Besen und Schaufel. Nein, man muß keinen Eintritt zahlen.
Der Park ist wie ein “L” angelegt. Man kann sein Moto an der Straße parken und betritt den Park über den Fußweg. Die lange Strecke des “L” mag 100 m Länge haben, der kleine Schenkel vielleicht 75 m. Es ist alles also recht übersichtlich. Bänke laden zum Verweilen ein.
Nein, es gibt weder Stände mit Süßigkeiten noch Kaffeebuden. Nur Natur. Und davon viel.
Große alte Bäume überspannen mit ihren mächtigen Kronen das ganze Gelände. Ich vermute, daß sie im Zuge der Baumaßnahme nicht gefällt werden durften.
Unmittelbar hinter der Zaun, der den kleinen Park begrenzt, liegt unbebautes Brachland.
Hier ist es still, der Lärm der Stadt dringt nicht bis hierher vor. Hinsetzen, durchatmen.
Ein paar Ibis-ähnliche Vögel schreiten den Zaun entlang auf Futtersuche. Ein Eichhörnchen flitzt den dicken Baum herauf, als wir uns nähern. Nachdem wir auf Abstand bleiben, kommt es zurück auf den Boden, um weiter nach Futter zu suchen.
Ein bunter Falter flattert über den Weg und setzt sich hin. Die Flügel wippen. Sind sie zugeklappt, ist er grau und man sieht ihn nicht. Öffnet er seine Flügel, leuchten sie in bunten Farben, vorherrschend in Gelb.
Morgens und abends sind die besten Zeiten, um die Tiere zu beobachten, für die der Zaundraht kein Hindernis darstellt.
Ein Kleinod in einer Stadt, die nicht nur Schönes zu bieten hat.
Gerade als wir wieder gehen wollen, betreten zwei Männer den Park. Sie tragen beide ein Shirt des “Nuestro Cartago”. Einer hat ein kleines grünes Tier in der Hand. Ein Gecko. Er setzt das Tierchen, das sich vermutlich ins Einkaufszentrum verlaufen hatte, an einem Baumstamm aus. Es hält sich am Stamm fest, die Augen kreisen und vorsichtig erklimmt es den Baum. Nett von den beiden, das Tier nicht einfach wegzujagen, sondern an geeigneter Stelle auszusetzen.
NOCHMAL LA UNION
Der Wetterbericht sagte keine Niederschläge bis zum Abend voraus. Also sind wir kurz nach zehn am Vormittag Richtung La Union aufgebrochen.
Der erste Halt war die Straßenbaumaßnahme auf der Route Richtung Batallion/Flughafen. Da die Straße in teilweise in keinem guten Zustand war, werden die schlechten Teile komplett erneuert. Und davon gibt es etliche. Also 10 Minuten Vollsperrung, damit der Radlader den Straßenaufbruch auf den LKW laden kann.
Als es endlich weiterging, durften wir durch die Baustelle fahren. Diese Route werden wir demnächst meiden, bis die Baumaßnahme abgeschlossen ist.
Straßensperre vor dem Bataillon. Ein bewaffneter Soldat weist und den Weg Richtung Schnellstraße am “Nuestro Cartago”.
Dann sind wir endlich auf der Ausfallstraße Richtung La Union / La Virginia.
Sie Sonne scheint, im Schatten ist es aber noch kühl, denn nachts hat es geregnet, jedoch ist die Straße bereits abgetrocknet.
Wir sind gut gelaunt, der Motor brummt. Diese Nebenstrecke hat kaum Verkehr, wir fahren langsam, aber halten niemanden auf. Gelegentlich überholt uns ein LKW, PKW oder Motorrad.
Auf halber Strecke nach La Union gibt es plötzlich ein kurzes Scheppern und Zischen. Sofort wird das Fahren schwammig. Rechts ran und abgestiegen. Das Hinterrad ist platt.
10 Km vor uns: Fincas und Weinbau
10 Km hinter uns: Fincas und Zuckerrohranbau
Sch...e! Wat nu?
Wir waren im ersten Moment ratlos. Da kommt uns auf der Fahrspur nach Cartago ein TucTuc entgegen. Leer. (Das sind die Transportkarren mit drei Rädern, von denen hier viele die Transportaufgaben erledigen.)
Wir winken. Tatsächlich wird er langsamer und dreht um. Meine Frau erklärt ihm, daß wir eine Panne haben und ob er uns zur nächsten Werkstatt fahren will. Da er eine Leertour nach Cartago hat, ist er gerne dazu bereit.
Wir wuchten den Roller auf die Ladefläche. Diagonal passt es. Auf der Bracke rechts vorne sitzt meine Frau, ich auf der linken hinten. In Europa nur in den Karpaten machbar.
Los geht’s. Der Fahrer kennt die Stecke. Er meidet Schlaglöcher. Gut so, ich möchte nicht mit dem Ding umkippen. Trotzdem hatten wir blaue Flecken am Allerwertesten…
In direkter Nähe des Kreisverkehrs La Union / La Virginia befindet sich eine Reifenwerkstatt, aber ohne Reifen. Die musst du mitbringen. Er hat nur Schraubenschlüssel und einen Kompressor.
Also: Roller abladen und den Fahrer zahlen. Er wollte irgendwas von 10 oder 20 Tausend COP. Wir haben ihm für seine Hilfe 50.000 COP (rund 10 Euro) gegeben. Er war sehr zufrieden. Wir auch. Er fuhr weiter nach Cartago. Ein professionelles Abschlepp- und Bergungsunternehmen wäre vermutlich wesentlich teurer gewesen, bei Ausländern sowieso.
Der Reifendienst besteht aus einem Senior, seinem Adlatus und der Chefin. Erstmal den Reifen wieder Aufpumpen und kontrollieren. Diagnose: Totalschaden. Was zu erwarten war. Die Chefin telefoniert mit dem Reifenhandel im nächsten Ort. Neue Reifen sind vorrätig. Sie organisiert das nächste TucTuc.
Wir sind sehr freundlich bedient worden, obwohl man uns nicht unmittelbar helfen konnte. Wir haben und bedankt und das entsprechend honoriert.
Nach 45 Minuten -gegen halb eins- war das nächste TucTuc zur Stelle. Wieder aufladen und aufsitzen. Es ging ins nächste Dorf zum Reifenhandel. Nach einer Viertelstunde waren wir da. Es gab zwei Reifen für unseren Roller zur Auswahl. Ein Fabrikat- das günstigere- kannte ich nicht, der teure Reifen war von Michelin. Bescheissen konnte er uns mit dem Preis nicht, denn der war schon aufgeklebt worden: 175.000 COP (37,55 Euro). Natürlich bar. Bezahlt und ein Haus weiter zum Reifendienst.
Meine Frau fragte nach einem Restaurant. Natürlich in der Ortsmitte, wo sonst. In dem Nest nicht schwer zu finden. Wir haben dort unsere Mittagpause eingelegt.
Etwa 20 Minuten später sind wir zum Reifendienst zurück gelaufen. Die Dame des Hauses zog gerade die Radmutter an. Die Tochter half beim Einstellen der Bremse. Fertig! Sie wollten 15.000 COP dafür. Wir haben sie gegeben und 5 mil für die Tochter. (20.000 COP sind 4,18 Euro).
Auf La Union hatten wir keine Lust mehr, wir sind also langsam nach Cartago getuckert.
Ich glaube nicht, daß wir dieses Dorf nochmal anfahren. Warum? Es gibt nichts Sehenswertes.
Halb drei am Nachmittag. Es ist heiss, 30 Grad, Zeit für die Siesta im Schlafzimmer unter der Klimaanlage.
Wir sind nach 5 Stunden wieder wohlbehalten zu Hause, nur das zählt.
Die nächste Tour auf dieser Straße gibt es nur mit NSU-Kettenkrad oder einem anderen Halbkettenfahrzeug. Ein Salto und ein Plattfuss reichen uns auf dieser landschaftlich schönen Strecke. Der nächste Ausflug nach La Union wird an einem Samstagnachmittag oder Sonn- und Feiertags stattfinden via Nationalstraße nach Cali.
UND SONST?
Wie hier im Kolumbienforum zu lesen war, nimmt gemäß Pressemeldungen die Kriminalität offenbar landesweit stark zu. In der Familie munkelt man, das sei auch in Cartago so. Wir waren zum Glück bisher davon verschont.
Meine Frau verlässt das Haus daher nur noch schmucklos. Gehe ich, bleibt die BULOVA zu Hause und wird gegen einen 20 US-Dollar - Wecker am Handgelenk getauscht. Mein Trauring war billig, aber auch der bleibt zu Hause.
Vor einigen Tagen bin ich mit meiner “großen” Olympus-Kamera vormittags auf Motivsuche in unserem Viertel gegangen. Ich bin auch fündig geworden. Ich habe sie in Deutschland bei den “Kleinanzeigen” gebraucht geschossen. Deutlich unter hundert Euro und damit Lichtjahre unter Neupreis. Gebraucht, wie neu, aber erschwinglich. Das erste, was ein Nachbar mich fragte, das sei wohl eine teure Kamera. Kolumbien eben.
Meine Aufnahmen enden häufig in einer ansehnlichen Diaschau auf dem Großbildfernseher und gelegentlich auch als Ausdruck: Text mit Bildern. Für Kinder etwas völlig Neues. Die kennen nur noch das Telefon, wie traurig.
Vielen herzlichen Dank für Deinen wunderschönen Betrachtungen und Berichte. Du mutierst langsam aber sicher zu einer modernen literarischen Version von Goethe, letzterer mit seiner Reise nach Italien (1786-1788). Nur mit dem Unterschied dass Du wohl nicht mehr in Deine alte Heimat zurückkehren wirst. Die "deutsche" Präzision Deiner Beobachtungen mit dem liebevollen Blick für die vielen kleinen und grossen Details die das wunderschöne Kolumbien zu bieten hat immer wieder atemberaubend. Würdest Du es ganz modern "aufziehen" hättest Du das Potential ein Influenzer mit Reichweite zu werden. Vielleicht eine Idee für Dich ?
@coentros:
Vielen, vielen Dank für deine netten Worte.
Ob Goethe meine Berichte gefallen hätten, wissen wir nicht. Bei Alexander von Humboldt könnte ich mir das aber vorstellen. Auch er war ja an allem Neuen interessiert und wird hier in Colombia hoch geschätzt.
Solange es etwas Berichtenswertes gibt, werde ich weitermachen, es sei denn, es gibt keine oder schlechte Resonanz. Dann ist Schluß. Bisher sind mehr als 20.000 Aufrufe meiner Berichte eingezählt worden. Ich bin selbst erstaunt darüber.
Nein, ich werde kein Influencer, das können andere besser. Zudem ich nur für mich und mein Umfeld sprechen kann. Ich bin daher kein Kolumbienexperte.
Als die Schauspielerin Trude Herr in den Unruhestand ging, ihr Theater in Köln schloß und Deutschland verliess, sang sie: "Niemals geht man so ganz..."
Ja, man lässt einiges in der alten Heimat zurück. Wer das nicht kann oder will, der sollte vom Auswandern Abstand nehmen, er wird sich selber keinen Gefallen tun.
Ich habe hier neue (deutsche) Freunde gefunden. Die meisten sind mit einer Kolumbianerin verheiratet. Ich bin also auch in diesem Punkt nicht alleine...
Heute ist Samstag, die Sonne scheint, es werden wieder 30 Grad am Nachmittag. Ich fahre schnell mal zum exito rüber, vielleicht gibt's ja wieder Bier aus der Eifel. Mein Geburtstag kommt in Reichweite....
Zuletzt habe ich sogar meiner Mutter (Jahrgang 56) deine Berichte vorgelesen und sie fand es großartig geschrieben und ja-irgendwie auch motivierend im Rahmen ihrer eigenen Rente.
Auch scheint Spanisch kein Problem mehr zu sein, oder?
Servus Gordito, schön wieder von dir zu hören.
Einen Reifenschaden lässt sich in Kolumbien nie vermeiden. Ich hatte auch vor 3 Wochen einen. Um die Quote der pinchadas klein zu halten, empfehle ich den Reifendruck ein wenig über der Werksangaben zu halten. Ist auch gleichzeitig ein Schutz von Durchschlägen auf die Felge bei großen Kratern. Vermutlich hatte das letzte große Schlagloch den Reifen beschädigt. War denn die Karkasse gebrochen?
Nachdem wir in der Nähe des namenlosen Park eine tote Boa Constrictor gefunden hatten, heißt der für uns Boa Constrictor Park . Vorher hatten wir ihn Guacamaya Park genannt. Grüße die alten Bäume von mir, ich habe mit denen viele Stunden verbracht und die besondere Aura hier sehr genossen. Ich schicke dir privat noch das Bild der Boa Constrictor. Liebe Grüße und viel Glück auf der Schnellstraße Richtung Cali.
Servus Gordito, ich kann mich nur Wiederholen. Es ist immer eine Freude deine Berichte zu lesen. Man taucht ein, in Landschaft die du so wunderbar beschreibst, als wäre man selber dort.
Danke Dir hierfür