[Uribe Prozess] aktuelle Medienberichterstattung auf kolumbienforum.NET

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desertfox
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[Uribe Prozess] aktuelle Medienberichterstattung auf kolumbienforum.NET

Beitrag von desertfox »

⇒ Letzter Beitrag der vorhergehenden Seite:

@Eisbaer, ich bin voll bei Dir..., leider gibt es nicht wenige deren Meinung nach wie vor bei dem Verbrecher Uribe, egal ob er freigesprochen wird oder nicht. Er ist und bleibt ein Verbrecher.
Solange das VOLK in Kolumbien sich nicht ändert und Straßen- und andere Kriminalität einen höheren Verdienst verspricht als ehrliche Arbeit sehe ich schwarz für Kolumbien…
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News Robot
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Was gewinnt oder verliert Kolumbien, wenn Álvaro Uribe im Gefängnis sitzt?

Beitrag von News Robot »

Neulich kam bei einem Kneipengespräch unter Freunden folgende Frage auf: Wenn Sie sich entscheiden müssten, was wäre Ihnen lieber: Kolumbien würde zur Fußballweltmeisterschaft fahren oder Álvaro Uribe ins Gefängnis?

Pressebericht in Spanisch: ¿Qué gana o qué pierde Colombia con Álvaro Uribe en la cárcel?
https://blogs.elespectador.com/actualidad/cura-de-reposo/que-gana-o-que-pierde-colombia-con-alvaro-uribe-en-la-carcel/
Du hast einen simplen Roboter sehr glücklich gemacht. Vielen Dank.
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Bogotano
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Was gewinnt oder verliert Kolumbien, wenn Álvaro Uribe im Gefängnis sitzt?

Beitrag von Bogotano »

Er wird wohl kaum hinter Gittern landen, aber eine Verurteilung wäre mehr als angebracht. Es wird höchste Zeit, ein deutliches Zeichen zu setzen – und zwar eins, das nicht mit einem Augenzwinkern daherkommt.

Man kann nur hoffen, dass Petro nicht noch in letzter Minute auf die geniale Idee kommt, ihn zum Friedensbotschafter zu ernennen. Wäre ja nicht das erste Mal, dass Symbolik den gesunden Menschenverstand ersetzt.

Immerhin – schlimmer als Mancuso war er wirklich nicht. Und das will was heißen, obwohl das Massaker von El Aro angeblich von Álvaro Uribe und Salvatore Mancuso befehligt wurde.
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Eisbaer
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Spannung vor Urteil gegen Álvaro Uribe – Präsident Petro warnt vor Druck auf die Justiz

Beitrag von Eisbaer »

Präsident Gustavo Petro hat sich heute, am 22. Juli 2025, erstmals öffentlich zum laufenden Gerichtsverfahren gegen den ehemaligen Präsidenten Álvaro Uribe geäußert. Das Urteil soll am 28. Juli von Richterin Sandra Liliana Heredia verkündet werden.

Petro erklärte, er habe sich bislang bewusst nicht zum Fall geäußert, um die Unabhängigkeit der Justiz zu wahren. Nun sehe er sich jedoch gezwungen, Stellung zu nehmen, da seiner Ansicht nach massive Druckversuche auf die Justiz zu beobachten seien. Er unterstrich die Bedeutung unabhängiger Urteile und sprach Richterinnen und Richtern Mut zu, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, frei von äußeren Einflussnahmen.

Das Verfahren gilt als eines der wichtigsten in der jüngeren Justizgeschichte Kolumbiens. Die Staatsanwaltschaft fordert eine Verurteilung, während die Verteidigung einen Freispruch beantragt und die Beweislage als unzureichend darstellt.

Ich kann nur hoffen, dass sich die bisher mutige Richterin nicht beeinflussen lässt und ein gerechtes Urteil fällt. Wird Álvaro Uribe freigesprochen, dann zeigt es einmal mehr, wie korrupt Kolumbien immer noch ist.
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Eisbaer
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Reaktion von Álvaro Uribe auf Petro: „Deje el vicio de mentir“

Beitrag von Eisbaer »

Am selben Tag, an dem Präsident Gustavo Petro sich erstmals öffentlich zum laufenden Gerichtsverfahren gegen den ehemaligen Präsidenten Álvaro Uribe äußerte, reagierte dieser mit scharfer Kritik. Uribe warf Petro vor, die Unwahrheit zu sagen, als dieser behauptete, sich bislang nicht zum Fall geäußert zu haben. In mehreren Beiträgen auf der Plattform X (ehemals Twitter) präsentierte Uribe ältere Aussagen Petros, die seiner Meinung nach sehr wohl eine Stellungnahme zum Verfahren darstellen.

Uribe zitierte unter anderem einen Trino aus dem April, in dem Petro Iván Cepeda – zentrale Figur im Verfahren – verteidigte und die Ursprünge des Prozesses kommentierte. Zudem warf Uribe dem Präsidenten vor, die Justiz zu beeinflussen, etwa durch Kritik an der Freisprechung seines Bruders Santiago Uribe.

Uribe bezeichnete Petros Verhalten als „politische Lüge“ und „Versuch der Einschüchterung“ gegenüber der Justiz. Er betonte, dass Petro sich mehrfach zum Verfahren geäußert habe – entgegen dessen öffentlicher Darstellung.
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Eisbaer
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Urteilsverkündung im Fall Uribe: Politische Spannungen in Kolumbien vor dem Höhepunkt

Beitrag von Eisbaer »

Am Vorabend der Urteilsverkündung im Fall des ehemaligen Präsidenten Álvaro Uribe versammelte sich ein leidenschaftliches Publikum in Medellín, um dessen Rede zu verfolgen – eine Rede, die weniger wie eine politische Stellungnahme klang, sondern eher wie ein Weckruf gegen eine vermeintlich „aufkommende Diktatur“ unter Präsident Gustavo Petro.

Uribe beschwor das „acerado propósito“ der Kolumbianer, sich gegen den Kurs der Regierung zu stellen, und verglich Petros Führung mit jener historischer linker Regime in Lateinamerika.

Bemerkenswert war auch die Rolle der Kirche: Vom Altar aus wurde nicht gepredigt, sondern politisiert – mit einer Rhetorik, die Erinnerungen an die blutigen Konflikte zwischen Liberalen und Konservativen wachruft. Wenn die Kanzel zur Bühne wird und der Applaus lauter als das Glockengeläut, fragt man sich, ob wir zurück in einem Kapitel sind, das eigentlich längst abgeschlossen sein sollte.

Ganz Kolumbien wartet nun – nicht nur auf das Urteil, sondern auf den nächsten Akt dieses politischen Schauspiels. Möge Gott morgen ein gerechtes Urteil fällen – oder schweigt selbst der Himmel, wenn es um mächtige Männer geht?


Quelle Video: El Colombiano
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Eisbaer
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Der Prozess des Jahrhunderts in Kolumbien – Álvaro Uribe vor Gericht

Beitrag von Eisbaer »

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Heute blickt ganz Kolumbien gespannt auf das Urteil im Fall des ehemaligen Präsidenten Álvaro Uribe. In dem als „Prozess des Jahrhunderts“ bezeichneten Verfahren geht es um schwerwiegende Vorwürfe wie Zeugenaussagenmanipulation und Prozessbetrug. Die Entscheidung der Richterin wird mit Spannung erwartet und könnte weitreichende politische und gesellschaftliche Folgen haben.

Die Liveübertragung findet Ihr hier: El juicio del siglo: Álvaro Uribe, ¿inocente o culpable? – ein aufschlussreicher Einblick in die kolumbianische Justiz und die Debatte um Macht und Verantwortung.

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Bogotano
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Der Prozess des Jahrhunderts in Kolumbien – Álvaro Uribe vor Gericht

Beitrag von Bogotano »

Ich schaue die Liveübertragung seit Beginn und muss sagen: Die Richterin beeindruckt mich. Sie wirkt sehr bemüht, trotz der enormen Verantwortung, die auf ihr lastet. Dass sie manchmal ins Stocken gerät, macht sie für mich nur menschlicher – und irgendwie glaubwürdiger. Ich hoffe wirklich, dass sie die Kraft hat, ein faires Urteil zu fällen, unabhängig von äußeren Einflüssen.

Mich wundert allerdings, wie still es hier im Forum bleibt. Bin ich der Einzige, der sich das anschaut? Vielleicht ist das Thema zu heikel, oder es fehlt einfach das Interesse. Manchmal habe ich den Eindruck, dass viele lieber Abstand halten – vielleicht, weil sie sich in ihrem Alltag gut eingerichtet haben und solche Prozesse als etwas „Fernes“ empfinden. Aber gerade dieser Fall betrifft uns alle, finde ich.
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Eisbaer
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Die Richterin im Fall Uribe – Ein Blick hinter die Robe

Beitrag von Eisbaer »

Inmitten eines der politisch brisantesten Prozesse unserer Zeit steht eine Richterin, die kaum jemand kennt – und doch trägt sie eine der schwersten Entscheidungen des Landes. Ich habe mich gefragt: Wer ist diese Frau hinter der Robe?

Ich möchte die Zeit bis zum Urteilsspruch nutzen, um euch die Richterin vorzustellen, die derzeit den Prozess gegen Álvaro Uribe leitet: Sandra Liliana Heredia Aranda. Sie steht im Zentrum eines der bedeutendsten Verfahren der kolumbianischen Justizgeschichte – und das mit bemerkenswerter Ruhe und Konsequenz.

Heredia stammt aus Alpujarra, Tolima, einem kleinen Ort mit landwirtschaftlicher Prägung. Sie ist das achte von neun Kindern einer einfachen Familie. Ihren Weg in die Justiz begann sie 1994 als Notifikatorin in Flandes, bevor sie sich durch Fleiß und Disziplin zur Richterin hocharbeitete. Ihr Jurastudium absolvierte sie an der Universidad Cooperativa de Colombia, finanziert durch ihre Arbeit im Justizsystem. Später spezialisierte sie sich in Verfassungsrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie.

Seit 2018 ist sie Richterin des 44. Strafgerichts in Bogotá. Dort hat sie sich einen Ruf für Effizienz und Unabhängigkeit erarbeitet, insbesondere in Fällen von Korruption und Polizeigewalt. Im Fall Uribe zeigt sie sich bislang unerschütterlich: Sie hat mehrere Anträge auf Verzögerung und Befangenheit abgewiesen und lässt sich weder von öffentlichem Druck noch von prominenten Anwälten einschüchtern.

Bemerkenswert finde ich auch, dass sie – anders als die meisten Beteiligten – ohne Personenschutz lebt. Ihr Auftreten im Gericht ist ruhig, sachlich und bestimmt. Als Uribe versuchte, politische Statements abzugeben, unterbrach sie ihn mit den Worten: „Sie sind hier nicht für eine Biografie, sondern zur juristischen Klärung.“

Auch gegenüber der Verteidigung zeigt sie klare Kante. Als sich die Zeugenvernehmung unnötig in die Länge zog, kommentierte sie trocken: „Uns wird hier noch Weihnachten einholen, wenn das so weitergeht.“

Und als sich Begleiter des Angeklagten unangemessen verhielten, stellte sie klar: „Wenn Sie zum Plaudern und Besuchen gekommen sind, dann verlassen Sie bitte den Saal.“

In einer Anhörung sprach sie sogar offen über ihre fehlende Sicherheitsmaßnahmen: „Ich glaube, die Einzige ohne Schutzmaßnahmen bin ich – aber so ist das in unserem Land, und so verwalten wir eben Gerechtigkeit.“

Obwohl sie aus einem konservativen Umfeld stammt, wird sie von Kolleginnen und Kollegen als progressiv beschrieben. Ich finde, sie verdient mehr Aufmerksamkeit – nicht nur wegen ihrer Rolle im Prozess, sondern auch als Beispiel für Integrität und Unabhängigkeit im Justizwesen.
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Der Prozess des Jahrhunderts in Kolumbien – Álvaro Uribe vor Gericht

Beitrag von Eisbaer »

Die Richterin Sandra Liliana Heredia hat heute, am 28. Juli 2025, im Strafverfahren gegen den früheren Präsidenten Álvaro Uribe eine ausführliche Erklärung abgegeben, die jeder in dem verlinkten Video sehen konnte.

Die Urteilsverkündung ist für 13:30 Uhr Ortszeit angekündigt. Die Anklagepunkte umfassen prozessualen Betrug, Zeugenkorruption und versuchte Beeinflussung in einem Strafverfahren. Die Richterin betonte, dass das Urteil ausschließlich auf juristischer Grundlage basiere und nicht politisch motiviert sei.

Die versehentlichen Abhörmaßnahmen gegen Uribe seien nicht manipulativ erfolgt. Die Verteidigung hatte versucht, die Abhörprotokolle als Beweismittel auszuschließen, was jedoch abgelehnt wurde. Insgesamt umfasste der Prozess 67 Sitzungen, die überwiegend virtuell stattfanden. Uribe nahm heute nicht persönlich, sondern digital teil.

Präsident Gustavo Petro reagierte auf Kritik einiger Kongressmitglieder, die den Prozess als politisch bezeichneten, mit dem Hinweis, Kolumbien dürfe sich nicht erpressen lassen. Die Defensoría del Pueblo rief zur Achtung der richterlichen Unabhängigkeit auf.

Laut dem Infobae-Bericht „Juicio a Álvaro Uribe en VIVO“ ⇨ handelt es sich um eine sachliche und faktenorientierte Darstellung, die als neutral eingeschätzt werden kann.
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Fallo histórico gegen Álvaro Uribe: Richterin erklärt Ex-Präsidenten für schuldig

Beitrag von Eisbaer »

Heute, am 28. Juli 2025 hat Richterin Sandra Liliana Heredia ein historisches Urteil gefällt: Der ehemalige Präsident Álvaro Uribe Vélez wurde wegen Zeugenmanipulation und Bestechung im Zusammenhang mit laufenden Strafverfahren für schuldig erklärt.

Der Fall beruht auf dem Vorwurf, Uribe habe über seinen Anwalt Diego Cadena versucht, ehemalige Mitglieder paramilitärischer Gruppen zu beeinflussen, um belastende Aussagen zu revidieren oder zu vermeiden. Die Richterin stützte ihr Urteil auf über 100 Zeugenaussagen, verdeckte Tonaufnahmen und analysierte Kommunikationsdaten. Die Verteidigung berief sich auf humanitäre Motive und kündigte an, Berufung einzulegen.

Uribe ist damit der erste ehemalige Präsident Kolumbiens, der in einem Strafprozess verurteilt wurde. Die genaue Strafe wird in den kommenden Tagen bekannt gegeben. Dieses Urteil dürfte weitreichende politische Folgen haben – sowohl für das Lager des Uribismus als auch im Hinblick auf die Präsidentschaftswahl 2026.

Die Richterin Sandra Liliana Heredia befindet sich derzeit noch in der Phase der Urteilsbegründung, doch das Urteil selbst wurde bereits eindeutig gefällt und die Schuldspruch gegen Álvaro Uribe offiziell verkündet.

Ehrlich gesagt hatte ich persönlich nicht damit gerechnet, dass es tatsächlich zu einer Verurteilung kommt – im Stillen jedoch darauf gehofft. Vielleicht ist dies der Moment, in dem Kolumbien wieder daran glauben darf, dass niemand über dem Gesetz steht und die Justiz unabhängig entscheiden kann. Mein größter Respekt gilt Richterin Sandra Liliana Heredia, die trotz zahlreicher Morddrohungen unbeirrt und mit beeindruckender Standhaftigkeit dieses Urteil gefällt hat.
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Eisbaer
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Historisches Urteil gegen Álvaro Uribe – Weg frei für neue Ermittlungen

Beitrag von Eisbaer »

Wie alle die hier mitgelesen haben wissen, wurde gestern Kolumbiens ehemaliger Präsident Álvaro Uribe Vélez in einem aufsehenerregenden Verfahren wegen Prozessbetrugs und Zeugenbestechung schuldig gesprochen. Das Urteil, das Richterin Sandra Liliana Heredia in Bogotá verkündete, erschüttert nicht nur die politische Landschaft des Landes, sondern hat auch juristische Folgen: Die Wiederaufnahme der Ermittlungen zu mutmaßlichen Gewaltverbrechen während Uribes Amtszeit ist nun möglich.

Die Richterin stellte klar, dass die Beeinflussung von Zeug:innen durch Mittelsmänner nachweislich stattgefunden hat. Besonders brisant: Die betroffenen Zeug:innen hatten zuvor belastende Aussagen zu Uribes mutmaßlichen Verbindungen zu paramilitärischen Gruppen gemacht – ein Thema, das seit Jahren die kolumbianische Öffentlichkeit beschäftigt.

Zwischen 2002 und 2010, während Uribes Präsidentschaft, wurden tausende Zivilpersonen Opfer extralegaler Hinrichtungen durch die Armee – bekannt als falsos positivos. Menschenrechtsorganisationen werfen Uribe vor, diese Praxis zumindest geduldet zu haben. Auch seine angebliche Unterstützung paramilitärischer Strukturen steht seit Langem im Fokus kritischer Stimmen.

Mit dem aktuellen Urteil ist Uribes Glaubwürdigkeit massiv beschädigt. Juristisch bedeutet das: Die ursprünglichen Ermittlungen zu Gewaltverbrechen können wieder aufgenommen werden – ein Schritt, den viele Opferverbände und Menschenrechtsgruppen seit Jahren fordern.

Die Reaktionen im Land sind gespalten. Während Unterstützer:innen Uribes von politischer Verfolgung sprechen, feiern Kritiker:innen das Urteil als Meilenstein für die kolumbianische Justiz. Präsident Gustavo Petro betonte die Unabhängigkeit der Gerichte und kündigte Schutzmaßnahmen für die Richterin an, die bereits während der Urteilsverkündung Drohungen erhielt.

Laut aktuellen Berichten wird erwartet, dass Uribes Verteidigung Berufung einlegt. Damit ginge der Fall in die zweite Instanz, das Tribunal Superior de Bogotá. Dieses muss bis spätestens Mitte Oktober 2025 eine Entscheidung treffen. Sollte bis dahin kein Urteil erfolgen, droht eine Verjährung – Beobachter:innen vermuten, dass dies Teil der Verteidigungsstrategie sein könnte, um eine Einstellung des Verfahrens zu erreichen.
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Eisbaer
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Álvaro Uribe: Historisches Urteil gegen Kolumbiens Ex-Präsidenten – Zwölf Jahre Hausarrest wegen Justizmanipulation

Beitrag von Eisbaer »

Álvaro Uribe ist heute am 1. August 2025 in erster Instanz zu zwölf Jahren Hausarrest verurteilt worden. Das Gericht befand ihn der versuchten Zeugenbestechung und des Prozessbetrugs für schuldig. Zusätzlich wurde ihm eine Geldstrafe von rund 3,4 Milliarden kolumbianischen Pesos (etwa 820.000 US-Dollar) auferlegt und er darf acht Jahre lang kein öffentliches Amt ausüben.

Die Richterin Sandra Heredia ordnete an, dass Uribe die Strafe sofort auf seiner Finca antreten muss – trotz der Tatsache, dass das Urteil noch nicht rechtskräftig ist. Die Verteidigung hatte beantragt, ihn bis zur Berufung freizulassen, doch das Gericht lehnte dies mit Verweis auf die Gefahr einer Einflussnahme auf Zeug:innen und den weiteren Verlauf des Verfahrens ab.

Uribes Anwälte haben Berufung beim Obersten Gerichtshof in Bogotá angekündigt. Sollte bis Mitte Oktober keine Entscheidung der zweiten Instanz erfolgen, droht das Verfahren zu verjähren. Die Urteilsbegründung umfasst über 1.100 Seiten und stützt sich unter anderem auf Telefonmitschnitte zwischen Uribe und seinem Anwalt, die eine gezielte Manipulation durch finanzielle Zuwendungen an ehemalige Paramilitärs belegen sollen.

Die Verurteilung ist historisch: Zum ersten Mal wurde ein ehemaliger kolumbianischer Staatschef strafrechtlich verurteilt. Das Urteil könnte weitreichende Folgen haben. Sie stellt nicht nur Uribes Glaubwürdigkeit infrage, sondern könnte auch dazu führen, dass ältere Verfahren, etwa im Zusammenhang mit dem Skandal um die sogenannten „falsos positivos“, wieder aufgenommen werden. Dabei handelt es sich um Fälle, in denen das Militär Zivilisten tötete und sie fälschlich als Guerilleros ausgab – viele dieser Taten ereigneten sich während Uribes Amtszeit.

Obwohl das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, markiert es einen symbolischen Wendepunkt im kolumbianischen Kampf gegen politische Gewalt und Straflosigkeit. In sozialen Netzwerken wurde die Entscheidung vielfach als Sieg der Gerechtigkeit gefeiert.

Ein deutliches Echo ließ nicht lange auf sich warten: Álvaro Uribe, sichtlich bewegt, wandte sich direkt an Richterin Sandra Heredia und erklärte, sie habe ihn „auf die schlimmste Weise behandelt“ und solle sich nicht „in seine Familie einmischen“. Ein Satz, der den emotionalen und politischen Sprengstoff des Urteils unterstreicht – und dessen Nachwirkungen weit über das juristische Verfahren hinausreichen dürften.

Eine Diskussion zum Urteil und Strafmaß kann hier stattfinden.
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Álvaro Uribe: Historisches Urteil gegen Kolumbiens Ex-Präsidenten – Zwölf Jahre Hausarrest wegen Justizmanipulation

Beitrag von Tenere-wue »

Vielen Dank für die ausführlichen Informationen Eisbär. Super.
Grüße
-vive tu sueno !
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