
Quelle: Centro Democrático
Uribe studierte Rechts- und Politikwissenschaften an der Universidad de Antioquia und absolvierte spätere Weiterbildungen an der Harvard University sowie am St Antony’s College in Oxford.
Sein politischer Werdegang begann früh: Er war unter anderem Direktor der kolumbianischen Luftfahrtbehörde, Bürgermeister von Medellín (1982), Senator (1986–1994) und Gouverneur von Antioquia (1995–1997). In Antioquia förderte er die Gründung der „Convivir“-Milizen, die später mit paramilitärischen Gruppen in Verbindung gebracht wurden und wegen Menschenrechtsverletzungen kritisiert wurden.
Im Jahr 2002 wurde Uribe als unabhängiger Kandidat zum Präsidenten Kolumbiens gewählt und 2006 im Amt bestätigt. Seine Amtszeit war geprägt von einer rigorosen Sicherheitspolitik gegen Guerillagruppen wie FARC und ELN. Unter seiner Führung wurden Armeeoperationen ausgeweitet, Rebellen getötet oder gefangen genommen – auch die spektakuläre Befreiung von Geiseln wie Íngrid Betancourt fällt in diese Zeit.
Als enger Verbündeter der USA unterstützte Uribe den „Plan Colombia“, ein milliardenschweres Programm zur Bekämpfung von Drogenhandel und bewaffneten Gruppen. Obwohl seine Politik im Inland breite Zustimmung fand, geriet sie international zunehmend in die Kritik – vor allem wegen seiner Nähe zu paramilitärischen Akteuren und dem Skandal um die sogenannten „Falsos Positivos“, bei denen Zivilpersonen fälschlich als gefallene Guerilleros ausgegeben wurden.
Nach dem Ende seiner Präsidentschaft gründete Uribe 2013 die konservative Partei „Centro Democrático“ und wurde 2014 erneut zum Senator gewählt. Er blieb eine prägende Figur der kolumbianischen Politik und führte die Opposition gegen den Friedensprozess mit der FARC unter seinem Nachfolger Juan Manuel Santos. 2020 legte er sein Mandat nieder, nachdem ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet wurde.
Im Juli 2025 wurde Uribe in einem langjährigen Gerichtsverfahren wegen Zeugenbestechung und Prozessbetrugs schuldig gesprochen – ein historisches Urteil, das ihn zum ersten kolumbianischen Ex-Präsidenten macht, der wegen Straftaten verurteilt wurde.
Die gesellschaftlichen Reaktionen sind tief gespalten: Während Unterstützer:innen von politischer Verfolgung sprechen, feiern Kritiker:innen das Urteil als Meilenstein für die kolumbianische Justiz. Präsident Gustavo Petro betonte die Unabhängigkeit der Gerichte und kündigte Schutzmaßnahmen für die Richterin an, die während der Urteilsverkündung Drohungen erhielt.
Laut aktuellen Berichten wird erwartet, dass Uribes Verteidigung Berufung einlegt. Damit ginge der Fall in die zweite Instanz, das Tribunal Superior de Bogotá. Dieses muss bis spätestens Mitte Oktober 2025 eine Entscheidung treffen. Sollte bis dahin kein Urteil erfolgen, droht eine Verjährung – Beobachter:innen vermuten, dass dies Teil der Verteidigungsstrategie sein könnte, um eine Einstellung des Verfahrens zu erreichen.
Uribe bleibt eine polarisierende Figur: Für viele ist er ein Symbol für Ordnung und Sicherheit – für andere ein Vertreter autoritärer Machtpolitik mit fragwürdigen Verbindungen.