Apuntes Paisa; Paisa Notizen.

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Don Maximo
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Apuntes Paisa; Paisa Notizen.

Beitrag von Don Maximo »

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Kindheitserinnerungen.
Sonntagabend, fast 11 Uhr. Heute* hatten wir endlich einen bewölkten, trockenen Tag mit angenehmen Temperaturen. Es war mein Geburtstagswochenende*, und den vielen, die mich fragten, was ich mir wünschte, antwortete ich ganz unverblümt, dass ich mir einen Tag in Ruhe wünschte! Einen Tag für mich selbst, ohne dass mich jemand ständig mit trivialen Fragen belästigt oder auf die Idee kommt, mich bemuttern zu müssen.
Also schaltete ich am Freitag, meinem Geburtstag, mein Handy usw. aus und verbrachte den Tag damit, bei der Gartenarbeit Dampf abzulassen. Abends habe ich mit meiner Frau zu Abend gegessen, die mich verwöhnt hat - nach einem Aperitif mit Schinkencroissants und die ich auf Vorrat vorbereitet und tiefgefroren hatte - mit einem Poulet 'Cordon Bleu', wie nur sie es zuzubereiten weiss, begleitet von Knusprigen Rosmarin Kartoffeln. Alles natürlich begleitet von einem guten Schaumwein und Rotwein.
Samstag Morgen ging sie dann hinunter in den Pueblo, und ich genoss diese zwei Tage der einsamen Ruhe auf der Finca.
Abends widmete ich mich dem Giessen der neuen Heckenpflanzen, die unser Mitarbeiter der Finca in den letzten Tagen mit so viel Hingabe gepflanzt hatte. Gleichzeitig bewunderte ich freudig den weiten Rasen um das Haus, den ich tagsüber mit dem Rasenmäher gemäht hatte, leuchtend grün, im Gegensatz zu den Rasenflächen der benachbarten Fincas, die mit dem üblichen Fadentrimmer bis zur Unkenntlichkeit massakriert werden. Dann der Sonnenuntergang mit seinem Lichtspiel in den Bäumen, der Wiese und dem Guadual der Finca, auf den umliegenden Hängen und Berggipfeln und die Dämmerung und mit ihr unweigerlich die Aufmerksamkeit auf die Geräusche und die Erkenntnis, von wie viel Leben man umgeben ist.

Dabei kommen lebhafte Erinnerungen an meine Kindheit auf, als ich die Sommer hoch oben an den grünen und wilden Hängen der Maiensässe in der Südschweiz verbrachte. Und wie von Zauberhand erscheinen plötzlich winzige Sterne, die über die Wiese schwebten....
Ich hatte schon vergessen, dass es sie gibt, ich habe sie seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen... Sie waren in der Landschaft meiner Kindheit weit verbreitet, heute sind sie dort nur noch eine Erinnerung, es sind die Glühwürmchen.
Wie in einem Traum, wie von Zauberhand, scheint es, dass Du aus einfachen Kindheitserinnerungen in jene unschuldige, fast märchenhafte Welt der Kindheit zurückkehrst. Jene Welt, in der es die leuchtenden Funken der Zauberstäbe der Feen gibt, wie mir meine Grossmutter liebevoll zu erzählen pflegte, immer wenn ich sie fragte, was diese kleinen leuchtenden Dinger (Glühwürmchen) sind.

Und für einen Moment war es, als ob meine liebe Grossmutter an meiner Seite wäre (Sie starb vor einem Jahrzehnt, ein paar Tage vor ihrem 102. Geburtstag)
Ein runder Geburtstag und ein zufälliger Umstand, der mich auf eine unerwartete, aber angenehme Weise in die Vergangenheit führte. Kein Geschenk hätte diese - wenn auch bescheidene - Erfahrung der Versetzung in die Vergangenheit übertreffen können.

*PS. Das Wochenende, um das es geht, war letztes Wochenende, ich poste diesen Beitrag mit einer Woche Verzögerung.

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Virtus Junxit Mors Non Separabit
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Eisbaer
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Beitrag von Eisbaer »

Nachträglich zum Geburtstag alles Gute. Bleib glücklich, gesund und voller Lebensfreude!
Eisbaer vom Team :fel:
Du bist zufrieden mit unserer Hilfe! Dann helfe bitte mit einer kleinen » Spende « Danke und Vergelt´s Gott!

Max
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Beitrag von Max »

OIs Guade
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Bogotano
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Beitrag von Bogotano »

Ich habe wie ein Verrückter „nachträgliche Geburtstagswünsche“ und „späte Geburtstagsgrüße“ für den verpassten Geburtstag gegoogelt, aber der beste Gruß kommt von Herzen, wenn ich sage: „Ich hoffe, du hattest einen tollen Geburtstag!“.
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Don Maximo
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Beitrag von Don Maximo »

Zunächst einmal vielen Dank für die Geburtstagsglückwünsche... und entschuldigt meine späte Reaktion, aber die letzten Tage war ich mit der Gartenarbeit in der Finca beschäftigt, abends versuche ich dann etwas für das Forum zu schreiben, aber dann schlafe ich regelmässig todmüde vor der Tastatur ein. Neulich bin ich dann kurz vor 3 Uhr nachts aufgewacht, auf der Veranda, Notebook entladen, mit einer unbekannten Katze die friedlich und selig auf dem Stuhl neben mir sass.

@Eiebaer schreibt "Bleib glücklich, gesund und voller Lebensfreude!"
Das sind Werte, die ich im Moment eher wiederfinden muss, als dass ich sie behalten könnte.
In letzter Zeit bin ich mit mehreren - nennen wir sie mal unbequemen - Situationen konfrontiert, die zusammen eine Herausforderung darstellen, die alles andere als einfach ist. Deshalb wollte ich meinen 60. Geburtstag allein und in Ruhe verbringen, Ruhe nach der ich mich wirklich sehne.

Seit Freitagabend habe ich das Wochenende wieder für mich, bis Montagabend. Meine Frau ist runter in den Pueblo gegangen, um ihrer Mutter Gesellschaft zu leisten (sie ist für ein paar Tage allein, da meine Schwägerin, die sie sonst betreut, nach Medellin fahren musste um ihren Sohn bei der Arbeit zu helfen, der sich unglücklicherweise verletzt hat).

Ich selbst leide unter den chronischen Folgen einer Fehldiagnose und einer damit verbundenen Fehlbehandlung. Meine Frau leidet - mal mehr, mal weniger - an kognitiven und neurologischen Störungen, die durch ihre MS ausgelöst werden (was gepaart mit ihrer Sturheit oft eine explosive Kombination ergibt). Meine betagte Mutter, die zusätzlich zu ihrer narzisstischen Natur und akute Gerontophobie langsam einer altersbedingten Demenz mit psychotischen Zügen zum Opfer fällt, treibt mich manchmal an meine Grenzen. Doch als Einzelkind kann ich mich einer ethischen Verantwortung nicht entziehen. Ich kann sie auch nicht einfach sich selbst überlassen.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie weit sie Ende Januar gegangen ist, um uns dazu zu bringen, unsere (insbesondere meine) Reise nach Kolumbien nicht anzutreten.

Ein Neffe und Patenkind meiner Frau, der letztes Jahr, nachdem er eine mehrmonatige Beziehung mit einer jungen Frau friedlich beenden wollte, ist ihrer Rachsucht zum Opfer gefallen.
Die Beziehung der beiden war schon nach kurzer Zeit vergiftet. Er war auf die Arbeit fixiert und konzentriert, sie wollte leben und Spass haben. Beide waren unflexibel. Das konnte nicht gut gehen.
Sie hatte ihm gegenüber geäussert: "Wenn du mich verlässt, werde ich dich fertig machen". Gesagt, getan. Also versuchte sie, den hinterlistigen Weg der (falschen) Anschuldigung von Gewalt zu gehen.
Entgegen meiner dringenden Aufforderung an den Neffen, angemessene Massnahmen zu ergreifen (förmliches Dementi mit Gegenklage der Falschaussage und Verleumdung und sich auf meine Kosten sofort einen Anwalt zu nehmen), bagatellisierten er und seine Mutter (trotz seiner 25 Jahre ist er ein Muttersöhnchen wie im Buche) die Angelegenheit in unverantwortlicher Weise und zogen es vor, auf schlaue Ratschläge von "Freunden von Freunden" zu hören. Mein Drängen auf handeln, bei mehreren Gelegenheiten, wurde ignoriert und lächerlich gemacht.
Wie vorauszusehen war, hat die Angelegenheit eine traurige und ernste Wende genommen. Da es sich um einen offenen Rechtsfall handelt, möchte ich nicht ins Detail gehen, aber seit fast sechs Monaten steht er nun unter Hausarrest. Ein immerhin privilegierter Zustand nach der Umwandlung von der anfänglichen Inhaftierung! die ich dank guter Beziehungen und der Tatsache, dass der Junge immerhin eine tadellose Vergangenheit hat, nach nur wenigen Tagen, mit der wertvollen Hilfe eines guten Anwaltes in Hausarrest umwandeln lassen konnte. Er wird letztendlich mit einem „blauen Auge“ davonkommen, aber die ganze Familie leidet derzeit deutlich unter den Folgen.
Was mich aber am meisten traurig macht, demoralisiert und nicht zuletzt auch wütend macht, ist leider die Gewissheit, dass sie nichts daraus lernen werden. So ist momentan seine grösste sorge, dass er sein teuer angeschafftes Motorrad nicht verkaufen muss, um die von der Angelegenheit verursachten hohen Kosten abzubezahlen.
Sie (er und die Familie) werden nicht lernen, Verantwortung für sich und ihr Handeln zu übernehmen. Die Mentalität des Weglaufens, des Ausweichens vor der täglichen Herausforderung mit "si Dios quiere", "gracias a Dios" und des Denkens, die Dinge "con el acompañamiento de la Virgen" zu lösen, wird sich fortsetzen.
Zwischen Ernsthaftigkeit und Ironie kann ich es mir nicht verkneifen, vor allem meine Schwiegermutter und meine Schwägerin daran zu erinnern, wenn bestimmte Bemerkungen fallen, dass ich den Anwalt bezahle und nicht etwa Gott oder den Priester, und dass die Dame, die den Fall begleitet, eine Privatdetektivin ist und nicht die oder eine Jungfrau.

Dann die “junge Frau“, die ich als Haushaltshilfe auf Dauer bei uns aufnehmen möchte, was Reaktionen und Kommentare in der Familie provozierte, die mich definitiv verärgerten und mich zumindest auf bestimmter Ebene neulich dazu gebracht haben, nach 20 Jahre, gewisse Barrieren zwischen mir und der Familie aufzubauen.
Wie bereits erwähnt, sind sowohl meine Frau als auch ich gesundheitlich angeschlagen. Schon heute fällt es meiner Frau schwer, den täglichen Haushalt zu führen.
Auch ich bin sehr eingeschränkt und muss mein Teil Hausarbeit (früher führte ich den Haushalt) einstellen, damit ich meinen anderen Verpflichtungen nachkommen mag.
Meine Idee war es, eine Vollzeit-Haushaltshilfe einzustellen, die mit uns zusammenlebt, uns unterstützt und uns möglicherweise bis zum Ende unserer Tage begleitet. Meine Frau und ich hatten das in der Familie meiner Frau beiläufig in einem anderen Zusammenhang erwähnt. Zunächst herrschte auf vielen Seiten Begeisterung. Aber von ihrer Seite gab es den Hintergedanken, wie sich bald herausstellte, dass ein Familienmitglied diese Rolle übernehmen könnte und sie zögerten nicht, Namen begleitet von glühendem Lob zu nennen, die geradezu um die Aufgabe wetteiferten.
Als ich dann verkündete, dass ich ein Familienmitglied grundsätzlich ausschliesse und erklärte, warum, begannen die Kommentare hinter meinem Rücken. Und sie versuchten mit allen Mitteln, mich umzustimmen. Offensichtlich ging es ihnen nicht darum meine Frau zu entlasten, sondern im Vordergrund stand der Hintergedanke, eine Verwandte gut unterzubringen. Und die Besessenheit, dass eine Fremde kommen und etwas (von uns) wegnehmen könnte, auf das sie offensichtlich Erwartungen hegen.

Aber nun auch etwas Positives. Diese Woche hat der Arbeiter das Gras auf der Finca sauber fertig gemäht und den Guadual (den Bambuswald) gesäubert. Ich war schon besorgt, als ich ihn bei dieser aussergewöhnlichen Hitze, wie sie hier derzeit herrscht, mit so viel Elan arbeiten sah, aber er war glücklich und zufrieden im Bambuswald zu sein und seinen Hund mitnehmen zu können (der seine Zeit gerne auf der Veranda unseres Hauses verbringt). Ein ihm von mir angebotener Bezahlter Hitzebedingter frei-Tag wollte er nicht beanspruchen.
Kommende Woche können wir erfreulicherweise mit dem Pflanzen der Fruchtbäume beginnen.
Trotz der allgemeinen Trockenheit ist hier der Boden noch recht feucht und auch unsere eigene Wasserquelle ist noch ausreichend versorgt. So können wir die Arbeiten auf der Finca unbehindert vorantreiben.

Letzte Woche habe ich zudem meine "Restaurierung" des Unterkiefers abgeschlossen.
Jahrelang haben wir einen Zahnarzt aufgesucht, einen guten Bekannten. Doch im letzten Jahr begann die Qualität deutlich nachzulassen, wie auch andere feststellen mussten. Eine Reparatur im letzten Jahr, die nicht zufriedenstellend war; er liess sich leicht ablenken, war oft mit dem Kopf woanders als beim Patienten. Also wechselte ich dieses Jahr zu einer Familienfreundin, die vor kurzem eine Praxis eröffnet hatte. Ich hatte eine Füllung, die im Januar herausgefallen war, und mehrere jahrzehntealte und teils überfällige Amalgamfüllungen in einem kritischen Zustand. Also ersetzte der Zahnarzt alle Füllungen in meinem Unterkiefer und nahm zwei Reparaturen an meinen oberen Zähnen in angriff. Es waren vier Sitzungen von jeweils mehreren Stunden, dann die Zahnpflege. Eine Genugtuung, im Spiegel nicht mehr all diese grauen Füllungen zu sehen.
Er hat mir Harzfüllungen eingesetzt. Ausgezeichnete Arbeit, Zahnarzt (ein angestellter der Praxis der Familienfreundin) und Team waren die ganze Zeit auf die Arbeit konzentriert, ohne die geringste Ablenkung. Auch meine Frau hat sich zwei Reparaturen (Kleinigkeiten) und der Zahnhygiene unterzogen.
Den Leuten von ausserhalb (und davon scheint es eine Menge zu geben) wird einen höheren Preis Berechnet als "normalen Leuten" aus dem Pueblo. Die Preise für Le letztere sind mit einer extrem niedrigen Marge kalkuliert, damit auch die weniger Privilegierten in den Genuss Zahnärztlicher Leistungen kommen. Dennoch sind diese niedrigen Preise eine erhebliche Belastung für eine Campesino-Familie.
Auch den vielen Leuten aus Medellin, die z. B. hier ihre Freizeit Luxus Fincas haben, verrechnen sie deutlich höhere Preise als den Einheimischen. Die Städter kommen dennoch deutlich günstiger weg, als wenn sie sich in Medellin behandeln lassen.
Ein auf Praxisebene erfolgreich umgesetzter Solidaritätsgedanken innerhalb der Medizinischen Versorgung, der leider heutzutage selbst auf institutioneller Ebene mehr und mehr hintergangen wird.
Virtus Junxit Mors Non Separabit
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Don Maximo
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Apuntes Paisa; Paisa Notizen.

Beitrag von Don Maximo »

Der Moment ist gekommen, und nach einigen Jahren des Aufschiebens aus verschiedenen Gründen und aufgrund gewisser Ereignisse, haben wir nun den Schritt gemacht und lassen uns endgültig in Kolumbien nieder.
Letztendlich verläuft auch dieser Schritt anders, als wir es uns vorgestellt hatten.
Vor ein paar Tagen haben wir früh morgens die Tür unseres Hauses in der Schweiz, das wir verkauft haben, hinter uns geschlossen und dem neuen Eigentümer die Schlüssel übergeben. Er hat uns zum Flughafen gefahren, eine Autofahrt von fast zweieinhalb Stunden.
Gepäck: zwei Koffer à 32 kg und zwei Handgepäckstücke pro Person für mich und meine Frau. Das sind insgesamt acht Gepäckstücke mit einem Gesamtgewicht von etwas mehr als 160 kg. Das ist unser gesamte Umzugsgut.
Ehrlicherweise muss ich hinzufügen, dass wir Wochen zuvor bereits vier Koffer mit unseren Gästen nach Kolumbien geschickt hatten.
Tatsächlich hatten wir uns Mitte August entschlossen, unser Umzugsgut auf ein Minimum zu reduzieren. Das hat uns diesen Schritt ehrlich gesagt sehr erleichtert und ihm eine gewisse Unbeschwertheit verliehen.
Natürlich wurde diese Entscheidung dadurch beeinflusst, dass wir in Kolumbien bereits ein Haus haben, das mit den grundlegenden Dingen ausgestattet ist.
In der Schweiz konnten wir das Haus mitsamt der Einrichtung abgeben. Möbel, Geschirr, Geräte, Werkzeuge, Mac usw. Auch der Weinkeller und der Vorratsraum waren noch großzügig ausgestattet.
Für uns war es - wie gesagt - eine enorme Erleichterung, nicht alles ausräumen zu müssen.
Wir haben unsere Koffer mit Kleidung, Accessoires, persönlichen Gegenständen und Erinnerungsstücken, alten Zeichnungen und Aquarellen gefüllt, die zwar keinen nennenswerten materiellen Wert haben, mir aber als Familienerbstücke sehr am Herzen liegen. Ich bin wie üblich als Tourist eingereist (habe separat eine stornier- oder umwandelbare Retourticket Reservierung gemacht) und werde in den nächsten Tagen das Ehegattenvisum beantragen.
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Bogotano
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Apuntes Paisa; Paisa Notizen.

Beitrag von Bogotano »

@Don Maximo

vielen Dank, dass du uns an diesem so besonderen und entscheidenden Moment in eurem Leben teilhaben lässt.

Herzlichen Glückwunsch zu diesem mutigen und lang ersehnten Schritt! Es klingt nach einer unglaublich befreienden Entscheidung, das Umzugsgut auf das wirklich Wesentliche zu reduzieren. Diese Leichtigkeit, die ihr euch damit geschaffen habt, ist bestimmt ein gutes Gefühl zum Start in euer neues Leben.

Ich wünsche euch beiden von Herzen alles Gute für die kommende Zeit in Kolumbien. Möge euer neues Zuhause euch viel Kraft, Gesundheit und die lang ersehnte Lebensfreude schenken.

Ich wünsche dir viel Kraft für die noch anstehenden organisatorischen Dinge!

Benjamin
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Apuntes Paisa; Paisa Notizen.

Beitrag von Benjamin »

Wow, mega cool! Herzliches Willkommen in Kolumbien!

Großen Respekt für den Schritt. Einfach mal alles Alte hinter sich zu lassen und mit den wirklich wichtigen Sachen neu durchzustarten.

Ich freu mich total, dass du hier wieder mehr schreibst. Dein Faden "Apuntes Paisa" ist doch genau der richtige Platz dafür! Es ist so viel spannender, die echten Erfahrungen und das echte Leben von jemandem zu lesen, der das alles wirklich durchlebt, als nur trockene Theorie. Ich wünsch dir und deiner Frau von Herzen alles Gute für den Neustart dort. Möge alles glattlaufen und ihr könnt schnell so richtig ankommen und die neue Lebensfreude genießen.

Freu mich schon total auf mehr Berichte aus eurem neuen Leben! Bleib uns ja nicht wieder so lange weg!
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Holger78
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Apuntes Paisa; Paisa Notizen.

Beitrag von Holger78 »

Auch von mir herzliche Glückwünsche und meinen großen Respekt für diesen mutigen Schritt. Das ist auch mein Plan, dies dauert aber noch Jahre bis zur Umsetzung.
Ich wünsche Dir und deiner Frau vor allem erstmal Ruhe und genug Zeit zum "Ankommen" und Kolumbien. Auch für deinen Antrag zum Ehegatten Visum wünsche ich dir viel Erfolg und hoffe dass das schnell und unkompliziert erledigt werden kann.

coentros
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Apuntes Paisa; Paisa Notizen.

Beitrag von coentros »

Hallo Don Maximo

Auch von mir alles Gute, viel Glück und Gesundheit für Deinen neuen Lebensabschnitt. Vielen Dank dass Du uns im Forum daran teilhaben lässt ! Ich lese eifrig mit. Sollten wir in einigen Jahren wenn die grossen Entscheidungen bzgl. Ruhestand bei uns anstehen ebenfalls komplett nach Kolumbien übersiedeln würde ich es genauso machen wollen. Nur ein paar Habseligkeiten in Koffern. Ich befürchte nur, dass meine Frau, die an so vielen Dingen hängt die sie im Laufe der Zeit liebgewonnen hat, da nicht mitmachen wird. Das möchte ich respektieren.

Viele Deiner Beiträge erzeugen eine sehr schöne Melancholie, z.B. die Glühwürmchen. Deine Erzählung hat heftige Erinnerungen bei mir ausgelöst. Als Kind in den 80er Jahren, zu Besuch bei Verwandten jenseits des damals noch eisernen Vorhangs im böhmischen Niederland des heutigen Tschechiens, charakterisiert durch Feuchtgebiete, viele Bachläufe und kleinere Seen. Ein ländliches Gebiet ohne grössere menschliche Eingriffe. Ich erinnere mich an wunderschöne Sommerabende mit Heerscharen unzähliger Glühwürmchen. Was war das für ein magisches Spektakel.

Heute setzen ihnen Pflanzenschutzmittel, Eingriffe in Lebensräume und Lichtverschmutzung zu. Es klingt so als ob Du in einer sehr schönen und gesunden Umgebung lebst. Eine Finca macht aber auch viel Arbeit, die mit zunehmendem Alter nicht einfacher wird. Insofern Deine weiteren Gedanken dazu sehr verständlich. Familienstrukturen birgen ihre Herausforderungen.

Ich bin gespannt auf Deine Erlebnisse und Erfahrungen.
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Don Maximo
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Apuntes Paisa; Paisa Notizen.

Beitrag von Don Maximo »

Vielen Dank allerseits für die guten Wünsche, die wir sicherlich gut gebrauchen können, insbesondere was die Gesundheit angeht. Ich werde euch auf jeden Fall berichten, wie es mit dem Antrag auf das Ehegattenvisum gelaufen ist. In der kommenden Woche stehen einige Dinge an, unter anderem eben die Beantragung des Visums.
In diesen Tagen waren wir bereits im Pueblo, um die wichtigsten Besorgungen zu verrichten... und haben zufällig mehrere Bekannte getroffen. Ich habe mich über die spontane und begeisterte Reaktion auf unsere diesmal endgültige Ankunft gefreut.
Virtus Junxit Mors Non Separabit
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Beitrag von Don Maximo »

Zehn Tage nach unserer Ankunft sind wir nun wieder in den lokalen „Paisa“-Alltag zurückgekehrt.
Die aktuelle Jahreszeit ist angenehm, ohne Feste und Veranstaltungen, sodass etwas mehr Ruhe herrscht als in Zeiten rund um die Feste oder lokalen Veranstaltungen, an denen der Gang durch den Pueblo aufgrund der Menschenmenge völlig stressig ist.
Auch das Klima war in diesen Tagen angenehm. Sicher ist es auch gefühlsmässig, da wir nun im Haus deutlich angenehmere Temperaturen vorgefunden haben als gewohnt. Dies dank der neuen Dach Eindeckung mit Klosterziegel die wir im Frühjahr haben machen lassen, mit enormer Auswirkung in der Regulierung der Innentemperatur. Auch das Wetter war vorteilhaft, so dass ich mich ein wenig der Gartenarbeit widmen konnte. Obwohl sich jemand während unserer Abwesenheit um die Finca kümmert, ist sie nie so gepflegt wie wenn wir selbst Hand anlegen. Letztes Jahr haben wir eine Hecke aus jungen Verbena-Sträuchern gepflanzt, die inzwischen prächtig angewachsen sind und mit ihren Blüten ein wahrer Magnet für Schmetterlinge und Kolibris sind. In diesen Tagen habe ich sie ein wenig zurechtgestutzt und mit dem Rasenmäher um das Haus herum gemäht, und sofort sah alles ganz anders aus.
Seit ich den Rasenmäher gekauft habe, war kein Arbeiter in der Lage, den Rasenmäher sachgemäss zu bedienen bzw. das Gras damit ordentlich zu mähen. Ich weiß nicht, wo die Schwierigkeit liegt, aber mittlerweile habe ich mich damit abgefunden. Dafür bedienen sie die Motorsense sehr geschickt, wie ich es nicht könnte, und so ergänzen wir uns gegenseitig.
Dann sind die Bäume voller Zitrusfrüchte. Mandarinen, Orangen, Zitronen verschiedener Sorten. Es ist unsere erste reichhaltige Ernte von den Bäumen, die wir gepflanzt haben.
Aber ja, ich denke definitiv darüber nach, mich von der Finca zu trennen, so sehr es mir auch leid tut, aber wie @coentros weiter oben sinngemäss richtig angemerkt hat, wird man nicht jünger und ich möchte nicht warten, bis die Finca zu einer Belastung wird. Ausserdem ist es immer schwieriger, zuverlässige Arbeiter zu finden. Leider können wir uns auch nicht auf die „sobrinos” verlassen. Deshalb haben meine Frau und ich beschlossen, uns nach einer weniger aufwendigen Wohnlösung umzusehen. Wir suchen jetzt nach etwas, das nur wenige Minuten vom Dorf entfernt ist, möglichst mit ein wenig Grün um das Haus herum, nur so viel, wie wir selbst bewirtschaften können.
Es gibt einige Häuser in zwei geschlossenen Wohnsiedlungen in unmittelbarer Nähe des Pueblos, die wir uns ansehen werden. Ein guter Bekannter, einer der Bauunternehmer einer der Wohnsiedlungen, hat mir auch vorgeschlagen, für eine gewisse Zeit eine Wohnung oder ein Haus günstig zu mieten, damit wir sehen können, ob uns das Leben in der Wohnsiedlung gefällt, bevor wir uns zum Kauf einer Immobilie verpflichten.
Meine Frau bleibt so näher bei der Familie und unabhängiger (da sie kein Fahrzeug lenkt), und ich verspreche mir, an einigen Aktivitäten des Dorflebens teilzunehmen, zu denen ich bereits eingeladen wurde, wie zum Beispiel der Filmgruppe, die sich einmal pro Woche trifft, dem Fotoclub oder anderen, die mich netterweise und spontan zum mitmachen eingeladen haben.
Angesichts der aktuellen Situation auf dem hiesigen Immobilienmarkt, d. h. einer regelrechten Explosion der Preise, insbesondere für Immobilien der „estratos" 4 und höher, bleibt nur zu hoffen, dass wir etwas passendes und zugleich bezahlbares finden.
Natürlich muss auch die Finca verkauft werden, und hier bin ich wirklich gespannt, wie gross das Interesse tatsächlich sein wird, da regelmässig Leute danach fragen, ob unsere Finca nicht zum Verkauf stehe. Bis sich eine gute Lösung bietet werden wir zuversichtlich sein und Finca mit ihrer privilegierten Lage noch ein wenig geniessen ;)
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Beitrag von Don Maximo »

Die Zeit vergeht rasend schnell, es kommt mir vor, als wären wir gerade erst angekommen, aber wir sind schon seit zwei Wochen hier.
Ich hatte mir vorgenommen, das Visum innerhalb weniger Tage zu beantragen, aber dann gingen noch ein paar Tage vorbei, und als ich am Freitag endlich den Antrag online stellen wollte, musste ich im letzten Schritt die Übung abbrechen. Und zwar als ich nach dem Nachweis meiner Migrationsbewegungen gefragt wurde.
Meine Frau hatte immer behauptet, dass diese im Rahmen des Prüfungsverfahrens durch die zuständigen Behörden sicher intern eingeholt oder überprüft werden. Aber wie ich vermutet hatte, müssen wir sie offenbar selbst beantragen und dem Antrag beifügen.
Ich warte nun auf diese Bescheinigung über die Migrationsbewegungen uns beiden, um den Antrag für das Ehegattenvisum einzureichen. Am Freitag habe ich abgebrochen, gerade als mir dieses Dokument zum Hochladen fehlte. Ich hoffe, dass sich das Verfahren nicht zu sehr in die Länge zieht, damit ich bald das Visum und zumindest die „Contraseña” bekomme, um mit verschiedenen Verfahren fortzufahren.

Ein Bankkonto auf meinen Namen konnte ich jedoch bereits ohne Probleme eröffnen, obwohl ich noch keine CE oder Contraseña habe, einfach mit meinem Schweizer Pass. Innerhalb einer halben Stunde hatte ich mein Konto, inklusive aktiviertem E-Banking, aktivierter Option für den Empfang von Überweisungen aus dem Ausland und Bankkarte für Abhebungen usw. in der Hand. Mit der Bitte, mich in der Filiale zu melden, sobald ich eine Contraseña oder CE erhalten würde, um die Daten zu aktualisieren.
Das erleichtert mir schon vieles.
Ausserdem wurden uns beiden Kreditkarten angeboten (kostenlos für die ersten 12 Monate). Meine Frau hat eine bestellt, da sie ihre Schweizer Karte zurückgeben muss, sobald sie ihren Wohnsitz nach Kolumbien verlegt. Meine Karte kann mir jedoch erst ausgestellt werden, wenn ich im Besitz der „contraseña„ bzw. der CE-Nummer bin. Das ist für mich jedoch nebensächlich, da ich meine Schweizer Kreditkarte behalten kann

Ehrlich gesagt war ich überrascht, da ich oft höre, dass man einen „historial crediticio“ vorlegen muss, um eine Kreditkarte zu erhalten.

Dann heute noch eine weitere gute Nachricht. Da ich meinen Wohnsitz hierher verlege, muss ich, wie bekannt, einen kolumbianischen Führerschein machen. Ich habe mehrere Führerscheinklassen (Schweizer Führerschein). Hier werde ich mich jedoch auf den B1 beschränken, den einzigen, den ich eigentlich heutzutage noch brauche. Ich muss gestehen, dass mir die Prozedur für den Führerschein ein wenig unangenehm sind.
Nicht so sehr wegen der Schwierigkeiten, sondern weil ich daran denke, dass ich wer weiss wohin fahren muss, wer weiss wie oft für den Unterricht. Allein der Gedanke, nach Medellín oder in dessen Vororte gehen zu müssen, lässt mich (als alter Bergler, der ich bin :roll: ) erschaudern. Heute bin ich jedoch beim Karosseriespengler vorgefahren, um ihm zu danken und meine Zufriedenheit mit seiner Arbeit auszudrücken, mit der er kleine Beulen und Kratzer ausgebessert hat (ich habe gestaunt, welche gute Arbeit er leistet dafür, dass er am Strassenrand, ohne richtige Werkstatt, arbeitet). Alte Beulchen, teilweise schon vor dem Kauf des Autos und „Geschenke”, die mir auf Parkplätzen zugetragen wurden... sicher kennt ihr sowas selbst.
Ich hatte ihm im Mai die Autoschlüssel gegeben und ihn gebeten, die Reparaturen während meiner Abwesenheit durchzuführen.

Wir kamen dann auf das Thema Führerschein zu sprechen, und er sagte mir, dass es die Möglichkeit gibt, den Unterricht im Pueblo zu absolvieren. Ein zugelassener Fahrlehrer kommt hierher, wenn es mindestens 3 oder 4 Führerscheinbewerber gibt. Das Einzige, was ich vor Ort nicht machen kann, ist die medizinische und psychologische Eignungsprüfung. Und wenn ich das richtig verstanden habe, muss ich mich außerdem persönlich beim RUNT melden, um mich anzumelden. Aber zwei oder drei Trips in den Großraum Medellín werde ich wohl überleben.
Jetzt hoffe ich nur, dass sich noch zwei oder drei andere Interessenten finden, die gleichzeitig ihren Führerschein in Pueblo machen wollen.
Virtus Junxit Mors Non Separabit

Max
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Beitrag von Max »

Servus von wegen Movimiento Migratorio, da gib es 2 Versionen und ich weiß jetzt nicht genau welches Du brauchst. Das was Du online bekommst deckt die letzten 5 Jahre ab. Das andere mußt auch online beantragen, aber nicht bezahlen und dann zu Migra gehen und sagen das du das große brauchtst. Nur das du Bescheid weißt.
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Beitrag von Don Maximo »

@Max, besten Dank für den Hinweis. Ich habe da 2 verschiedene beantragt, eins wurde tatsächlich nicht zum Bezahlen weitergeleitet. Das andere wurde mir auf die Kreditkarte belastet. 80 Tausend, wenn ich mich richtig erinnere. weiss auch nicht ob die 5Jährige genügt.
Es heisst es sei in Bearbeitung.
Virtus Junxit Mors Non Separabit

Max
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Beitrag von Max »

Das 5 jährige sollte innerhalb ein paar Tage in deinem mail sein,
für das große mußt Du zur Migracion und das dort bezahlen und aufpassen das Du die jeweiligen Documente pro Punkt in einem PDf hochlädst und auf die Größe achten.

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