Gustavo Petros letzte UN-Rede: Scharfe Kritik und früher Abgang der US-Delegation

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Eisbaer
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Gustavo Petros letzte UN-Rede: Scharfe Kritik und früher Abgang der US-Delegation

Beitrag von Eisbaer »

Wer die Berichterstattung aus New York verfolgt hat, weiß: Der Auftritt des kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro bei der 80. Generalversammlung der Vereinten Nationen am 23. September 2025 sorgte für erhebliche Aufmerksamkeit. Es war sein letzter UN-Auftritt vor seinem für August 2026 anstehenden Amtsende, und er hielt seine 41-minütige Rede in einer lockeren Guayabera statt im klassischen Anzug. Der Inhalt war eine Abrechnung mit globalen Krisen, die jedoch vor allem in scharfer Kritik an den USA gipfelte – was prompt zum Verlassen des Saals durch die amerikanische Delegation führte.

Präsident Petro griff mehrere zentrale Themen auf, die ihm ein besonderes Anliegen sind. So attackierte er die US-Drogenpolitik unter Präsident Trump und warf Teilen der US-Außenpolitik vor, von kolumbianischen Persönlichkeiten beeinflusst zu werden, die mit der Kokain-Mafia in Verbindung stünden. Dies sei besonders widersprüchlich, da Kolumbien trotz Rekordbeschlagnahmen von Kokain und der Auslieferung von über 700 Drogenbossen an die USA und Europa kürzlich „dekertifiziert“ – also als unzuverlässiger Partner eingestuft – wurde. Petro brandmarkte dies als ungerecht und bezeichnete Trumps Vorgehen sogar als „irrational“, wobei er einen polarisierenden Vergleich zu Hitler zog.

Weiterhin enthielt die Rede Vorwürfe zu militärischen Aktionen: Petro sprach von US-Schiffen, die in der Karibik Boote versenkt und dabei möglicherweise kolumbianische Bürger getötet hätten – keine Kriminellen, sondern junge Menschen aus der Region. Auf globaler Ebene stufte er den Gaza-Konflikt als „Völkermord“ ein und kritisierte die UN als „stumme, mitschuldige Zeugin“. Positiv hob er hingegen innenpolitische Erfolge Kolumbiens hervor, wie sinkende Mordraten sowie verringerte Arbeitslosigkeit und Armut unter seiner Regierung. Auch Themen wie Migration und Klimawandel behandelte er, stets im Kontext globaler Ungerechtigkeit.

Die unmittelbare Reaktion? Die US-Delegation, vertreten durch zwei Vertreter Trumps, verließ den Saal bereits nach etwa fünf Minuten – ein Vorgang, der von den UN-Kameras festgehalten wurde. Dieser Schritt fand Nachahmung unter anderen Delegationen, was die Atmosphäre im Saal merklich abkühlen ließ. Auf kolumbianischer Seite erntete Petro dagegen Applaus von Vizepräsidentin Francia Márquez und seiner Delegation. In den sozialen Medien entfacht die Rede eine hitzige Debatte, die von Empörung bis hin zu Zustimmung reicht.

Zusammengefasst war es eine Rede, die als emotionaler Appell für soziale Gerechtigkeit und Fortschritt klang. Die direkte Konfrontation mit den USA jedoch schlug hohe diplomatische Wellen. Ein bemerkenswerter Moment, der die aktuellen Spannungen zwischen den Ländern greifbar machte.
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Eisbaer
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Ergänzende Analyse zu Petros UN-Rede: Die Zuspitzung der Vorwürfe

Beitrag von Eisbaer »

In seiner Rede nutzte Präsident Petro seine letzte Gelegenheit auf dieser weltpolitischen Bühne, um die US-Politik unter der Administration Trump massiv anzugreifen. Die folgenden Punkte fassen die markantesten Vorwürfe zusammen, die unter anderem von internationalen Medien wie The Washington Post und Colombia One aufgegriffen wurden.

So forderte Petro einen internationalen Strafprozess gegen Trump und US-Beamte. Anlass seien tödliche Angriffe auf Boote im Karibikraum, bei denen seiner Darstellung nach arme Jugendliche aus Kolumbien und Venezuela ums Leben gekommen seien – Opfer, die aus purer Not und ohne Alternativen der Armut entfliehen wollten. Weiter warf er der US-Regierung vor, sie würde Kolumbien im „Krieg gegen Drogen“ ungerechtfertigt „aberkennen“ und damit die bilateralen Beziehungen ohne rechtliche Grundlage zerstören.

Besonders provokant war der Vergleich der US-Migrationspolitik mit den Vorläufern des Nationalsozialismus: Petro sprach von „Konzentrationslagern“ für Migranten an der Grenze, die an „Vorstufen zu Hitlers Aufstieg“ erinnerten und Rassismus sowie Suprematiegedanken schüren würden. Dies stelle eine Gefahr für die Demokratie weltweit dar. Zudem kritisierte er scharf, Trump spanne kolumbianische konservative Kräfte, die er mit Mafianetzwerken in Verbindung bringt, als Berater ein, um Lateinamerika zu dominieren.

Diese Passagen machten die Rede erst recht zu einem diplomatischen Paukenschlag und unterstreichen Petros entschieden konfrontativen Abschied von einer kooperativen Haltung gegenüber Washington. Sie beleuchten die Kontroverse in ihrer vollen Schärfe und zeigen, wie Petro seinen letzten UN-Auftritt als radikale Abrechnung inszenierte.
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Dolfi
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Gustavo Petros letzte UN-Rede: Scharfe Kritik und früher Abgang der US-Delegation

Beitrag von Dolfi »

Was für ein Spinner.

coentros
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Gustavo Petros letzte UN-Rede: Scharfe Kritik und früher Abgang der US-Delegation

Beitrag von coentros »

In der Rede hat er wieder das ganze Spektrum an Themen aufgefahren und miteinander verknüpft.

Kapitalismus, Sozialismus, die Notwendigkeit das globale Kapital zu zentralisieren, ein Aufruf an die Menschen in der ganzen Welt die globale Revolution auszurufen, Stalin, Sklaverei, Jesus, USA die ihrem neuen Hitler huldigen, Konzentrationslager, überlegene Rassen, Kant, Feuerbach und die alten deutschen Philosophen, Kokain vs Fentanylkrise, die Helden von Bolivar und Garibaldi, eine Nato die die Demokratie tötet und Menschen unterdrückt, der internationale Drogenhandel dominiert von einer Nazi-ähnlichen blonden, blauäugigen Elite, Migration, Klimakollaps, die Ausbeutung der Arbeitsklasse, die Legionen des alten Roms, der Genozid in Gaza (wenigstens 10x erwähnt). Ich glaube die Ukraine war das einzige Thema das er irgendwie „vergessen“ hat.

Dabei wirkt er ziemlich verzweifelt. Leider kann man so meines Erachtens kaum jemanden überzeugen.

axko
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Gustavo Petros letzte UN-Rede: Scharfe Kritik und früher Abgang der US-Delegation

Beitrag von axko »

Der Saal war auch ziemlich leer. Komisch!?

coentros
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Gustavo Petros letzte UN-Rede: Scharfe Kritik und früher Abgang der US-Delegation

Beitrag von coentros »

Ja wäre mal interessant zu wissen wie die Anwesenheiten üblicherweise aussehen, abhängig von Themen und Rednern. Das Auditorium hat einen recht gelangweilten Eindruck hinterlassen. Aber vielleicht ist das dort immer so ?
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Eisbaer
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Internationale Medienberichte: Fokus auf Trump-Kritik und globale Ungerechtigkeit

Beitrag von Eisbaer »

Die Rede von Präsident Gustavo Petro vor der UN-Generalversammlung fand in der internationalen Presse ein unterschiedliches Echo. Während Medien in den USA vor allem den direkten Angriff auf Donald Trump in den Vordergrund stellten, widmeten sich europäische und türkische Berichte stärker den übergreifenden Themen globaler Ungerechtigkeit.

Die US-amerikanische, linksliberale Zeitschrift The New Republic titelte etwa „Weltführer vergleicht Trump mit Hitler vor der gesamten UN“ und kritisierte die auffällig geringe Aufmerksamkeit der großen US-Medien für Petros Vorwürfe. Der Bericht betonte den Vergleich von Trumps Migrationspolitik mit Hitlers Antisemitismus und die Forderung nach strafrechtlicher Verfolgung wegen einer Komplizenschaft im Gaza-Konflikt.

Die deutsche Deutsche Welle konzentrierte sich unter der Überschrift „Petro fordert Strafverfahren gegen Trump“ auf die Anschuldigungen im Bereich der Migrationspolitik, die Petro als „Normalisierung von Grausamkeit und Hass“ brandmarkte. Die Rede wurde insgesamt als Plädoyer für multilaterale Zusammenarbeit in Fragen wie Klimawandel und Migration dargestellt, verbunden mit der Kritik an einseitigen US-Entscheidungen wie der Herabstufung Kolumbiens im Anti-Drogen-Kampf.

Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Agency hob hervor, dass Petro die US-Drogen- und Migrationspolitik als einen „Krieg gegen die Armen“ anprangerte. Besonders herausgestellt wurden der Gaza-Vergleich mit Hitlers Gaskammern sowie die vermutete Rolle der Kokain-Mafia bei der US-Entscheidung, Kolumbien zu deklassifizieren. Die Agentur vermerkte auch den Saalaustritt der US-Delegation und interpretierte die Rede als grundsätzliche Infragestellung des Rechts einer Fremdmacht, gewählte Vertreter zu ignorieren.

Das progressive US-Portal Common Dreams wiederum widmete sich primär der Forderung Petros im Gaza-Kontext und titelte „Genough Worte: Petro drängt auf bewaffnete UN-Streitmacht gegen Genozid“. Der Bericht verwies auf Kolumbiens Unterstützung für die IGH-Klage Südafrikas gegen Israel und den bereits 2024 vollzogenen Abbruch der diplomatischen Beziehungen. Diese Forderung wurde in einen größeren Zusammenhang von Vorwürfen der Komplizenschaft gegen USA und NATO gestellt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Rede in Lateinamerika und Teilen Europas als mutiger Akt des Multilateralismus gewürdigt wurde, während sie in den USA vor allem unter dem Gesichtspunkt einer weiter verschlechterten bilateralen Beziehung diskutiert wurde. Präsident Petro nutzte seine letzte große internationale Plattform konsequent, um seine progressive Agenda zu vertreten. Ob die konkreten Forderungen nach UN-Interventionen Gehör finden, bleibt abzuwarten; sie spiegeln jedoch die anhaltenden tiefen Gräben innerhalb der Weltgemeinschaft wider.
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Eisbaer
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USA entziehen Kolumbiens Präsident Petro das Visum – diplomatischer Eklat in New York

Beitrag von Eisbaer »

Die diplomatischen Spannungen zwischen den USA und Kolumbien haben einen neuen Höhepunkt erreicht. Das US-Außenministerium hat Gustavo Petro das Visum entzogen. Hintergrund ist eine Protestaktion Petros am Rande der UN-Vollversammlung in New York, bei der er US-Soldaten öffentlich dazu aufforderte, „Befehle zu missachten und ihre Gewehre nicht auf die Menschheit zu richten“.

In einem offiziellen Statement auf der Plattform X erklärte das Ministerium: „Wir werden Petros Visum aufgrund seiner rücksichtslosen und aufrührerischen Handlungen widerrufen.“

Petro reagierte auf den Visumsentzug gelassen. In sozialen Netzwerken schrieb er, er habe zwar kein US-Visum mehr, aber das sei ihm „egal“ – zumal er auch einen EU-Pass besitze und somit kein Visum für die Einreise benötige.

Politisch betrachtet ist das ein kalkulierter Akt der Selbstbehauptung: Petro inszeniert sich als souveräner Staatschef, der sich nicht von Washington einschüchtern lässt. Gleichzeitig nutzt er die Gelegenheit, um seine transnationale Identität zu betonen – ein Präsident mit europäischem Pass, der sich nicht auf die USA als Tor zur Welt angewiesen sieht.

Umsicht wäre hier nicht Schwäche, sondern strategische Klugheit. Ein Präsident muss nicht nur für seine Ideale stehen, sondern auch die politische Landschaft im Blick behalten – besonders in einem Land wie Kolumbien, wo die Polarisierung tief sitzt und die internationale Abhängigkeit groß ist.

Eines ist sicher: Petro bleibt seinem Stil treu – konfrontativ, ideologisch klar, und medienwirksam.
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axko
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USA entziehen Kolumbiens Präsident Petro das Visum – diplomatischer Eklat in New York

Beitrag von axko »

Frage mich wieso der Typ nen EU-Pass besitzt? Wird nur Frage der Zeit sein bis Trump wieder der EU mit Zöllen droht wenn Petro den EU-Pass behalten darf.
Nachtrag: er hat die Staatsbürgerschaft von Italien. Angeblich Vorfahren aus den Raum Mailand. Naja?

Carlo
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USA entziehen Kolumbiens Präsident Petro das Visum – diplomatischer Eklat in New York

Beitrag von Carlo »

Ich habe gerade Petros Rede in den Straßen von New York gesehen. Mit einem Megaphon in der Hand und einem roten Kufiyya um den Hals kritisierte er die USA und alle Unterstützer Israels. Ich habe nicht alles verstanden, was wahrscheinlich auch besser ist. Meiner Meinung nach hat er gewaltig einen an der Waffel. Anstatt sich um die Sicherheit in seinem eigenen Land zu kümmern, mischt er sich in die Außenpolitik starker Weltmächte ein. Er macht sich über den Entzug seines Visums lustig, da er ja noch einen europäischen Pass habe; seinen kolumbianischen Pass erwähnt er mit keinem Wort.
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Don Maximo
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USA entziehen Kolumbiens Präsident Petro das Visum – diplomatischer Eklat in New York

Beitrag von Don Maximo »

Armando Benedetti hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Trump hat es nicht verkraftet, dass Petro der Einzige war, der seine Meinung geäussert hat, und vor allem mit dem Finger auf Tatsachen gezeigt hat, die andere Politiker aus bequemer Opportunität oder politischer Feigheit zu vermeiden scheinen. Allerdings hat Petro selbst mit seiner Ausdrucksweise sicherlich mehr als eine Grenze überschritten.
Aber sicherlich ist es nicht Trump, der irgendjemandem Lektionen in Diplomatie, Umgangsformen oder Sprachkultur erteilen sollte.

Vor einiger Zeit hatte ich Claudia Sheinbaum bewundert, wie sie sich an ihren US-Kollegen gewandt hatte, um auf seine Vorwürfe in Bezug auf den Drogenhandel zu antworten. Das heisst, auf eine sehr kultivierte, diplomatische, aber gleichzeitig auch sehr direkte und unverblümte Art und Weise.

@axko, Ja, Petro hat italienische Vorfahren und hat daher die italienische Staatsbürgerschaft geerbt. Seine Familie stammt jedoch nicht aus der Lombardei (Mailand), sondern aus Süditalien. Sein Urgroßvater Francesco Petro soll bereits 1870 in die damaligen „Vereinigten Staaten von Kolumbien” ausgewandert sein. Auch seine Großmutter mütterlicherseits stammte, soweit ich mich erinnere, aus Kampanien.
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coentros
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Gustavo Petros letzte UN-Rede: Scharfe Kritik und früher Abgang der US-Delegation

Beitrag von coentros »

So wie Petro handelt funktioniert Weltpolitik leider nicht. Anstatt eines zähes Ringen um die eigene Position, Mehrheiten zu schaffen und andere Länder auf seine Seite zu ziehen greift er in einem fremden Land zum Megaphon und polemisiert auf der Strasse. Sein aussenpolitisches Vorgehen lässt erahnen wie er auch innenpolitisch handelt, entsprechend die vielen Personalveränderungen in seinem Kabinett vermutlich auch eine Folge seines fehlenden politischen Geschicks.

Seine Rede in der UN hätte beim Themenkomplex Gewalt, Kriegsverbrechen, Genozid mehr Glaubwürdigkeit wenn er nicht nur wiederholt einseitig das Vorgehen Israels sondern auch einmal das Vorgehen Russlands erwähnte. Immerhin haben internationale Stellen wie eben die UN oder der internationale Strafgerichtshof mehrfach Kriegsverbrechen in der Ukraine dokumentiert und mehrheitlich anerkannt bis hin zur Ausstellung von Haftbefehlen wegen völkerrechtswidriger Taten, u.a. Deportation ukrainischer Kinder.

Abgesehen davon inkonsequent einen italienischen Pass hochzuhalten wenn Italien gleichzeitig mehrheitlich EU-Positionen unterstützt, recht deutlich pro-Ukraine und differenziert bei Israel und Gaza. Warum überzeugt er nicht zunächst einmal die italienische Präsidentin ? Ob es angesichts der Lage Kolumbiens sinnvoll ist ein so hohes Gewicht einseitig auf einen weit entfernten Kriegsschauplatz zu legen mag jeder für sich selbst entscheiden. Ich bevorzuge "kehr erstmal vor Deiner eigenen Tür bevor du bei anderen den Besen schwingst", hier im Sinne der inneren Sicherheit die sich in Kolumbien sicherlich verschlechtert hat.

Wo er ansonsten noch den einen oder andere Punkt hätte macht er zuwenig. Die grüne Energiepolitik könnte er hervorheben, technologisch noch ganz anders vorantreiben und als politisches Argument mit Gewicht in Verhandlungen einbringen.

Andere angedeutete Themen seiner Rede aussen vor. Gustavo Petro mag möglicherweise gute Motive verfolgen, sein Vorgehen erscheint mir nicht besonders effektiv und effizient zu sein. Resultate zu Hause im eigenen Land zählen. Da wird er bei den nächsten Wahlen vermutlich von den Realitäten eingeholt. Und dann ?
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Eisbaer
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Petro kontaktiert China für UN-Friedensarmee: Direkte Eskalation gegen die USA in der Gaza-Frage

Beitrag von Eisbaer »

Die anhaltende Diskussion über die kontroverse UN-Rede von Präsident Gustavo Petro, den frühen Abgang der US-Delegation und die anschließenden diplomatischen Verwicklungen – einschließlich des Entzugs seines US-Visums – wird durch eine aktuelle Pressemitteilung der kolumbianischen Präsidentschaft um eine wichtige Facette ergänzt. Die Mitteilung beleuchtet die konkreten Schritte, die Petro unternimmt, um seine Forderung nach einem Ende des "Genozids" in Gaza umzusetzen, und zeigt, wie er aktiv eine multilaterale Alternative zur bisherigen Diplomatie sucht, die er als gescheitert betrachtet. Insbesondere seine Offenlegung von Kontakten mit China zur Schaffung einer "Friedensarmee" unter dem Dach der Vereinten Nationen unterstreicht seine kompromisslose und konfrontative Haltung gegenüber den westlichen Großmächten und passt damit perfekt zu den bereits diskutierten Ereignissen.

Pressemitteilung: Präsident Petro enthüllte Kontakte mit China zur Schaffung einer Friedensarmee, die den Genozid stoppt

Der Präsident sagte, dass die Organisation der Vereinten Nationen diese Armee auf Befehl der Menschheit organisieren müsse, und es gäbe kein Veto, weil es sich um die Generalversammlung handele.

New York, 26. September 2025

„Die Diplomatie ist heute nutzlos. Alle Reden, die wir gehalten haben, oder die, die ich selbst vor der UN-Versammlung gehalten habe, und viele andere, und die Anerkennung Palästinas, sind nicht mehr nützlich“, sagte der Präsident bei seiner Rede auf der Veranstaltung „Unsere Menschlichkeit, unsere Verantwortung“ (Nuestra humanidad, nuestra responsabilidad).

Der Präsident Kolumbiens, Gustavo Petro, enthüllte an diesem Freitag (26. September), dass er Kontakte mit China aufgenommen hat, um eine Friedensarmee zu schaffen, die den Genozid im Nahen Osten stoppt, und lud die Jugend der Welt ein, sich freiwillig für diesen Zweck zu melden.

Der Präsident schlug die Aktivierung des Mechanismus „Vereint für den Frieden“ vor, der durch die Resolution 377 (V) der UN-Generalversammlung gestützt wird, die im Jahr 1950 im Falle des Vetos des Sicherheitsrates verabschiedet wurde.

Er präzisierte: „Eine Resolution wird eingebracht, wenn wir die Überzeugung haben, dass die Stimmen drei Viertel übersteigen werden. Die Resolution weist die Vereinten Nationen an, die Armee zu organisieren. Wir werden es nicht sein, es werden die Vereinten Nationen sein. Es wird der Befehl der Menschheit an die Vereinten Nationen sein. Und es gibt kein Veto, weil es die Generalversammlung der Vereinten Nationen ist.“

Kontakt mit China

„Ich habe sogar vorgeschlagen, wie es geschah, als uns Panama weggenommen wurde, dass eine Liste kolumbianischer Freiwilliger eröffnet wird, die kämpfen, ihr Leben riskieren wollen. Und dass wir dies in allen Nationen der Welt tun. Indonesien sagte gestern, es stelle 20.000 Männer und Frauen zur Verfügung. Wir werden mit Malaysia und Pakistan sprechen. Und heute sagte ich dem chinesischen Delegierten direkt: Wenn Sie anfangen, haben wir es schon, es ist schon bereit“, betonte er.

Er hob hervor, dass es sich um „eine Armee handelt, die nicht zum Töten da ist, die nicht geschaffen wird, um die Liste der vielen Toten, die wir bereits haben, zu verlängern, sondern um abzuschrecken. In erster Linie, um den Genozid abzuschrecken und zu stoppen.“

In diesem Zusammenhang erklärte das Staatsoberhaupt: „Heute haben wir zwei mächtige Armeen, eine kleine an Zahl, die von Israel, gut ausgebildet, gut ausgerüstet, und eine große an Zahl, fast aus Söldnern bestehend, die Armee der Vereinigten Staaten.“

(Ende/fca/jgp)

Die strategische Wendung von Präsident Petro hin zu China, um das Vetorecht der westlichen Mächte im UN-Sicherheitsrat zu umgehen und eine Friedensinitiative voranzutreiben, wirft eine unausweichliche ethische Frage auf: Darf man die schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen eines potenziellen Partners wie China (etwa in Xinjiang) ignorieren, wenn das Ziel die Beendigung eines Konflikts ist, den Petro als Genozid bezeichnet?

Petros Vorgehen ist ein Lehrbuchbeispiel für Realpolitik, bei der die unmittelbare politische Notwendigkeit (ein Ende der Gewalt) über die moralische Konsistenz (die Wahl des Partners) gestellt wird. Seine Kritiker sehen darin Heuchelei, während seine Befürworter es als den notwendigen Preis für eine multilaterale Weltordnung ohne US-Dominanz betrachten. Es bleibt die Frage: Rechtfertigt das Ziel des Friedens die Allianz mit einem Regime, das universelle Menschenrechte missachtet?
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coentros
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Petro kontaktiert China für UN-Friedensarmee: Direkte Eskalation gegen die USA in der Gaza-Frage

Beitrag von coentros »

Abgesehen davon dass das autoritäre Regime in China eher eine Diktatur, jedenfalls keinesfalls eine Demokratie ist. Er sagt also selber Diplomatie, also Verhandeln, sei “nutzlos”. Gaza ist nur ein Vorwand. Zwischen den Zeilen hört man ja noch vieles anderes (das globale Kapital das zentralisiert gehört, etc). Er möchte “Revolution”. Und wenn daraus ein noch grösserer autoritär geführter Verbund diktatorischer Staaten entsteht vermutlich sogar erwünscht.

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Petro kontaktiert China für UN-Friedensarmee: Direkte Eskalation gegen die USA in der Gaza-Frage

Beitrag von Glboetrotter »

Unterdrückt China nicht seit einigen Jahrzehnten die muslimisch gläubigen Chinesen, genannt Uiguren (gemäss Wikipedia: turkestanische Abstammung) mehrheitlich in der autonomen Provinz Xinjiang? Es sollen rund 20 Millionen Muslime in China leben.
Muslime in China massiv unterdrücken und Augen zu, und in Palästina ist das nicht gut? Sicherlich ein ungleicher Vergleich ... nicht als Vergleich gedacht, nur als Meinung.
Ich finde beides schlecht, als Laie. Nicht meine Weltregion und wird es nie werden.
Gewalt ist immer abzulehnen, weltweit.
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