Zwischen Luxusapartments und Coca-Plantagen: Kolumbiens Drogenhandel floriert – trotz aller Bemühungen

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Eisbaer
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Zwischen Luxusapartments und Coca-Plantagen: Kolumbiens Drogenhandel floriert – trotz aller Bemühungen

Beitrag von Eisbaer »

Ich bin gerade auf einen sehr eindrücklichen Bericht mit Video von Sky News über Medellín und Kolumbien gestoßen. Hier eine Übersetzung der wichtigsten Punkte:

Der Bericht zeichnet ein drastisches Bild vom anhaltenden Drogenhandel in Medellín, der Stadt, die einst Pablo Escobar und mächtige Kartelle hervorgebracht hat. Journalisten filmten in einem berüchtigten Viertel, wie Händler ganz offen auf der Straße stehen und ihre Ware anbieten: „Kokain! Pillen! Ecstasy! Tusi!“.

Selbst im dichten Stadtverkehr („trancón“) halten Autos an, um direkt am Fahrzeugfenster Drogen zu kaufen. Motorradkurrier warten in Reihe, um Lieferungen zu Kunden in Luxusapartments und Clubs zu bringen. Und Fußgänger erwerben ihre Ware diskret, während das ganz normale Stadtleben um sie herum weitergeht. Ein System aus Pfiffen warnt die Dealer, sobald sich die Polizei nähert.

Das Team reiste auch tief in den Amazonas an der Grenze zu Peru. Dort fanden sie gut versteckte Coca-Plantagen von der Größe von acht Fußballfeldern, die bereit für die Ernte sind.

Trotz internationaler Bemühungen, die Produktion zu stoppen, bleibt sie hoch. Eine Zahl macht die Ungerechtigkeit deutlich: Für nur 70 Gramm reines Kokain werden 30 Kilogramm Coca-Blätter benötigt. Die Bauern, die diese Blätter ernten, erhalten dafür lächerliche sieben Dollar – während die Kartelle am Ende Milliarden scheffeln.

Letztendlich, so der Bericht, ist es die ständige und hohe Nachfrage aus den USA, die diese Schattenwirtschaft seit Jahrzehnten am Leben erhält. Diese Situation hat Kolumbien auch auf die Liste der „Problem-Länder“ von Präsident Trump katapultiert.

Falls ihr euch den originalen Bericht auf Sky News (auf Englisch) ansehen wollt, hier ist der Link:

Inside Pablo Escobar's home city where drugs are readily available to a traffic jam of cars


Quelle: Sky News
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Benjamin
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Zwischen Luxusapartments und Coca-Plantagen: Kolumbiens Drogenhandel floriert – trotz aller Bemühungen

Beitrag von Benjamin »

Zu dem Bericht muss ich sagen, da scheint Präsident Trump mit seiner Flotte ja vor der falschen Küste zu patrouillieren.

Statt Schiffe vor Venezuela zu positionieren, wo die größte Gefahr vielleicht ein knurrender Magen ist, sollte er vielleicht mal einen Abstecher nach Medellín machen. Da kann man ihm direkt vom Stau aus einen Willkommenscocktail aus Kokain, Pillen und Tusi ans Autofenster reichen – frischer und effizienter geliefert als jedes Amazon-Paket.

Es ist ein trauriger Witz, während wir uns über "Invasionen" sorgen, rollt die eigentliche Invasion seit Jahrzehnten ungebremst in unsere Städte – angetrieben von der eigenen Nachfrage. Aber hey, warum einfach die Nachfrage bekämpfen, wenn man auch stattdessen mit viel Tamtam am völlig falschen Ende rumdoktern kann? Vielleicht sollte die nächste "Operation" einfach den Lieferverkehr in den trancones von Medellín ins Visier nehmen. Da wären seine Truppen wenigstens mal produktiv beschäftigt.

Solange der Appetit auf Drogen ungebrochen bleibt, werden alle militärischen Drohgebärden nur so viel bewirken wie ein Wassereimer gegen einen Vulkan.

Carlo
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Zwischen Luxusapartments und Coca-Plantagen: Kolumbiens Drogenhandel floriert – trotz aller Bemühungen

Beitrag von Carlo »

Interessanter Bericht und gutes Video. Danke dafür.

Ich selbst hatte die Gelegenheit, Medellín schon vor dem Massentourismus kennenzulernen. Es war eine faszinierende Stadt – unglaublich schön, mit einer energiegeladenen Atmosphäre, aber immer mit diesem unterschwelligen Gefühl der Gefahr.

Umso trauriger finde ich, was ich heute darüber höre und lese. Dass die Stadt jetzt vor allem als Anziehungspunkt für Drogen- und Sextourismus bekannt ist, wo alles irgendwie aus dem Ruder gelaufen zu sein scheint. Eine solche Entwicklung ist mehr als nur "schade" – es wirkt, als würden die Geister der Vergangenheit, die man eigentlich überwunden glaubte, die Stadt wieder einholen und in ein ganz neues, düsteres Kapitel führen.

Da fragt man sich wirklich, ist das der wahre Preis des "Fortschritts" und der internationalen Aufmerksamkeit?

axko
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Zwischen Luxusapartments und Coca-Plantagen: Kolumbiens Drogenhandel floriert – trotz aller Bemühungen

Beitrag von axko »

Coca Plantagen in der Grösse von 8 Fussballfeldern? Diese sind so gut versteckt, dass sie nicht auffindbar sind?
Aufgrund von Sateliten hat die US-Armee in den vergangenen Jahren gezielt muslemische Terrostiten gefunden und mit Dronen eliminert. Die Frage ist wieso ist es nicht möglich gezielt diese Coca Felder zu finden? Moderne Spionagesateliten sind in der Lage aufgrund von der Wärmeausstrahlung verschiedene Pflanzen zu erkennen. Das gleiche gilt für illegale Goldminen im Amazonas. Da wird hektarweise Grünfläche zerstört um ein paar Gramm Gold zu finden und keiner findet diese Minen die auf der Oberfläche arbeiten.
Es scheint so, das dieses Gewerbe im Genuss eines ganz besonderen Schutzengel ist dessen schützende Flügel eine enorme Spannweite haben.
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