Selbständig in Kolumbien - auf der Suche nach Tipps

Tipps und Fragen von Auswanderungswilligen und Leuten, die den Schritt schon gewagt haben.

pension2
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Restauranteröffnung in Kolumbien - auf der Suche nach Tipps

Beitrag von pension2 »

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Hallo, ich schreibe heute meinen ersten Beitrag.
Eigentlich habe ich viele Fragen.
Aber ich fang erstmal mit einer Frage, zu der ich keine Antwort bisher im Forum finden konnte.
Ich möchte ein kleines Restaurant eröffnen mit typischen deutschen Essen.
Hat damit jemand Erfahrung damit?
Ich meine grundsätzlich mit einer Restauranteröffnung.
Vielen Dank im Voraus für eure Unterstützung.
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Bogotano
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Restauranteröffnung in Kolumbien - auf der Suche nach Tipps

Beitrag von Bogotano »

Die Eröffnung eines Speiserestaurants erfordert eine strukturierte Vorgehensweise, die sowohl geschäftliche Planung als auch die strikte Einhaltung lokaler Regulierungen und Gesetze umfasst. Zunächst ist die unternehmerische Basis zu schaffen, dies beginnt mit der detaillierten Ausarbeitung eines Businessplans inklusive Standortanalyse, Kostenkalkulation und Finanzierungsstrategie sowie die Entwicklung eines klaren Restaurantkonzepts (Küche, Zielgruppe, Alleinstellungsmerkmal) und der Wahl der geeigneten Unternehmensform (häufig eine S.A.S. - Sociedad por Acciones Simplificada). Die Firma muss beim lokalen Handelsregister (Cámara de Comercio) registriert und bei der Steuerbehörde DIAN angemeldet werden, um die steuerliche Identifikationsnummer NIT zu erhalten.

Der nächste kritische Schritt ist die Einhaltung der behördlichen Anforderungen für den Betrieb eines Speiserestaurants. Hierzu gehört die Sicherstellung der baulichen Zulässigkeit des Standorts und die Einholung der Betriebserlaubnis der jeweiligen Stadtverwaltung. Von größter Bedeutung sind die Gesundheits- und Hygienevorschriften. Das Restaurant muss die Standards des Gesundheitsamtes (Secretaría de Salud) erfüllen, was regelmäßige Kontrollen und die Notwendigkeit von Gesundheitszeugnissen für das Personal bedeutet. Bei Verkauf von Alkohol ist zusätzlich eine Ausschanklizenz erforderlich.

Schließlich muss das Unternehmen die arbeitsrechtlichen Bestimmungen für die Angestellten einhalten und die notwendigen Brandschutz- und Sicherheitsbestimmungen erfüllen.

axko
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Selbständig in Kolumbien - auf der Suche nach Tipps

Beitrag von axko »

und nicht vergessen die "vacuna"
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Bogotano
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Selbständig in Kolumbien - auf der Suche nach Tipps

Beitrag von Bogotano »

@axko

Das ist ein sehr guter und wichtiger Hinweis, den man im Rahmen einer umfassenden Planung zur Standortsicherheit und zum Risikomanagement nicht unbeachtet lassen sollte. Da dies ein so kritisches Thema ist und du anscheinend Erfahrungswerte dazu hast, wäre es für alle, die in Kolumbien ein Unternehmen gründen möchten, extrem wertvoll, wenn du hier erläutern könntest, welche Vorsichtsmaßnahmen oder strategischen Überlegungen man diesbezüglich treffen sollte. Alle profitieren von mehr Klarheit beim Thema Risikoprävention.
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Eisbaer
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Selbständig in Kolumbien - auf der Suche nach Tipps

Beitrag von Eisbaer »

Der Hinweis von @axko ist, so kurz er auch ist, leider sehr relevant und sollte nicht ignoriert werden. Unabhängig davon, ob man die lokale Situation als schwierig empfindet oder nicht, ist Risikoprävention und Standortsicherheit ein integraler, wenn auch unschöner, Bestandteil jedes umfassenden Businessplans in Kolumbien.

Als Moderator möchte ich diesen Aspekt gerne aufgreifen und die Diskussion erweitern: Die Sicherheitslage in Kolumbien hat sich seit den 90er-Jahren massiv verbessert, doch das Risiko von unvorhergesehenen Herausforderungen – seien es organisierte Kriminalität, Naturkatastrophen oder bürokratische Hürden – bleibt bestehen. Unternehmerische Widerstandsfähigkeit (Resilienz) ist hier das Stichwort.

Um zu verdeutlichen, wie elementar die strategische Vorsorge ist, möchte ich kurz auf eine eigene, historische Erfahrung eingehen. Ich habe in Medellín eine Sprachschule betrieben, die 1994 Ziel eines gezielten Angriffs wurde, weil die Täter uns fälschlicherweise für ein US-amerikanisches Unternehmen hielten.

Die gesamte Geschichte und die Lehren daraus habe ich hier zusammengefasst.

Das Ereignis hat mir gezeigt, dass man stets auf das Unerwartete vorbereitet sein muss. Daher: Ja, danke für den Hinweis zur "vacuna". Lasst uns nun darüber sprechen, welche konkreten, legalen Vorsichtsmaßnahmen und Versicherungen heutige Gründer in ihren Businessplan aufnehmen sollten, um sich und ihr Speiserestaurant bestmöglich abzusichern.

Selbst hier in meiner Kleinstadt ist das Thema Schutzgeld präsent – ein deutliches Indiz für die enorm verschlechterte Sicherheitslage in Kolumbien unter der aktuellen Regierung.
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axko
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Selbständig in Kolumbien - auf der Suche nach Tipps

Beitrag von axko »

Eine Blaupause kann ich nicht präsentieren. Es kommt auch darauf an wie die Erpressung folgt. Demnach kann man seine Strategie festlegen. Entweder zahlt man oder setzt sich mit der GAULA zusammen. Das muss jeder selbst entscheiden. Wünsche niemand diese Erfahrung.
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Don Maximo
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Selbständig in Kolumbien - auf der Suche nach Tipps

Beitrag von Don Maximo »

@pension2 Um dir konkrete Hinweise geben zu können, müsstest du schon einige zusätzliche Informationen liefern. Die Aussage, ein Restaurant mit deutscher Küche eröffnen zu wollen, ist zu vage, sodass ich daraus schließen muss, dass du keine Erfahrung in diesem Bereich haben dürftest. Andere haben bereits die verschiedenen zu berücksichtigenden Aspekte genannt.
Ich möchte zwei weitere Aspekte von grundlegender Bedeutung hinzufügen. Die finanziellen Mittel und die Verbindungen. Diese stellen zusammen mit soliden beruflichen Kompetenzen (sowohl gastronomischer als auch administrativer Art) die drei unverzichtbaren Stützpunkte für ein Unternehmen in diesem Bereich dar, damit es nicht ins Wanken gerät und scheitert.
Ich habe gewisse Erfahrungen, da meine Schwägerin ein kleines Restaurant in einer Immobilie meiner Frau hatte. Obwohl das Lokal gut besucht war und die Leute von weit her kamen, um die einfachen, aber authentischen Gerichte zu genießen, schloss es kurz nach dem Ende der Pandemie seine Türen.
Die Schwierigkeiten waren vielfältiger Natur. Ständig steigende Preise der Lieferanten, Verzögerungen und Unregelmäßigkeiten sowie Schwankungen in der Qualität der zulieferer. Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von fähigem und zuverlässigem Personal. Hohe Lohnkosten (wenn man die gesetzlichen Abgaben korrekt bezahlen will), die in keinem Verhältnis zur Rentabilität stehen. Ich habe sie überzeugt, zu schließen, bevor sie in die roten Zahlen gerät.
Unser Neffe, eigentlich ein begabter und qualifizierter Küchenchef, hatte letztes Jahr ein Lokal in Medellin eröffnet und musste es nach wenigen Monaten aufgrund vorhersehbarer wirtschaftlicher Schwierigkeiten wieder schließen. Als ich ihm damals davon abgeraten hatte, sich ohne angemessene Planung und ausreichende finanzielle Rücklagen selbstständig zu machen, hatte er mich noch ausgelacht. Außerdem habe ich Grund zu der Annahme, dass er Opfer von „Vacuna”-Forderungen geworden ist.
In dieser Branche gibt fast niemand einen Kredit ohne sehr solide Garantien, und wenn, dann zu unerschwinglichen Zinsen.
Bei uns im Pueblo halten neue Restaurants nicht lange, sie wechseln nach kurzer Zeit die Geschäftsführung oder sind übermäßig verschuldet.

Ich selbst bin nicht von der Branche, bin jedoch mitten drin (Hotellerie der alten Schule) aufgewachsen.
Virtus Junxit Mors Non Separabit

Glboetrotter
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Selbständig in Kolumbien - auf der Suche nach Tipps

Beitrag von Glboetrotter »

Die Kolumbianer tun sich sehr schwer mit ausländischen Gerichten (Ausnahme von italienisch, chinesisch und peruanisch).
Das was sie nicht kennen, und dazu gehört sicherlich auch das Deutsche Essen, das probieren sie auch kaum.

Ohne die Deutschen in der Hauptstadt Bogota hätten es die paar deutschen Restaurants relativ schwer.
Eine Currywurst ohne eine gute Wurst (zB vom Metzger Koller in Bogota, die nicht billig ist) ist nichts ... und scharf essen die Einheimischen kaum. Also Vorsicht.

Und die Paisas aus Medellin sind essenstechnisch noch schwieriger zu überzeugen ... Bohnen und Arepa wollen die täglich, jahrelang! Nicht Bockwurst und Käsespätzli.

Allenfalls könnte es im touristischen Cartagena gehen, wobei die Lokalmieten dort sehr hoch sind.

Oder in den ländlichen Regionen mit Touristen wie in Salento, Jardin, Filandia, Villa de Leyva, Barichara, Guatape (vacuna!) oder Santa Marta..

Da braucht es einen langen Atem, Geduld und ein grösseres Finanzpolster.

Die anderen Aspekte oben sind auch zu berücksichtigen.

Was meinen die anderen hier?

pension2
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Selbständig in Kolumbien - auf der Suche nach Tipps

Beitrag von pension2 »

Vielen Dank in die Runde für die Antworten auf meinen Beitrag.
Seit 2,5 Jahren komme ich regelmäßig nach Kolumbien. Ich habe hier meine große Liebe gefunden. Ich bin 58 Jahre alt.
Meine Freundin hat einen normal bezahlten Job in der Lebensmittelindustrie und wir wohnen in ihrer Eigentumswohnung in Cajica.
Eigentlich komme ich mit meinem Ersparten einige Zeit aus, bei normalen Konsumverhalten.
Ich bin bin in Deutschland schon viele Jahre selbständig.
Ich brauche eine Beschäftigung.
Ich habe die Gaststättenlandschaft schon lange beobachtet. Natürlich habe ich auch ein paar Testbesuche von Restaurants mit deutscher Küche durchgeführt. Sie konnten mich, bis auf eine Ausnahme, nicht überzeugen.
An den Wochenenden gehen gefühlt alle Kolumbianer Essen.
Ich denke an ein kleines Restaurant, wo es verschiedene deutsche Gerichte gibt und es gibt aber auch Gegrilltes ( z.Bsp. Thüringer Bratwurst) auf die Hand gibt. Ich bin kein gelernter Gastronom. In Deutschland betreibe ich eine Pension. Sie läuft verhältnismäßig gut. Ich wollte sie aus der Ferne auch weiterbetreiben. Aber da es zwischen Kolumbien und Deutschland kein Doppelbesteuerungsabkommen gibt, werde ich die Pension bestimmt irgendwann verkaufen.
Ich habe aber auch über einen Internethandel nachgedacht.
Wir haben schon verschiedene "Original" deutsche Kosmetikcremes, erfolgreich im Umfeld meiner Partnerin, verkauft.
Das Thema Visum ist natürlich auch noch ein interessantes Thema, wenn man nicht gleich Heiraten will.
Jetzt habe ich viele Informationen geschrieben.
Übrigens sind wir nicht an Cajica gebunden (die Wohnung würden wir vermieten, meine Partnerin hat Erfahrung damit).
Wir würden auch in eine andere Region umziehen, wo es etwas wärmer ist. Aber nicht in eine Großstadt.
Ich freue mich auf eure Antworten.

Benjamin
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Selbständig in Kolumbien - auf der Suche nach Tipps

Beitrag von Benjamin »

Ich hätte einen alternativen Vorschlag. Warum nicht eine Wohnung kaufen, sie renovieren, eventuell möblieren und dann vermieten?

Das Kapital wäre solide angelegt, du bräuchtest dafür kein Unternehmen, und wenn du es klug strukturierst, fallen außer den üblichen Abgaben beim Kauf keine weiteren Steuern an. Ich persönlich würde an Einheimische vermieten. Das schafft eine gewisse Kontinuität und du hättest eine sinnvolle Beschäftigung mit der Verwaltung und Vermietung.

Die Hürden, die bei einer Restauranteröffnung auf dich zukommen, wurden ja bereits angesprochen. Was es bedeutet, legal Waren aus Deutschland zu importieren und hier zu verkaufen, das will ich ehrlich gesagt gar nicht im Detail wissen.

pension2
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Selbständig in Kolumbien - auf der Suche nach Tipps

Beitrag von pension2 »

Vielen Dank an Alle, für die guten und wertvollen Hinweise.
Die Idee, von dir Benjamin, mit dem Wohnungssanieren klingt interessant und machbar.
Ich bin gelernter Elektriker und arbeite noch als selbstständiger Elektromeister.
Die Ausbauarbeiten sind machbar. In Deutschland war ich in der Richtung eigentlich auch schon sehr aktiv.
Ich werde es natürlich auch mit verschiedenen kolumbianischen Handwerkern versuchen, z.Bsb. Fliesenleger.
Mal sehen, wo es geeignete Wohnungen gibt.

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