Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

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CaribicStefan
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von CaribicStefan »

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hola Gordito...

dann musst du unbedingt in die Los Llanos reisen und vor Ort die Carne Llanera essen, am besten in Restreop.
Dort hat es ein riesen Restaurante und meist mit Livemusik...wenn man rein kommt, linke Hand hinter der Tankstelle meine ich.

Das mit den Gefährdungen in Kolumbien kenne ich aus meinem Freundes und Bekanntenkreis auch. Die machen sich teilweise
selbst verrückt damit.
Klar, keine Frage, dassman mit offenen Augen und Sinnen durch das dortige Leben gehen muss.

Hab vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht!

LG Stefan
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Don Maximo
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Don Maximo »

Ich stimme vollkommen zu, dass oft die Tendenz besteht, die Gefahren des Alltags aufzubauschen. Damit will ich nicht die tatsächlichen potenziellen Gefahren leugnen, vor denen man sich zu Recht in Acht nehmen sollte, aber mit einer verantwortungsvollen Haltung und ein wenig gesundem Menschenverstand. Ich habe bei uns im Dorf gesehen, dass nach zwei Diebstählen (über die ich hier berichtet habe) eine Geschichte entstanden ist, die leider vor allem viele ältere Menschen und alleinstehende Frauen unnötig in Panik versetzt hat. Beim dritten Versuch haben sie es dann bitter bereut.
Andere Dinge hingegen erzählen die Leute nicht. Zum Beispiel, als meiner Schwägerin spät abends ihr Handy vom Motorrad gefallen ist, ohne dass sie es bemerkt hat. Ein anderer Motorradfahrer hat es gefunden und aufgehoben. Wir haben die Nummer angerufen, um zu sehen, ob das Klingeln oder das Licht uns zeigen würde, wo es gefallen war. Aber eine Frau ging ran und sagte: „Das Handy ist bei mir zu Hause, mein Sohn hat es gefunden.“ Eine halbe Stunde später stand dieser Mann, etwa 40 Jahre alt, vor dem Tor unserer Finca und brachte ihr das Handy zurück. Belohnung? Die hat sie kategorisch abgelehnt.
Oder im Juni dieses Jahres, als wir in der Schweiz waren, hat mein Schwager vergessen, die Tür des Raums zu schließen, in dem wir Werkzeuge, Maschinen usw. aufbewahren. Sie war nur angelehnt, der Wind hat sie geöffnet und sie blieb 22 Tage lang weit offen stehen. Alles war von der Straße aus sichtbar. Es wurde nichts gestohlen. Dann kam zufällig eine Nachbarin vorbei und meldete es uns. Ich denke, manchmal ist es gut, auch solche Dinge zu hören und nicht nur die negativen.

Übrigens geht man bei uns davon aus, dass ein Motorroller leichter gestohlen werden kann als ein SUV der Oberklasse. Hier hüten sich die Leute davor, die Wohlhabenden zu bestehlen... und dies aus gutem Grund.

Die Geschichte der Bierdosen kenne ich gut und sie begleitet mich seit meiner Kindheit. Ich bin – unter anderem – mitten in der Hotellerie aufgewachsen und habe in dieser Hinsicht eine sehr pedantische Erziehung über mich gehen lassen. Konservendosen, Bierdosen und Getränkeflaschen usw. wurden vor dem Öffnen stets "sachgemäss" gereinigt. Viele werden jetzt lachen, aber ja, das Personal wurde akribisch in der Technik der Reinigung der Gebinde vor deren Öffnung geschult :o . Das machte damals auch Sinn, da alles in Kellern gelagert wurde. Staub, Schmutz, Schimmel usw. setzten sich auf den Oberflächen ab, und auch Mäuse waren keine Ausnahme.
Diese Gewohnheit ist mir teilweise geblieben, vor allem, als ich bis vor kurzem noch das Privileg hatte, einen Naturkeller zu besitzen, in dem ich Wein und Bier lagerte, oder wenn ich eine Dose Tomaten usw. öffne. Da wird kurz Staub und allfälliger schmutz abgewischt oder abgespült.
Virtus Junxit Mors Non Separabit
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gordito54
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

Liebe Leser, Mitforisten und Freunde!

Ruhig ist unser Leben geworden, kein Stress, wir haben unser Auskommen, wir sind angekommen. Ich denke, das darf man nach zwei Jahren und drei Monaten, nach dem wir Europa verlassen haben, so sagen. Und genauso hatten wir uns das auch gewünscht.

Was gibt es derzeit zu berichten?

REGENZEIT
Man stellt sich das in Europa häufig so vor, daß es monsunartig und permanent regnet. So ist das aber zumindest hier in Cartago nicht.
Gestern fing es abends an zu tröpfeln, dann hat es die ganze Nacht geregnet. Durchgehend, aber nicht sintflutartig. Die Straßen sind jetzt noch feucht und die Sonne erscheint am Himmel. Klar gibt es gelegentlich vor allem nachmittags kräftige Gewitter. Dann können Straßen auch knöcheltief unter Wasser stehen, weil die Kanalisation diese Massen nicht mehr aufnehmen kann. Eine oder zwei Stunden später ist das aber vorbei. Was bleibt, ist Schlamm auf den Straßen. Trocknet der ab, weht der Wind ihn weg.
Wenn es nachts geregnet hat und die Sonne nicht durch die Wolken kommt, ist die Tagestemperatur mit 26-28 Grad deutlich angenehmer als sonst. Dann sieht man auch den einen oder anderen mit einer Steppjacke auf dem Motorrad.
Man ist also gut beraten, seine Dinge vormittags zu erledigen. Häufig zieht es sich am Nachmittag halt ein und dann KANN es regnen.

EIN SAMSTAGNACHMITTAG
Gestern haben wir nachmittags beschlossen, uns den weihnachtlich geschmückten Parque Lineal wieder einmal zu besuchen. An der Eisdiele an der Ecke habe ich meine Frau auf einen Eisbecher eingeladen. Der war auch in Ordnung.
Die außen aufgebauten Tische und Sitzbänke mit Polstern waren einladend, sauber und gemütlich.
Die Vollkatastrophe dagegen war der Cappucino, den wir anschließend dort noch bestellt hatten. Das war Spülwasserqualität.
Es gibt in Cartago das “Nebraska”, dort verkaufen sie auch selber gerösteten Bohnenkaffee. Der Kaffee dort ist OK. Am besten ist er auf der “Hauptstraße” in unserem Barrio. Der ältere Herr, der den Laden betreibt, hat eine alte, aber prof. Siebträgermachine, die er offenbar auch gut bedient. Sein Kaffee ist der beste hier (außer meinem natürlich!). Wir waren erst einmal dort, aber es wird nicht das letzte Mal gwesen sein. Er hat sich sehr über unsere Anerkennung für seinen guten Kaffee gefreut.
Warum ist es kaum möglich, in einem Kaffeexportland wie Kolumbien eine Bar zu finden, die guten Kaffee ausschenkt?
Übrigens Kaffee! Ich verfolge die Preise für Grundnahrungsmittel nicht, wohl aber den Preis für ein Pfund gerösteten Kaffee aus heimischer Produktion. Der ist von 33.000 COP in einer Woche auf 41.000 COP (9,40 Euro) gestiegen!!
Ich erinnere mich daran, daß mir ein deutscher Freund erzählt hat, ihm ist auf einer Kaffeefinca löslicher Kaffee serviert wurde! Warum ist das so?

Wir werden an einem trockenen Abend den Parque Lineal wieder besuchen, um uns an den weihnachtlichen Lichtern zu erfreuen.
Ein anderes Mal wollen wir das neue Monumentalgebäude ansehen, das neben diesem Park errichtet wurde. Dort stand früher die Stierkampfarena. Jetzt ist der Sichtschutz weg, der dort seit unserer Ankunft aufgebaut war. Wir sind gespannt…..

DIE LILA KUH
Das Angebot an Schokolade ist hier überschaubar. Erstaunlich für ein Land, das Kakaobohnen exportiert.
Klar gibt es hier Importprodukte wie die goldenen Kugeln aus Italien. Die Vollmilchschokolade aus Deutschland gehört auch dazu. Für die 80-Grammtafel zahlst du hier in der Metro 16.000 COP, die Haushaltskette “Dollarcity” nimmt 14.000 COP (3,21 Euro). Für 10.000 COP weniger, also knapp einen Euro, kaufe ich meine Vollmilchschokolade in dem Supermarkt, der einen Vogel hat. Made in Polonia, da ist man sprachlos. (Ich habe gerade extra nochmal draufgesehen, um hier keine Blödsinn zu erzählen.) Es stimmt.

CERVEZA
Ich habe die hier verfügbaren heimischen Marken durch. Sie sind natürlich für den heimischen Markt gebraut. Mir fehlte bei allen die herbfrische, hopfige Komponente. Die habe ich jetzt gefunden. Nein, es ist kein Importbier, sondern eine bekannte Marke aus Belgien, das die hiesige Großbrauerei (gegründet vor 130 Jahren von dem deutschen Auswanderer Leo Kopp) in Lizenz herstellt.
Der Träger mit sechs Glasflaschen ist mir im Supermarkt mit dem Vogel als Sonderangebot aufgefallen. Also, erstmal einen Träger mitnehmen, 20 % Rabatt, das kann man riskieren. Damit liegt man preislich gleichauf mit den ganzen anderen Heimatmarken in der Dose, die viele beim Pokern schätzen.
Das Produkt hat mich überzeugt, denn den Saazer Hopfen riecht und schmeckt man. Daher brauche ich für eine Bier aus Europa nicht mehr bis zum Jumbo nach Pereira fahren und muß dort fast vier Euro pro Flasche hinlegen. Ein Sixpack mit Flaschen hier kriegst du überall ab 25.000 COP (5,72 Euro). Dosenware ist günstiger. Da ich mir nur noch am Wochenende ein Bierchen oder zwei gönne, ist das für preislich mich OK.
Schade ist, daß ich die hochwertigen Reliefflaschen nicht zurückgeben kann. Sie könnten ohne weiteres wieder befüllt werden. Das würde ein Rücknahmesystem voraussetzen und eine Flaschenreinigungsanlage in der Brauerei. Beides ist teuer.

SCHÖNER WOHNEN
In der Nähe des Flugplatzes und in Sichtweite des städt. Friedhofes wird derzeit ein Neubau angeboten, der für uns mangels Infrastruktur nicht in Frage kommt. Er wird derzeit schlüsselfertig für 125 MIO COP (28.630 Euro) angeboten, das sind 10 Mio. weniger als noch wor 2 Monaten.
Wir wurden von einem Bauträger angesprochen zu einem Neubauprojekt “El Recreo”. Phase 1 ist gestartet. Wir werden und das Musterhaus ansehen, sobald es steht. Das Areal ist keine 10 Minuten von unserem derzeitigen Standort entfernt, also nicht kurz vor dem Mond gelegen.
Da in Phase zwei auch Supermärkte mit angesiedelt werden sollen, ist das für Senioren, die wir nun mal sind, attraktiv. Für ein Reihenhaus mit drei Zimmern und zwei Bädern werden 165 MIO COP (38.800 Euro) verlangt. Das würde passen. Mal sehen, wir halten das mi Auge…….
Egal, wo wir “landen” werden, es setzt Mobilität voraus. Meine Holde wird also weiter daran arbeiten müssen, Motorroller und Auto zu beherrschen (und nicht umgekehrt), so schwer es auch werden wird für sie.

Es geht gegen 12 Uhr, ich schwinge mich gleich auf den Roller, um meine Frau von der Kirche “Fe y Esperanza” abzuholen.

Heute gibt es bei uns nur selbstgemachtes: Ofen-Frikadellen “Opa Gerd”, Kartoffelsalat “Oma Maria Elena” und einen Salat.

Lasst es euch gut gehen, herzliche Grüße an Alle nah und fern, speziell nach Ruanda!

Gordito54
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Holger78
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Holger78 »

Danke für den Bericht. Ich lese hier, es geht Euch gut. Das freut mich sehr. Genieße die Zeit mit deiner Frau.
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Macondo
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Beitrag von Macondo »

Lieber Gordito54

Vielen Dank für einen erneuten sehr lesenswerten Report deiner Erlebnisse in Cartago. Liebe Grüße zurück aus Ruanda. Ich freue mich dich im Dezember wieder zu sehen.

Saludos, Macondo
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CaribicStefan
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von CaribicStefan »

Moin Gordito und Gruß aus Münster,

habe wieder sehnsüchtig auf deinen Bericht gewartet!
Das mit der Bierproblematik kann ich gut verstehen, bin hier auch eher auf Jever oder Bitburger unterwegs.
Mir sagt bisher das Club Dorada am meisten zu, habe auch schon mal deutsches Import probiert, hat aber nen ganz anderen Geschmak so finde ich.

Habe gestern noch mit einer Freundin in Villavicencio telefoniert und auch sie sagte das alles immer teurer wird, auch gerade Strom, Gas, Wasser und die Müllabfuhr.
Als alleinerziehende Mutter weiß sie bald nicht mehr wie sie klar kommen soll. Das Colegio für die Kleine, Miete, Transport, Lebensmittel und das alles mit nem Gehalt, welches ein wenig über dem solario minimo liegt.

Euch nen schönen Start in die Woche und genießt die Vorweihnachtsruhe...

Chriska
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Chriska »

Gordito, probier mal das Costenia, das regt mich auch nach ein paar Bieren nicht auf. Falls es das gibt in Cartago.
Nicht verwechseln mit Costeniita.

Benjamin
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Benjamin »

Chriska, ich vermute, du meinst Costeña und Costeñita. Der Unterschied liegt nicht im Geschmack, sondern in der Flaschengröße und vielleicht im Selbstbild des Trinkers.
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Don Maximo
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Don Maximo »

@gordito54, ich freue mich für dich, dass du behaupten kannst, „angekommen“ zu sein, und wünsche dir, dass du noch viele entspannte und gesunde Jahre mit deiner Frau geniessen kannst.

Kaffee, Schokolade und Bier... drei Themen, denen ich mich ebenfalls mit derselben Einstellung genähert habe.
Die Schokolade aus Polen, die du erwähnst, habe ich auch probiert. Manchmal fand ich sie besser, manchmal war der Geschmack wenig überzeugend. Aber vermutlich lag das auch an einer schlechten Lagerung oder Einflüssen während des Transports usw. Letzte Woche habe ich 2 tafeln gekauft, waren mit weissem Belag.
Es gibt einige einheimische Hersteller qualitativ hochwertiger Schokolade, die ich bevorzuge und schätze. Ich stimme zu, dass der Preis hoch ist (für kolumbianische Verhältnisse erst recht). Wenn ich den Vergleich mit der Schweiz ziehe, gilt das übrigens auch für Kaffee. Schokolade gönne ich mir somit nur zu besonderen Anlässe.

Das belgische Bier habe ich im März entdeckt, ebenfalls beim Papagei. Es ist definitiv mein Lieblingsbier hier in Kolumbien geworden. Inzwischen führen es diverse Verkaufsstellen. Die Marke hat übrigens diesen Sommer auch in der Schweiz fuss gefasst. Anscheinend sind sie auf Expansionskurs. Das Sixpack bekommen ich hier ab ca. 18’000.
Hier ist das Bier anscheinend günstiger, dafür die Immobilien sündhaft teuer ;) . Wenn ich die Immo Preise sehe, die du erwähnst, kann ich nur noch staunen.

An dieser Stelle nochmals vielen Dank für deine interessante Berichte, und ein lieber Gruss aus dem Suroeste Antioqueño.
Virtus Junxit Mors Non Separabit
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

Liebe Freunde, Mitforisten und Leser!

Jetzt ist es passiert!

Taataa!

Die Zahl von 25.000 Zugriffen auf die Berichte, die ich für euch hier verfasse, sind "geknackt". Ich bin freudig überrascht von soviel Zuspruch, den ich nie erwartet hätte.
Danke, danke und danke!
Zum Jahresausklang werde ich noch ein paar Gedanken formulieren, was die Zukunft uns bringen könnte. Es wird also weitergehen, solange ihr Interesse habt.....

Aber vorher werden die nächsten Themen sein:
Der kleine Leguan
home shopping
Advent, Advent
Kracks

Lasst euch überraschen.

Herzliche Grüße an Alle, die hier leben und die, die (noch) in Deutschland oder der ganzen Welt unterwegs sind!

gorgito54
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

Liebe Mitforisten, liebe Leser und Freunde!

Der 2. Advent ist vorbei. Am Sonntagabend war hier “Lichterfest”. Vor jedem Haus waren Laternen aufgestellt, es war eine stimmungsvolle Beleuchtung, wenn man sich Musik in Stadionlautstärke und Böller wegdenkt. Wir sind mit dem Roller vom Fest der Erstkommunion unserer “Micky Maus” zurückgekommen und waren froh, heil wieder zu Hause zu sein, denn es kann sein, daß dir jemand einen Böller vor den Roller wirft. Oder dich mit einem Plastiktütchen mit Wasser bewirft, Mehl geht auch. Sie finden das lustig.

Meine Frau ist zwar hier aufgewachsen, aber die Zeit in Madrid hat sie doch sehr verändert. Heute macht auch sie um die hiesigen Gebräuche einen Bogen. Auch was das angeht, funken wir auf einer Welle. Wir waren uns schon Anfang November einig, daß das Haus auch in diesem Jahr nicht geschmückt wird. Wir legen keinen Wert darauf. Die Familie gegenüber wohl auch nicht.

Wir wurden gestern den ganzen Abend, die ganze Nacht und bis in den heutigen Vormittag mit “Musik” aus der Nachbarschaft beglückt, haben also schlecht geschlafen. Wir werden hier nicht bis zum Ende unserer Tage wohnen bleiben. Vielleicht ändert sich das ja schon im nächsten Jahr, wir werden sehen.

Heute ist die nächste Erstkommunion dran. Ich passe. Zwei Tage hintereinander Familie ist mir entschieden zu viel. Meine Frau hat sich schick gemacht (wie immer) und ist los. Ich schreibe.


KRACK
Unsere kleine Wohnstraße wird an ihrem Anfang von einer Entwässerungsrinne gequert, die mit Betongittersteinen abgedeckt war. Vor drei Monaten ist dort der Müllwagen eingebrochen. Damit keiner reinfällt, gerade mit dem Moto, hat jemand dann einen Bambusstock sichtbar reingesteckt.
Zwei Wochen später kamen einige Männer, um sich den Schaden anzusehen. Vor vier Wochen hat ein Bautrupp eine Baustelle eingerichtet und die Rinne komplett erneuert. Abgedeckt ist sie nun komplett mit Metallgittern, die mit dem Rahmen verschweißt wurden, damit sie nachts nicht Beine kriegen.

Der Bauschutt liegt noch da, die Absperrung existiert nur noch in Fragmenten. Ich bin gespannt, ob die Baustelle im Dezember aufgelöst wird.

Fazit: es tut sich was, aber manche Dinge dauern etwas…..


HOME SHOPPING
Die Schwester der Schwiegertochter meiner Frau verkauft Heimtextilien. Meine Frau wollte eine Tagesdecke für das Bett und Frotteehandtücher “buen calidad”. Sie hat beides bekommen.
Ich weiss nicht, was wir für die Handtücher bezahlt haben, aber es war zu teuer, denn sie entpuppten sich als minderwertige Läppchen, die du nach einem Jahr spätestens wegwerfen kannst. Nächstes Mal geht die Ware vor dem Kauf erst durch meine Finger, aber nicht mehr bei ihr.

Ein Kirchenmitglied in der Gemeinde meiner Frau hat einen Gemüseladen. Brauchen wir was, ruft sie ihn an und gibt ihre Bestellung durch. Das geschieht zweimal im Monat. Er kommt dann mir seinem Dreirad angetuckert, mal ist es eine, mal sind es zwei Plastikkästen. Wir zahlen etwa je 70.000 COP (16 Euro) je Kasten für Ananas, Erdbeeren, Staudensellerie, Mango, usw. Alles ist Handelsklasse 1A und superfrisch. Daher kaufen wir regelmäßig bei ihm ein und der Kühlschrank ist voll guter Sachen, wenn er wieder fährt.


DER KLEINE LEGUAN
Wenn ich in der Mitte der alten Promenade am Fluß des “Parque La Isleta” auf der Bank am Ufer sitze, dann sehe ich dort im Bewuchs der Uferzone ein Bäumchen, das vom Ufer weg in Richtung Flußmitte gewachsen ist. Über dem freien Wasser hat der Stamm dann noch den Weg nach oben zum Licht gefunden. Vom Ufer aus gesehen ist er wie ein liegendes ”S” gewachsen.

Mittags -gerade in der Trockenzeit- liegt die Hitze wie eine bleierne Glocke über der Stadt. Wer kann, flieht in den Schatten oder in klimatisierte Räume. Ab 4 p.m werden die Schatten länger, die Hitze nimmt etwas ab. Geht ein Lüftchen, ist es dort am Fluß angenehm.

Das Sonnenlicht fällt durch die Blätter und dort beleuchtet es einen Streifen von etwa einem Meter auf eben diesem Stamm. Da liegt er dann faul in der Sonne: der kleine Leguan. Mit seinen Krallen hält er sich am Holz fest, der lange, peitschenartige Schwanz hängt fast im Wasser. Er döst dort, ich hier auf der Bank.

Das sind Momente, da frage ich mich: “Was denkst du wohl, mein kleiner Freund?”
Fressen? Fortpflanzung? Geld in Gold anlegen?
Seine Familie gab es schon, als wir noch mit Faustkeilen durch die Lüneburger Heide latschten.
Und heute glauben wir, die großen Macker zu sein….
Ich denke dann manchmal in Gedankenfetzen daran, welche Schlüsselereignisse es in meinem Leben gab, die mich letzten Endes auf diese Bank gesetzt haben. Und dafür bin ich dankbar…..

Es geht ein leichter Wind, ich geniesse es, hier zu sein.
Keine Termine.
Kein: “Vor ihrem Urlaub müssen Sie unbedingt noch…”

Mit der angenehmer werdenden Temperatur hört man auch wieder erstes Vogelgezwitscher.
Der Lärm der Stadt ist weit weg. Gut so!

Die Sonne wandert, sein Sonnenfenster ist weg. Er geht, ich auch.



ADVENT, ADVENT
Fast alle Häuser sind mit Lichterketten geschmückt, wie jedes Jahr. Wenn die Dunkelheit einsetzt, wandeln sich daher auch wenig ansehnliche Viertel in schmucke Lichtinstallationen. Das Elend weicht dem Licht.
Die Stadt hat alle Parques und die Hauptstraßen weihnachtlich geschmückt, bei Dunkelheit ist alles beleuchtet. Das ist uneingeschränkt sehenswert.
Weihnachtsmärkte wie in Deutschland gibt es nicht. Heute Nachmittag hatte es fast 30 Grad, da könnte der Glühweinstand dicht machen.
Alles für das Fest bieten die Supermärkte an. In der Metro kriegst du einen Plastikweihnachtsbaum 1, 80 Meter hoch für “nur” 280.000 COP (62,62 Euro). Ohne Schmuck. Mit Kugeln und was dazu gehört bist du die erste Million los. Da hast du noch keine Geschenke für die (große) Familie.

Wir werden auch in diesem Jahr die Feste in Ruhe feiern, ohne TamTam.

Die Preise für Bier, Wein und Hochprozentiges steigen, ein untrügliches Zeichen dafür, daß es weihnachtet.

Für Kolumbianer ist unverständlich, daß ich mich immer auf den 7. Januar freue, dann ist der ganze Zirkus nämlich vorbei und wieder “Normalbetrieb”.

So, meine Lieben, das wäre es wieder gewesen.

Noch ein Wort: Seit über 2 Jahren berichte ich (gerne) über meine Auswanderung. Hier und heute wird jedoch das Kapitel meiner Auswanderung aus Deutschland, meiner Einwanderung und meiner Integration enden. Was zu sagen war und was wichtig war, ist gesagt worden.

Wenn es euch interessiert, dann geht es ab Januar weiter mit “Unser Leben in Cartago”.
Ich habe mittlerweile einen (deutschen) Freundeskreis.
Wir sehen und nächste Woche ein Haus im Bestand an, was in seiner Aufteilung und im Preis passen würde. Nun zählt die Qualität des Gebäudes und das Umfeld, denn ich will mich auf meine alten Tage nicht mehr groß verschulden.
In Bogota wird ein gebrauchter Renault R19 angeboten, gut gepflegt und technisch OK für einen guten Preis, mal sehen.

Wie ihr seht, wir haben uns (erreichbare) Ziele für unsere Zukunft gesetzt. Nächstes Jahr ist mein neues Visum fällig. Wie schnell drei Jahre doch vergehen.

Euch allen vielen Dank für euer Interesse, eure guten Wünsche für uns, schöne Feiertage, ein gutes 2026 und bis zum nächsten Jahr!

Mit herzlichen Grüße aus Cartago/Valle, Colombia

gordito54

Max
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Max »

Merci für deine Berichte immer sehr interessant
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Macondo
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Beitrag von Macondo »

Servus Gordito

Danke für deinen schönen Bericht. Ich freue mich auf unser nächstes Treffen.

Liebe Grüße

coentros
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von coentros »

Hallo Gordito

Vielen Dank für das Teilen Deiner Erfahrungen und Erlebnisse. Für mich immer lehrreich was Du berichtest. Du hast einen intensiven Weg hinter Dir, über zwei Jahre das komplette Auswandererprogramm. Viele Hürden die es zu überwinden galt, viel Geduld und Anpassungsfähigkeit. Meinen herzlichen Glückwunsch zum Gelingen Deiner Mission ! Ich freue mich weiterhin, nun über Deine Erlebnisse in Cartago zu lesen.

Ein Thema das mich selber sehr beschäftigt: die Nachhaltigkeit und Langlebigkeit von Produkten und Waren. Sei es das Mobiltelefon das mindestens 7 oder 8 Jahre in Service sein muss. Oder ein gutes Paar hochwertiger Schuhe dass ich 25 und mehr Jahre trage, ab und an neu besohlt, und dessen Patina und Kratzer im Leder Zeugnisse schöner Erinnerungen sind. Hemden guter Qualität, aus entsprechenden Baumwollfasern, die auch 100 Waschgänge ermöglichen.

Insofern Deine Beobachtung zu Bett und Frotteehandtücher “buen calidad” sehr interessant. Wie findet man sehr gute Qualität in Kolumbien ? Für mich ein wiederkehrendes Thema, an allen Fronten. Auch eines dass ich meiner Verwandtschaft nahebringen möchte. Wer beim Kauf auf Qualität verzichtet, einseitig billig billig und von kurzer Haltbarkeit, kauft kompromisslos teuer ein. Kein einfaches Thema.
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Tenere-wue
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Tenere-wue »

Servus Gordito,
es freut mich sehr das du in Kolumbien nun endgültig angekommen bist. Ebenfalls vielen Dank für deine bisherige Eindrücke und Berichte aus Cartago. Vielleicht suche ich ja bei dir mal nach Ratschlägen , wenn es bei mir soweit ist. Bis bald und liebe Grüße an deine Frau und unseren gemeinsamen Bekannten.
-vive tu sueno !
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gordito54
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Beitrag von gordito54 »

@Max: vielen Dank, das freut mich.
@Macondo und Tenere-wue: bis bald in alter Frische hier in Cartago! LG

@coentros:
Danke für deinen Beitrag. Das freut mich.
Tja, wie findet man gute Qualität in Kolumbien?

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß hier qualitativ hochwertige Produkte auch teuer sind.
Dazu ein Beispiel: Im Schuhladen habe ich für ein Paar Leinenschuhe 70.000 COP (15,63 Euro) bezahlt. Nach 14 Tagen gingen die Sohlen ab, die ein Schuster wieder angeklebt hat.

Zu meinem Geburtstag in diesem Jahr hat mir meine Frau zwei Paar Schuhe spendiert. Es gibt im Zentrum ein Schuhgeschäft, daß nur Lederschuhe im Angebot hat. Dort kostet ein gutes Paar Schuhe (mit Kunststoffsohle) aus kol. Fertigung 200.000 COP (45 Euro). Das sind sie aber auch wert. Daher kaufe ich weiterhin nur dort.

Meine Jeans kaufe ich online in den USA, es ist die Cowboy-Marke, nach der auch ein Jeep benannt ist. Sie sind haltbar.

Poloshirts kaufe ich hier im Zentrum beim Herrenausstatter. Eines in Größe 3XL in guter Qualität aus kol. Fertigung kostet 75.000 COP (16,75 Euro). Das erscheint mir auch angemessen.

Die nächsten Frottee-Handtücher werde ich in der Metro kaufen, wenn es dort ein Sonderangebot gibt. Aber vor der Kasse gehen sie durch meine Finger. Stimmt die Qualität nicht, bleiben sie liegen.

In den Fachgeschäften im Zentrum habe ich bei hochpreisigen Produkten gute Erfahrungen gemacht. Zum Beispiel bei Bettwäsche. Shein und Temo sind nicht meins. Wer da kauft, kauft mindestens zweimal. Für mich ist da nichts dabei.

Wenn ich hier etwas nicht bekomme, aber genau weiss, was ich will, kaufe ich bei mercado libre oder dem großen USA-Versandhandel. Das kommt aber eher selten vor.

Sucht meine Frau etwas, begleite ich sie. In den Fachgeschäften mi Zentrum werden wir häufig fündig und die Preise sind angemessen.

Motorroller: Uns wurde eine Ruine auf Rädern angeboten. 65.000 km. Es war das Modell “Wartungsstau”. Man wollte 2,6 Mio. COP (580 Euro). Da zahle ich lieber 10.000.000 COP (2.232 Euro) für einen neuen japan. Markenroller aus indischer Fertigung.

Elektrogeräte: Marken, die man auch in Europa kennt, funktionieren hier auch. Aber: die heimischen Qualitätsmarken wie Mabe oder Kalley sind nicht schlechter. Gebraucht kaufen? Würde ich nie.

Fazit: Mit hochpreisigen Produkten fahre ich hier langfristig besser, weil i.d.R. die Qualität auch stimmt. Ich habe dabei noch nie eine Bauchlandung gemacht. Dabei bilde ich mir ein, nur “normale” Qualitätsansprüche zu haben. Billig ist mir zu teuer, da das Produkt fast immer enttäuscht und ich mir später doch etwas vernünftiges zulege.

Herzliche Grüße aus Cartago

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